Bernd Leitenbergers Blog

Corona Wahrheiten

Den Anlass für den heutigen Blog muss ich wohl nicht groß erklären, denn ab Morgen gibt es wieder einen Teil-Lockdown. Ich bin davon betroffen, subjektiv stark, aber objektiv wohl viel weniger als andere. Ich gehe nicht auf Konzerte, Veranstaltungen, Volksfeste und in die Gastronomie. So gesehen bin ich wenig betroffen. Mein Einkommen hängt auch nicht davon ab, dass ich etwas an etwas oder irgendwo arbeite, was ich nun nicht mehr tun könnte.

Ich habe eigentlich nur eine Freizeitaktivität, die aber doch intensiv: Schwimmen. Jetzt im Winter dreimal in der Woche, in der Freibadsaison sogar täglich. Und die Bäder waren, die ersten die im März schlossen und erst Ende Juni, erst einen Monat nach der Gastronomie und den Reisebeschränkungen wieder öffneten. So gesehen bin ich von dem Teil-Lockdown nicht begeistert, zumal die beiden Bäder die ich besuche, wirklich viel getan haben, dass man sich kaum außerhalb des Schwimmbeckens begegnen kann, vor allem durch Reduktion der Gästezahl und Sperren von Kleiderschränken und Duschen. Schwimmen in Coronazeiten ist wegen der Beschränkung der Besucherzahl für mich sogar noch besser als vorher, denn man hat mehr Platz.

Nun gibt es wieder einen Teil-Lockdown und niemand ist davon begeistert. Anders als im Frühjahr gibt es auch Widerstand, nicht nur von Coronaleugnern, sondern auch Verbänden wie der Gastronomieverband oder dem der Lehrer und 35 Oberbürgermeister haben unseren Ministerpräsident Kretschmann in BW angeschrieben und sich beschwert. Das ist ein gutes Zeichen für Föderalismus und das es noch Leute gibt, die ihren Verstand nutzen. Ich will heute mal das Thema beleuchten und zeigen das es verschiedene Sichten der Coronainfektion und ihre Eindämmung gibt und man in jeder auf einen anderen Schluss kommt.

Die Sicht der Wissenschaft

Covid-19 SARS, so der offizielle Name (es gibt auch zahlreiche andere Coronaviren die bei Tieren wie Menschen Krankheiten auslösen können) ist eine über Tröpfcheninfektion übertragbare Virusinfektion. Für die Wissenschaft ist das nun nichts Neues. Zahlreiche Krankheiten werden so übertragen, die bekanntesten sind wohl die Grippe, der gemeine Schnupfen oder der grippale Effekt. Die Mediziner wissen daher auch, was sie machen müssen, um eine Infektion einzudämmen oder beim medizinischen Personal zu verhindern. Allerdings bewegten sie sich mit der Infektionslage in ganz Deutschland und nicht der Bekämpfung von Infektionen im Krankenhaus auf neuem Gebiet. So gab es im Frühjahr auch drastische Einschränkungen, wenn man sich außerhalb der Wohnung im Freien aufhielt. In Nordrhein-Westfalen dürfte man nicht mal zu zweit auf einer Parkbank sitzen. Wie wir heute wissen, ist durch den Verdünnungseffekt die Gefahr sich anzustecken im Freien aber deutlich geringer ist, als in Räumen. Und eine der Folgen der neuen Erkenntnisse ist nun auch das Schulen oft lüften sollten. Dazu gelernt hat man auch bei der Behandlung von Patienten und der Risikoabschätzung – im Frühjahr hieß es noch jeder Vierte infizierte erkrankt, jeder Zwanzigste stirbt. Inzwischen wissen wir das die Dunkelziffer der Infizierten, die nie getestet wurden, beim Faktor 6 bis 10 liegt und da nun das Virus durch Urlaubsheimkehrer vor allem Jüngere trifft und der Altersdurchschnitt sinkt, sterben auch viel weniger. Waren die Todesrate bis September bei 4 % so liegt sie derzeit bei unter 1,9 % – es gab rund 300.000 Neuinfektionen in den letzten Wochen aber „nur“ 1.200 Tote. Die Wissenschaft kann Fakten liefern und Vorschläge wie man die Infektion verlangsamen kann oder wie man das Gesundheitssystem aufstellen muss, um der Epidemie besser zu begegnen. Sie macht aber keine Aussage darüber, was das kostet und wie stark es den Einzelnen einschränkt.

