Die glorreichen 10 – Weird Al Yankovics Parodien
Ich mute mal Weird Al Yankovic teilt meine Leserschaft in zwei Teile: die einen kennen ihn, die anderen nicht. Okay das ist trivial, aber ich wage zu behaupten, das die erste Gruppe 50 Jahre und älter ist und die zweite jünger.
Weird al Yankovic ist bekannt vor allem durch seine Parodien von Songs, auch wenn er jede Menge eigene Sachen veröffentlicht hat. Er hat eine Vorliebe für Polkas, wohl von seinem Elternhaus aus und die erste Parodie „My Bologna“ das „My Sherona“ von den Knacks auf die Schippe nimmt, hört sich auch so ein bisschen wie eine Polka an, was auch daran liegt, dass er als Instrument das Akkordeon am besten beherrscht.
In den achtzigern waren seine Parodien so erfolgreich, dass sie sich in den Charts platzierten und die Musikvideos auch bei MTV und bei „Formel Eins“ liefen. Klar: für das Medium Fernsehen waren sie ideal. Bei einem Künstler ging es vor allem um die Plattenverkäufe, das heißt das Audio war wichtig. Videos musste man ab den Achtzigern auch produzieren, um die Songs zu vermarkten. Einige machten das sehr gut. Michael Jackson sah in den Videos Kurzfilme und die Videos zu „Bad“ oder „Thriller“ binden den Gesangsakt in eine Rahmenhandlung ein. Aber viel wurde billig produziert, mit der Schwemme an Videos wurde es im Laufe der Zeit immer schlechter und oft tanzten die Künstler nur vor einem Bluescreen. Yankovics Parodien waren aber vor allem eine Parodie der Videos und die Videos waren daher wichtig, ohne sie würde niemand seine Platten kaufen.
Ich bin wieder mal auf Yankovic gekommen und habe mir in den letzten Tagen einige Videos angesehen. Und ich dachte mir „Jetzt hast Du die Blogleser mit so viel Wissen gefoltert, da muss mal wieder ein Unterhaltungsblog dazwischen“. Gleich vorab: ich kenne nicht alle Videos von Yankvic. Nach deutscher Wikipedia gibt es 72 Parodien, ich kenne etwa 20. Es scheiden alle Songs aus, von denen es kein Video gibt, wie den wirklich gelungenen „Ebay“ als Persiflage auf „I want it that way“ von den Backstreet Boys. Ausscheiden tun auch alle Parodien auf Titel, die ich nicht kenne, entweder weil die Originale nur in den USA erfolgreich waren, oder weil ich seit Ende der Achtziger immer weniger Neues höre und mein Sender SWR1 spielt ja auch vor allem die „Größten Hits aller Zeiten“, also mehr abgehangene Sachen. Dabei gibt es hier wirklich Perlen, wie „Perform This Way“ als Persiflage von Lady Gagags „Born this Way“. Sowohl Persiflage, wie auch Original kannte ich nicht, dabei muss das Video wegen der schon komplexen Vorlage mit vielen wechselnden irren Kostümen ziemlich aufwendig gewesen sein.
Also legen wir los mit den Glorreichen 10, diesmal wieder mit Ranking, das ist aber wie schon gesagt subjektiv und ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sehenswert ist auch Yankovics Erläuterung zu einigen Videos auf GQ. Diesmal ist die Liste in absteigender Reihenfolge, also der Titel der mir am besten gefällt zuerst.
Platz 1: Fat
Fat ist nicht durch Zufall der Platz Nummer 1. Weird Al Yankovic macht zwei Arten von Parodien. In der einen hat das Video einen anderen Sinn als das Original wie bei Like a Surgeon oder Amish Paradise. Dann gibt es noch die Videos, in denen er das Original weitestgehend nachstellt, was mir besser gefällt, weil man so Vergleich kann. „Fat“ gehört zur dieser Sorte.
Die Idee zu Fat hatte er nach eigener Aussage als er das Video von Michael Jackson sah. Es basiert auf „Bad“. Michael Jackson erlaubte nicht nur die Persiflage, er stellte sogar das Set zur Verfügung, es wurde also am gleichen Ort gedreht. Fat ist herausragend, nicht nur wegen der Komik, sondern er hat das Video von Jackson, das ja mit einer Spielszene beginnt, vollständig kopiert. Am besten wird das bei diesem Video, das beide Videos nebeneinander anzeigt deutlich. Wie bei „Eat it“ macht er sich über die Effekte von Jackson lustig, so das Peitschenknallen, wenn Jackson die Arme bewegt oder den Luftstrom aus dem Luftschacht. Vor allem aber war die Produktion für die damalige Zeit sehr aufwendig, CGI gab es ja nicht, sondern nur Maske und FAT Suit. Wem übrigens der Gesprächspartner von Jackson in der Eingangszene bekannt vorkommt: Das ist Wesley Snipes, der später als Schauspieler Karriere machen sollte.
