Russland nennt es Sojus 5, ich nenne es Zenit-R
Vorgestern gab Russland bekannt, das die neue Trägerrakete „Sojus 5“ nicht vor Mitte des nächsten Jahrzehnts in Dienst gestellt hat. Sojus 5? Kannte ich vorher nicht und die nächste Frage die ich habe ist dann was ist mit der Sojus 3 und 4? Schon beim lesen des SpaceNews Artikels beschlich mich das Gefühl, das dies nur eine veränderte Zenit ist. Die Wikipedia bestätigt das.
Die Zenit als Rakete wird in der Ukraine gefertigt, die Triebwerke stammen aus Russland. Das war ein Problem, weshalb der Einsatz der Zenit seitens Russland nach Zerfall der GUS dauernd abnahm. Es gab dann eine Phase in der sich die Situation entspannte und Russland weitere Zenit kaufte. Mit ihnen wurden beispielsweise Phobos Grunt gestartet. Was aber dann durch die Ukrainekrise endgültig aufhörte.
Die erste Stufe der Sojus 5 hat fast die gleiche Masse wie die der Zenit, aber einen etwas größeren Durchmesser von 4,1 m um die Maschinen der Proton (mit ebenfalls 4,1 m Durchmesser nutzen zu können. Das Triebwerk RD-171M ist das gleiche wie in der Zenit. Die zweite Stufe ist kleiner. Das liegt daran, dass man ein RD-120 durch zwei RD-124B ersetzt hat, die selbst zusammen einen kleineren Schub haben. Die Stufe drei ist dann der Block DM, der auch schon auf der Zenit zum Einsatz kam, aber in der heutigen Proton Variante. Da die Zweitstufe der Zenit eine hohe Leermasse aufweist, ist die Nutzlast der Sojus 5 mit 17,3 t in denen LEO höher. In GTO-Bahnen ist sie mit 5 t kleiner, als die der Zenit SLB, da diese von einer geografisch günstigen Position aus startet.
Die Sojus 5 ist der letzte Punkt einer Chaospolitik in der Trägerentwicklung. Eigentlich könnte es ja gut laufen. Die Angara halte ich in der ursprünglichen Konzeption für eine gute Rakete:
- 1 Booster: Nutzlast ~ 4 t = Ersatz für die Dnepr
- 3 Booster: Nutzlast ~14 t = Ersatz für die Zenit
- 5 Booster: Nutzlast ~ 24 t = Ersatz für die Proton
- 7 Booster: Möglicher Schwerlastträger
Die Sojus kann so nicht ersetzt werden, doch da sie eng an die Sojus-Raumschiffe und Progress Transporter gekoppelt ist, stand das sowieso nie zu Debatte.
In der Auslegung sah ich schon Schwächen. Man hat nur die erste Stufe, das URM neu konstruiert. Die zweite Stufe URM-2 war nur ein vergrößerter Block I, der für die größeren Varianten zu klein war, da er aber sowieso nicht bei der kleinsten Version zum Einsatz kam, hätte man gleich die zweite Stufe der Sojus 5 mit 65 anstatt 40 t Masse einsetzen können. Anstatt der Breeze M und Fregat hätte man auch Block DM3 nehmen können, der etwas größer und schubkräftiger ist, er wäre dann die zweite Stufe bei der kleinsten Variante ohne Seitenbooster. Stattdessen setzt die Angara anstatt drei Stufentypen derzeit vier ein und vier weitere Versionen mit Wasserstoff als Verbrennungsträger sind geplant, wozu es meiner Ansicht nie kommen wird. Wenn Indiens ISRO Geld auf den Tisch legt, bekommt es von Russland eine funktionsfähige LOX/LH2 Stufe, aber fähig dieselbe Stufe auf der Angara einzusetzen, sind sie nicht.
Das Angara-Konzept ist schon etwas verwässert, aber es ist sinnvoll. Es könnte drei Träger ersetzen. Doch es tut sich nichts. Es gab bisher zwei Testflüge und der letzte liegt auch schon fünf Jahre zurück.
