Bernd Leitenbergers Blog

Space Nachlese für die letzten Monate

Ich habe lange Zeit keine Nachlese mehr bei SpaceX gemacht. Der Grund ist relativ einfach, es gibt zwar jede Menge Starts für Starlink, sodass die Firma wohl auf einen neuen Jahrrsrekord zustrebt aber nichts neues vom Starship, das doch eigentlich schon lange seinen Jungfernflug haben sollte.

Gut eine Meldung gibt es bei einem Probefeuern der ersten Stufe gab es ein Feuer. Dies wird sicher noch spannend, wie bei der N-1 gibt es keine Möglichkeit die Stufe bei vollem Schub zu testen, kein Teststand ist für diesen Schub ausgelegt. An die N-1 erinnert so nicht nur die Anzahl der Triebwerke in der ersten Stufe sondern auch das man sie erst im Flug erproben kann.

Die wichtigste Meldung ist wohl die, dass man nun etwas mehr über die zweite Generation von Starlink Satelliten weiß. Wobei „Generation“ als Begriff bei SpaceX ja sowieso schwer anwendbar ist. Ich mache es eher an den genehmigten Konstellationen fest:

Die Satelliten für die 30.000 Ausbaustufe sind 1,25 t schwer und 7 m lang. Damit dürfte klar sein wofür SpaceX sein Starship braucht. Wie bei der Falcon 9 primär für den Eigenbedarf, nicht um zum Mond zu fliegen, oder auf dem Mars zu landen oder suborbitale Passagiertransporte durchzuführen oder überhaupt für andere Kunden. Die Satelliten haben eine Lebensdauer von5 Jahren, das passt auch zu den Erfahrungen wonach von 3.000 Satelliten sind noch 2.750 im Orbit und 2503 aktiv sind, wobei man bedenken muss, das die meisten nicht mal ein Jahr im Orbit sind. Bei 30.000 Satelliten muss man so pro Jahr 6.000 hochschießen, will man die Konstellation erhalten, das sind dann 7.500 t was bei 16 t Maximalnutzlast der Falcon 9 (die sie beim letzten Starlinkstart erreicht hat) unter optimalen Umständen 12 Satelliten pro Start entspricht. Dann müsste eine Falcon 9 500-mal pro Jahr starten, was selbst bei der derzeitigen Startrate kaum erreichbar ist. Bei einem Starship reduziert sich das (wenn man annimmt das die 100 t Nutzlast genau sowenig erreicht werden wie die 23 t der Falcon 9 ) bei maximal 55 Satelliten pro Start auf rund 110 Starts pro Jahr. Damit ist auch klar, das dieses Ding nur dafür da ist, diese ehrgeizigen Pläne umzusetzen, nicht um die Raumfahrt billiger zu machen oder ihr Spektrum zu erweitern. Schade, ich hätte es so gerne gesehen, wenn Elon Musk mal zum Mars aufbricht. Wäre das nicht schön? Er könnte in einer Reihe mit Neil Armstrong stehen, als erster Mensch auf dem Mars…

Zurück zu Starlink, nun sollen Falcon 9 die Starships ergänzen, eventuell werden die Satelliten dafür leichter. Wer sich nun fragte, warum man nicht die Falcon Heavy einsetzt? Nun man wird sie aus demselben Grunde nicht einsetzen wie schon bei der ersten Starlink-Generation: Die Nutzlastverkleidung ist zu klein. Es ist dieselbe wie beider Falcon 9 und die ist schon bei einem Starlink Start voll gefüllt. Sie kommt inzwischen auch nur selten zum Einsatz aus dem gleichen Grunde. Eigentlich nur bei Hochenergiemissionen wo die Nutzlast klein genug ist wie z.B. den beiden NASA Starts Psyche und Europa Clipper.

Nachdem wir schon von einer Email wissen, das es mit den Finanzen von Starlink nicht so gut steht und Musk daher auf diese zweite Phase setzt die robuster sein soll, erfährt man bei einer abgelehnten Förderung über 900 Millionen Dollar einiges über das System. Starlink hätte um die Förderung zu bekommen demonstrieren müssen , das sie 100 MBit Downlink und 20 MBit Uplink im Durchschnitt erreichen. Die vielen Starts haben die Downlinkrate um 38 Prozent auf 90,55 Mbit/s erhöht, aber die Uplinkrate fiel von 16,29 Mbps auf 9,33 Mbps. Dabei erfährt man, dass Starlink derzeit weltweit nur 643.000 Abonnenten hat. Bei über 3.000 Satelliten müssen rund 200 Abonnenten einen Satelliten finanzieren – ob diese Rechnung wirtschaftlich aufgeht?