Die Sicht der Wirtschaft

Aus Sicht der Wirtschaft will man natürlich gar kein Herunterfahren, weder einer einzelnen Branche noch der ganzen Wirtschaft. Schnell ist da von einem „Berufsverbot“ die Rede und sehr schnell summieren sich die Schäden nicht nur für Unternehmen, sondern auch die Bevölkerung zu hohen Summen. Die Bundesregierung hat für die Krise 750 Mrd. Euro lockergemacht und selbst das kann die Schäden nicht ersetzen. Im Gegenteil: ganze Branchen bekommen keine oder fast keine Hilfe. So das Sexgewerbe, alle die irgendwie mit Veranstaltungen zu tun haben, egal ob das ein Zirkus, Schausteller, Messebauer oder Künstler sind. Dazu kommen viele Selbstständige, die vielleicht ihre Miete ersetzt bekommen, aber davon können sich nicht leben. Kurzarbeitergeld bekommen sie ja nicht. Die Wirtschaft würde eine klassische Kosten-/Nutzenanalyse machen. Was kostet es, wenn wir einen Lockdown machen und was wenn wir die Wirtschaft weiterlaufen lassen? Trump kannte ja, wie man inzwischen weiß, durchaus schon im März die Gefährlichkeit des Virus, hat sich aber gegen einschneidende Maßnahmen entschieden, um die Wirtschaft weiter laufen zu lassen. Um es mal ganz extrem zu formulieren: für die Wirtschaft sind Menschen nur „Human kapital“, ja den Begriff gibt es dort. Wenn – hochgerechnet von den aktuellen Zahlen und bei Berücksichtigung eines Faktors 6 von infizierten ohne Symptome und die nie gestehst wurden, aber infiziert sind, man gar nichts machen würde, würden in Deutschland rund 270.000 Menschen an Covid-19 sterben. Das Verhindern dieser Toten kostet bei 750 Mrd. Euro also rund 3 Millionen Euro pro Person – ist so viel ein Menschenleben wert? Die Wirtschaft würde es wohl kaum beeinflussen, denn alleine die Zahl der Arbeitslosen ist zehnmal so groß. Ja, da vor allem die Alten und sowieso gesundheitlich angeschlagenen sterben, würde so die Gesellschaft ne Menge Geld sparen. Solche Äußerungen, wenn auch freundlicher und verklausulierter formuliert, gibt es auch von Abgeordneten der FDP und AFD.

Natürlich ginge das nicht. Denn zum einen hat man die niedrigen Todesraten nur bei einem funktionierenden Gesundheitssystem – man muss sich nur mal ansehen wie es in Ländern aussieht wo dies nicht der Fall ist – und zum anderen würden ja viel mehr Personen zeitweise ausfallen bzw. ein Teil der Genesenen leidet noch Jahre oder Lebenslang unter Einschränkungen wie reduzierter Lungenfunktion und damit stark reduzoerter körperlicher Leistungsfähigkeit.

Die Sicht der Ethik

Für die Ethik ist jedes Menschenleben wertvoll und sogar das höchste Gut. Das treibt manchmal seltsame Blüten, so muss man eine Patientenverfügung machen, wenn man verhindern will, dass man in einem Zustand, den man selbst nicht als lebenswert erachtet, künstlich am Leben erhalten wird. Das wird bei uns auch nicht infrage gestellt. So gestehen ist jede Maßnahme, welche die Verbreitung des Virus eindämmt, gerechtfertigt. Vor allem natürlich der Schutz von besonders Gefährdeten wie Alten. Kirchen hatten so auch wenig Probleme Gottesdienste abzusagen oder die Teilnehmerzahl zu beschränken, obwohl sie in Sachen Online-Ersatz deutlich Nachholprobleme haben, und wenn wir ehrlich sind, das wichtigste beim Gottesdienst ja die Gemeinschaft ist, die man so nicht mehr hat. Angesichts eines Landes mit hoher Bevölkerungsdichte und der Tatsache, dass die meisten in Städten wohnen, wo man noch enger zusammenlebt, bedeutet dies natürlich gravierende Einschränkungen des täglichen Lebens und größere Versammlungen jeder Art scheiden aus. Die Ethik gerät auch schon vorher in Konflikt, nämlich dann, wenn das Gesundheitssystem überlastet wird. Denn dann muss man Entscheidungen treffen – wer bekommt eine Behandlung auf der Intensivstation und wer nicht. Daher wird man aus ethischer Sicht diesen Zustand in jedem Falle vermeiden.

