Bernd Leitenbergers Blog

Die schlechtesten Computer – der Sinclair QL

Na da habe ich ja beim vorletzten Blog voll ins schwarze getroffen. Wenn Leute nach dreißig Jahren mit der „Mein Computer ist besser als Deiner Diskussion“ herkommen, und sich nur deswegen bei Seiten posten die sie nie zuvor besucht haben, dann muss der Frust mit dem Gerät schon tief sein. Das Gerät kann ja nicht schlecht sein, sonst hätte ich ja umsonst die vielen Seiten mit Peeks und Poke eingetippt … Vielleicht widme ich mich nochmal einem Gerät von Commodore, da gibt es noch mindestens einen heißen Kandidaten für diese Rubrik.

Heute gibt es sicher weniger Zuschriften, denn das Gerät hat sich etwa einhundertmal weniger häufig als der C64 verkauft. Es ist vielleicht nicht der einzige Sinclair Rechner in dieser Rubrik, aber sicher der in meinen Augen schlechteste. (Edit 2020: es gibt noch einen schlechteren)

An und für sich war die Idee von Clive Sinclair ja innovativ: einen 16t/32 Bit Rechner für jedermann. Das es nur der MC68008, also ein MC68000 mit 8 Bit Datenbus (das 8088 Gegenstück in der MC68K Serie). Aber die Umsetzung kann ich nur mangelhaft finden. Da ist erst mal die Hardwareausstattung: Nur 128 kbyte RAM, davon gehen 32 kbyte Bildschirmspeicher ab, sind für einen solchen Prozessor einfach zu wenig. Selbst der Atari ST wurde mit 512 KB ausgeliefert, weil 256, die anfängliche Größe zu klein für das Betriebssystem war und es kostete auch damals nicht wirklich viel, kostete etwa 300 Mark Aufpreis für die RAM Chips. Die Tastatur war etwas besser als beim Spectrum, aber sicher nicht von der Qualität von anderen Heimcomputern, die nur einen Bruchteil kosteten. Vor allem aber diese Fixierung auf Microdrives – sie waren fehleranfällig, langsam und die Bänder teurer. Stattdessen wäre ein Diskettenlaufwerk sicher eine bessere Lösung gewesen. Man hat die Vorteile des MC68K, der ja auch in der engeren Wahl für den IBM PC war so nicht ausgenutzt.

Das zweite war die Software im ROM und auf Microdrives. Mitgeliefert wurde ein Softwarepaket von PSION, bestehend aus der Textverarbeitung QUILL, der Tabellenkalkulation ABACUS, dem Grafikprogramm EASEL, der Datenbank ARCHIVE auf Microdrive Cartridges. An und für sich eine tolle Idee, aber die Programme waren vom Funktionsumfang so bescheiden, dass sie kaum von Nutzen waren und das Microdrive war aufgrund des Prinzips der speicherung auf Band nicht geeignet für Dateiverwaltung oder Dateien die veränderliche Größen haben, tat das übrige. Was Sinclair aber geritten hat das Gerät mit einem BASIC Interpreter als Betriebssystem – nicht eine grafischen Oberfläche auszustatten? Das war doch damals das InThema. Zeitgleich erschien der Macintosh, der Atari ST wurde angekündigt.

Wer in BASIC Programmieren will macht das auf Rechnern die so ressourcenarm sind, dass nur das läuft. Ein leistungsfähigeres Gerät wie der MC68008 gekoppelt mit mehr Speicher erlaubt es sich von dieser Einsteigersprache zu lösen, schließlich war sie ja mal gedacht um Programmierer an andere Sprachen heranzuführen. Das BASIC war komfortabel, aber es war eben nur ein Interpreter, kein Compiler und Geräte dieser Leistungsklasse haben eben ein echtes Betriebssystem von dem aus, wenn das gewünscht ist eben dann ein BASIC gestartet wird.

So wundert es nicht das das Gerät floppte – für den Hobbyisten der BASIC programmiert war es mit 1.600 bis 2.000 Mark viel zu teuer und für den Anwender der einen Rechner zum arbeiten brauchte fehlte das Betriebssystem, Diskettenlaufwerke und vor allem ernsthafte Anwendungen. Der Sinclair QL kann das Verdienst beanspruchen der erste Heimcomputer mit einem MC68K Prozessor zu sein, aber Atari zeigte einige Monate später wie es richtig gemacht wird und wie auch ein Rechner für diesen Preis aussehen kann.

Sinclair hatte viel Geld in die Entwicklung investiert und musste seine Firma verkaufen. Bis heute macht er übrigens Erfindungen – mit wechselndem Erfolg.

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