Die Juli News von SpaceX

Damit ihr auf dem laufenden Stand bei der Expansionsfirma SpaceX seit (Expansion: in deutsch „Aufblähen“) heute was es an Neuigkeiten in diesem Monat von SpaceX gibt.

Da gibt es ja den Prozess SpaceX vs Air Force. Man erinnere sich: Im April prozessierte SpaceX gegen den Abschluss eines Block-Buys bei ULA, bei dem die Abgabefrist im September 2012 ablief und der Auftrag im Dezember 2012 vergeben wurde. Da hat nun die Richterin den beiden Parteien eine Mediation vorgeschlagen. Viele halten das schon für einen Teilsieg von SpaceX so nach dem Motto: wir bekommen einige Starts zugesprochen und ziehen die Klage zurück, denn Mediation bedeutet ja Ausgleich. Mehr wird vielleicht SpaceX gar nicht haben, denn weil der Kontrakt schon Ende 2012 abgeschlossen wurde dürften die ersten Raketen aus diesem Auftrag schon Ende dieses Jahres, Anfang nächstes Jahr starten. Da hat SpaceX erst mal selbst ein volles Launchmanifest abzuarbeiten, könnte also gar nicht die Aufträge durchführen und würde so wahrscheinlich auch in der zweiten Runde verlieren.

Es gab wieder vom Flug keine Aufnahme der Stufe, sie soll wohl ganz schnell abgesoffen sein, dafür in alter russischer Tradition, ein verwaschenes Video. Das nächste Mal das man eine Wasserung versucht wird beim nächsten CRS-Flug sein, derzeit für Mitte September geplant ist. Das übernächste Mal soll dann endlich an Land oder einer „floating Plattform“ erfolgen. Die Stufe soll dann auch ohne größere „refurbishments“ wiederverwendbar sein. Dann wird es erst interessant, denn das eine Stufe intakt bis zur Meeresoberfläche herunterkommt demonstrieren eigentlich alle LSP. Auch dort gehen sie erst kaputt wenn sie an der Wasseroberfläche ankommen.

Dann hat Elon Musk nach dem Hypertransport eine neue Idee: Nicht nur die Raketen Industrie macht alles, falsch auch die Luftfahrtindustrie: „Aircraft should be vertical takeoff and landing. Kind of like a Harrier,“. Bestimmt gründet er bald AirX, oder noch besser, SkyX um auch die Luftfahrtindustrie aufzurütteln. Wird die nicht auch von zwei Monopolisten dominiert, die künstlich jede Innovation bei den Flugzeugen verhindern?

Doch Neues gibt es auch zum Thema Raumfahrt. Den nächsten Schritt hat Musk schon fest im Visier. Bei einer Podiumsdiskussion angesprochen wie er denn seine ehrgeizigen Marspläne finanzieren will. Da kamen interessante Äußerungen. „Only with the Launchbusiness you can’t finanze that. But this is only the first step“. Dem sollen weitere Folgen, denn am probabelsten wäre es die Inhalte anzubieten: „Launch servies are a business with revenues of some million, operating the satellites is a business with values of billions and distributing the content is a multi billion business“. Derzeit scheint die Firma aber zu viele Beschäftigte haben (wohl eine Folge der wenigen Starts und hat gerade 150 Stellen abgebaut.

SpaceX wird wenn die Falcon Heavy entwickelt ist, seine Ressourcen darauf konzentrieren, Kommunikationssatelliten zu entwickeln. Ein Satellit würde dreimal so viel kosten wie der Start also auch dreimal so viel Gewinn abwerfen und beim Betrieb generiert man weitere 60% Gewinn. (Wahrscheinlich bezieht sich Musk auf diesen Artikel, wonach ein Transponder letztes Jahr (allerdings mit hohen regionalen Schwankungen) 1,6 Millionen Dollar generiert, die Betriebskosten lägen bei unter einer Million Dollar pro Transponder. Doch selbst das wären Peanuts, mit den Umsätzen die man beim Endkunden generiert. Dort präsent zu sein wäre das Endziel für SpaceX, um die Mittel zu generieren die man für die Marsexpedition braucht.

Neben der Qualifikation die man sich beim Bau der Dragon erworben habe würden auch die billigen Starts SpaceX zu einem ernsthaften Konkurrenten machen, denn die wären umsonst. „A falcon heavy will deliver more than 21 tons in the orbit. This is enough for three to four satellites. However, we calculate only two regular payloads per launch. So we can launch our own Satellite for free“. So verwundert es nicht dass SpaceX billiger sein wird, Transponder billiger anbieten könnte und so auch Endkundenservices wie Satellitenfernsehen oder Internetaccess über Satellit.

Das wird einige Hersteller aufschrecken, sind die Konzerne die Raketen bauen meist auch die Hersteller von vielen Satelliten. Die Zahl der unabhängigen Anbieter ist in den letzten Jahren deutlich geschrumpft. Hughes Space Communications als weltgrößter Bauer von Satelliten wurde z.B. von Boeing übernommen. Dann brechen dort auch die Umsätze weg. Ich sehe schon die Franzosen nach einem neuen Projekt für die Raumfahrtindustrie rufen, so macht man es ja gerade mit der Ariane 6 wo auch die SpaceX Angst geschürt wird. Das sieht man auch aus einer anderen Nachricht:

Nach LeGall müsste man in Europa Linoleum abbauen um SpaceX zu begegnen. Mit Linoleum sind die Produktionshallen ausgekleidet. Die müssten von 20 auf 2-3 reduziert werden. Nicht reduzieren müssten dann die Entwicklungsabteilungen und die Vermarktung, denn die haben Parkett und Teppich als Bodenbelag. Sehr komische Vorstellung wenn man mehr Leute zum entwickeln und verkaufen als zum Herstellen braucht, aber nicht verwunderlich bei jemand der bis vor einem Jahr bei Arianespace arbeitete (Vermarkung) und nun Chef der CNES ist (Entwicklung). Wie könnte man auf die Idee kommen, da könnte man auch kürzen ….

