Corona Wahrheiten

Den Anlass für den heutigen Blog muss ich wohl nicht groß erklären, denn ab Morgen gibt es wieder einen Teil-Lockdown. Ich bin davon betroffen, subjektiv stark, aber objektiv wohl viel weniger als andere. Ich gehe nicht auf Konzerte, Veranstaltungen, Volksfeste und in die Gastronomie. So gesehen bin ich wenig betroffen. Mein Einkommen hängt auch nicht davon ab, dass ich etwas an etwas oder irgendwo arbeite, was ich nun nicht mehr tun könnte.

Ich habe eigentlich nur eine Freizeitaktivität, die aber doch intensiv: Schwimmen. Jetzt im Winter dreimal in der Woche, in der Freibadsaison sogar täglich. Und die Bäder waren, die ersten die im März schlossen und erst Ende Juni, erst einen Monat nach der Gastronomie und den Reisebeschränkungen wieder öffneten. So gesehen bin ich von dem Teil-Lockdown nicht begeistert, zumal die beiden Bäder die ich besuche, wirklich viel getan haben, dass man sich kaum außerhalb des Schwimmbeckens begegnen kann, vor allem durch Reduktion der Gästezahl und Sperren von Kleiderschränken und Duschen. Schwimmen in Coronazeiten ist wegen der Beschränkung der Besucherzahl für mich sogar noch besser als vorher, denn man hat mehr Platz.

Nun gibt es wieder einen Teil-Lockdown und niemand ist davon begeistert. Anders als im Frühjahr gibt es auch Widerstand, nicht nur von Coronaleugnern, sondern auch Verbänden wie der Gastronomieverband oder dem der Lehrer und 35 Oberbürgermeister haben unseren Ministerpräsident Kretschmann in BW angeschrieben und sich beschwert. Das ist ein gutes Zeichen für Föderalismus und das es noch Leute gibt, die ihren Verstand nutzen. Ich will heute mal das Thema beleuchten und zeigen das es verschiedene Sichten der Coronainfektion und ihre Eindämmung gibt und man in jeder auf einen anderen Schluss kommt.

Die Sicht der Wissenschaft

Covid-19 SARS, so der offizielle Name (es gibt auch zahlreiche andere Coronaviren die bei Tieren wie Menschen Krankheiten auslösen können) ist eine über Tröpfcheninfektion übertragbare Virusinfektion. Für die Wissenschaft ist das nun nichts Neues. Zahlreiche Krankheiten werden so übertragen, die bekanntesten sind wohl die Grippe, der gemeine Schnupfen oder der grippale Effekt. Die Mediziner wissen daher auch, was sie machen müssen, um eine Infektion einzudämmen oder beim medizinischen Personal zu verhindern. Allerdings bewegten sie sich mit der Infektionslage in ganz Deutschland und nicht der Bekämpfung von Infektionen im Krankenhaus auf neuem Gebiet. So gab es im Frühjahr auch drastische Einschränkungen, wenn man sich außerhalb der Wohnung im Freien aufhielt. In Nordrhein-Westfalen dürfte man nicht mal zu zweit auf einer Parkbank sitzen. Wie wir heute wissen, ist durch den Verdünnungseffekt die Gefahr sich anzustecken im Freien aber deutlich geringer ist, als in Räumen. Und eine der Folgen der neuen Erkenntnisse ist nun auch das Schulen oft lüften sollten. Dazu gelernt hat man auch bei der Behandlung von Patienten und der Risikoabschätzung – im Frühjahr hieß es noch jeder Vierte infizierte erkrankt, jeder Zwanzigste stirbt. Inzwischen wissen wir das die Dunkelziffer der Infizierten, die nie getestet wurden, beim Faktor 6 bis 10 liegt und da nun das Virus durch Urlaubsheimkehrer vor allem Jüngere trifft und der Altersdurchschnitt sinkt, sterben auch viel weniger. Waren die Todesrate bis September bei 4 % so liegt sie derzeit bei unter 1,9 % – es gab rund 300.000 Neuinfektionen in den letzten Wochen aber „nur“ 1.200 Tote. Die Wissenschaft kann Fakten liefern und Vorschläge wie man die Infektion verlangsamen kann oder wie man das Gesundheitssystem aufstellen muss, um der Epidemie besser zu begegnen. Sie macht aber keine Aussage darüber, was das kostet und wie stark es den Einzelnen einschränkt.