Die Sicht des Humanismus

Humanismus bedeutet dem Menschen zugewandt, der Duden definiert es als „Denken und Handeln im Bewusstsein der Würde des Menschen; Streben nach Menschlichkeit“. Der Unterschied dazu, das Leben des Menschen als höchstes Gut zu sehen wie bei der Ethik, ist das Würde und Menschlichkeit auch darin äußern können die Gesundheit und das Leben des Einzelnen zu gefährden. Nach einer humanistischen Überzeugung gibt es Grenzen von Maßnahmen. Bewohner eines Seniorenheims monatelang von jedem Besuch abzuschneiden, um die Infektion zu verhindern, ist zum Beispiel unverhältnismäßig, wenn man mit Masken und Desinfektion durchaus auch schon einen guten Schutz erreicht. Human ist es jede Maßnahme auf Nutzen und Einschränkung des Lebens zu überprüfen. Wir finden das auch in den Grundrechten, bei denen es ja nicht ein hervorgehobenes Grundrecht auf Leben gibt, sondern sie alle gleichberechtigt sind. Daher wurden viele Maßnahmen der Politik zur Eindämmung von Corona auch von Gerichten wieder einkassiert. Würde man nur nach der Ethik gehen, so könnte man nicht nur bei Corona vieles verbieten, sondern auch sonst. So gefährliche Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko, ungesundes Essen, Motorradfahrern. Woanders könnte man bedeutende Einschränkungen machen wie die Pflicht für Fahrradfahrer Helme zu tragen oder in Autos, die nun ja alle ein Navi haben und damit nicht nur wissen, wo sie sind, sondern auch welche Verkehrsregeln in diesen Straßen gelten, die Pflicht, dass die Elektronik die Tempolimits einhält. Der Humanismus achtet aber die persönliche Freiheit als ein höheres Gut als die Möglichkeit sich oder andere zu verletzten oder gar zu sterben. Humanismus hat es bei uns schwer. Das sieht man daran wie schwer sich die Gesetzgebung tut den Suizid zuzulassen (sie kann ihn nicht verhindern, aber Menschen bestrafen die jemanden dabei unterstützen) oder auch daran, dass alle Drogen (bis auf die beiden schlimmsten Alkohol und Nikotin) verboten sind, weil man die Gesundheit des Menschen so hoch einstuft, dass man ihn lieber ins Gefängnis sperrt als das er Drogen nehmen darf.

Die Sicht der Politik

„Ein garstig Lied! Pfuy! ein politisch Lied!“ (Faust, Auerbachs Keller, Goethe). Ich habe das Gefühl in dem Spannungsfeld der obigen Sichten geht es gar nicht um einen Kompromiss, sondern um Profilierung und Aktionismus. Man schließt innerhalb von Europa die Grenzen zu den Nachbarländern – obwohl das Virus aus China stammt und innerhalb von zwei Monaten nach Deutschland kam. Welchen Sinn soll das haben? Es wird doch dann in den anderen EU-Ländern genauso verbreitet sein und die meisten Infizierten kamen ja aus Ischgl in Österreich lange vor der Grenzschließung.