Spacex hat dann noch Pläne die weit über den Mars hinausgehen. Mit so was popeligem wie einem Nachbarplaneten gibt sich die Firma gar nicht erst ab. Gwen Shotwell in einem Interview „She went on to predict that by 2100 or 2200, SpaceX would be the “most widely used space transport company in the… let’s call it the Solar System.”. Man muss wohl Balla-Balla sein um bei SpaceX in eine führende Position zu kommen.

35 thoughts on “Die Juli News von SpaceX

  1. In einem Punkt hat der Musk aber recht: Als Launch Service Provider ist bislang kaum jemand reich geworden. Satellitenbauer verdienen ein kleines bißchen was aber auch nicht die großen Margins. Das große Geld verdient man mit dem Verkauf der Kommunikationdienste, wie es z.B. SES vorexerziert.
    Nur – Für diese Erkenntnis brauch ich keinen Musk, das war schon lange vorher bekannt.

  2. Ich hätte mir in den letzten Tagen einige Kommentare mehr gewünscht. Aber entweder sind alle im Urlaub oder das Thema SpaceX ist durch. Schade auch für den Gastautor dem ich mehr Aufmerksamkeit gewünscht hätte.

    wer oben mal auf die Kategorien schaut wird feststellen, dass der Artikel in zwei Kategorien einsortiert ist: Satire und Raumfahrt. Die Meldungen stimmen auch alle, bis auf eine. Eine ist frei erfunden. Welche wohl?

  3. AirX bzw. SkyX ist dann wohl erfunden 😉

    Es ist halt Sommerloch, da ist da wie dort wenig los zudem war es allgemein zum Thema Raumfahrt ruhiger in der letzten Zeit (auch hier).

  4. Naja, das Zitat von Musk zum „Launchbusiness“ (englisch würde man das wohl auseinander schreiben, wie eigentlich fast alles), wonach SpaceX eigene Satelliten entwickeln würde, ist erfunden.

    Aber auch die Sache mit dem Stellenabbau stimmt so nicht: offenbar gab es ein internes Review und einige Leute (aber wohl keine 100) mussten gehen. Es sind weiterhin über 300 Stellen ausgeschrieben, die Firma ist weiterhin auf Wachstumskurs (oder Aufblähungskurs, wie du dem sagen würdest…).

    Weiter: ja klar, auch andere Raketen kommen bis zur Meeresoberfläche – aber das ist nicht der Punkt. Wenn ich in einem Flugzeug sitze, habe ich auch nicht den leisesten Zweifel daran, dass es irgendwann wieder zur Erdoberfläche zurückkehrt – die Frage ist nur, mit welcher Geschwindigkeit die Annäherung erfolgt… Und da sieht die Situation mit den Falcon 9-S1 schon ganz anders aus als bei jeder anderen Rakete. Zudem zeigt das Video – verwaschen vom Eis auf der Linse oder nicht – dass die Triebwerke während des Abstiegs wieder zünden, den Kurs steuern und in der Endannäherung permanent feuern. Das ist neu.

    Was ist denn so balla-balla an Shotwells‘ Aussage? Nichts weniger als diesen Anspruch würde ich von einer Firma wie SpaceX erwarten. Wenn du, sagen wir, den CEO von Volkswagen fragst, wo er seine Firma im Jahr 2100 sieht, dann wirst du auch nicht hören: „Pleite und längst überholt“, sondern sowas wie: „der grösste und qualitativ beste Hersteller von persönlichen Fahrzeugen weltweit“. Obs dann wirklich so kommt, wie es sich Shotwell (und Musk, natürlich) erträumt, ist eine ganz andere Frage, aber: warum eigentlich nicht? SpaceX ist drauf und dran, die „most used space transport company in the solar system“ zu werden – nicht erst 2100, sondern 2020 oder so (auch wenn sich die Flüge dieser company bis dahin wohl immer noch hauptsächlich auf die Verbindung von der Erdoberfläche in den LEO beschränken werden – aber die Erde gehört auch zum Sonnensystem).

  5. Bei dem Most Used Launch Provider würde ich für 2020 eher auf die Chinesen setzten, sofern es dort keine Aufstände und Kulturrevolutionen gibt.

  6. @Niels: Dem steht aber ITAR im Weg (das US Gesetz, wonach sensitive Technologie – inklusive Raumfahrttechnik – nicht nach China exportiert werden darf, und sei es nur um von dort ins All gestartet zu werden). Zudem, wenn SpaceX Erfolg hat mit den wiederverwendbaren Raketenstufen (und sei es auch nur die erste…), werden die Chinesen keine Chance haben, sich kommerziell zu behaupten (ausser sie ziehen nach).

    @Bernd: Shotwell meint wohl nicht, dass bis dahin die ganze Galaxis besiedelt sei, sondern dass SpaceX’s Aktivitäten bis dahin hoffentlich bereits eine interstellare (galaktische) Dimension angenommen haben. Es scheint mir auch nicht völlig unplausibel, dass es bis 2100 oder 2200 erste interstellare Raumfahrzeuge geben könnte.

  7. @Bynaus
    Die Chinesen werden mit geringeren Lohnkosten eine Chance haben, laut Bernd kostete die Protonproduktion vor einigen Jahren ja nur 20-25 mio Dollar, in China wird es mit der moderneren Cz 5 ähnlich sein. Zudem haben sie dort einen besseren Startplatz. Das Abkommen habe ich bei der Einschätzung vergessen und es könnte die Prognose zunichte machen, doch wird China immer wichtiger werden, sodass das Abkommen bis dahin fallen könnte (es lebe der Konjunktiv).
    Viele Grüße
    Niels

  8. Der Nutzlastvorteil wäre bei gutem Startplatz wie beiden Chinesen ja noch größer, Space X müsste also noch besser und billiger werden, um einen Kostenvorteil zu haben.

  9. Die Preispolitik von ILS und Sealaunch war die immer einen gewissen Prozentsatz unter Arianespaces Preisen zu bleiben als die vor Jahren mal angehoben haben gingen die beiden mit. Das hat also weniger etwas mit den echten Kosten zu tun als Gewinnmaximierung. Wenn SpaceX einen größeren Marktanteil bekommt, dann kann es sein dass sie sich an der Firma orientieren und sie unterbieten. Derzeit ist SpaceX nur im Segment bis 3,5 t Nutzlast aktiv, damit keine wesentliche Bedrohung für ILS und Sealaunch, weil sie nur wenige so leichte Satelliten starten (sie müssten ja trotzdem eine Proton Zenit einsetzen auch wenn die über 6 t starten kann).