Stattdessen gibt es neue Varianten anderer Träger. Wie eben die obige Sojus 5. Warum sie neu entwickeln, wenn man die Angara 3 hat? Die Angara 3 wurde stattdessen gestrichen. Als Konkurrenz zur Angara 1 gibt es die Sojus 2.1v „Volga“, bei der man die vier Seitenbooster wegließ und das zentrale Triebwerk durch ein altes NK-33 aus den Siebziger Jahren ersetzt. Da es starr eingebaut ist und immer noch zu wenig Schub hat, übernimmt ein RD-0110 (aus der vierten Stufe der Molnija ergänzt. Auch eine Paralellentwicklung noch dazu ohne Zukunft, denn die NK-33 werden nicht mehr gebaut – nun erwägt man das RD-191 der Angara zu nutzen, womit man im Prinzip zwei Stufen um dasselbe Triebwerk herum baut.
Meine Alternative
Ich habe das zum Anlass genommen, mal meine Angara-Alternative zu konstruieren. Bei einer Rakete, die über viele Konfigurationen einsetzbar sein soll, muss man Kompromisse machen. So verändert sich je nach Anzahl der Booster das Stufenverhältnis: Eine Angara mit einem URM braucht eine kleinere Zweitstufe als eine mit sieben Boostern. Ich habe daher für 5 Boostern die Zweitstufe ausgelegt. Sie ist dann bei sieben Boostern etwas unterdimensioniert und für drei Booster etwas überdimensioniert, man kann dann aber noch Treibstoff weglassen,d as ist bei LOX/Kerosin relativ unkritisch, weil die Trockenmasse nicht zu hoch ist. Für einen Booster ist sie zu groß, dann würde man direkt die dritte Stufe als zweite Stufe nehmen. Die dritte Stufe benötigt man für GTO Missionen oder Fluchtbahnen.
Ausgehend von 5 x 135 t für ein URM und etwa 25 t Nutzlast würde man die zweite Stufe in der geometrischen Mitte platzieren. Das wären 112 t Masse. Mit zwei RD-0124, die auch ich als Triebwerke bevorzuge (das RD-120 der Zenit Zweitstufe war Ursache der meisten Fehlstarts und ist auch Basis der Kerosinbooster der Langer Marsch 5-7 und bei denen ist derzeit nach einem Fehlstart ein Neudesign der Turbopumpe anhängig). Reicht der Schub aber nicht aus für eine solche Stufe. Ich habe ihre Masse daher nur auf 80 t festgesetzt. Block DM würde ich neu konstruieren. Der originale Block DM wurde bewusst kompakt konstruiert um in die Nutzlastverkleidung der Proton wenig Platz wegzunehmen. Da inzwischen die Proton sowieso eine längere Nutzlastverkleidung einsetzt ist die Konstruktion mit ringförmigen Tanks um das Triebwerk herum nicht nötig. Ich habe trotzdem nur die Leermasse um 400 kg gesenkt. Auch würde ich die schubstärkere alte Version des RD-56 einsetzen, sonst wird es bei der dreistufigen Variante schwer einen stabilen Orbit zu erreichen und man könnte ihn nicht bei der einstufigen Variante einsetzen. Trotzdem muss man auch hier etwas Treibstoff ablassen und erreicht zwar eine Umlaufbahn, aber mit einem zu niedrigen Perigäum. Die Alternative wäre es wie bei der Angara dann Block I oder die Fregat als Zweitstufe zu nehmen, da die Sojus in Produktion bleibt, wären diese stufen ja verfügbar. Das heißt die Angara 1 wäre dann auch identisch zur heutigen Angara 1.1 / 1.2. Weitere Stufen wie im Angara-Programm sehe ich nicht vor. Trotzdem kommt man zu einer schönen Reihe:
Version | Nutzlast | Orbit |
---|---|---|
Angara 1 (Block DM nur 19 t Masse) | 3,7 t | 134 x 200 km x 42 Grad |
Angara 3 (Stufe 2 nur 70 t Masse) | 4,8 t | 190 x 35.800 x 45,2 Grad GTO |
Angara 5 | 10,5 t | 251 x 35.800 x 37,5 GTO |
Angara 7 | 12 t | 320 x 35800 x 44,1 GTO |
Zu den Inklinationen: Sie berücksichtigen die erlaubten Flugkorridore, und sind für einen Azimut von 80 Grad berechnet. Da ich nur direkte Einschüsse berechnet habe, steigt wegen der längeren Brennzeit der Angara 7 (das zentrale URM wird erst nach Brennschluss der sechs äußeren URM gezündet) die Bahnneigung wieder an, da man dann schon wieder den Äquator passiert hat. Realistisch würde man zuerst eine Parbahn (Bahnneigung 44 Grad) anstreben und dann Block DM zünden. Das alleine senkt die Bahnneigung auf 33,5 Grad ab. Das ist zwar immer noch schlechter als bei einem Start vom Cape aus (rund 28 Grad) aber viel besser als die Ausgangsbahn. Ein Ariane-5 kompatibler GTO kostet dann noch mehr Nutzlast. Ein Super-GTO mit einem Apogäum in 80.000 km Höhe ist nur um 100 m/s ungünstiger als ein Ariane 5 GTO. Die Nutzlast für diesen Orbit liegt bei 9 t bei der Angara 3 und 10 t bei der Angara A5
Das niedrige Perigäum bei der Angara 1 liegt an Block DM. Für russische Nutzlasten, die einen integrierten Antrieb haben und das Perigäum selbst anheben, ist das kein Problem. Ansonsten müsste man einfach zwei Brennperioden von Block DM vorhersehen, indem man die Bahn zirkularisiert.
