Deutsche Sprache, Schwere Sprache

Vorgestern bin ich beim Zappen über eine Wiederholung von Maybritt Illner auf Phoenix hängen geblieben. Es ging um Deutsch und zwar verschiedene Aspekte (die offensichtlich Frau Pooth überforderten, die dem raschen Wechsel  nicht folgen konnte). Es ging um das Denglisch, um die Forderung einiger CDU Politiker ins Grundgesetz aufzunehmen, dass Deutsch die Sprache hier ist und um Förderunterricht für Deutsch.

Bei der zweiten Forderung  waren sich bald alle einig: Das kann man so ins Grundgesetz schreiben, das ändert aber nichts. Es wird sicher nicht dazu kommen, das Leute die nicht Deutsch können, hier nicht arbeiten dürfen. Amtssprache wird auch immer Deutsch sein, ohne dass dies im Grundgesetz so steht. Aber vielleicht gibt es kleine Änderungen. Mir war neu, dass man den theoretischen Führerschein heute in 11 Sprachen ablegen kann. Eine Forderung war dies zu streichen, gerade um auch der Tatsache zu begegnen, dass viele ausländische Mitbürger (vor allem aus der Türkei) heute kaum Deutsch können. Es geht hier auch um Integration und die schließt das Beherrschen der deutschen Sprache mit ein.

Das nächste waren dann die Förderkurse, die es für unterschiedlichste Gruppen gab: Kinder im Vorschulalter, die nicht Deutsch können (offenbar mit großem Erfolg) und ALG-II Empfängern, die nicht Deutsch können, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Bei letzteren ist es eine verordnete Maßnahme und wie zu erwarten, kam die Hälfte der Leute nicht zur Maßnahme. Das hat mich ehrlich gesagt nicht überrascht,

Die meisten Leute regen sich aber über Denglisch auf, also den Einzug von Anglizismen in unsere Sprache. Frankreich soll da ein Programm dagegen machen, das aber auch nicht so richtig hilft. Ich muss sagen ich sehr das heute entspannter als vor einigen Jahren. Wenn ich mich selbst beobachte Stelle ich folgendes fest:

  • Ich versuche zumeist ein deutsches Wort zu verwenden, wenn es eingebürgert ist. Das ist durchaus nicht selbstverständlich, wie mir eine DLR Anfrage vor einigen Tagen zeigte, in der nur von "spacecraft" und "power subsystem" die Rede war. Warum soll ich etwas in Englisch ausdrücken, wenn es auch in Deutsch geht?
  • Die zweite Gruppe sind englische Begriffe, die ich verwende, weil es keine oder nur eine schlechte Übersetzung gibt, oder es Eigennamen sind. Wie z.b, "Staged Combustion Cycle" für ein Antriebsverfahren bei Raketen oder "bloggen". Ich verwende aber nicht "googeln" sondern rede von Suchen.
  • Das dritte sind Begriffe, wo ich Englisch und Deutsch gleich oft benutze: "Booten" und "Starten", "Computer" und "Rechner", "Festplatte " und "Harddisc".

Der Kontrast zur Wirtschaft ist, dass dort es eine Inflation von englischen Begriffen gibt, für die es schon vorher deutsche Begriffe gab, wie den "Service Point", oder den "Shop". Ich habe keine Angst, dass es zu viel wird, weil sich zeigt, dass viele Leute enorme Probleme mit den Werbespots mit englischen Slogans haben. Das hat nichts mit fehlenden Englischkenntnissen zu tun. es hat damit zu tun, wie wir auf Wörter reagieren. Der Werbetreibende oder jemand der diese englischen Begriffe jeden Tag benutzt, geht davon aus, dass jeder diese automatisch beim Hören übersetzt oder sie wie er synonym zum Deutschen benutzt. Das ist falsch. Wenn ich einen Begriff oft genug gehört habe, dann wird er bei mir als Synonym einsortiert, wie "Meeting" für Treffen oder "Date" für Verabredung. Wenn das nicht der Fall ist, dann fangen die meisten nicht an zu übersetzen, sondern ihr Gehirn versucht aus dem Satz schlau zu werden ohne das unbekannte Wort und ohne zu übersetzen. So ist zu erklären, warum die Douglas Werbung mit "Come in and find out" floppte. Selbst Leute, die gut Englisch konnten, haben spontan geantwortet "Komm rein und finde raus". Ganz einfach weil die englischen Worte so wie die (falsche) deutsche Übersetzung klingen. Das Gehirn hat versucht aus dem Satz einen Sinn zu finden, ohne sich mit einer Übersetzung anzustrengen.