  10. @Bernd: Ich weiß ja nicht woher du deine Übersetzung hast, aber hier: http://www.dict.cc
    /?s=Expansion
    wird mir was ganz anderes geliefert.
    Nun das passt natürlich zu FAST allen deinen anderen Beiträgen zu SpaceX, aber polemisch erscheint mir das doch.
    Das mit dem senkrechten Start ist ne gute Idee, ich hoffe er macht das, vielleicht komme ich dann in Zukunft um 12h Flug in der ECCO herum, wie ich sie die Woche gleich zweimal erduldet habe. Das beste daran sind am Reiseende dann noch die zwei Stunden Fahrt vom Airport zum Hotel oder heim nach über 18h Reise.
    Ansonsten werde ich mir vielleicht morgen nochmal den gesamten Artikel durchlesen, vielleicht etwas erholt von der langen Reise. Vielleicht sollte ich mal versuchen mich bei ihm zu beschweren, warum AirX noch keine Flüge anbietet.

  11. Die Übersetzung von Bernd kann nicht völlig danben sein, wie mir scheint: http://dict.leo.org/ende/index_de.html#/search=aufblähen&searchLoc=1&resultOrder=basic&multiwordShowSingle=on
    Dies hier ist Bernds BLog. Er kann hier so polemisch sein, wie ER will.

    Aber so ganz unrecht kann er nicht haben: Wenn ein SpaceX Fan glaubt, daß es wirtschaftlicher ist, einen Großraumflieger dank STOL-Technik wie einen Pauschal-Flugtouristen-Verteilerbus die Hotels abklappern zu lassen und dabei natürlich voraussetzt, das diese Hotels auch noch die passende Infrastruktur dafür vorhalten, dann glaubt er auch daß die plötzliche Abkühlung eines über 1000° C heißen Triebwerks in 20° kaltes Seewasser keine Auswirkung auf die Metallurgie hat ( http://de.wikipedia.org/wiki/Härten_(Stahl)#Physikalische_Hintergr.C3.BCnde , gilt ähnlich für andere Metalle) oder man bei Objekten, die für ein ordentliches Funktionieren aus min. 90% Energieträger bestehem müssen man bedenkenlos 20 – 30% der Gesamtmasse für eine Wiederverwendung opfern kann obwohl die Herstellungskosten der Struktur selber gerade 20% der Gesamtkosten betragen.

    Weitermachen. Ist Lustig.

    Bernd

  12. Für senkrechte Starts wird ein Schub gebraucht, der größer ist als die Startmasse. Beispiel Airbus A380: Der würde (bei gleichem Startgewicht) statt 4 Triebwerken mindestens 20 brauchen. Dazu der höhere Spritverbrauch bei Start und Landung. Da bleibt von der Reichweite nicht mehr viel übrig. Aus dem Grund ist auch die Reichweite von Hubschraubern recht begrenzt.

    Die Lärmbelastung von Großraumflugzeugen ist jetzt schon ein großes Problem. Wenn die mitten in einer Großstadt starten sollen, dürfte der Rummel um Stuttgart 21 dagegen noch harmlos sein.

    Die Raketen von Spacex sollen ja auch nicht im Wasser landen, das ist nur zum Testen. Zur Wiederverwendung sollen die Dinger ja auf festen Boden oder einer Plattform landen. Wobei eine Plattform recht problematisch sein dürfte. Eine Raketenstufe ist recht hoch und dünn. Versuch mal einen Bleistift bei Seegang senkrecht stehen zu lassen… Damit das Ding nicht gleich umkippt, müßte die Rakete praktisch an der Landeplattform ankoppeln. Technisch nicht unmöglich, aber mit weiteren Kosten und Nutzlastverlust verbunden. Andererseits spart das den Treibstoff, den man braucht um zum Festland zurückzufliegen.

  13. Ach ja noch zur Informationspolitik, etwas was wohl nur mir auffällt: Bei SpaceX gehen die Uhren anders. Man beachte den Zeitunterschied zwischen der Countdownzeit und der echten Zeit (extra über einen Time Server synchronisiert):

    und nur die Zeit herausvergrößert:

    Mit SpaceX fans kann man alles machen, selbst wie in China zeitversetzte „Live“ Schaltungen ….

  14. Also wirklich,
    ich verstehe ja die generelle Kritik an SpaceX aber das scheint mir doch mehr als kleinlich. Ich hab schon etliche „Live“ streams gesehen: von Shuttle Starts zu Delta, Atlas, Sojus und Arianne. Die Differenz zwischen aktueller Zeit und der Stream Zeit war in den allermeisten Fällen zwischen 15 und 90 Sekunden. Unterschiede gabs auch bei gleichem Start und verschiedenen ISPs 25 Sekunden ist da eher am unteren Ende der Delays – das scheint mir eher technischer Natur als irgendeine Verschwörung um zu Verhindern, dass man ja nicht die Rakete explodieren sieht.
    Da scheint mir Hauptsache was gemeckert – dass gefällt mir sonst besser.

  15. @Berni: hihihi, du hast es wirklich ernst genommen was ich geschrieben habe, ich dachte das es genug übertrieben ist das jeder merkt „AirX“ war ein Scherz.
    Nun falls es sowas mal wirklich gibt, dann sicher nicht von Städten heraus gestartet sondern außerhalb und dann zumindest den Start bis fast Umlaufgeschwindigkeit und den Rest ballistisch.
    Bernd weiß vermutlich ziemlich genau wieviel deltaV benötigt würde.