Platz 2: Smells Like Nirvana
Ich mag die Musik von Nirvana nicht. Ich finde, sie besteht nur darin ins Mikro zu schreien und die Gitarren dazu kreischen zu lassen. Ich verstand auch nie, was an „Grunge“ neu sein soll, für mich hörte es sich wie eine Neunziger Jahre Version von Punk an. Und genau das nimmt Yankovic aufs Korn. Achtet mal auf den Text oder blendet die Untertitel bei YouTube ein. Vor allem aber ist es eine wirklich gelungene Persiflage. Yankovic sieht mit der Maske Kurt Cobain wirklich ähnlich. Nirvana war nicht nur einverstanden, auch hier konnte man das Set benutzen und einige der Cheerleader und der Hausmeister wurden auch übernommen, wodurch es noch realistischer wirkt. Wirklich gut gelungen. Kurt Conain war einverstanden und meinte, dass wenn er schon parodiert wird, dann hat er es geschafft, aber Yankovic bekam jede Menge Post von verärgerten Nirvana-Fans.
Platz 3: Eat it
„Eat it“ war Yankovics erster Erfolg in den Charts. Es ist eine Parodie von „Beat it“ von Michal Jackson. Auch hier bekam er das Okay von Michael Jackson. Wie bei Fat, das man ja als eine Art Fortsetzung ansehen kann, hat er das Video wirklich kopiert, mitsamt der einleitenden Szenen und es so wirklich perfekt persifliert. Michael Jacksons Bad handelt von dem Kampf von zwei Gangs, das wird, nachdem Jackson auftaucht zu einem Tanz. Das hat wenig mit echten Gangs zu tun, wie ein Musikpodcast treffend formuliert, „Das ist wie Westside story“ und wirklich wirken die Tanzeinlagen und Kostüme wie eine Kopie des Musicals das sich ja auch um die Situation von Latinos dreht. Yankovic konnte auch den Tänzer gewinnen, der den Schwarzen Gangboss darstellt, so wirkt es noch authentischer. Am besten fand ich aber sein Nachahmen von Jacksons Gesten. Er meint ja er wäre kein guter Tänzer, aber er kopiert gut und so sieht man das vieles, was Jackson so an Gesten hat, bei jemand anderen völlig lächerlich wirkt. Auch hier empfehle ich die Version, die beide Videos nebeneinander zeigt.
Platz 4: Bob
Yankovic macht auch nicht vor ganz großen halt. In diesem Video hat er das Schwarz-Weiß Video von Bob Dylan „Subterrain Blues“ nachgestellt, kennen viele, das ist das wo er in einer Straße steht und Plakate mit dem Text nacheinander fallen lässt. Und es ist wirklich gut gemacht. Die Szene kann er nicht vollständig nachstellen, die Straße sieht anders aus. Aber die beiden Gestalten am Rand die auch bei Bob Dylan am Ende des Videos sind gut getroffen. Vor allem parodiert er Dylans Art zu singen, mit dem komischen Dehnen der Konsonanten extrem gut und auch Dylans Text machte schon in seinem Video nicht so viel Sinn, das hat er bis zur Spitze gebracht, indem er am Schluss einfach Klangwörter ohne Sinn einfügt.
Platz 5: Amish Paradise
Auf die Idee muss man erst kommen, Coolios „Gangsters Paradise“ also einen Rap eines selbsternannten Gangster-Rappers in die abgeschottete Welt der Amish, christliche Fundamentalisten, die alles ablehnen, was ab dem Jahr 1900 erfunden wurde, zu transponieren. Natürlich geht es in dem Video um etwas anderes, aber er transponiert die Elemente wie die Frau perfekt und belegt alles mit einem neuen Text. Das Video zeigt auch die Bandbreite von Yankovic, denn Rap ist nun mal wieder etwas anderes, aber mit seinem Talent zum schnellen Sprechen ist dies eigentlich die Musikrichtung, die am besten zu parodieren ist.
