Ach ja … SpaceX

Zeit für einen realsatirischen Einschub mit Nachrichten meiner Lieblingsfirma „Spacex“. Ihr wisst ja, das sind die neuen Hoffnungsträger der US-Raumfahrt, ohne die ja alles den Bach runter geht (zumindest wenn man den SpaceX Jüngern, anders kann man die weitgehend kritiklosen Fans ja nicht nennen, glaubt). Ich bezeichne sie eher als die neuen Russen: Nur positives berichten, Fehlschläge totschweigen und mit technischen Daten geizen, so weit es nur geht.

Also fangen wir mal an mit dem letzten Flug: was mit dem Triebwerk der Falcon 9 passiert ist wird man wohl nicht mehr erfahren. Siehe hier. Im letzten Absatz wird spekuliert, dass die Triebwerke zu viel getestet wurden. Natürlich ist das nur Spekulation, doch wenn es zutreffen sollte, bestätigt das meine Vermutung, dass der Preis nur mit Einschränkungen der Qualität erreichbar ist. Natürlich haben Raketentriebwerke eine Lebensdauer. Und die ist größer als die Betriebsdauer. Die meisten Triebwerke die ich kenne (F-1, J-1, Vulcain) haben die zehnfache normale Betriebsdauer. Bei den RL-10 war sie die fünfache. Man konnte sie ja auch vorher kaum testen, da sie für den Vakuumbetrieb angepasst waren. Die F-1 wurden auch vor dem Start dreimal getestet wobei die zweieinhalbfache nominelle Betriebsdauer erreicht wurde. Wenn nun eine Merlin ausfällt wenn man es vorher extensiv testet, dann muss die Lebensdauer klein sein. Das lässt natürlich wenig Spielraum für Tests vorher und das Risiko eines Ausfalls ist höher. Lustig wird das dann ja bei den Merlin 1d, die ja noch leichter sein sollen und trotzdem mehr Schub entwickeln.

Kommen wir zu den Abschlüssen und da gibt es auch zwei interessante. Zum einen wurde der Abschluss von Orbcomm neu verhandelt. Bisher sollten ja Falcon 1e diese Satelliten starten, doch schon 2011 gab es inoffizielle Verlautbarungen dass man diese Rakete nie bauen wird. Der neue Abschluss ist mit 42,6 Millionen Dollar günstiger für Orbcomm. Es gibt keinerlei Hinweise über die Startart. Meine Vermutung ist dass es Sekundärnutzlasten sind. Jeder Orbcomm wiegt nur rund 100 kg. Die können sie bei normalen Starts mitführen, na ja sofern es Reserven gibt. Mit denen ist es ja nicht so groß bestellt.  Beim letzten Start gab es ja keine Reserven mehr, und das obwohl die Dragon ja nur 1000 kg Nutzlast hatte. Die Startmasse der Dragon wird mit 4000 bis 4900 kg je nach Quelle angegeben, dazu kommt noch Treibstoff maximal 1290 kg (wahrscheinlich war sie nicht vollbetankt, weil ja auch nur wenig Fracht zugeladen wurde), trotzdem reicht es es nicht. Rechne ich die Worst-Case Werte zusammen (4900+1000+1290) so wog die Dragon 7,19 t, in einem realistischeren Szenario eher 6,2 t, war also weit weg von den 9,8 t die das User Manual als Nutzlast für ISS Missionen ausweist. Und trotzdem reichte schon ein Triebwerksausfall aus, das es nicht mehr genug Treibstoff gab, weitere 80 kg in eine etwas höhere Bahn zu befördern. Man kann es natürlich auch anders berechnen: Bei den bekannten Triebwerkdaten des Merlin Vacuum mit den optimistischen Angaben (445 kN Schub, spezifischer Impuls 354 s) (angeblich sollen die Düsen ja nun dauerhaft gekürzt worden sein, was die Performance eher senkt) verbraucht es 128,5 kg Triebstoff pro Sekunde. Die zweite Stufe arbeitete 15 s länger als im Presskit veröffentlicht und hat so 1928 kg mehr Treibstoff verbraucht. Die fehlen eben. De Fakto bedeutet dass auch: Ein Triebwerksausfall ist nur abfangbar wenn bei ISS Missionen die Nutzlast mindestens 22% kleiner als die Maximalnutzlast ist. Bei GTO Missionen wird es noch schlimmer, da sinkt die Nutzlast noch deutlicher ab.

Bleiben noch die supergünstigen Preise: Da gibt es ja drei Kontrakte bei denen die Preise veröffentlicht wurden. Im Juli der Von Jason-3 für 82 Millionen Dollar. JASON-3 wiegt nur 1340 kg, lässt also noch viel Platz z.B. für die ORBCOMMS übrig. Fünf Monate später kostet der Start von DSCOVR im selben Jahr schon 97 Millionen Dollar und ein Start einer Falcon Heavy 162 Millionen Dollar. Auf der Website stehen Preise von 54/ 108-120 Millionen Dollar. Bei 97 Millionen Dollar für eine Falcon 9 mit 4,85 t GTO Nutzlast ist die Differenz zum Marktführer (Arianespace) nicht mehr groß. Die Ariane 5 kann zwei dieser Satelliten transportieren und kostet 160 Millionen Euro, beim derzeitigen Kurs 213 Millionen Dollar. Einsparung also noch 19 Millionen Dollar oder 9% des Trägerpreises. Das wird wenn die Versicherungsprämie höher ist leicht aufgefressen. Typischerweise umfasst die Versicherungssumme ja noch den Satelliten und die Inbetriebnahme, da kommt man leicht auf die drei- bis vierfache Summe des Startpreises und 2-3% höhere Beiträge für einen träger der bisher nur Versicherungsfälle produzierte (die COTS/CRS Flüge sind ja nicht versichert) sind da sicher drin. Das egalisiert dann leicht die eingesparten 19 Millionen.

Immerhin, wenige Träger bringen es fertig 2006 mit 35 Millionen Dollar angekündigt zu werden und 2014 schon 97 Millionen zu kosten….Es gibt natürlich auch andere Deutungen. Es könnte auch sein, dass die NASA / DoD bewusst mehr zahlen um Verluste von SpaceX bei kommerziellen Starts auszugleichen. Vielleicht weil die Firma Freunde in der obersten Etage hat (Obama hat mal SpaceX im CCAF besucht, aber das KSC links liegen lassen) oder weil man vielleicht zu der Überzeugung gekommen ist die Subventionierung von SpaceX kommt billiger als die Subventionierung von Boeing und Lockheed-Martin und man sich von einer der beiden dann trennt um sie durch SpaceX zu ersetzen. (Wenn eine der beiden Firmen rausfliegt würde ich zu 100% auf Boeing tippen, die Delta 4 startet weniger oft und die NASA nutzt sie überhaupt nicht).

3 thoughts on “Ach ja … SpaceX

  1. Vielleicht wollen die auch nur bis zum bitteren Ende demonstrieren, wie man es nicht machen sollte, sind sich dessen aber selbst noch nicht bewusst…

Schreibe einen Kommentar zu Hans Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.