Wir suchen immer nach dem einfachsten Weg. Gerade darum sind erfolgreiche Werbesprüche kompakt, leicht verständlich. Ein paar Beispiele die nach 20 Jahren noch in meinem Kopf herumschwirren:

  • "Quadratisch, praktisch, gut"
  • "Willst Du viel, Spül mit Pril"
  • "Weil es das Beste ist"
  • "Die Bahn kommt"

Wenn irgendwann mal wieder echte Profis Werbung machen und nicht mehr die Praktikanten wie heute, dann wird es bald auch wieder mehr Deutsch in der Werbung geben. Im täglichen Leben mache ich mir keine Sorge um Englisch: Ich kenne niemanden der bei der normalen Unterhaltung viel Englisch redet. Das ist mehr begrenzt auf bestimmte Gruppen. Jugendliche die sowieso ihre eigene Sprache lernen, Berufssprachen wo es international gängig ist oder Absolventen die meinen dadurch ihre Fachkenntnisse beweisen zu müssen.

Also um mal etwas Action in den Blog zu bringen: Was ist ihr Vorschlag für die überflüssigste englische Formulierung / Wort des Jahres?

Das Bild des Tages heute zeigt Phobos. Es zeigt den Mond in bislang höchster Auflösung und wurde von Mars Express gewonnen. (das Bild ist verkleinert). Mars Express ist al einzige Raumsonde im Orbit fähig die marsabgewandte Seite des Mondes aufzunehmen. Der MRO hat vorher schon eine Aufnahme von Phobos gemacht (Bild 2). Sie zeigt aber nur die marszugewandte Seite des Mondes. Ein zweiter Vorbeiflug von Mars Express vor 3 Jahren zeigt wiederum einen anderen Ausschnitt. Kombiniert man diese Aufnahmen mit den früheren Viking Aufnahmen und denen eines Vorbeiflugs von Mars Global Surveyor vor 10 Jahren, so konnte die ESA eine weitgehend komplette Karte von Phobos anfertigen (Bild 3). Sie ist Grundlage für die Planung der Phobos-Grunt Mission. Die Furchen sind die Folgen eines Einschlags, welcher den Krater Stickney, den größten auf Phobos erzeugte.

Bestes Bild von Phobos durch Mars Express

Phobos aufgenommen von MRO.

Phobos Karte

6 thoughts on “Deutsche Sprache, Schwere Sprache

  1. Besonders widerlich finde ich Kunstworte, die zwar Englisch klingen, so aber gar nicht im Englischen benutzt werden:
    „Handy“ statt Mobiltelefon ist da wohl der Klassiker schlechthin, damit es chic modern klingt. Mittlerweile haben die Deutschen sich wahrscheinlich grösstenteils daran gewöhnt, doch schrecklich ist es trotzdem.
    Ich finde es armseelig, durch die Strassen zu gehen und ein Copycenter neben einem Phoneshop zu sehen, gesäumt von einem einem Postshop und einer Bar mit Coffee to go – Werbung. Am Bahnhof in Hannover gibt es ein Kiss-n-Go-Area…

  2. Oh da habe ich auch ein paar Beispiele:
    „Handy“ gibt es in den USA nicht, das heißt Cell Phone (wie ich aber gehört habe übernehmen jetzt mehr und mehr den Ausdruck von uns)
    Showmaster heißt dort „Host“
    und…
    „Public Viewing“ ist eine öffentliche Leichenaufbahrung!

  3. Auch wenn die Wörter nicht von diesen Jahr sind:
    Jobcenter, Outsourcen
    Grunsätzlich hab ich nichts gegen Anglizismen. Für mich dient die Sprache der Kommunikation und solange man sich verständigen kann ist die verwendete Sprache egal. Was mich allerdings stört, dass englische Begriffe häufig genutzt werden um etwas als besser aussehen zu lassen, nur weil es einen engl. Namen hat.
    Noch ein schönes Beispiel:
    Facility Management (Hausmeister)

  4. ebend!
    Oh ja, das jobcenter. Das sogar ofizielle Stellen so was tun setzt dem Ganzen die Krone auf. Oder wurde die Arbeitsvergabe mittlerweile an private Firmen outgesourct und das Arbeitsamt ist gar kein Amt mehr?

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