Platz 5: Living with Hernia
Bei dem Video frage ich mich wie Yankovic auf seine Texte kommt. Es ist eine Persiflage von dem Godfather of Soul – James Brown und seinem Erfolg „Living in America“. Ich vermute es war einfach der Reim denn Hernia reimt sich eben auf America. Hernia – ich vermute, ihr könnt mit dem Wort genauso wenig wie ich anfangen – ist eine Erkrankung bei der die Eingeweide in die Bauchhöhle gelangen, also ein Bruch in der Bauchhöhle. Ansonsten ist aber alles persifliert inklusive Zwischenschnitten und er hat James Browns Gesangweise wirklich perfekt kopiert.
Platz 6: Like a Surgeon
Ebenfalls in die Charts gelangte er mit diesem Video. Yankovic sagt, er reagiere nicht auf Vorschläge für Parodien, aber hier machte er eine Ausnahme, denn der Vorschlag kam von Madonna selbst die mal zu einer Freundin sagte „Ich bin gespannt, wann Yankovic „Like a Virgin“ als „Like a Surgeon“ parodiert. Das gelangte zu Yankovic und er setzte es natürlich um. Die Story ist natürlich eine andere, aber er übernimmt Elemente von Madonnas Video. SAo den Löwen, der eigentlich keinen Sinn macht, aber dazu führte, dass bei einer Krankenhausszene man sehr wenige Statisten sieht. Und natürlich räkelt er sich am Schluss, wie Madonna, was damals zu einem Aufreger bei ihrem Video führte und ich glaube der BR wollte es nicht ausstrahlen, was damals sehr häufig war. Er strahlte auch Sendungen von Report Mainz nicht aus, wenn die irgendwas Kritisches über CSU oder Strauß brachten.
Platz 8: Bevery Hillibillies
Das Video „Money for Nothing“ mit den Dire Straits verbindet Cartoon mit Realfilm und dort auch noch Effekte z.B. bei den Gitarren so leuchtende Konturen. Ich denke das war damals – wir schreiben das Jahr 1985 recht aufwendig. So hat Yankovic wohl auch vier Jahre gebraucht bis er dies kopiert hat, denn er hat natürlich nicht den Zeichentrick der Dire Straits kopiert, sondern einen eigenen Cartoon erstellt mit ihm als Figur. Es ist wirklich gelungen. Es ist eine Kopie sowohl des Cartoons wie auch der Filmszenen, nur geht es im Video um etwas völlig anderes, angelehnt an die CBS FErnsehserie The Beverly Hillbillies.
Platz 9: Tacky
Ehrlich gesagt ich habe trotz deutscher Untertitel, die aber schnell wieder verschwinden nicht ganz den Sinn des Videos verstanden. Tacky hat mehrere Bedeutungen von „klebrig“ über unverschämt, billig zu kitschig. Yankovic lehnt sich nicht so sehr an das Original „Hyppy“ von Pharrell. Er verzichtet auf die vielen Schnitte, die es in diesem Video gab, die figuren sind länger zu sehen und die Kamera wechselt zwischen ihnen, wechselt aber nicht den Ort und Yankovic ist anders als Pharrell Williams nur am Anfang und Ende zu sehen. Ich vermute, das Video will auf die ziemlich platte Lyrik von Pharrells Song hinweisen.
Platz 10: The Saga begins
Die Parodie von „American Pie“ weicht etwas vom Rest ab. Denn American Pie von Don McLean ist vor dem Zeitalter der Musikvideos entstanden. Ich vermute durch die Kneipenszene, ist die Vorlage ein Video von Don McLean, aber ich habe es nicht gefunden. Yankovic outet sich hier als Star Wars Fan. Ich konnte mit der Serie nicht so viel anfangen. Die Special Effekts der Filme sind toll, aber die Story dahinter, die ja mehr eine Heldensaga in den Weltraum transponiert, fand ich, haarsträubend. Da wird mit Lichtschwertern gegen Lasergewehre gekämpft und gesiegt, das ganze Gedöns um die „Macht“… Bei der Gelegenheit, schaut euch mal bei Gelegenheit Mel Brooks „Spaceballs“ als Parodie von Star Wars an.
Was das Video besonders macht ist, dass Yankovic hier eine Kurzhaarfrisur hat. Sonst trägt er immer langes Haar mit Dauerwelle. In den Achtzigern so eine Art Afro-Frisur, heute sehr lange Locken. Das wirkt so unpassend und ist wohl dem Image geschuldet, er hat sich ja den Beinamen „Weird“ gegeben und in obigem Interview sagte er zu dem Video „White and Nerdy“ das er genau das wäre. Dabei sieht er mit kurzen Haaren viel besser aus.