  16. @Klakow
    Du hast innerhalb kurzer Zeit schon die selektive Wahrnehmung eines SpaceX Fans entwickelt nur das zu Kenntnis zu nehmen was ins Weltbild passt und alles zu verdrängen was Musk & Co von sich geben und bei dem man sofort sieht das es unsinnig ist wie senkrecht startende Flugzeuge oder den Hypertransport.
    @Oleg: Bei der Falcon 1 gab es eine 30 s Verzögerung bei der Übertragung das ist bekannt und man hat sie beim zweiten Start auch abgebrochen als sich der Ausfall des Kestrels andeutete. Daher liegt es auf der Hand dass weiter so verfahren wird. Bei NASA TV habe ich auf jeden Fall keine solche Verzögerung beobachtet und das sollte ja beim Übertragen vom Cape dieselben Vorrausetzungen haben

    Neuigkeit:
    Die Firma verkauft ihr Hauptquartier und mietet es gleichzeitig an:
    http://www.globest.com/news/12_916/losangeles/acquisitions_dispositions/SpaceX-Headquarters-Fetches-47M-349030.html
    Bahnparameter für die beiden Objekte (Oberstufe und Satellit) nach NORAD:
    2014-046A
    Norad: 40107U
    Satcat: 14046A
    Datum: 06.08.2014 04:22:09
    Widerstand: -0,00000918
    SGP2Widerstand: 0,1695e-5
    SGP4Widerstand: 0,000
    Ephemeridentyp: 0
    Datensatznummer: 5
    Inklination: 24.3283 °
    Rektaszension: 263.4706 °
    Exzentrizität: 0,7306513
    Argument des Perigäums: 180.4764 °
    Mittlere Anomalie: 322.7908
    Umlaufdauer: 10:30:14 h
    Umläufe: 2
    Große Halbachse: 24349,9 km
    Perigäum: 180,5 km
    Apogäum: 35763,1 km

    2014-046B
    Norad: 40108U
    Satcat: 14046B
    Datum: 06.08.2014 00:08:08
    Widerstand: -0,00000958
    SGP2Widerstand: 0,2034e-5
    SGP4Widerstand: 0,000
    Ephemeridentyp: 0
    Datensatznummer: 4
    Inklination: 24.3405 °
    Rektaszension: 263.4932 °
    Exzentrizität: 0,7302237
    Argument des Perigäums: 180.4242 °
    Mittlere Anomalie: 178.2225
    Umlaufdauer: 10:29:44 h
    Umläufe: 1
    Große Halbachse: 24337,0 km
    Perigäum: 187,4 km
    Apogäum: 35730,3 km

  17. Naja ich kann mir eine Vielzahl an technischen Gründen vorstellen weshalb NASA TV und der Livestream von SpaceX unterschiedliche verzögerungen haben und soweit sie unter 30s bleiben sind technische bedingte Verzögerungen durchaus denkbar.
    Ich sag nicht das es auf keinen Fall eine absichtliche Verzögerung eingebaut wurde aber meiner Erfahrung mit Livestreams nach liegt das noch voll im Rahmen von normalen Verzögerungen. Man nehme z.B. die WM da hat SRF mit weniger Verzögerung gestreamt als ARD waren aber immernoch mindestens 15 sek dem TV hinterher und selbst im TV warens zum Nachbar beim anderen Kabelanbieter noch etwa 5 sek Vorsprung (Leicht auszumachen an verzögerten Jubelschreien).
    Da hängt viel von Anbieter und genutzter Technologie ab: Buffern die schon ein wenig beim Hochladen? P2P Distribution oder doch Server – Client?
    Wenn du sowas mal testen willst schau dir „Livestreams“ von Twitch.tv an, da gibts selbst im gleichen Raum mit gleichen PCs und im gleichen Netzwerk Verzögerungen mit bis zu 10 sek Unterschied…
    Ich glaube kaum, dass die NASA TV Equipment einfach so nutzten dürfen und wenn, dann bekommen sie einen Feed bereitgestellt, den sie dann selbst weiter verbreiten müssen, auch da kommt es zu Verzögerungen.

    Zum Verkauf des Headquaters: für mich liest sich das eher nach die haben das bereits gemietete Gebäude gekauft. In der Original Pressemitteilung von Chambers Street steht „is leased“ und es steht nirgends dass sie es von SpaceX gekauft hätten (oder von sonst irgendwem. ich hab auf die schnelle in den Public Records keinen früheren Eigentümer gefunden). So wie sich die Pressemitteilung liest haben sie das Gelände/Gebäude mitsamt Mietvertrag, der bis 2023 geht, gekauft.

    http://ir.chambersstreet.com/file.aspx?IID=4104530&FID=24718648

  18. @Bernd:
    hm, offensichtlich hab ich das nicht deutlich genug getrennt, das mit senkrecht startenden ballistischen Transportsystemen hat allgemeinen Charakter also nichts spezifisch mit SpaceX zu tun.
    ———————————-
    Ob ich ein Fan bin? Kommt drauf an was man darunter versteht, wenn es darum geht alte Strukturen zu ignorieren um neue Wege zu beschreiten, welche VIELLEICHT die Möglichkeit erzeugen das Menschen zu meiner Lebenszeit auf dem Mars landen, dann auf jeden Fall.
    Geht es darum seinen Verstand „an der Kasse“ abzugeben, dann sicher nicht.
    Ich denke SpaceX wird eine wirtschaftliche Wiederverwendung hin bekommen und ich hoffe auch einen Schwerlastträger ebenso. Falls das nicht klappt, wäre ich zwar traurig, aber das wäre immer noch besser als es gar nicht erst zu versuchen. Unabhängig was du, ich oder sonst wer darüber denkt, werden wir es in Zukunft, so oder so, sehen.

  19. Noch ein Addendum. Aus:
    http://www.spaceflightnow.com/falcon9/011/140805launch/


    AsiaSat 8 is designed to operate for 15 years. The craft weighed 4,535 kilograms — 9,998 pounds — when fully fueled for launch, according to an AsiaSat spokesperson.

    The satellite’s high-altitude destination left no margin for SpaceX to attempt a recovery of the Falcon 9 rocket’s first stage as tried on the launcher’s last two flights.

    AsiaSat 8 used nearly all of the Falcon 9’s lift capacity to reach the launch’s targeted geostationary transfer orbit.“

    Vorher hieß es immer seitens Shotwell und Musk, bei den angegebenen Nutzlasten wäre die Wiederverwendung schon mit einkalkuliert und es gäbe Reserven, nun gibt es sie plötzlich nicht mehr.