Die Sicht der Wirtschaft

Aus Sicht der Wirtschaft will man natürlich gar kein Herunterfahren, weder einer einzelnen Branche noch der ganzen Wirtschaft. Schnell ist da von einem „Berufsverbot“ die Rede und sehr schnell summieren sich die Schäden nicht nur für Unternehmen, sondern auch die Bevölkerung zu hohen Summen. Die Bundesregierung hat für die Krise 750 Mrd. Euro lockergemacht und selbst das kann die Schäden nicht ersetzen. Im Gegenteil: ganze Branchen bekommen keine oder fast keine Hilfe. So das Sexgewerbe, alle die irgendwie mit Veranstaltungen zu tun haben, egal ob das ein Zirkus, Schausteller, Messebauer oder Künstler sind. Dazu kommen viele Selbstständige, die vielleicht ihre Miete ersetzt bekommen, aber davon können sich nicht leben. Kurzarbeitergeld bekommen sie ja nicht. Die Wirtschaft würde eine klassische Kosten-/Nutzenanalyse machen. Was kostet es, wenn wir einen Lockdown machen und was wenn wir die Wirtschaft weiterlaufen lassen? Trump kannte ja, wie man inzwischen weiß, durchaus schon im März die Gefährlichkeit des Virus, hat sich aber gegen einschneidende Maßnahmen entschieden, um die Wirtschaft weiter laufen zu lassen. Um es mal ganz extrem zu formulieren: für die Wirtschaft sind Menschen nur „Human kapital“, ja den Begriff gibt es dort. Wenn – hochgerechnet von den aktuellen Zahlen und bei Berücksichtigung eines Faktors 6 von infizierten ohne Symptome und die nie gestehst wurden, aber infiziert sind, man gar nichts machen würde, würden in Deutschland rund 270.000 Menschen an Covid-19 sterben. Das Verhindern dieser Toten kostet bei 750 Mrd. Euro also rund 3 Millionen Euro pro Person – ist so viel ein Menschenleben wert? Die Wirtschaft würde es wohl kaum beeinflussen, denn alleine die Zahl der Arbeitslosen ist zehnmal so groß. Ja, da vor allem die Alten und sowieso gesundheitlich angeschlagenen sterben, würde so die Gesellschaft ne Menge Geld sparen. Solche Äußerungen, wenn auch freundlicher und verklausulierter formuliert, gibt es auch von Abgeordneten der FDP und AFD.

Natürlich ginge das nicht. Denn zum einen hat man die niedrigen Todesraten nur bei einem funktionierenden Gesundheitssystem – man muss sich nur mal ansehen wie es in Ländern aussieht wo dies nicht der Fall ist – und zum anderen würden ja viel mehr Personen zeitweise ausfallen bzw. ein Teil der Genesenen leidet noch Jahre oder Lebenslang unter Einschränkungen wie reduzierter Lungenfunktion und damit stark reduzoerter körperlicher Leistungsfähigkeit.

Die Sicht der Ethik

Für die Ethik ist jedes Menschenleben wertvoll und sogar das höchste Gut. Das treibt manchmal seltsame Blüten, so muss man eine Patientenverfügung machen, wenn man verhindern will, dass man in einem Zustand, den man selbst nicht als lebenswert erachtet, künstlich am Leben erhalten wird. Das wird bei uns auch nicht infrage gestellt. So gestehen ist jede Maßnahme, welche die Verbreitung des Virus eindämmt, gerechtfertigt. Vor allem natürlich der Schutz von besonders Gefährdeten wie Alten. Kirchen hatten so auch wenig Probleme Gottesdienste abzusagen oder die Teilnehmerzahl zu beschränken, obwohl sie in Sachen Online-Ersatz deutlich Nachholprobleme haben, und wenn wir ehrlich sind, das wichtigste beim Gottesdienst ja die Gemeinschaft ist, die man so nicht mehr hat. Angesichts eines Landes mit hoher Bevölkerungsdichte und der Tatsache, dass die meisten in Städten wohnen, wo man noch enger zusammenlebt, bedeutet dies natürlich gravierende Einschränkungen des täglichen Lebens und größere Versammlungen jeder Art scheiden aus. Die Ethik gerät auch schon vorher in Konflikt, nämlich dann, wenn das Gesundheitssystem überlastet wird. Denn dann muss man Entscheidungen treffen – wer bekommt eine Behandlung auf der Intensivstation und wer nicht. Daher wird man aus ethischer Sicht diesen Zustand in jedem Falle vermeiden.