Vergleichen mit der Angara A3 hat diese Version 1,1 t mehr GTO Nutzlast und vergleichen mit der Angara A5 (Breeze Oberstufe) sind es 2,5 t (für den gleichen GTO-Orbit).
Warum Russland nicht auf diese Variante kommt? Ich glaube jeder Hersteller postuliert eine Rakete, in der gerade die Teile verbaut sind, die er verwendet. Anders kann man nicht auf die Idee kommen wie bei der Sojus 5 die Zenit nachzubauen, aber mit dem Durchmesser der Proton anstatt (in der Masse fast gleich) drei URM zu verwenden. Ebenso werden uralte Stufen wie Block I oder Block DM weiter verwendet, auch wenn sie zu leicht sind, ober eine hohe Leermasse (wie Block DM) aufweisen. Keiner will wohl in neue Fertigungsanlagen investieren. Das Hauptproblem ist aber eine Verwaltung, die diese Projekte absegnet, anstatt sich auf eine Familie zu konzentrieren. Auch die kann man ja so auslegen, dass jeder Hersteller einen Teil davon fertigen kann. Schlussendlich hat man aber nicht die Finanzmittel für so viele neue Träger und so passiert eigentlich gar nichts.
Rakete: Angara 1 Neu
Startmasse [kg] |
Nutzlast [kg] |
Geschwindigkeit [m/s] |
Verluste [m/s] |
Nutzlastanteil [Prozent] |
Sattelpunkt [km] |
Perigäum [km] |
Apogäum [km] |
Inklination [Grad] |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
162.000 | 3.700 | 7.847 | 1.931 | 2,28 | 140,00 | 200,00 | 200,00 | 80,00 |
Startschub [kN] |
Geographische Breite [Grad] |
Azimut [Grad] |
Verkleidung [kg] |
Abwurfzeitpunkt [s] |
Startwinkel [Grad] |
Konstant für [s] |
Starthöhe [m] |
Startgeschwindigkeit [m/s] |
1.922 | 46 | 80 | 1.500 | 250 | 90 | 10 | 90 | 0 |
Stufe | Anzahl | Vollmasse [kg] |
Leermasse [kg] |
Spez. Impuls (Vakuum) [m/s] |
Schub (Meereshöhe) [kN] |
Schub Vakuum [kN] |
Brenndauer [s] |
Zündung [s] |
1 | 1 | 137.800 | 9.000 | 3.310 | 1922,0 | 2085,0 | 204,47 | 0,00 |
2 | 1 | 19.000 | 2.500 | 3.492 | 86,3 | 86,3 | 667,65 | 205,00 |
Rakete: Angara 3 Neu
Startmasse [kg] |
Nutzlast [kg] |
Geschwindigkeit [m/s] |
Verluste [m/s] |
Nutzlastanteil [Prozent] |
Sattelpunkt [km] |
Perigäum [km] |
Apogäum [km] |
Inklination [Grad] |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
510.700 | 4.800 | 10.295 | 2.499 | 0,94 | 160,00 | 200,00 | 35790,00 | 80,00 |
Startschub [kN] |
Geographische Breite [Grad] |
Azimut [Grad] |
Verkleidung [kg] |
Abwurfzeitpunkt [s] |
Startwinkel [Grad] |
Konstant für [s] |
Starthöhe [m] |
Startgeschwindigkeit [m/s] |
5.766 | 46 | 80 | 2.500 | 250 | 90 | 10 | 90 | 0 |
