Zum neunten November

Eigentlich ist heute ja ein Gedenktag. Ich habe mir überlegt was ich dazu schreiben sollte, aber für einen langen Blog wirds nicht reichen. Trotzdem an dem Datum komme auch ich nicht vorbei. Für mich ist das Zustandekommen des Mauerfalls ein sehr gutes Beispiel für das DDR-Regime, das offenbar in einem so starken Zustand des Zerfalls befand, dass man zwar Presskonferenzen organisierte, aber die dort Beteiligten (Schabowski) nicht unterrichtet wurden über so etwas Wichtiges wie ein neues Reisegesetz und das dieses eigentlich erst morgen in Kraft tritt. Gerade in einem Staat wo die Bürokratie so eingefahren ist, sollte er doch wiesen dass man Gesetze nicht so beschließt dass sie „unverzüglich“ oder „sofort“ gelten.

Das es ohne Gewalt ging wird ja immer wieder als Wunder hervorgehoben. Gerne mit dem Hinweis auf den Mai im selben Jahr als China auf dem Platz des himmlischen Friedens ein Massaker veranstaltete. Militär soll auch bei der ersten großen Montagsdemonstration einen Monat vorher in Leipzig zusammengezogen worden sein. Aber mit Verlaub – ich glaube nicht daran, dass es dazu gekommen wäre. Zum einen ist die Situation eine andere. Auf dem Platz des himmlischen Friedens waren es Studentenproteste, aber das Regime saß fest im Sattel. Der Ostblock war seit Monaten im Zerfall. DDR-Bürger flüchteten erst über die ungarische Grenze, dann als sie dorthin nicht mehr reisen dürfen über die Botschaften der BRD in Prag und Warschau. Die Sonderzüge führten zu Tumulten als sie die DDR passierten und die Demonstrationen in den Städten bekamen von Tag zu Tag mehr Zulauf. Honecker wurde abgesetzt, Mielke ebenfalls und wenige Tage vorher demonstrierten in Ostberlin Hunderttausende und Krenz trat zurück. Glaubt da wirklich jemand ernsthaft dass die Grenztruppen bei diesem offensichtlichen Zerfall eines States dem die Bürger den Rücken kehren noch auf eine enorme Menge geschossen hätten? (Mal abgesehen davon, dass bei so vielen Menschen das auch nach hinten los gehen kann). Vor allem aber hatte die Führung ja schon 1953 gesehen, dass man den eigenen Streitkräften nicht trauen kann, als sie russische Panzer brauchte um den Aufstand des 17. Juni niederzuwerfen. Als weiteren Punkt konnte die chinesische Führung im Mai sich auf das Ereignis vorbereiten, weil der Platz wochenlang besetzt war. Da kann man gerne Truppen aus einer ländlichen Region nach Peking versetzen und ihnen was von einer Konterrevolution von Studenten einreden.

Schade ist nur, dass nur die Wiedervereinigung nationaler Feiertag ist. Meiner Ansicht nach zu wenig. Wir haben bis auf den 1.Mai und den 3.Oktober nur kirchliche Feiertage. Ein staatlicher mehr wäre nicht schlecht, dafür könnte man Allerheilligen einsparen der ja gerade war. Überhaupt scheint es nur katholische und ganzkirchliche Feiertage  zu heben, keine evangelischen. Nebenbei ist er ja auch so gedenkwürdig:

  • Ende des ersten Weltkriegs (1918)
  • Hilterputsch (1923)
  • Reichskristallnacht (1938)

Ein Sprung zu heute. Glaubt man unserer Bundesregierung, dann können wir ja derzeit keine Flüchtlinge aufnehmen, obwohl es ja nicht so viele sind die bei uns ankommen anstatt in Italien, der Türkei oder im Libanon. Im Herbst 1989 kamen vor dem Mauerfall zehntausende von DDR-Bürgern in die BRD. Die zu integrieren war kein Problem. Nun sollen viel weniger Flüchtlinge ein Problem sein? Meiner Ansicht nach macht man es zum Problem. Und zwar in der Art wie es abläuft. Solange jemand Asylant ist muss er in einem abgeschottetem Heim leben, darf keine Arbeit annehmen etc. Integration sieht anders aus. Klar muss man sie erst mal wo unterbringen. Doch dann sollte man den Leuten keine Hürden in den Weg stellen sondern helfen. Bei der Arbeitssuche, mit Deutschkursen etc. Wer für sich selbst sorgen kann, eine Arbeit hat wird anerkannt, kann die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen  und damit hat es sich. Damit kann man dann immer noch die, die nur hierherkommen um es schöner als im Ursprungsland haben oder sich in unser Soziales Netz legen wollen, wie ja rechte Politiker immer sagen, dann nicht anerkennen. Wobei ich an diese Parole nicht glaube, weil ich mir nicht vorstellen kann dass es so viele Leute gibt die meinen in Deutschland wäre das Paradies auf Erde, damit es sich lohnt sein Heimatland zu verlassen. Aber es gibt ja genügend Dumme wie man an den Wahlerfolgen der AFD sehen kann.

4 thoughts on “Zum neunten November

  1. > Vor allem aber hatte die Führung ja schon 1953 gesehen, dass man den eigenen Streitkräften nicht trauen kann,

    Kunststück, die NVA wurde erst 1956 gegründet.

    > Überhaupt scheint es nur katholische und ganzkirchliche Feiertage zu heben, keine evangelischen.

    In den neuen Ländern gibt es den Reformationstag, und der ist nun wirklich nicht katholisch. In letzter Zeit gab es Diskusionen, ob der nicht in allen Bundesländern eingeführt werden soll.

  2. Klugscheißmodus an:

    Die NVA hieß bis 1956 noch „kasernierte Volkspolizei“, die Panzer und deren
    Besatzung waren allerdings russisch.

    Klugscheißmodus aus.

  3. Die kasernierte Volkspolizei gilt zwar als Vorläufer der NVA, war aber von Bewaffnung und Personalstärke nicht damit zu vergleichen. Eben wie der Name schon sagt, eher eine Polizeitruppe.

  4. Einen wichtigen Grund für die Einsatzmöglichkeit des Militärs in China war einfach die Größe des Landes. Es wäre auch einfacher gewesen in der DDR Militär aus einem entfernten Land einzusetzen (Ukraine, Russland) als aus der Nachbarschaft, die sich wegen ähnlicher Lebensumstände solidarisieren. Die Einheiten in China wurden aus weit entfernten Gebieten herangekarrt.

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