Bernd Leitenbergers Blog

Den eigenen Kohlendioxid Fußabdruck verringern

Auf den heutigen Blog kam ich durch die erste Sendung der neuen, zweiten Staffel von „Reschke-Fernsehen“. In dem geht darum, dass die Erdöl fördernden und Erdöl verarbeitenden Konzerne von dem Klimakollaps schon in den Siebziger Jahren wussten. Inklusive des berühmten Videos von Hoimar von Ditfurth, in der er schon 1978! auf Basis des schon beobachteten Anstiegs des Kohlendioxids prognostizierte, das die Erde sich bis 2050 um zwei bis drei Grad erwärmt (aktueller Stand: Erwärmung bis 2050 um 1,9 bis 2,3 Grad Celsius, weil man ja wenigsten ein bisschen die Emissionen von Kohlendioxid reduzieren konnte) und die Folgen skizzierte. Hier das komplette Video, leider nur in VHS Qualität. In der Sendung kam auch, dass die Erdölkonzerne den Ausdruck „CO2-Fussbadruck“ erfunden haben, der heute ja in aller Munde ist. Ich dachte mir, dass nutze ich um ein paar Tipps zu geben, wie man diesen verkleinern kann und zwar effektiv und das spart noch Geld anstatt relativ bescheidener anderer Vorschläge von Youtubern, die auch im Reschke-Fernsehen kamen, wie eine Zahnbürste aus Bambus.

Da das Klima fast noch mehr polarisiert als SpaceX hier drei Vorbemerkungen. Es geht in diesem Blog um das was jeder persönlich tun kann, es geht nicht darum, was die Politik tun kann, sollte oder nicht tut. Dafür gibt es schon genug Blogs, die ihr gerne rauskramen könnt und dort neue Kommentare hinterlassen, aber hier sind sie Off-Topic (ich hasse Off-Topic Kommentare, wer welche verfasst, braucht nicht mit Antworten von mir rechnen). Dazu gibt es die Suchmaschine im Blog, rechts oben, oder ihr macht es wie ich und bemüht Google mit einer Einschränkung der Ergebnisse auf den Blog. Hier wäre so ein typische Suchanfrage.

Das zweite ist das dies persönliche Vorschläge sind, aus denen jeder sich die herauskramen kann, die ihm passen. Ich kenne weder meine Blogleser einzeln noch deren persönliche Situation, es ist also kein Grund sich persönlich angegriffen zu fühlen und zu posten „Aber ich wohne in der Pampa, kein ÖPNV, ich brauche das Auto“.

Das dritte ist das natürlich die Veränderung der Lebensweise eines einzelnen nicht das Klima verändert. John F.. Kennedy soll in seiner Antrittsrede sinngemäß gesagt haben: „Frage nicht was Amerika für dich tun kann, sondern was Du für Amerika tun kannst“. (heute ist die Einstellung übrigens genau entgegengesetzt. Es vergeht kein Tag wo nicht ein Verband X oder Politiker Y nach Hilfsgeldern des Staates schreit). Natürlich kann ein einzelner Amerikaner nicht die USA verändern, aber viele können es. Jeder kann als Multiplikator wirken. Durch Vorbild oder – wie der Blogautor – durch Überzeugungseifer, andere veranlassen mehr für das Klima zu tun und den eigenen Kohlendioxid-Fussabdruck zu verringern. Ebenso kann die Bundesrepublik das weltweite Klima nicht groß beeinflussen. Wir sind zwar eine Industrienation, aber eben nur eine mit etwa 2 Prozent der globalen Emissionen kommen von uns. 31 Prozent dagegen von den USA und 13 Prozent von China. Aber ebenso kann Deutschland ein Vorbild sein und wenn bei uns eine klimafreundliche Politik klappt, dann wird das von anderen Ländern kopiert. Das klappte ja schon mit der Photovoltaik. Bedeutender ist das jeder Konsument es in der Hand hat, welche Unternehmen auf dem Markt erfolgreich sind. Er entscheidet durch seine Kaufentscheidung ob es die sind die ihre Emissionen senken oder nicht und das ist eine ziemlich große Macht, die Druck aufbaut.

