Die Artikel

Ich bin gerade beim dritten Lesen des Manuskripts des nächsten Buchs. Eigentlich wollte ich es nur zweimal durchlesen, aber mir fielen dann doch viele Formulierungen und umständliche Sätze auf, sodass ich doch noch mal drüber gehe. Ich nutze die Hilfe der Grammatikprüfung in zwei Versionen von Libreoffice. Einer alten in der noch der Duden Korrektor funktioniert und einer neuen mit dem freien Language Tool. Sie brachten mich auf mein heutiges Thema. Eine Prüfung nutzt nur was wenn nicht in jeder Zeile ein bis zweimal was rot unterkringelt ist. Zahlreiche Fach- und Fremdwörter kann man ja beibringen. Lästig ist das beide Prüfungen Wörter wie „schubstark“ oder „schubkräftig“ rot unterkringeln und in beiden Fällen kann ich die nicht zum Wörterbuch hinzufügen, das Language Tool liefert nur angebliche Synonyme die mit Schub aber gar nichts zu tun haben. So bleibt viel Rot, und man fängt an die Farbe zu ignorieren.

Häufiger unterkringeln die Tools aber Artikel und das brachte mich auf den heutigen Text. So unterkringeln sie „die Europa“, „die Delta“ und „die Titan“. Klar. Sie gehen wohl von dem Kontinent Europa aus, dem vierten Buchstaben des griechischen Alphabets und der Bezeichnung für griechische Halbgötter. Für mich ist der Artikel immer „die“ weil es für mich eine Abkürzung von „die Europa Trägerrakete“ ist. Das führe ich bei allen drei Wörtern letztendlich auf die Rakete zurück und die hat einen weiblichen Artikel. Ob es richtig ist weiß ich nicht mal, aber angesichts dessen dass man im Deutschen anders als in vielen anderen Sprachen relativ einfach neue Hauptwörter „erfinden“ kann muss es ja eine Regel geben. Vielleicht nimmt man ja auch das zweite Wort, das wäre Träger, dann wäre der Artikel „der“ von „der Träger“ oder es orientiert sich am ersten Wort und dann komme ich ins Grübeln: ich habe keine Ahnung welche Artikel die Kontinente haben. Bei Europa könnte man noch „die “ nehmen von der verführten Sagengestalt, die eine Frau war, doch heißt es „das Afrika“ „der Afrika“ oder „die Afrika“? Mir fällt spontan kein Satz ein wo ich einen Artikel für den Kontinent Afrika brauche, nur wieder mit zusammengesetzten Wörtern wie „der afrikanische Kontinent“ oder „der Zauber Afrikas“.

Für mich ist die Sache mit den drei Artikeln ein Minenfeld, denn es läuft darauf hinaus zig Artikel für zig Hauptwörter auswendig zu lernen und es werden ja durch mehr zusammengesetzte Hauptwörter immer mehr. Vor 30 Jahren wusste keiner welchen Artikel eine DVD hat (die) noch welche ein DVD-Spieler hat (der) oder ein Smartphone (das). Schon das Beispiel mit DVD / DVD-Spieler zeigt es gibt ja keine Systematik. Also man kann nicht aus der Kenntnis des Artikels für „DVD“ auf den „DVD Spieler“ schließen. Genauswenig wie man von dem Computer auf die Computermaus schließen kann.

Wenn es nach mir ginge könnte man ja in der deutschen Sprache viel vereinfachen und die Artikel wären ein Punkt den ich weit nach oben setzen würde. Mein Vorschlag:

  • „der“ und „die“ gibt es nur für Dinge die in Natura weiblich oder männlich sind. Das sind Menschen, viele Tierarten und einige Pflanzen (z.B. Hanf) aber auch hier nur um das jeweilige Geschlecht zu kennzeichnen also „der Hengst“ „die Stute“ aber „das Pferd“. Gibt es kein eigenes Wort für ein Geschlecht (z.B. steht „Katze“ sowohl für die Art Katze wie auch eine weibliche Katze) dann nimmt man immer „das“.
  • Alle anderen Hauptwörter (99+ %) die kein Geschlecht haben, bekommen ein „das“.

Das ist eine einfache Regelung mit zwei leicht merkbaren Regeln – und ich weiß es gibt gleich Kritik. Außer mir scheint wohl jeder zu akzeptieren das Deutsch kompliziert, unlogisch und voller ausnahmen und Auswendig-zu-lernen-Regeln ist. Sprachen die unkomplizierter sind, wie Englisch mögen sich ja weltweit durchsetzen, aber der Deutsche liebt eben einen Wust von Regeln. Sei es bei der Sprache oder der Bürokratie.

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