Ungemach gibt es auch an anderer Stelle. Starlink kann im Weltall ja Laserlinks benutzen oder unbenutzte Frequenzbänder wie das V-Band, aber die Verbindung zu den Bodenantennen muss in Frequenzen geschehen die zuverlässig funktionieren, möglichst wenig vom Wetter beeinträchtigt werden. Solche Frequenzen sind rar, deswegen gab es ja schon seit Jahren Proteste und Einwände seitens anderer Satellitenoperateure. Nun gibt es Ungemach in den Staaten. Der 5G-Operateur Dish Network will im 12 GHz Frequenzband sein 5G-Netz ausbauen und das stört den Empfang von Starlink. SpaceX rief die Nutzer sogar auf, direkt die FCC anzuschreiben. Hmm, das gabs doch schon mal vor ein paar Jahren als SpaceX meinte sie bekämen zu wenige Starts seitens des Dod, nur sollten da die Volksvertreter angeschrieben werden. Andere Unternehmen wehren sich ja eher mit konkreten Fakten. Das ganze ist eben das Kernproblem aller Satelliten. Sie stehen in Konkurrenz zu irdischen Diensten. Es wird immer billiger sein, Kabel zu verlegen oder Mobilfunkmasten aufzustellen und wenn es einen solchen Mast gibt der im gleichen Frequenzband arbeitet dann ist dessen Signalstärke eben viel stärker. Verbindungen über Satellit – egal ob Starlink, Oneweb oder geostationäre Satelliten – sind eben nur eine Alternative, wo das irdische Netz nicht gut ausgebaut ist. Und man kann damit rechnen das diese Lücken kleiner werden. Die Forderung von SpaceX Dish Netwirk zu verbieten ihr 5G Netz auszubauen, bedeutet im Prinzip, das man die Bewohner einer bestimmten Region daran hindert eine andere, wahrscheinlich günstigere Alternative zu nutzen. Wer sich erinnern kann – vor Jahren gab es genau dieselben Einwände von den Betreibern geostationäre Satelliten die befürchteten das die Starlink Satelliten ihre Verbindung stören würden.

Denn die Preise hat SpaceX schon erhöht. Die monatlichen Preise von 99 auf 110 Dollar und die für die Antenne von 499 auf 599 Dollar. Starlink Premium mit doppelter Geschwindigkeit, aber physikalisch bedingt gleicher Latenz kostet das fünffache des normalen Starlinks – 500 Euro pro Monat, 2500 Euro für die Antenne, jährliche Kosten von 6000 Euro. Dafür gibt es maximal doppelte Geschwindigkeit, die ja so wissen wir von der FCC-Untersuchung nicht mal erreicht wird.

Die Problematik der nur einmal vergebbaren Frequenzen gibt es überall. Zu SpaceX Unbill ist es so das viele Städte in den USA noch keine Frequenzfreigabe vergeben haben. Und hier dürften wohl die meisten Kunden zu suchen sein.

Währenddessen gibt es auch ohne Starts Neuigkeiten von OneWeb. Zum einen wird die Firma nun mit Eutelsat verschmolzen. Eutelsat ist ein europäischer Satellitenbetreiber, der bedeutendste Anbieter in Europa und der drittgrößte Weltweit. Sie hat eine Kooperation mit Gogo eingegangen die Flugzeuge mit Satellitenantennen ausrüsten. Oneweb hat einen sehr großen Vorteil gegenüber Starlink – es eignet sich viel besser für schnell bewegende Objekte. Bei Startlink geht das nur bei Schiffen die relativ langsam sind. Trucks oder Flugzeuge sind außen vor. Trotzdem muss man bei Starlink extra zahlen wenn man die Antenne z. B. Zum Campen mitnimmt, also von einem neuen Standort aus sich einloggt. Ich halte daher Onewebs Geschäftsmodell für besser überlegt. Denn bei beweglichen Objekten, vor allem welchen, die in Regionen mit schlechtem Empfang unterwegs sein können, gibt es keine Konkurrenz und da wir hier von Businesskunden reden wie Airlines, Betreiber von Lastwagen, kann man hier auch deutlich mehr für den Service verlangen. Der wohl zuverlässigste Kunde und einer bei dem die Preise praktisch keine Rolle spielt ist das Militär. Eine Kooperation mit dem australischen Militär und Oneweb gibt es ja schon.