  20. Mal was positives von SpaceX. Die Ablieferung im richtigen Orbit haben sie wohl nun im Griff:

    Peter B. de Selding (@pbdes)
    07.08.14 16:59
    Orbcomm CEO: SpaceX launch of our 6 sats was 0.005 deg frm 47deg inclination goal, 0.5km from apogee goal of 720km, 0.5km frm 620km perigee.
    https://twitter.com/pbdes/status/497396668283637761

    Peter B. de Selding (@pbdes)
    07.08.14 17:01
    Orbcomm CEO on SpaceX launch precision: Doesnt get much better than this. 10kg of fuel reserved for maneuvers now can be used for service.
    https://twitter.com/pbdes/status/497397040649740288

  21. @Bernd: Jetzt hast du endlich mal eine konkrete Zahl: eine Falcon 9 schiebt also etwas mehr als 4.5 Tonnen in den GTO (soviel zum Thema die SpaceX-Nutzlasten wären alle unter 3.5 Tonnen). Das passt auch gut zu den Angaben auf der SpaceX-Seite: „up to“ 4.85 Tonnen in den GTO.

    So wie ich die Situation deute, sind die von Musk & Shotwell angesprochenen Reserven bei der F9 (Falcon 9) für den Fall von Flügen in den LEO gedacht (bemessen). Für GTO-Nutzlasten (und darüber hinaus) wird es künftig wohl die Optionen 1) nicht wiederverwendbare F9 (wie jetzt, Kosten 61.2 M$ gemäss Webseite) oder 2) eine FH (Falcon Heavy) (mit wiederverwendeten Boostern und wiederverwendeter erster Stufe) nutzen. Je besser die Wiederverwendbarkeit der F9-S1 wird, desto günstiger kann die zweite Option angeboten werden. Option 2 wird dann günstiger als Option 1, wenn die Neuausrüstung einer zurückgebrachten Stufe weniger als (61.2*0.75)/3 = ~15 Millionen Dollar kostet. Das scheint mir erreichbar.

    Ich denke mittlerweile auch, dass SpaceX gar nicht plant, jemals eine „neue“ FH anzubieten. Warum? Die Angaben auf der Webseite. Während bei der F9 die angebotene GTO-Nutzlast (4.85 t) mit der „Performance“ (4.85 t) in den GTO übereinstimmt, ist das bei der FH nicht so. Dort ist die GTO-Nutzlast (6.8 t) deutlich kleiner als die „Performance“ (21.2 t). Das deutet für mich darauf hin, dass man gar nicht vorhat, die FH in der nicht wiederverwendbaren/wiederverwendeten Version anzubieten. Auch der Preis spricht dafür: wenn die Kosten der FH nur ca. 40% höher als jene der F9 sind, obwohl die S1 75% der Kosten ausmacht, dann deutet das darauf hin, dass entweder die SpaceX-Margen gewaltig sind (ein Kern kostet nur ca. 12 M$ in der Fertigung) oder dass man für die FH-S1 und Booster wiederverwendete Stufen einsetzen will. Ich nehme an, das erklärt auch, warum sich der Jungfernflug der Falcon Heavy immer wieder verzögert (Shotwell selbst hat ja darüber gescherzt: „What’s so difficult about strapping three cores together, right?“): Man wartet auf die ersten heil zurückgebrachten F9-S1. Insofern lag ich vor ein paar Monaten mit meiner Einschätzung, dass die FH bald durch eine FX (sehr viel grösser) übersprungen werden würde vermutlich falsch: die FHR3 mit wiederverwendeten Boostern wird künftig zum Standard für alle Nutzlasten, die zu schwer für die F9R sind.

  22. Zu den Preisen (es sind Preise und keine Kosten 🙂 auf der Webseite: es wäre interessant, wer denn wirklich diese Preise bezahlt (hat): die letzten Starts waren ja alle zum Discountpreis (Asiasat ca 20 Mio pro Start, wenn sie wegen der Verspätung nichts abgezogen haben), Orbcomm hat wimre einen Falcon-1 Preis bezahlt, auch SES hat für seinen Satellit deutlich weniger als den „Listenpreis“ hingelegt.

  23. @Bynaus
    Das ist kein Standard-GTO. Die Inklination beträgt 24,3 Grad, das kostet den Satellitenbetreiber 300 m/s extra oder rund 20% seines Treibstoffvorrates

    Elon Musk selbst sprach von 3,5 t. Shotwell von 5,5 t ohne Reserven

    Neues von den Arbeitern: Sie prozessieren gegen SpaceX
    http://www.dailybreeze.com/social-affairs/20140807/spacex-sued-for-laying-off-hundreds-of-workers-without-proper-notice

    Es sind mehr als SpaceX angibt (200 bis 400) und auch hier scheint SpaceX noch zu lernen zu haben:
    “I do find this a little surprising,” said Chris Tilly, director of the UCLA Institute for Research on Labor and Employment. “Most manufacturers have the WARN Act in their bloodstream. … It’s standard operating procedure.”

    @Anja
    Die NASA die, die Startpreise veröffentlicht zahlt für Jason-3 83 Millionen Dollar.

  24. @Bynaus:
    ich denke sowohl die F9, F9H mit Merlin 1D sind nur Zwischenversionen.
    Nicht das dies was sie eben machen nutzlos wäre, die F9-S1 sehe ich sehr bald das erste mal sicher an Land zurückfliegen, aber zumindest langfristig kommt eine Falcon mit Raptor Triebwerken und nachfolgend ein runter skaliertes Triebwerk auf Raptorbasis mit vielleicht 4-10 geringerem Schub, schon deswegen weil das erheblich höhere ISP-Werte haben wird und wohl auch weniger Verkohlungen (kein RP-1), zuverlässiger und deshalb öfter wiederverwendbar wird.
    Ich denke dann wird es vielleicht eine neue F9 geben die erheblich mehr Nutzlast gerade in Umlaufbahnen mit hohem deltaV Bedarf geben.
    Derzeit erleben wir so oder so das erhebliche Bewegung sowohl technologisch als auch organisatorisch an der Trägerfront passiert.
    Ist nur echt dumm das Europa mit der Ariane ihren technologischen Vorsprung nicht früher auch auf im organisatorischen Bereich gemacht haben.