Die Sicht des Humanismus

Humanismus bedeutet dem Menschen zugewandt, der Duden definiert es als „Denken und Handeln im Bewusstsein der Würde des Menschen; Streben nach Menschlichkeit“. Der Unterschied dazu, das Leben des Menschen als höchstes Gut zu sehen wie bei der Ethik, ist das Würde und Menschlichkeit auch darin äußern können die Gesundheit und das Leben des Einzelnen zu gefährden. Nach einer humanistischen Überzeugung gibt es Grenzen von Maßnahmen. Bewohner eines Seniorenheims monatelang von jedem Besuch abzuschneiden, um die Infektion zu verhindern, ist zum Beispiel unverhältnismäßig, wenn man mit Masken und Desinfektion durchaus auch schon einen guten Schutz erreicht. Human ist es jede Maßnahme auf Nutzen und Einschränkung des Lebens zu überprüfen. Wir finden das auch in den Grundrechten, bei denen es ja nicht ein hervorgehobenes Grundrecht auf Leben gibt, sondern sie alle gleichberechtigt sind. Daher wurden viele Maßnahmen der Politik zur Eindämmung von Corona auch von Gerichten wieder einkassiert. Würde man nur nach der Ethik gehen, so könnte man nicht nur bei Corona vieles verbieten, sondern auch sonst. So gefährliche Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko, ungesundes Essen, Motorradfahrern. Woanders könnte man bedeutende Einschränkungen machen wie die Pflicht für Fahrradfahrer Helme zu tragen oder in Autos, die nun ja alle ein Navi haben und damit nicht nur wissen, wo sie sind, sondern auch welche Verkehrsregeln in diesen Straßen gelten, die Pflicht, dass die Elektronik die Tempolimits einhält. Der Humanismus achtet aber die persönliche Freiheit als ein höheres Gut als die Möglichkeit sich oder andere zu verletzten oder gar zu sterben. Humanismus hat es bei uns schwer. Das sieht man daran wie schwer sich die Gesetzgebung tut den Suizid zuzulassen (sie kann ihn nicht verhindern, aber Menschen bestrafen die jemanden dabei unterstützen) oder auch daran, dass alle Drogen (bis auf die beiden schlimmsten Alkohol und Nikotin) verboten sind, weil man die Gesundheit des Menschen so hoch einstuft, dass man ihn lieber ins Gefängnis sperrt als das er Drogen nehmen darf.

Die Sicht der Politik

„Ein garstig Lied! Pfuy! ein politisch Lied!“ (Faust, Auerbachs Keller, Goethe). Ich habe das Gefühl in dem Spannungsfeld der obigen Sichten geht es gar nicht um einen Kompromiss, sondern um Profilierung und Aktionismus. Man schließt innerhalb von Europa die Grenzen zu den Nachbarländern – obwohl das Virus aus China stammt und innerhalb von zwei Monaten nach Deutschland kam. Welchen Sinn soll das haben? Es wird doch dann in den anderen EU-Ländern genauso verbreitet sein und die meisten Infizierten kamen ja aus Ischgl in Österreich lange vor der Grenzschließung.

Man vernietet erst mal alles, selbst mehr als zwei Personen im öffentlichen Raum und man lockert dann, wenn die Zahlen rapide runter gehen, auch nicht sofort wieder. Denn Sinn etlicher Maßnahmen konnte man schon im März bezweifeln. Aber inzwischen ist man auch nicht schlauer. Es gab ja inzwischen viele Infizierte nicht nur einige Hundert wie damals. Bei denen hat man untersucht, wie sie sich infiziert haben und wie stark sie das Virus weitergaben. Man weiß das die Branchen, die man nun wieder mit Verboten belegt wie Gastronomie und Beherbergung nicht die Hauptquellen für Infektionen sind, trotzdem kommt wieder diese Keule als Erstes. Aber 30 Schüler in einem engen Klassenraum, das ist kein Problem. Gut bis zum Alter von 10 sind Kinder recht gut vor der Infektion geschützt, aber das ist gerade mal bis zur vierten Klasse. Den Vogel schoss letzte Woche, als das Beherbergungsverbot schon raus war, Friedrich Merz ab, der auf dem CDU-Parteitag bestand und dessen Absage als Maßnahme gegen ihn, da er derzeit angeblich die besten Chancen für den Parteivorsitz bei der Basis hat, sah. Also nur mal zum Verständnis. Bei einmaligen Ereignissen, nicht wiederholbar, ob positiv oder negativ (Hochzeit, Beerdigung) durften zu dem Zeitpunkt nicht mehr als 10 Personen zusammenkommen. Ich konnte im Oktober nicht zur Beerdigung einer entfernten Verwandten, wegen der Beschränkung. Aber 1001 Delegierte bei einem verschiebbaren Parteitag sind kein Problem? Urlauber müssen wegen des Beherbergungsverbotes abreisen, aber CDU-Deligierte aus ganz Deutschland dürfen nach Stuttgart anreisen und sich treffen? Und da fragen sich Politiker noch, woher die Politikverdrossenheit und der Zulauf für die AfD kommen.