So nun zu den einzelnen Teilaspekten. Hinsichtlich des Kohlendioxidabdrucks des „Durchschnittsbürgers“ habe ich Daten des CO2-Rechner des Bundesumweltamtes genommen, bei dem kann man seinen eigenen Abdruck berechnen, aber auch vergleichen mit dem Mittel der Bevölkerung.

Der Artikel wurde dann so lang, das ich ihn aufgeteilt habe, den zweiten Teil gibt es dann morgen.

Verkehr

Der einzige Sektor der seit 1990, dem Zeitpunkt der im Kyoto-Potokoll als Referenz genommen wurde, seine Emissionen nicht senken konnte ist der Verkehr. Der Grund ist relativ einfach. Deutschland ist ein in das Auto vernarrtes Land und die Autos sind in den letzten Jahrzehnten höher motorisiert worden und dazu kam, das 1990 noch zur Bilanz die DDR dazuzählte. Das war bei der ineffizienten Energiewirtschaft und Industrie bei diesen Emissionen ein Segen, weil einfach durch die Umstellung auf westdeutsche Standards die Emissionen sanken, aber die DDR-Bürger hatten eben weitaus weniger Autos und das waren noch dazu relativ niedrig motorisiert. Der Verkehr macht 2,22 t vom 10,5 t Kohlendioxidausstoß pro Person aus, der zweithöchste Anteil nach Wohnen und Strom.

Natürlich liegt beim Verkehr vieles in der politischen Verantwortung. Ohne Alternativen zum Auto wird sich nicht viel ändern, denn wie sollen sich die Menschen sonst bewegen? Aber etwas kann jeder doch selbst tun. Das einfachste ist weniger mit dem Auto fahren. Nach meiner persönlichen Erfahrung als Nicht-Autofahrer sind viele Autofahrer ziemlich bequem. Das einfachste ist es das Auto nur zu nutzen, wenn es nötig ist. Kleine Besorgungen und kurze Strecken kann man zu Fuß und per Fahrrad erledigen. Man glaubt auch nicht was man mit einem Fahrrad transportieren kann. Eine kleine Investition sind Fahrradtaschen, ein Fahrradkorb und Spanner. Ich habe damit schon drei Gartenstühle oder 240 l Blumenerde mit dem Fahrrad transportiert. Als wir noch zu dritt waren den gesamten Wochenendeinkauf (ohne Getränke) mit dem Fahrrad geschultert und heute würde ein vollbeladenes Fahrrad (inklusive Getränke) für mich alleine für 3 bis 4 Tage reichen. Man gewinnt ja auch etwas. Man muss nicht nach einem Parkplatz suchen, was in der Innenstadt oft sehr schwierig ist, man tut was für die eigene Gesundheit und ist oft sogar auf kleinen Strecken schneller unterwegs. Das Fahrrad ist auch eine Alternative für das Fahren zum Arbeitsplatz. Zum einen wenn die Strecke kurz ist, aber auch wenn man nur knapp jenseits des „Speckgürtels“ wohnt. Also hier in der Umgebung von Stuttgart führen schnelle Stadtbahnlinien ins Umland, aber sie enden irgendwo. Ein Ort weiter und man hat eine schlechte Busanbindung. Gerade so kleine Strecken legt man aber mit dem Fahrrad schneller zurück. Als ich in Vaihingen studierte, fuhr ich die 2,5 km zum Nachbarort (Straßenbahnendhaltestelle) mit dem Fahrrad und war noch schneller als der Bus. Wer Angst vor einem Diebstahl des Fahrrads hat – es gibt auch Klappfahrräder.

Wer das Auto für die Fahrt zum Arbeitsplatz nutzt, sollte zumindest mal nach Alternativen suchen. Preislich ist der ÖPNV durch das Deutschlandticket ja schon preiswerter geworden. An den schlechten Verbindungen ändert das aber auch nichts. Aber warum die ganze Strecke mit dem Auto zurücklegen. Warum nicht von der Pampa bis zu den Vororten der Städte, die gut angebunden sind mit dem Auto fahren und dann den Rest mit dem ÖPNV? (Park and Ride).