Stufe | Anzahl | Vollmasse [kg] |
Leermasse [kg] |
Spez. Impuls (Vakuum) [m/s] |
Schub (Meereshöhe) [kN] |
Schub Vakuum [kN] |
Brenndauer [s] |
Zündung [s] |
1 | 3 | 137.800 | 9.000 | 3.310 | 1922,0 | 2085,0 | 204,47 | 0,00 |
2 | 1 | 70.000 | 7.000 | 3.521 | 596,0 | 596,0 | 372,19 | 205,47 |
3 | 1 | 20.000 | 2.500 | 3.492 | 86,3 | 86,3 | 708,11 | 578,66 |
Rakete: Angara 5 Neu
Startmasse [kg] |
Nutzlast [kg] |
Geschwindigkeit [m/s] |
Verluste [m/s] |
Nutzlastanteil [Prozent] |
Sattelpunkt [km] |
Perigäum [km] |
Apogäum [km] |
Inklination [Grad] |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
801.500 | 10.000 | 10.295 | 1.984 | 1,25 | 160,00 | 200,00 | 35790,00 | 80,00 |
Startschub [kN] |
Geographische Breite [Grad] |
Azimut [Grad] |
Verkleidung [kg] |
Abwurfzeitpunkt [s] |
Startwinkel [Grad] |
Konstant für [s] |
Starthöhe [m] |
Startgeschwindigkeit [m/s] |
9.610 | 46 | 80 | 2.500 | 250 | 90 | 10 | 90 | 0 |
Stufe | Anzahl | Vollmasse [kg] |
Leermasse [kg] |
Spez. Impuls (Vakuum) [m/s] |
Schub (Meereshöhe) [kN] |
Schub Vakuum [kN] |
Brenndauer [s] |
Zündung [s] |
1 | 5 | 137.800 | 9.000 | 3.310 | 1922,0 | 2085,0 | 204,47 | 0,00 |
2 | 1 | 80.000 | 7.000 | 3.521 | 596,0 | 596,0 | 431,26 | 205,47 |
3 | 1 | 20.000 | 2.500 | 3.492 | 86,3 | 86,3 | 708,10 | 637,73 |
Rakete: Angara 7 Neu
Startmasse [kg] |
Nutzlast [kg] |
Geschwindigkeit [m/s] |
Verluste [m/s] |
Nutzlastanteil [Prozent] |
Sattelpunkt [km] |
Perigäum [km] |
Apogäum [km] |
Inklination [Grad] |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1.079.100 | 12.000 | 10.295 | 2.717 | 1,11 | 160,00 | 200,00 | 35790,00 | 80,00 |
Startschub [kN] |
Geographische Breite [Grad] |
Azimut [Grad] |
Verkleidung [kg] |
Abwurfzeitpunkt [s] |
Startwinkel [Grad] |
Konstant für [s] |
Starthöhe [m] |
Startgeschwindigkeit [m/s] |
11.532 | 46 | 80 | 2.500 | 250 | 90 | 10 | 90 | 0 |
Stufe | Anzahl | Vollmasse [kg] |
Leermasse [kg] |
Spez. Impuls (Vakuum) [m/s] |
Schub (Meereshöhe) [kN] |
Schub Vakuum [kN] |
Brenndauer [s] |
Zündung [s] |
1 | 6 | 137.800 | 9.000 | 3.310 | 1922,0 | 2085,0 | 204,47 | 0,00 |
2 | 1 | 137.800 | 9.000 | 3.310 | 1922,0 | 2085,0 | 204,47 | 205,00 |
3 | 1 | 80.000 | 7.000 | 3.521 | 596,0 | 596,0 | 431,26 | 410,47 |
4 | 1 | 20.000 | 2.500 | 3.492 | 86,3 | 86,3 | 708,10 | 842,73 |
Die russische Raketenentwicklung ist wirklich ein Trauerspiel.
Bei SpaceX hat man den Fall, dass am Anfang eine Revolution versprochen und am Ende gute Evolution geliefert wird.