Das Schlimme daran ist, in der öffentlichen Meinung stehen die Politiker gut, da die möglichst einschneidende Maßnahmen durchsetzen. So Söder. In Bayern gab es die einschneidendsten Maßnahmen. Ich konnte als Hausbesitzer nicht mal in mein eigenes Ferienhaus von März bis Mai gehen. Genutzt hat es aber nichts. Als die Infektion im März ausbrach, war Bayern das Bundesland mit den zweitmeisten Infektionen – inzwischen sind sie das mit den meisten und haben das doppelt so bevölkerungsreiche Nordrhein-Westfalen überholt. Gut dessen Ministerpräsident Laschet hat sich auch nicht mit Ruhm bekleckert. Ich sage nur Ausnahmegenehmigung für Möbelhäuser und Tönnies. Vor allem hat die Politik zwei große Fehler gemacht – in der Frühphase hat jeder EU-Staat sein eigenes Süppchen gekocht, sich abgeschottet, und bis heute Listen mit Risikogebieten geführt in die man nicht riesen sollte. Und im Sommer, als die Infektionslage beherrschbar war hat man versäumt sich auf die Zeit vorzubereiten, wenn es zum einen wieder kälter wird und damit wie man auch von anderen Atemwegserkrankungen wie der Grippe weiß, sich die Viren stärker in der Bevölkerung verbreiten und zum anderen durch die Ferien die Menschen zwangsläufig viel mehr Kontakt zu anderen haben und so das Infektionsrisiko steigt. Stattdessen hat man sich in der Sonne des Erfolges über die Krise gesonnt. Nun steigen die Zahlen wieder und wie üblich kommt wieder der Hammer mit den Einschränkungen. Wie wäre es mit intelligenteren Lösungen? Wo es geht, z.B. die Luft schnell austauschen oder filtern. Vor allem da wo der Staat ja selbst in der Pflicht ist wie bei Schulen, Kitas, öffentlichen Einrichtungen und staatlichen Pflegeheimen. Auch das das Parlament im März praktisch alle Befugnisse die es hat an die Regierung abgegeben hat und einen enromen Schuldenhaushalt so einfach beschloss ist kein Ruhmesblatt. Mit so was ähnlicheem, nämlich Notverodnungen fing übrigens das Dritte Reich an.

Wir schauen gerne auf die USA und England, wo Trump und Johnson zu spät reagierten. Aber in Frankreich, Italien und Spanien waren die Einschränkungen im Frühjahr noch größer bis hin zu totalen Ausgangssperren. Geholfen haben die Maßnahmen nichts. Die Infektionen steigen jetzt sogar in diesen Ländern noch schneller als bei uns an. Auf der anderen Seite hat man in Schweden niemals so restriktive Maßnahmen verhängt und mehr auf die Vernunft der Bevölkerung appelliert. Das hat das Land bisher gut durch die Krise gebracht. Und selbst jetzt, wo auch in Schweden es mehr infizierte gibt, ist der Anstieg moderat. Gestern waren es 2.624 Neuinfektionen in Schweden und nicht 19.000 wie bei uns.

Warum wie jetzt in der zweiten Welle noch gut dastehen, liegt auch weniger an den Politikern und ihren Maßnahmen. Es liegt an der Bevölkerung und dem Naturell der Deutschen. Der Deutsche (von Ausnahmen abgesehen) hat viel Disziplin und eine gewisse Obrigkeitshörigkeit. Er befolgt Verordnungen und denkt wenig übe deren Sinn nach. Und er ist sehr eifrig dabei, auch seine Mitmenschen zu disziplinieren oder der nächsten zuständigen Behörde / Polizei zu melden. Das alles hilft bei der Eindämmung der Epidemie. Aber ich bin der Überzeugung das schwedische Modell wäre auch bei uns umsetzbar gewesen. Denn so dumm, dass die meisten von uns nicht ein gutes Gefühl haben, was sinnvoll und was unsinnig ist, wenn man ihnen einige Grundregeln erklärt sind, die meisten von uns. Und für den Rest gibt es ja immer noch die Polizei und das Ordnungsamt.