  25. @klakov: Ich weiss nicht – wenn du die Rakete wiederverwenden kannst, ist ihre Grösse eigentlich nebensächlich, weil der Unterschied im Treibstoffbedarf dann nicht sehr stark ins Gewicht fällt. Es könnte dereinst günstiger sein, alle bis dahin verbleibenden F9/FH-Nutzlasten auf der FX (also die 10m-Durchmesser-und-9-Raptors-Rakete) zu starten, statt eine neue F9 (plus ein runterskaliertes Raptor) zu entwickeln.

    Denn wenn du einen Flug mit einer 100-Tonnen-Nutzlast-Rakete zu einem Preis anbieten kannst, der den der Konkurrenz deutlich unterbietet, dann wirst du Aufträge bekommen auch wenn 90 der 100 Tonnen pro Flug gar nicht genutzt werden (und wenn doch, dh, Sekundärnutzlasten: umso besser…). Warum also noch eine F9 mit 10 (?) Tonnen Nutzlast entwickeln?

  26. @Bynaus:
    Zuerst mein Name ist Klakow… das ist ein Berliner Name, also mit stimmlosem „w“.
    Ich gebe dir im Prinzip ja recht, nur wird SpaceX, falls MCT zur Marsbesiedelung wirklich kommt, sowieso ein kleineres LCH4/LOX Triebwerk bauen müssen (Merlin 1E?). Ansonsten hätten sie massive Probleme das MCT von der Marsumlaufbahn gut zu landen, einfach deswegen weil schon ein Raptor ca. 8MN-Schub (nahe am Vakuum), viel zu viel Schub in der letzten Phase der Landung liefert.
    Wenn sie das aber erstmal haben, bittet es sich für mittlere Nutzlasten mit hohem deltaV Bedarf (z.B. GTO/GEO) einfach an eine kleinere (z.B. 5m) Oberstufe z.B. mit 2x Raptor 1x Merlin 1E zu nehmen um auch eine leichte Oberstuffe zu landen.
    Das öffnet die Tür für weitere Optionen.
    Was du über den Preis sagst stimmt erstmal sicherlich, da auch bei 25-facher (4%/Flug) Wiederverwendung die Triebstoffkosten immer noch relativ klein im Verhältnis zu den 4% der Trägerkosten sein werden. Nur hindert ja niemenden SpaceX daran bei hohem Startaufkommen (1000x/Jahr), hier nicht weitere Optimierungen vorzunehmen.

    Ich hab das schon an anderer Stelle beschrieben, wenn zum einen die Transportkosten stark sinken($/kg) und die maximale Masse und Dimmensionen der Nutzlast viel größer werden dürfen (d>=15m, L>=40m, Falcon XX mit Boostern), werden Anwendungen wirtschaftlich die heute einfach unbezahlbar sind.
    Heute muss eigendlich immer klein und leicht gebaut werden, sonst bekommt man seinen Satelliten vielleicht vielleicht in keine Rakete hinhein, oder man benötigt z.B. keine Sojus, sondern eine Atlas V544 oder müsste auf das SLS warten oder das geht überhauptnicht und man braucht sehr viele Starts und muss das alles im All über lange Zeit zusammen bauen (Beispiel: ISS)
    Man stelle sich nur vor eine Firma würde ein Windrad mit 70m Flügeln in Einzelteilen mit Sprintern anliefern 🙂

  27. Zunächst allgemein zur Lage von SpaceX: Sie haben gezeigt, dass sie vom selben Startkomplex aus zwei Starts mit nur 22 Tagen Abstand durchführen können – das ist viel weniger als bisher!

    Mit elf Starts, bei denen die Primärmission jeweils erfolgreich abgeschlossen wurde, hat die Falcon 9 auch eine für neue Träger beeindruckende Zuverlässigkeit. Lediglich eine Sekundärnutzlast wurde in einem grundfalschen Orbit ausgesetzt, so dass sie schon nach wenigen Tagen wieder verloren ging. Zum Vergleich: Die Ariane 5 erreichte bei ihren ersten elf Missionen nur achtmal den Zielorbit. Einmal ging sie komplett verloren. Erst seit Start Nummer 15 ist die Ariane 5 ohne weiteren Makel. Bei der Proton, der dritten großen Startrakete für kommerzielle Satellitenmissionen, klappen von elf Starts meist nur zehn, obwohl die Rakete seit Jahrzehnten eingeführt ist, und die Kinderkrankheiten eigentlich ausgemerzt sein sollten.

    Bei den von Bernd zitierten NORAD-Daten fragt man sich schon, wie sich das Perigäum so stark unterscheiden kann. Die Daten für 2014-046B (das ist die Oberstufe) liegen ja definitiv im Rahmen üblicher Abweichungen für das Ziel von 185 x 35786 km GTO bei 24,3°. Inzwischen ist 2014-046B sogar noch gestiegen, auf 194,7 km. Eigentlich würde man erwarten, dass das Perigäum i.W. unverändert bleibt, und das Apogäum dank atmosphärischer Bremsung bei jedem Umlauf leicht sinkt. Evtl. hat da langsam via Triebwerk verdampfender Resttreibstoff noch etwas „Schub“ geliefert.

    Asiasat 8 ist inzwischen (fast) im GEO. Scheint also alles geklappt zu haben. Die anfänglich nur 180 km (statt 185 km geplant) sind natürlich grenzwertig. Wenn man aber überhaupt mit 185 km Perigäum (und nicht 200 km oder noch besser 250 km) plant, dann ist man auch darauf vorbereitet, schon im ersten Umlauf des Satelliten im Perigäum das Apogäum zumindest etwas anzuheben, und dann spielen 5 Kilometer mehr oder weniger überhaupt keine Rolle mehr.