Die Russen kündigen schon zu Beginn nur Evolution an und am Ende kommt einfach gar nichts.
Neben Angara/Sojus 5 gab es in den vergangen Jahren auchweitere Projekte, die es nicht in den regelmäßigen Einsatz geschafft haben. Norbert Brügge hat eine Menge davon aufgelistet. Allesamt Powerpointraketen: http://www.b14643.de/Spacerockets_1/East_Europe_2/East_Europe_2.htm
Ich habe die Ideen mal mit Interesse verfolgt, aber auf Dauer wird es zu frustrierend, da kaum was umgesetzt wird. Die russische Raumfahrt ist in einem großen Staatskonzern zusammengefasst, und der Hauptauftraggeber für Starts ist ebenfalls der Staat. Also sollte es eigentlich möglich sein, eine nationale Trägerstrategie zu formulieren und umzusetzen. Wenn man die Mittel für die ganzen zweifelhaft sinnvollen, halb oder gar nicht vollendeten Projekte zusammennimmt, könnte Russland mit einer modularen Raketenfamilie zusammen mit einem Kleinträger seinen Eigenbedarf abdecken und dank Skaleneffekten auf dem freien Startmarktweiter eine Rolle spielen.
Vor Jahren hatte ich auch schon mal einen Artikel für eineverbesserte Angara:http://www.bernd-leitenberger.de/blog/2013/08/15/macht-noch-mehr-aus-der-angara/
Wo bitte bietet PlatzX eine gute Evolution? Was macht dieses Startup Neues was andere nicht schon davor gemacht haben? Wo ist ein effektiver Nutzen für beispielsweise den Kunden zu sehen ?
Von den erteilten Aufträgen her war SpaceX in den von ihnen abgedeckten Bereichen (Satellitenstarts, ISS-Versorgung, Personentransport zur ISS) über die letzten Jahre eine der erfolgreichsten und am schnellsten wachsenden Firmen. Ob sie diesen Trend fortsetzen können, wird sich zeigen. Skepsis ist angebracht (Auftragsflaute bei Satellitenstarts und die zwei Hochrisikoprojekte StarLink (wirtschaftlich) und Starship (wirtschaftlich und technisch, wobei das technische Riskio eher darin besteht, ob die Kostenziele eingehalten werden könne)). Ich würde Erfolg bei beiden Projekten begrüßen, aber nicht mein Geld darauf wetten, dass die Ankündigungen eingehalten werden-ordentliche Teilerfüllung halte ich aber für möglich.
Falcon 9: Ich finde das Design gelungen: Es wird nur ein Triebwerkstyp verwendet, dadurch Einsparungen bei Entwicklung und Produktion. Gleiche Tankgeometrie und Treibstoffsorte vereinfacht Serienproduktion. Stufen haben sehr gutes Vollmasse/Leermasse-Verhältnis. Zentraler Schwachpunkt die zu kleine Fairing (aufgrund struktureller Probleme?).
Wiederverwendung 1: Inwiefern Wiederverwendung Geld spart, hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Ich denke aber, bei den relativ hohen Startzahlen von SpaceX darf man von einer gewissen Kostenersparnis ausgehen in der Form, dass die Startkosten für eine komplette Rakete absolut (!) bei Wiederverwendung geringer sind. Dadurch ergibt sich eine erhöhte Flexibilität: Wenn die gesamte Nutzlastkapazität gebraucht wird, dann startet man die Rakete im Wegwerfmodus, wird nur ein Teil der Nutzlastkapazität gebraucht, dann verwendet man wieder. Was andere Raketenkonzepte durch modulare Bauweise regeln, läuft bei SpaceX halt über Wiederverwendbarkeit. Das ist für den Raketenmarkt eine neue Herangehensweise. Revolution fände ich hier übertrieben, davon würde ich sprechen, falls wirklich einmal innerhalb kurzer Zeit mit minimaler Wartung wieder gestartet werden kann.