Die Sicht der Ignoranten

Die letzte Gruppe sind, die denen das alles am Arsch vorbei geht. Entweder, weil sie die Gefahren leugnen (das es kein Coronavirus gibt behaupten ja selbst die „Coronaleugner“ nicht, sie sehen aber nicht dessen Gefahr als so groß an) oder die das Risiko verdrängen oder es ihnen egal ist, Hauptsache sie können ihren Lebensstil weiter betreiben wie bisher. Das sind Leute die so was machen wie z. B. Sangria aus Eimern trinken oder sich nachts auf einem öffentlichen Platz besaufen. Doch das sind wirklich wenige, mit denen auch unsere Gesellschaft fertig werden würde. Das Problem, das wir mit den Coronademonstranten bei uns in Deutschland haben, ist das diese von einigen Coronaleugnern organisiert werden, dann viel Zulauf im Sommer bekamen, als bei niedrigen Fallzahlen von einigen Hundert pro Tag (jetzt sind es über 10.000!) die einscheidenden Maßnahmen noch in Kraft blieben und viele, welche die grundsätzlichen Regeln für richtig halten, zu Recht die Verhältnismäßigkeit kompletter Veranstaltungsverbote zu diesem Zeitpunkt bezweifelten schlossen sich den Demonstrationen an. Die Demonstrationen wurden dann vereinnahmt von denen, die sich immer zusammenrotten, wenn gegen die Regierung demonstriert wird und die auch nur dieses Ziel eint wie Verschwörungstheoretiker, Reichsbürger, Nazis und Afd-ler. Solchen Leuten geht es auch nicht um Corona sondern um Aufmerksamkeit für die eigene Sache. In der Berichterstattung wurde dies meist hervorgehoben, und wenn es Interviews gab, dann meist mit Leuten dieser Gruppe. Das war nicht zielführend. Und den Organisatoren waren diese Gruppen willkommen und sie haben sich nicht davon distanziert. Auf der anderen Seite muss sich jeder, der mitdemonstriert hat, sich auch selbst fragen, ob er sich nicht so hat instrumentalisieren lassen.

Immerhin: als die Infektionszahlen wieder stiegen flaute der Zulauf deutlich ab. Bei der Bodenseekette kam nur ein Zehntel der erwartenden Teilnehmer. Gestern waren es in ganz Deutschland – verteilt auf viele Städte noch „mehrere Tausend Menschen“, die meisten (900) in Karlsruhe. Ende August waren es alleine bei einer Demonstration Berlin 38.000. Das stimmt mich hoffnungsvoll, das die meisten, selbst dieser Demonstranten Menschen mit Verstand sind.

Fazit

Wie immer gibt es verschiedene Sichten und es gibt keine allgemeingültige, zu jedem Zeitpunkt richtige Lösung. Den Menschen mit Verstand zeichnet aus, das er sich die verschiedenen Ansichten anhört, überlegt, informiert und sich eine eigene Meinung bildet und auch für sich selbst eine Risikoabwägung trifft.

21 thoughts on “Corona Wahrheiten

  1. Und dann gibt es noch die Sicht der Exekutive, die sich freut Menschen herumkommandieren zu können. Zwischen März und jetzt gab es genug Zeit für einen wissenschaftlich fundierten Maßnahmenkatalog bzw Vorbereitungen falls ein Impfstoff nicht im Juli zur Verfügung steht, und deshalb das Virus noch länger sein Umwesen treibt.

    Im Einzelnen wäre das:
    1. Schutz von Risikogruppen in Altenheimen, bei der Arbeit, beim Transport
    2. Erfassung von wirklichen Ansteckungsorten
    3. Personelle Verstärkung von Gesundheitsämtern
    4. Personelle Verstärkung in der Pflege

    Stattdessen wurden Regelungen sogar für erkannte Risikogebiete wie Schlachthöfe auf 2021 verschoben. Maßnahmen von einschneidener Wirkung ins Privatleben werden nach wie vor freihändig und nach Sicht durchgeführt. Folgen für Kleinbetriebe oder Selbstständige werden nicht kompensiert.