Radikaler ist der Autoverzicht. Doch auch das geht in Raten. Es gibt in Deutschland mehr zugelassene Autos als Führerscheinbesitzer. Im Schnitt hat also jeder mehr als ein Auto. Fahren kann man nur eines. Kann man auf das zweite (dritte, vierte …) verzichten? Wenn man schon fährt: muss es alleine sein? Der Verkehr ließe sich effektiv reduzieren, wenn nicht jeder mit seinem eigenen Auto fahren würde. Gut das ist schwierig, aber ein Großteil der Fahren entfällt ja zum Arbeitsplatz. Da könnte man doch mal am schwarzen Brett nach Leuten suchen die einen Teil des Weges mit einem gemeinsam haben und wenn deren Arbeitszeit mit einem kompatibel ist, warum nicht einen Absetz-/Pickup-Punkt vereinbaren und den Kollegen/in mitnehmen oder sich mitnehmen lassen.

Mich wundert das es dafür noch keine App gibt, das liegt ja auf der Hand und ein Smartphone hat fast jeder. Meine Idee: wer in absehbarer Zeit eine Strecke zurücklegt (oder bei geregelter Arbeitszeit als dauerhafte Strecke festlegt) trägt Start- und Endpunkt und Zeitfenster ein, andere die mitgenommen werden wollen geben an, von wo sie nach wo wollen und wann und die App sucht die Fahrer und Mitfahrer aus, die am besten passten zeitlich und von der Strecke. Auch hier könnte man definierte Pick-Up Punkte festlegen. Und natürlich muss das nicht für lau sein. Wären nur immer zwei in einem Auto, der Berufsverkehr würde sich halbieren, es ginge schneller, mit weniger Staus und mehr freien Parkplätzen.

Der radikalste Schritt ist das Car-Sharing, also gar kein eigenes Auto mehr zu besitzen. Ein Auto steht bei uns im Schnitt 23 von 24 Stunden. Warum es also nicht Teilen? Das geht nicht nur, aber dich erheblich besser durch kommerzielle Unternehmen die eine große Flotte haben und die Logistik deren Standorte zu verwalten. Zuerst erscheint es einem teuer weil man jede Fahrt nun bezahlt, aber bedenkt man das man das Auto das man hat, ja auch kaufen und abbezahlen muss und es nun verkaufen kann, dann sieht die Rechnung schon besser aus.

Und nun noch der kleinste Tipp, für alle die eigentlich gar nichts ändern wollen: wenn man mehrere Autos hat, nehmt wenigstens das mit dem geringsten Verbrauch und überlegt welche Extras ihr beim Fahren noch braucht und ob nicht Klimaanlage oder ähnliches abgeschaltet werden können und fahrt mit angepasster Geschwindigkeit.

Wohnen und Strom

Beim Wohnen haben wir eine Zweiklassengesellschaft. Die einen besitzen Wohneigentum, die anderen mieten. Für einen Mieter sind die Veränderungen beschränkt, er kann weder Fenster austauschen noch Dämmen (Fenster austauschen kann er aber nur selten bezahlt dies der Vermieter). Was aber jeder tun kann und was sich sofort im Geldbeutel auswirkt, ist die Heizkosten verringern. Also: Heizung reduzieren wo es geht. Viele Räume müssen nicht dauerhaft beheizt werden. Das Schlafzimmer z.B. meist nur in der Nacht und dann auch nicht sehr hoch, tiefe Temperaturen sollen besser für den Schlaf sein. Dann vorsorgend Heizkörper auf- und runterdrehen. Das kann man mit programmierbaren Thermostaten automatisieren. Die gibt es auch mit App-Anbindung. Es muss kein aufwendiges Smart-Home System sein. Diese Thermostate bekommt man beim Discounter oder Baumarkt, man sollte nur auf den passenden Anschluss an den Heizkörper achten, denn da gibt es verschiedene Systeme, aber auch Adapter. Bei mir sank der Verbrauch durch solche Thermostaten so schon 1.800 auf 1.500 l Heizöl pro Jahr. Man legt einfach einen Zeitplan fest wann was beheizt wird, das geht auch selbst bei den billigsten für die einzelnen Wochentage unterschiedlich, so bleibt die Wohnung kalt wenn man bei der Arbeit ist.