Man vernietet erst mal alles, selbst mehr als zwei Personen im öffentlichen Raum und man lockert dann, wenn die Zahlen rapide runter gehen, auch nicht sofort wieder. Denn Sinn etlicher Maßnahmen konnte man schon im März bezweifeln. Aber inzwischen ist man auch nicht schlauer. Es gab ja inzwischen viele Infizierte nicht nur einige Hundert wie damals. Bei denen hat man untersucht, wie sie sich infiziert haben und wie stark sie das Virus weitergaben. Man weiß das die Branchen, die man nun wieder mit Verboten belegt wie Gastronomie und Beherbergung nicht die Hauptquellen für Infektionen sind, trotzdem kommt wieder diese Keule als Erstes. Aber 30 Schüler in einem engen Klassenraum, das ist kein Problem. Gut bis zum Alter von 10 sind Kinder recht gut vor der Infektion geschützt, aber das ist gerade mal bis zur vierten Klasse. Den Vogel schoss letzte Woche, als das Beherbergungsverbot schon raus war, Friedrich Merz ab, der auf dem CDU-Parteitag bestand und dessen Absage als Maßnahme gegen ihn, da er derzeit angeblich die besten Chancen für den Parteivorsitz bei der Basis hat, sah. Also nur mal zum Verständnis. Bei einmaligen Ereignissen, nicht wiederholbar, ob positiv oder negativ (Hochzeit, Beerdigung) durften zu dem Zeitpunkt nicht mehr als 10 Personen zusammenkommen. Ich konnte im Oktober nicht zur Beerdigung einer entfernten Verwandten, wegen der Beschränkung. Aber 1001 Delegierte bei einem verschiebbaren Parteitag sind kein Problem? Urlauber müssen wegen des Beherbergungsverbotes abreisen, aber CDU-Deligierte aus ganz Deutschland dürfen nach Stuttgart anreisen und sich treffen? Und da fragen sich Politiker noch, woher die Politikverdrossenheit und der Zulauf für die AfD kommen.

Das Schlimme daran ist, in der öffentlichen Meinung stehen die Politiker gut, da die möglichst einschneidende Maßnahmen durchsetzen. So Söder. In Bayern gab es die einschneidendsten Maßnahmen. Ich konnte als Hausbesitzer nicht mal in mein eigenes Ferienhaus von März bis Mai gehen. Genutzt hat es aber nichts. Als die Infektion im März ausbrach, war Bayern das Bundesland mit den zweitmeisten Infektionen – inzwischen sind sie das mit den meisten und haben das doppelt so bevölkerungsreiche Nordrhein-Westfalen überholt. Gut dessen Ministerpräsident Laschet hat sich auch nicht mit Ruhm bekleckert. Ich sage nur Ausnahmegenehmigung für Möbelhäuser und Tönnies. Vor allem hat die Politik zwei große Fehler gemacht – in der Frühphase hat jeder EU-Staat sein eigenes Süppchen gekocht, sich abgeschottet, und bis heute Listen mit Risikogebieten geführt in die man nicht riesen sollte. Und im Sommer, als die Infektionslage beherrschbar war hat man versäumt sich auf die Zeit vorzubereiten, wenn es zum einen wieder kälter wird und damit wie man auch von anderen Atemwegserkrankungen wie der Grippe weiß, sich die Viren stärker in der Bevölkerung verbreiten und zum anderen durch die Ferien die Menschen zwangsläufig viel mehr Kontakt zu anderen haben und so das Infektionsrisiko steigt. Stattdessen hat man sich in der Sonne des Erfolges über die Krise gesonnt. Nun steigen die Zahlen wieder und wie üblich kommt wieder der Hammer mit den Einschränkungen. Wie wäre es mit intelligenteren Lösungen? Wo es geht, z.B. die Luft schnell austauschen oder filtern. Vor allem da wo der Staat ja selbst in der Pflicht ist wie bei Schulen, Kitas, öffentlichen Einrichtungen und staatlichen Pflegeheimen. Auch das das Parlament im März praktisch alle Befugnisse die es hat an die Regierung abgegeben hat und einen enromen Schuldenhaushalt so einfach beschloss ist kein Ruhmesblatt. Mit so was ähnlicheem, nämlich Notverodnungen fing übrigens das Dritte Reich an.

Wir schauen gerne auf die USA und England, wo Trump und Johnson zu spät reagierten. Aber in Frankreich, Italien und Spanien waren die Einschränkungen im Frühjahr noch größer bis hin zu totalen Ausgangssperren. Geholfen haben die Maßnahmen nichts. Die Infektionen steigen jetzt sogar in diesen Ländern noch schneller als bei uns an. Auf der anderen Seite hat man in Schweden niemals so restriktive Maßnahmen verhängt und mehr auf die Vernunft der Bevölkerung appelliert. Das hat das Land bisher gut durch die Krise gebracht. Und selbst jetzt, wo auch in Schweden es mehr infizierte gibt, ist der Anstieg moderat. Gestern waren es 2.624 Neuinfektionen in Schweden und nicht 19.000 wie bei uns.