    Wenn das Handeln mit Ethik oder Humanismus begründet wäre, dann gäbe es mehr Anstrengungen z.B. gegen multiresistente Krankenhauskeime, für eine bessere Ausstattung von Altenheimen, für Unterstützung von Risikogruppen (alte Menschen ausserhalb von Pflegeheimen, Zuckerkranke, Bluthochdruckpatienten). Es würde das Gesundheitswesen wieder aufgebaut, und ausreichend mit Mitteln versehen

    1. Das ist im Prinzip in ausführlicher Form das was ich auch bei der Politik geschrieben habe. Man hat schlicht und einfach den Sommer nicht genützt und auch (schon im März) nur bedingt auf die Wissenschaft gehorcht stattdessen einfach das beschlossen was am einfachsten durchzuführen ist – Totalverbote.

  2. Das Problem bei den Selbstmord-Demos ist, dass durch steigende Infektionszahlen die Regierung gezwungen wird die Einschränkungen weiter zu verschärfen. Man erreicht also genau das Gegenteil von dem was man fordert. Zumindest einige scheinen das inzwischen kapiert zu haben und lassen den Unsinn.
    Zu den USA kann man nur noch eins sagen: Wer Trump wählt, wählt den Selbstmord.

    1. Sorry, aber bei einem von 15.000 Teilnehmern mit positivem Test von Selbstmord Demo zu sprechen finde ich schon ein bisschen weit hergeholt. Viele der Infektionen kamen ja nicht durch die Demos, sondern durch die Zustände in der Fleischindustrie. In einer Untersuchung kam heraus, dass die Ansteckung bei der Kaffeepause im Betrieb höher ist, als bei den „wilden Parties“ in den Parks.

      Die Regierung ist übrigens nicht zum Lockdown gezwungen (hat sie ja bei früheren Epedemien auch nicht gemacht), sondern sie ist verpflichtet das Gesundheitssystem dafür fit zu machen. Das hat sie trotzt Erkenntnissen von 2012 versäumt.

  3. Ich finde es eher bemerkenswert, dass sich die Aggression der „Ichlinge und Naiven“ (wie es der Spiegel mal so schön geschrieben hatte) gegen diejenigen richtet, die die Vorsichtsmassnahmen definieren und anordnen müssen, und nicht gegen diejenigen, denen wir das zu verdanken haben.

    Genausowenig kann ich das scheinheilge Rumgeheule hören; Skiliftbetreiber zum Beispiel. Jaja, sie haben ja alle Massnahmen vorbildlich umgesetzt, und dann kommen die Bilder der Webcams wie es dort in Wirklichkeit zugeht. Restaurantbetreiber, da gibt es viele die verstanden haben und entsprechende Massnahmen ergriffen und umgesetzt haben. Und dann einige wenige, denen das alles am Allerwertesten vorbeigeht, bzw. die Massnahmen mit Vorsatz und krimineller Energie hintergehen. Warum wird nicht gegen die gehetzt?

    Hier fällt mir immer der alte Churchill Spruch von der Luftschlacht um England ein, den kann man jetzt umdrehen: Noch nie haben so Viele so viel Nachteile so Wenigen zu „verdanken“.

  4. Zu Schweden: Ich denke, man sollte Äpfel mit Äpfel vergleichen, also Schweden mit seinen skandinavischen Nachbarstaaten, und auf einmal stehen sie weder von den Corona Fällen noch von der Wirtschaft so herausragend dar.
    Ich habe zwar gerade keine aktuellen Zahlen zu Hand, aber bis dato war das Verhältnis von Corona-Kranken und -Toten zur Bevölkerungszahl in Schweden deutlich schlechter als bei uns.

    1. Deutschland hat mehr als 8x so viele Einwohner als Schwedne, hat mehr Ballungsräume und weniger ländliche Gegenden und ist zudem Tranistland – und trotzdem: „Und selbst jetzt, wo auch in Schweden es mehr infizierte gibt, ist der Anstieg moderat. Gestern waren es 2.624 Neuinfektionen in Schweden und nicht 19.000 wie bei uns.“
      … ergibt sich daraus eine höhere Inzidenz.
      Btw. muß man das auch kulturell betrachten. Wenn die Schweden das so sehen wie damals™ der Tübinger OB, der es ja fast bedauerte, wenn man Leute rettet, die eh „in einem halben Jahr“ tot sind … nun ja, das ist dann deren Haltung, aber nicht Ethik-kompatibel hierzulande.
      Und so wirklich richtig gemacht hat es eh nur Taiwan. Die kennen halt ihre Brüder vom Festland, hatten vorher schon „Spass“ mit SARS 1.0 und dementsprechend rechtzeitig dicht gemacht.