Das nächste ist das Senken der Raumtemperatur. Faustregel: 1 Grad mehr oder weniger macht 10 Prozent der Heizenergie aus. Ich habe im letzten Winter von im Mittel 19 bis 20 Grad auf 18 bis 19 Grad herunter geregelt und meinen Verbrauch auf 1.200 l reduziert. Natürlich ist es bei 18 bis 19 Grad nicht wohlig warm, aber ein dickerer Pulli oder eine leichte Strickjacke an- oder drüber gezogen und es geht. Wenn ich im Winter eine ganztägige Arbeit außerhalb des Hauses habe, bleibt die Heizung dann sogar auf Nachtbetrieb, bis ich abends wieder da bin. Ebenso kann man überlegen wann man nachts runterregelt und morgens hoch regelt, ob man hier nicht eine halbe oder eine Stunde lang den Nachtbetrieb verlängert.

Einen Doppelprofit hat man bei den Kältegeräten. Denn stehen die kühl, so spart man nicht nur Heizenergie, sondern auch Strom. Bei mir ist der mit Abstand größte Stromfresser die Kühl-/Gefrierkombi. Als ich diesen Winter die Küche runter regelte brauchte der auch plötzlich deutlich weniger Strom – 0,8 anstatt 1,5 kWh/Tag. Den Kühlschrank kann man nicht auslagern, aber wer einen Kellerraum hat, sollte mal darüber nachdenken die Gefriertruhe dorthin zu verschieben. Bei alten Geräten lohnt sich auch ein Austausch, denn hier gab es bei der Reduktion des Energieverbrauchs deutliche Fortschritte. Im allgemeinen ist ein Energiemessgerät eine gute Möglichkeit festzustellen was im Haushalt wie viel Strom verbraucht. Ich setze seit 2018 dafür ein von der ct’ als gut befundenes Gerät von Logilink ein, das kostet keine 20 Euro.

Zum Wohnen – mit 2,49 t Kohlendioxid pro Person und Jahr – gehört auch der Strom. Auch hier kann ein Mieter wenig tun, er kann selten eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installieren und Vermieter tun das selten, weil es sich bei vollständig eingespeistem Strom finanziell meist nicht lohnt, und wenn sie, was eigentlich die beste Lösung ist, den Strom zuerst von den Mietpartien nutzen lassen haben sie ein Abrechnungsproblem das technisch durch eigene Leitungen und Zähler zu jeder Wohnung lösbar ist, aber dann die Anlage deutlich verteuert. Aber jeder kann auf seinem Balkon eine kleine Photovoltaikanlage installieren. Bei den hohen Preisen für Strom von derzeit 40 ct/kwh (nur zum Vergleich für eingespeisten PV-Strom gibt es seit 1.1.2023 gerade mal 8,2 ct/kwh) amortisiert sich eine solche Anlage schon nach wenigen Jahren, auch bei nicht-optimalen Voraussetzungen wie Balkone die nicht nach Süden zeigen oder senkrechter Befestigung. Wer einen großen Balkon hat sollte noch etwas warten, da erwogen wird, die Zulassung solcher Anlagen zu vereinfachen und die Grenze für diese genehmigungsfreien Anlagen von 600 auf 800 Watt zu erhöhen. Wer einen normal-großen Balkon hat (4 m oder weniger breit) kann sowieso nur eine kleine Anlage mit einem maximal zwei Paneelen installieren. Für den lohnt sich das Warten dann, wenn der Vermieter dagegen ist. Denn auch dieses Widerspruchsrecht soll bei der Novelle entfallen. Zu beachten wäre die Montage. Am einfachsten ist eine senkrechte Montage, also parallel zur Balkonbrüstung oder Geländer. Der Wirkungsgrad sinkt dadurch etwas ab (optimaler Winkel in unseren Breiten sind etwa 30 bis 40 Grad zur Horizontalen, senkrecht sind es 90 Grad). Am problematischsten ist aber, dass ein Paneel in der Regel breiter als 1 m ist und Balkonbrüstungen meist nicht so hoch, das heißt, dass Paneel ragt unter den Balkon heraus und in den Bereich der unteren Wohnung herunter. Da muss man absprechen, es schräg montieren (erhöht auch die Ausbeute) oder ein nicht so breites Paneel wählen.

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