So macht man es richtig …

… wenn man bemannte Raumfahrt an die Öffentlichkeit bringen will. Ich lese gerade das Buch „Space Shuttle Challenger“ durch und vielleicht mache ich mal eine Buchkritik, wenn ich fertig bin, aber da kam mir die Idee zum letzten Weltraumrätsel, das natürlich gleich der Erste richtig auflöste: In der Tat wurde der Astronaut John-David Bartoe am häufigsten bei Vorträgen auf die Tatsache angesprochen, dass es bei der Mission STS-51F als „Experiment“ von Coa Cola und Pepis Getränkespender gab, die „carbonisierte“ Erfrischungsgetränke im All produzieren sollten.

Ihr werdet es nicht glauben, aber als an Technik interessiertem, war mir das völlig neu. Ohne bei Google nachzuschauen wäre mit bei STS-51F sofort eingefallen, dass es die einzige Mission war, bei der ein Haupttriebwerk vorzeitig abgeschaltet wurde. (Später als Sensorfehler erkannt, derselbe Sensorfehler zeigte auch beim Ende der Brennzeit bei einem anderen Triebwerk zu hohe Temperaturen in der Turbopumpe an und dieses wäre dann, wenn die Mission nur einige Sekunden länger gedauert hätte, auch noch abgeschaltet worden). Die Sensoren hatten übrigens schon bei drei früheren Missionen Probleme gemeldet, zum Abschalten kam es weil diesmal auch der zweite Redundante Sensor falsche Werte lieferte. Die Challenger ging nahe an einem TAL Abbruch vorbei (Landung in Spanien) und erreichte mit dem längeren Betrieb der beiden anderen Haupttriebwerke einen niedrigen Orbit. (ATO: Abort to Orbit).

Wie ich dem Buch entnehme gab’s auch schon vorher einen Redudant Set Launch Sequencer (RSLS), einen Startabbruch nach Zündung der Haupttriebwerke, aber vor Zündung der SRB. Ich bin kein Space Shuttle Experte, aber ich denke es ist die einzige Mission bei der es zwei Abbruchmodi gab. Ursache für den RSLS war ein Ventil für die Kühlung der Brennkammer, das zu langsam von der 100% auf die 70% Stellung wechselte.

John Baroe mit CokeIm All fiel dann eines der astronomischen Teleskope, die die Sonne beobachten sollten, nach 8 Stunden aus, das von der ESA entwickelte und erstmals erprobte Feinausrichtungssystem für Spacelab-Paletten, welches diese 36-mal genauer als der Orbiter auf 2 Bogensekunden genau auf die Sonne ausrichten sollte, überhitzte sich zur Missionsmitte (wahrscheinlich durch den zu niedrigen Orbit durch den ATO und dadurch verstärkte Erhitzung der Nutzlastbuch durch IR-Strahlung der Erde). Die Besatzung musste laufend manuell nachkorrigieren.

Die Spacelab-Experimente im Druckmodul die sich vor allem um Materialwissenschaft drehten funktionierten alle.

Aber interessiert das die Öffentlichkeit? Nein, interessant war nur welche Cola im All besser schmeckte. Coca Cola wollte mehr als P&R Maßnahme, als Experiment eine Station mitfliegen lassen, die Cola mit Kohlensäure versetzt und ob dies auch im All funktioniert. Pepsi bekam Wind davon und wollte natürlich auch ein solches Experiment fliegen lassen. Was macht die NASA? Damit sich keiner beschweren kann, wird das Coca Cola Experiment verschoben bis Pepis fertig ist und beide fliegen bei der gleichen Mission… Das war damals auf den Höhepunkt des Colakriegs indem sich Pepsi und Cola mit immer teureren Spots und immer prominenteren Stars wie Michael Jackson bekriegten.

Was schmeckt nun besser? Nun die NASA war schlau, eine !2-Stunden-Schicht bekam nur Pepsi, die andere nur Cola. John-David Bartoe der in der Cola Gruppe war, befand das das Getränk zu viel Kohlensäure hatte…

Das ist ein Beispiel wie die NASA vor Challenger alles unternahm um Publicity zu bekommen wie Senatoren und saudische Prinzen ins All zu schicken, schon von Versicherungen bezahlte Satelliten zu bergen (für die man auf der Erde erst nach Jahren Käufer fand) oder eben solche Aktionen wie die Colaspender. Dass man sich um die Probleme der Startabbrüche kümmerte, deren Ursachen schon bekannt waren (bei STS-51L kamen neue Sensoren zum Einsatz), war da Nebensache. Das war symptomatisch für die Space Shuttles vor Challenger.

Aber es wurde richtig gemacht: heute fragt man die Astronauten nach Cola, nicht nach den bedrohlichen Situationen des Flugs oder was sie gemacht haben. Das wurde komplett vergessen. Das könnte man doch aufgreifen, wie wäre es mit einem Burger Experiment an Bord der ISS? Was schmeckt im All besser Burger King oder McDonald? Oder einem Zero-G Usability Check von Samsung Galaxy und Ipad… Da gibt es doch so viele Möglichkeiten den Nutzen der ISS zu beweisen!

4 thoughts on “So macht man es richtig …

  1. Für mich ist das Getränkeexperiment gar nicht so lächerlich. Speisen für die Raumfahrt werden stärker gewürzt, da das Geschmacksempfinden leidet. Das kann am Luftdruck liegen oder der veränderten Durchblutung der Schleimhäute. Aber auch daran, dass weniger Aromastoffe in die Nase steigen. In Colagetränken wird die Kohlensäure unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit auch nicht aufsteigen. Mir war das Experiment bisher nicht bekannt, aber es ist doch ein Beitrag, die Lebensqualität an Bord zu steigern.

  2. Wenn das der Zweck wäre, dann hätte man es ja später dauernd eingesetzt. doch das war nicht der Fall. Cola-Sirup ist ja anders als Fruchtsaft praktisch ewig haltbar und selbst die abgefüllt Cola hält Monate, also wäre das ja kein Hindernis gewesen es zur Standardausrüstung hinzuzunehmen,

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