I mmerhin soll die nächste Generation von Starlink Satelliten ja fähig sein von Smartphones Signale zu empfangen.- Da gab es vor wenigen Tagen eine PK von dem Chef der US-Tochter von T-Mobile und elon Musk, positioniert vor Modellen von Starship und Superheavy. Musk hat wohl die Paradoxie nicht erkannt wenn er vor dieser Kulisse mit dem Aufdruck „Occupy Mars“ auftritt. Also der Jungfernflug des Starship verzögert sich schon seit Jahren, Fortschritte sind nicht zu vermelden, und frühere Pläne auch nur mal unbemannt zum Mars aufzubrechen wie schon vor elf! Jahren die Red Dragon landeten schnell im Müll. Dabei göne ich es Musk so, er sollte der erste sein der zum Mars aufbricht. Er hat das wirklich verdient. Aber der Jungfernflug verzögert sich weiter. Wenn Musk selbst schreibt: „Will require insane work by many super talented people“ und man weiß, dass keine Firma auf der Welt, auch SpaceX nur Leute hat die super-Talentiert sind und dauernd mehr arbeiten wollen als sie müssen, dann dürfte ihm klar sein, dass es wohl dieses Jahr nichts mehr wird. Auch an anderer Front droht Musk Unbill. Er meint wohl, nur im Büro können man arbeiten und Home Office wäre nur eine Ausrede fürs Faulenzen. Anscheinend ist die Arbeit bei Tesla so schlecht, das er anders sie Leute nicht dazu bekommt zu arbeiten. Meiner Erfahrung nach und das höre ich auch von anderen, ist es so das man zu Hause bei Arbeit die man gerne macht eher effektiver ist als im Büro. Man kann sich die Arbeit frei einteilen, kommt in Pausen oft auf neue Ideen oder erholt sich zumindest und es gibt wenn man es wirklich gut organisiert auch weniger Ablenkungen. Im Büro muss man nicht nur Arbeiten man kann auch surfen ode Mails lesen. Schon 1987 hatte Larry Laffer einen Boss-Key, sollte man wieder einführen, würde sicher einem Browser oder Emailprogramm leicht die Marktführerschaft einbringen.

Von dem Starship, das auf dem Mond landen soll gibt es auch Neuigkeiten. Das für die Summe ein vollwertiger Lander gebaut wird, wie bei den anderen Konkurrenten, ist nun keine Rede mehr. Das Staeship sollte nur ein „Skelett“ sein. Es soll nur noch zeigen, das es landen kann. Es soll weder zurückfliegen können, noch scheint vorgesehen sein das eine Besatzung die Mission überlebt (bei einer Nur-Landung wird sowieso keine Besatzung an Bord sein). Und obwohl noch kein Starship geflogen ist, nicht mal bis in den Erdorbit, soll der bemannte Start 2025 erfolgen – ein Jahr später als letztes Jahr. Für SpaceX bedeutet das eine enorme Vereinfachung. Nicht nur im Design des Landers, sondern auch in den Tankflügen. Denn das reduziert die Masse die man auf dem Mond landen muss auf ein Drittel. Anstatt einem Dutzend Tankflügen kommt man also mit vier bis fünf aus. Es scheint das die alte SpaceX-Taktik, erst mal ein niedriges Angebot zu machen und dann wenn man den Auftrag bekommt sukzessive alles zu verteuern funktioniert – nur etwas anders. Da es nicht mehr Geld gibt, reduziert man eben die Anforderungen. Woanders klappt die Taktik auch. Vor wenigen Tagen gab es einen neuen Vertrag über fünf Missionen zur ISS. Die haben einen Umfang von 1,4 Mrd. Dollar oder 288 Millionen Dollar pro Mission. Der letzte Abschluss, der gerade mal sechs Monate her ist. war schon 259 Millionen Dollar pro Flug teuer und die ersten vier Missionen gab es als Bestandteil der Entwicklung noch für 150 Millionen Dollar pro Flug.

Zurück zur PK von T-Mobile und SpaceX. Für die Smartphonenutzer wird es erst mal keinen Geschwindigkeitsboots geben. Geplant sind 2 bis 4 MBit pro Zelle, Benutzer sollen anfangs nur SMS senden oder Bilder verschicken können – bei denen spielt die Verzögerung keine Rolle, und auch später sind dann nur Gespräche gedacht nicht Hochgeschwindigkeits-Internet. Ist auch klar, schaut man sich die Sendestärke und Antennengröße bei einem Handy an und vergleicht das mit einer Starlinkantenne. Das wird dann einige weiße Flecken in den Usa beseitigen – 23 Prozent der Fläche haben dort keinerlei Netzabdeckung, aber es wird nicht der Gamechanger im mobilen Geschäft sein.

Auch sonst musste Musk eine Niederlage hinnehmen. So hat er für 7,9 Milliarden Dollar Tesla Aktien verkauft, falls Twitter auf die Übernahme besteht. Dabei ist der Kurs von Tesla derzeit niedrig. Sie hat wie alle Aktien seit dem Ukrainekonflikt verloren, aber deutlich stärker als bundesdeutsch Automobilaktien, obwohl die horrenden Spritpreise ja eigentlich für die Hersteller von Elektroautos spricht. Noch mehr verwundert mich das Twitter auf die Übernahme besteht. Dem Unternehmen muss es wirklich schlecht gehen, schließlich ist Musk nicht als angenehmer Chef bekannt (siehe oben).

Soviel für heute von SpacEx. Am Montag melde ich mich zu einem besonderen Jubiläum.

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