Warum wie jetzt in der zweiten Welle noch gut dastehen, liegt auch weniger an den Politikern und ihren Maßnahmen. Es liegt an der Bevölkerung und dem Naturell der Deutschen. Der Deutsche (von Ausnahmen abgesehen) hat viel Disziplin und eine gewisse Obrigkeitshörigkeit. Er befolgt Verordnungen und denkt wenig übe deren Sinn nach. Und er ist sehr eifrig dabei, auch seine Mitmenschen zu disziplinieren oder der nächsten zuständigen Behörde / Polizei zu melden. Das alles hilft bei der Eindämmung der Epidemie. Aber ich bin der Überzeugung das schwedische Modell wäre auch bei uns umsetzbar gewesen. Denn so dumm, dass die meisten von uns nicht ein gutes Gefühl haben, was sinnvoll und was unsinnig ist, wenn man ihnen einige Grundregeln erklärt sind, die meisten von uns. Und für den Rest gibt es ja immer noch die Polizei und das Ordnungsamt.

Die Sicht der Ignoranten

Die letzte Gruppe sind, die denen das alles am Arsch vorbei geht. Entweder, weil sie die Gefahren leugnen (das es kein Coronavirus gibt behaupten ja selbst die „Coronaleugner“ nicht, sie sehen aber nicht dessen Gefahr als so groß an) oder die das Risiko verdrängen oder es ihnen egal ist, Hauptsache sie können ihren Lebensstil weiter betreiben wie bisher. Das sind Leute die so was machen wie z. B. Sangria aus Eimern trinken oder sich nachts auf einem öffentlichen Platz besaufen. Doch das sind wirklich wenige, mit denen auch unsere Gesellschaft fertig werden würde. Das Problem, das wir mit den Coronademonstranten bei uns in Deutschland haben, ist das diese von einigen Coronaleugnern organisiert werden, dann viel Zulauf im Sommer bekamen, als bei niedrigen Fallzahlen von einigen Hundert pro Tag (jetzt sind es über 10.000!) die einscheidenden Maßnahmen noch in Kraft blieben und viele, welche die grundsätzlichen Regeln für richtig halten, zu Recht die Verhältnismäßigkeit kompletter Veranstaltungsverbote zu diesem Zeitpunkt bezweifelten schlossen sich den Demonstrationen an. Die Demonstrationen wurden dann vereinnahmt von denen, die sich immer zusammenrotten, wenn gegen die Regierung demonstriert wird und die auch nur dieses Ziel eint wie Verschwörungstheoretiker, Reichsbürger, Nazis und Afd-ler. Solchen Leuten geht es auch nicht um Corona sondern um Aufmerksamkeit für die eigene Sache. In der Berichterstattung wurde dies meist hervorgehoben, und wenn es Interviews gab, dann meist mit Leuten dieser Gruppe. Das war nicht zielführend. Und den Organisatoren waren diese Gruppen willkommen und sie haben sich nicht davon distanziert. Auf der anderen Seite muss sich jeder, der mitdemonstriert hat, sich auch selbst fragen, ob er sich nicht so hat instrumentalisieren lassen.

Immerhin: als die Infektionszahlen wieder stiegen flaute der Zulauf deutlich ab. Bei der Bodenseekette kam nur ein Zehntel der erwartenden Teilnehmer. Gestern waren es in ganz Deutschland – verteilt auf viele Städte noch „mehrere Tausend Menschen“, die meisten (900) in Karlsruhe. Ende August waren es alleine bei einer Demonstration Berlin 38.000. Das stimmt mich hoffnungsvoll, das die meisten, selbst dieser Demonstranten Menschen mit Verstand sind.

Fazit

Wie immer gibt es verschiedene Sichten und es gibt keine allgemeingültige, zu jedem Zeitpunkt richtige Lösung. Den Menschen mit Verstand zeichnet aus, das er sich die verschiedenen Ansichten anhört, überlegt, informiert und sich eine eigene Meinung bildet und auch für sich selbst eine Risikoabwägung trifft.

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