    Bezüglich GTO-Nutzlast ist natürlich die hohe Inklination von 24° anzumerken. Wie Bernd richtig schreibt, benötigt der Satellit dadurch im Vergleich zu Ariane-Starts (5 bis 7°) mehr eigenen Treibstoff und größere Tanks, so dass entsprechend weniger echte Nutzlast im GEO ankommt. Von daher sind alle Werte richtig:
    * 4,8 t Nutzlast ins GTO mit 28° Inklination, (die Falcon 9 baut gar keine Inklination ab)
    * 4,5 t Nutzlast ins GTO bei 24,3° Inklination (die Falcon 9 baut etwas Inklination ab)
    * 3,2 t Nutzlast ins „Ariane 5 kompatible“ super-synchrone GTO 80000 km x 295 km bei knapp 21° Inklination.

    Welche Variante gewählt wird, hängt vom konkreten Satelliten ab. Wenn dieser perfekt für die Ariane 5 ausgelegt ist, dann hat er nur einen kleinen Treibstofftank, so dass die Falcon 9 in den „GTO 80000“ muss, damit der Satellit aus eigener Kraft bis zum GEO kommt. Designt man den Satelliten von vornherein für die Falcon 9, macht man den Treibstofftank im Satellit etwas größer, und wählt entsprechend die 4,5-Tonnen- oder gar die 4,8-Tonnen-Variante. Zwar braucht man in der 4,5-Tonnen-Variante ca. 15% der Gesamtmasse erstmal, um den Nachteil des schlechteren Transfer-Orbits auszugleichen, aber danach verbleiben immer noch 3,8 Tonnen für Satellit und Treibstoff – also merklich mehr als beim „GTO 80000“.

    Wird ein solcher auf die Falcon 9 zugeschnittener Satellit am Ende doch als einer der beiden Dual-Start-Satelliten auf einer Ariane 5 gestartet, werden dessen Tanks nur teilweise gefüllt. Am Ende hat man also unnötig große und damit auch unnötig schwere Tanks eingebaut.

    Bezüglich Wiederverwendung der Erststufe: Wie schon von mir häufiger beschrieben, kann SpaceX künftig die Wiederverwendbarkeit für ein differenziertes Preismodell nutzen. Geht eine Nutzlast (wie hier) an die Grenze, kommt eine Wegwerf-Falcon-9 zum Einsatz. Bleibt eine Nutzlast deutlich unterm Limit (wie derzeit bei Dragon-Missionen zur ISS) fliegt die Erststufe zum Startplatz zurück. Dadurch kann SpaceX den Flug mit verringerter Nutzlast zum Beispiel 30% günstiger anbieten. Andere Raketen-Provider nutzen variabel anbringbare Zusatzbooster zur Anpassung zwischen Rakete und Nutzlast; SpaceX nutzt die Wiederverwendbarkeit seiner Erststufe.

    Mit der Falcon Heavy (so sie denn kommt, und nicht gleich der nächste Träger auf Basis des Raptor) ergeben sich dann noch mehr Variationsmöglichkeiten: Alle drei core-Stufen fliegen zurück zum Startplatz – nur die beiden äußeren Booster fliegen zurück – keine Stufe fliegt zurück. Mit crossfeeds – die freilich wohl aktuell wieder gestrichen wurden – könnte man sogar noch die Variante „nur die innere core-Stufe fliegt zurück“ anbieten.

    Kai

  28. @Klakow: Zunächst, sorry für den Schreibfehler in deinem Namen. Ich werde mich bessern! 😉

    Natürlich hast du recht dass SpaceX irgendwann ein kleineres Raptor für das MCT entwickeln muss. Trotzdem, ich denke, wenn die FX (die MCT-Trägerrakete) erst mal fliegt, wird man die F9 aus dem Verkehr ziehen, genauso wie man es mit der F1 gemacht hat. Wiederverwendbarkeit wird einfacher, je grösser die Rakete ist, da die Raketen-Leermasse (die die Belastungen aushalten muss) mit dem Kubik zur Länge wächst, die Belastungen (z.B. Reibung, Beschleunigung) aber nur mit dem Quadrat zur Länge wachsen, dh, eine 10 mal grössere Rakete sollte denselben Belastungen etwa drei Mal länger widerstehen als die kleinere. Zudem kann ja die Startrate der F9 nicht immer weiter schrumpfen (z.B. begrenzte Anzahl Startplätze, endliche Vorbereitungszeit, etc.). Wenn die Nachfrage nach der Senkung der Startpreise durch Wiederverwendbarkeit immer weiter steigt, gibt es nur eine Möglichkeit, den Markt weiter zu bedienen: man muss einfach mehr Satelliten auf eine Rakete packen. Da kommt eine Rakete mit 100-300 T Nutzlast natürlich sehr gelegen. Ich denke, das ist die Richtung, in die man gehen wird, die F9 steht da langfristig nur im Weg.

    @Bernd: “Most manufacturers have the WARN Act in their bloodstream. … It’s standard operating procedure.” WARN kommt nur bei Massenentlassungen wegen fehlendem Geld oder fehlender Arbeit zur Anwendung. SpaceX hingegen sagt (behauptet), dass nach einem internen Review „die low performers terminiert“ wurden, sprich, sie haben die jeweils leistungsschwächsten Mitarbeiter entlassen. Dafür spricht, dass ja auch weiterhin Stellen ausgeschrieben sind. Das Gericht wird wohl klären müssen, welche Version eher zutrifft.

    @Kai: Danke, das macht Sinn.