  5. Diejenigen die so lautstark über die Unternehmerfeindlichkeit der Corona-Maßnahmen jammern, sollten mal daran denken dass auch Unternehmer an Corona sterben können. Auch einem Unternehmer nutzt die Lockerung der Maßnahmen nicht, wenn er daran stirbt. Es ist eben Tradition, dass die Friedhöfe voll sind mit den Gräbern der (vermeintlich) Unsterblichen.

    1. Warum sollten die Unternehmer in den jetzt geschlossenen Betrieben denn eher sterben als wenn sie nicht geschlossen würden? Arbeit in Fabriken ist erlaubt, und wird als gefahrlos dargestellt, Einkaufen ebenfalls. Fahrten zur Arbeit gefahrlos? Entweder die Masken und der Abstand helfen (wie immer behauptet wird), dann kann damit auch im Restauranrt umgegangen werden, oder es hilft alles nichts. Dann muß auch alles dichtgemacht werden. Ich denke mal, das hat etwas mit Verklährung von Arbeit und im Gegensatz dazu Verteufelung von Freizeit zu tun. Arbeit -> Gut, Feiern -> schlecht

      1. Essen und Trinken mit Maske? Dürfte etwas schwierig werden.
        Welcher Unternehmer hält sich ausschließlich im Betrieb auf? Bei einer Lockerung der Maßnahmen gibt es mehr Infizierte, denen auch Unternehmer begegnen können. Egal wo.

  6. Schweden:
    „… hat das Land bisher gut durch die Krise gebracht.“
    Die Süddeutsche Zeitung veröffentlicht täglich 1 Seite aktuelle Zahlen.
    Hier die Todesfälle pro 100.000 Einwohner Stand heute:

    USA 70

    Schweden 59

    Deutschland 13
    Tote bis jetzt: 10481
    bei einer Rate wie Schweden hätten wir jetzt ca. 47.500 Tote bei uns

    Bitte erst mal die Fakten checken.

    1. Das ist die gleiche Argumentation wie Trump in einem Interview, wo er auf die niedrige Sterblichkeitsrate hinwies. Auch er bezog sich auf die Infizierten und nicht pro 100.000 Einwohner.

      Auch hier: es gibt verschiedene Wahrheiten je nachdem welche Zahlen man wie ins Verhältnis setzt.

      1. Es ist eh‘ nicht maßgeblich, wie viele an/mit Covid-19 sterben, sondern dass das Gesundheitssystem nicht durch die Pandemie zusammenbricht. Denn wenn die Intensivstationen durch Covid-19-Patienten überfüllt sind, können andere Vorfälle nicht mehr behandelt werden. Dann sterben die Leute an Herzinfakten, Schlaganfällen oder nach Unfällen, weil für die dann keine Kapazitäten mehr vogehalten werden können. Schon jetzt werden wieder „planbare“ OPs verschoben, um Betten freizuhalen. Und auch beim Personal mangelt es.

        1. die sterben dann nicht nur an den oben aufgeführten Krankheiten, sondern auch verstärkt an Covid-19, weil dann z.B. nicht mehr genug Intensivplätze mit Beatmung vorhanden sind. Und auch die zu erwartende Grippewelle wird dann ebenfalls tödlicher… Zu der Wirtschaft ist einfach mal der biblische Spruch vom Bauen auf dem Sand anzufügen… Bei der Gastronomie und der Urlaubsbranche redet plötzlich keiner mehr vom Markt, weniger mögliche Kunden bedeuten doch, dass ein Massenprodukt zu einem Luxusprodukt wird. Dieses impliziert einen höheren Preis. Das reduziert den Kundendruck und die Kundenanzahl bei vermutlich leicht sinkendem Umsatz und geringeren Personalkosten. Ok, nicht sozial, aber so kann Markt auch interpretiert werden…

        2. Das Gesundheitssystem ist immer nur so stark, wie es die Politik zuläßt. Seit März gab es genug Zeit das Gesundheitssystem wieder zu stärken, welches durch die Rergelung mit Fallpauschalen zugrundegerichtet wird. Statt mehr Pfleger einzustellen und zu Qualifizieren werden die Kenngrößen Patienten pro Pfleger geändert, und 12 h Schichten per Zwangsmaßnahme erlaubt. Sorry, gute Politik sieht anders aus. Die Maßnahmen im Gesundheitssystem und die vorgetragenen Begründungen für den Lockdown passen nicht zusammen.

  7. „Das ist die gleiche Argumentation wie Trump in einem Interview“

    Da liegt ja wohl ein Missverständnis vor.

    Die SZ berichtet nicht die allgemeine Todesrate pro 100.000 Einwohner, sondern die Rate der definitiv an Corona gestorbenen.

    Hier steht´s genau etwas weiter unten auf der Seite:
    https://www.sueddeutsche.de/wissen/corona-zahlen-1.4844448

    Aktuell werden aus USA bis dato ca. 230.000 Corona Tote gemeldet.
    bei ca 328 mio. Einwohner kommt man da ziemlich genau auf die 70 pro 100.000.

    DREISATZ!

  8. Wir sind zwar jetzt über 20.000 Neuinfizierten/Tag, aber gestern war der Reproduktionsfaktor erstmals seit Sommer unter 1 und liegt bei 0,97.
    Letzte Woche Freitag war er noch bei 1,45.
    Offenbar haben die Maßnahmen bereits Wirkung gezeigt.
    Mit Zeitverzögerung müssten bald die Neuinfektionen den Trend wiederspiegeln.
    Ich schätze wir sind jetzt schon nah am Peak und die Neuinfektionen werden wieder zurückgehen.
    Mal sehen….

  9. Hallo in die Runde,
    mich irritiert bei all dem, dass niemand sich um die Ursache kümmert, sondern alle nur auf das Symtom blicken.
    Dieses ist beliebig austauschbar, es könnte genauso SARS-2, EHEC, BSE, AIDS oder H1N5 etc. heissen.

    Niemand machte ein Fass auf, wenn durch Influenza in 2017/18 z.B. 25.000 Menschen in unserem Land verstarben. Es ist richtig, dass der rigerose Sparwille dazu geführt hat, dass das Gesundheitsheitssystem keine Reverven für absehbare Fälle wie jetzt hat.
    Im Netz sind Gutachten der Bundesregierung zu Pandemien schon von 2013, die genau so wie beschrieben mit den gleichen Fehlern abgearbeitet werden.Beispiel : https://www.rbb24.de/politik/thema/2020/coronavirus/beitraege/risikoanalyse-robert-koch-institut-rki-bundesDrosten wieder der meiner Meinung nach schon 2013 versagt hat?
    Allein wenn man bedenkt warum die Sommermonate nicht genutzt wurden Vorbereitungen für den Winter zu treffen. Sei es an Schulen oder in Kliniken und Altenheimen.
    Ich habe da eine viel schlimmere Vermutung.
    Das ganze dient der Stabilisierung unseres Schuldgeldsystems welches naturgemäß ca. alle 80 Jahre kollabiert.

    Weil aber niemand einen globalen Krieg möchte und die Zentralbanken bereits 2008 massiv interveniert haben, bleibt nur durch Lockdowns die Wirtschaft und jeden Einzelnen zu schädigen. Dann werden große Förderprogramme aufgelegt welche in ihrer Kosequenz zu einer massiven Inflation führen in der sich die Staaten dann entschulden und der kleine Mann/Frau darf es wie in den 1920er Jahren ausbaden. Damal kam als krönender
    Abschluss 1948 die Zwangsanleihe auf Immobilienbesitzer. Von da an ging es wieder bergauf. Aber wer kann sich daran noch erinnern?
    https://www.youtube.com/watch?v=0MzzmBb3gsc
    Übrigens kann die Ursache meiner Meinung nach nur durch einen massiven Umweltschutz zukünftig verringert werden. Es müssen Zoonosen verhindert und die Bioversität gestärkt werden.

    1. Es gibt (Stand 22.11.) in Deutschland 14.061 Tote bei 927.990 Infizierten. Bei 83,02 Millionen Einwohner wären das hochgerechnet über 1,25 Millionen Tote und da sehe ich durchaus einen Unterschied zu einer Influenza bei der es 50-mal weniger Tote gibt und den Grund ein Fass aufzumachen, selbst wenn man noch mit einem hohen Unsicherheitsfaktor rechnet weil nicht jeder infiziert wird.

      1. Außerdem bleibt es nicht bei den Toten, auch bei den Überlebenden gibt es oft bleibende Schäden. Was leider (noch) in keiner Statistik erscheint.

        1. Vor allem gibt es den gewaltigen Unterschied, dass SARS v2.0 schon dann infektiös ist, wenn ein Infizierter noch keine Symptome zeigt und ist auch bei asymptomischen Verlauf infektiös.
          Bei der Grippe ist das nicht so, Infektionen gehen da mit Symbtomen einher. Und das ist es, was das SARS-Virus so gefährlich macht.

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