  29. Bei aller (technisch-spezifischen) Kritik an SpaceX (&Elon Musk): Meiner Meinung nach – und damit bin ich sicher nicht alleine – schließt Elon Musk, mit seinen Visionen, direkt an niemand geringeren als Wernher von Braun an. Da kann man technische Details bzgl. SpaceXs Entwicklungen kritisieren wie man will, der Mensch hat’s einfach drauf – man sollte hier nicht einfach „verblendet“ in die Oposition gehen. Elon ist ein Techniker&Visioner wie es es einfach nur extremst selten auf Erden gegeben hat. Möglicherweise gehen seine Ideen nicht unmittelbar auf, für mind. die nächsten 10 Jahre hat er allerdings bereits jetzt die Benchmarks gesetzt. Etablierte Unternehmen mit Ihren „aufgeblasenen“ Strukturen erscheinen jedenfalls im Vergleich zu SpaceX wie Dinosaurier. Und natürlich, gegen diese Unternehmen muss man sich zwangsläufig aggressiv verhalten & wehren, stellen diese doch, durch Ihre starren, lobbyistischen Vorgehensweisen eine veraltete und vortschrittsunfreundliche Verhaltensweise – ohne konkrete Visionen – dar.
    Betrachtet man die letzen Jahrzehnte, so sind diese durch schwer voraussehbare Innovationen geprägt. Gerade deswegen sollte auch der Weg in der Raumfahrt dahingehen, die Updatezyklen zu verkürzen. Auch wenn es für „alteingesessene“ Raumfahrt-Wizards unsinnig erscheint, größere, effizientere ISS Nachschubversorger, die 2-3x im Jahr starten, durch im ersten Blick ineffiziente kleinere (private) Versorger zu Ersetzen – ich meine es macht durchaus Sinn. Die Technik ist fortgeschrittten genug – die Kriterien, etwas als Raumfahrttauglich zu sehen, sind meiner Meinung nach überholt. @ Bernd: mich würde mal ein Artikel bzgl. der PC-Technik, die in der ISS verwendet wird, interessieren – wie stark die Strahlung wirklich auf die verwendeten Thinkpads negativ wirkt? Soweit ich bemerkt habe, werden ja auch schon iPads benutzt, die mit SOC-Strukturbreiten von > 45nm anscheinend problemlos funktionieren (muss hier das „radiation-hardened“ Paradigma überdacht werden, bzw. gibt es günstige Schutzmassnahmen gegen gefährliche Strahlung?) Noch ein anderer Punkt: Hätte ich die finanziellen & sonstigen Möglichkeiten, ich würde mein Leben eher SpaceX (Elon Musk) in die Hände legen als Boeing, einem von missiven Lobbyismus und US-protektionistisch geprägtem Unternehmen. Bei Boeing gehts hauptsächlich um Politik (=populistische erkaufte Wählerstimmen), Spacex scheut sich dagegen nicht, minderqualifizierte Mitarbeiter auf die Strasse zu setzen. Ich hatte das Vergnügen, 10 Monate in den USA-Südstaaten arbeiten zu dürfen – was dort als qualifizierte Arbeitskraft (auch akademisch!) durchgeht, das wäre hier in DACH nach Wochen gekündigt worden. Sehr geehrter Herr Leitenberger, ich möchte Sie bitten einmal kurz innezuhalten und die aktuellen Entwicklungen ein wenig differenzierter zu sehen, meiner Meinung nach stecken Sie irgendwo in den 1990er Jahren fest und sehen nicht das – Achtung populärerer Management Begriff – Big Picture. mfg, Markus

  30. Wenn SpaceX einen Schwerlastträger auf Raptorbasis mit zwei Boostern hat, in der 500t hat ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, wie schon beschrieben. Es ist schon nicht einfach sich sowas vorzustellen was dies bedeutet. Bernd hat über den Nutzen von bemannter Raumfahrt richtigerweise schon mal geschrieben das dabei kaum Ergebnisse herauskommen, der die hohen Kosten im Vergleich zu unbemannten Missionen rechtfertigen. Ich gebe im vollständig recht, zumindest bei den heutigen Rahmenbedingungen.
    Nur, wir erleben vielleicht gerade das sich das ändert. Die Preise sind heute schon von ca. 20.000$/kg auf ca. 11000$/kg gerutscht und das nur durch bessere Technologie und Produktionsverfahren. Kommt die Wiederverwendung und das sieht mir so aus, rutscht dieser Preis wohl auf unter 8000$/kg und bei der F9H wohl nochmals auf vielleicht 6000$/kg.
    Mit einer FXX mit Boostern auf Raptorbasis, wird dieser Preis wohl anfänglich deutlich unter 2000$ und später unter 500$/kg rutschen und das auf eine GTO Bahn. Erdnah vermutlich nochmals um den Faktor 2-3 besser.
    Dies wird einen Markt erzeugen weit über dem was heute vorstellbar ist.
    Ich weiß, einige sagen zu recht das dies z.B. auch vom Space Shuttle gesagt wurde, nur ich denke das hatte viel zu viele konstruktive Mängel und andere Unzulänglichkeiten die sich aus der damals zur Verfügung stehenden Technologie ergaben.
    Es gab früher auch Flugzeuge welche mit Propellern über den großen Teich geflogen sind, nur schaut man sich an was damals für ein Aufwand im Vergleich zu heute nötig war, kann man sich vielleicht vorstellen was heute neue Technologie ermöglichen könnte.

  31. @Markus W.: Die iPads, Thinkpads und andere mobile Geräte werden ja in der Station benutzt und profitieren so von derselben Abschirmung, die auch die Astronauten schützt. Das ist nicht vergleichbar mit den Bedingungen innerhalb eines Satelliten oder einer leichtgewichtigen Raketenstufe.

  32. @Sebastian; Also ich würde meinen, wenn es vor >15 Jahren möglich war eine geeignete Abschirmung bereitzustellen (=ISS), dann sollte es aufgrund der heutigen (2014) Erkenntnisse absolut keine Problem darstellen, funktionierende Abschirmungen – auch für low-cost Satelliten – für 2014er Strukturbreiten zu fertigen. Ich meine dieses Problem wird überschätzt und ist einer der kostentreibenden Faktoren – das verschafft den Ingenieuren einfach mehr Zeit (faule Haut&so) – anderenfalls -warum wird in diesem Bereich keine Forschung auf der ISS betrieben – Samples kleiner Halbleiterstrukturen sind ja im Allgemeinenen 1 Jahr bevor der Markteinführung verfügbar, rechnet man die Zeit mitein, die für die Raumfahrtevaluation benötigt wird, so sind mit Sicherheit 5 Jahre Testzeit verfügbar. Und die Samples könnten ja mittlerweile auch mit Dragon zur Erde zurückkehren – also keine russische Spionage zu befürchten. Kurz gesagt: Rechenleistung Abschirmungsaufwand gegen getestete old-school Technik. Ich möchte gerne hoffen, dass die entsprechenden Stellen mittlerweile die reale Strahlenbelastung von Halbleitern recht genau wissen.

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