Wiederverwendung 2: Das Verfahren für die Wiederverwendung ist ebenfalls ordentliche Evolution, da es auf die Vorarbeit und die Prototypen anderer Organisationen erstmals die Anwendung bei einer richtigen Trägerrakete folgen lässt. Ich finde das Verfahren gut, denn es kommt größtenteils mit den Teilen aus, die ohnehin für die Rakete gebraucht werden. Andere Ideen, wie geflügelte Erststufen, greifen stärker in die Konstruktion der Raketenstufe ein und belasten die Rakete eventuell auf andere Weise als gewöhnlich, während sie beim von SpaceX angewendeten Verfahren weitestgehend so landet, wie auch gestartet ist.
Produktion&Organisation: Großer Anteil an Eigenproduktion. Wirtschaftliche und technische Risikobereitschaft. Ob beides ein sinnvoll oder überhaupt ein Fortschritt ist, kann natürlich debattiert werden.
Preise: Für bestimmte Marktsegmente hat SpaceX definitiv zu geringeren Preisen pro Kilogramm Nutzlast als bislang geführt bzw. zuletzt eine bessere Zuverlässigkeit als andere Billiganbieter (vor allem Russland) gezeigt. Als Beispiele für ihre Stärken kann man LEOs/SSOs anführen, beim GTO sind sie nach den offiziellen Zahlen etwa vergleichbar mit Arianespace (60 Mio für 5,5t in GTO-1800 vs 130 Mio für knapp unter 11t in besseren GTO-1500). Oft werden die SpaceX-Kosten auch mit Trägern verglichen, die mit der F9-Familie bislang nicht mögliche Missionen fliegen-das ist nur sehr begrenzt sinnvoll.
Marketing: Beim Marketing kann man von Revolution sprechen, sie schaffen es immer wieder in die Schlagzeilen (mit positiver Berichterstattung) und haben unter Raumfahtinteressierten eine große Fanbase aufgebaut (die bei mir aber zum Teil einen sektenartigen Eindruck hinterlässt).
Technische/genaue Information: Hier haben wir statt Evolution Regression, der Hang von SpaceX zu widersprüchlichen Informationen und Präsentation optimistischster Annahmen als bald eintreffende Realität ist ja bekannt.
Wenn man vorsichtig formulieren will, ist das eine Mischung aus Nachlässigkeit, Geheimniskrämerei und Optimismus, wenn man mit schärferer Zunge reden will, kann man es oft auch Lüge nennen.
(Okay, von der Länge her ist das jetzt versehentlich mehr ein Gastbeitrag als ein Kommentar geworden)
Die Angara ist anscheinend viel zu teuer fur was sie schaffen kann. Die Soyuz 5 soll mehr flexible sein weil man einen Superschwaren Trager damit bauen will(bis 140t)>http://www.russianspaceweb.com/superheavy.html
Die Soyuz hatte so auch Potenzial komerziell sich zu lohnen. Die Entwicklung und Produktion sollten relative einfacher sein, weil “nur“ die Zenit rekonstruiert wird. Mit den gleichen Fertigungsmöglichkeiten (Fix Kosten) ware es dann moglich Trager von 3t LEO bis 140t zu bauen>http://www.russianspaceweb.com/soyuz5.html
Wenn Russland ernstzunehmende Pläne hätte, die superschwere Träger brauchen-dann wäre das sicher ein Argument für die Sojuz 5 und gegen die Angara. Aber da das Szenario komplett unwahrscheinlich ist, ist das komplett irrelevant.
Dein Link zeigt auch gut das hin und her: Auf der Webseite ist noch von einer Methan-Sojuz 5 die Rede, Spacenews spricht aber von einer Kerosin-Sojuz 5.
Es kommen nicht bloß dauernd Pläne für Raketenfamilien hinzu, sondern bestehende verändern auch dauernd ihre Form.
Das erinnert mich an die Postings eines Russen, welcher sich vor ca. 10 Jahren bei Raumcon und später im Blog rumgetrieben hat.
Hat viele hochtrabende Pläne von russischen Superträgern gepostet (aus denen nichts wurde) und wa rimmer schnell beleidigt, wenn man ihn nicht ernst nahm. (Bei Raumcon hat er sich mind. 2 mal gelöscht..)
Ist nicht so ganz exakt dass aus den Planen nichts wurde. Die latzte(finale?) Soyuz 5 Heavy Version unterscheidet sich wenig von der Version 2013.
Jewgeni-7 hat auch an mich die Anfrage gestellt seine Blogs zu löschen. Das habe ich nicht gemacht, denn es gab ja jede Menge Antworten auf seine Posts die sonst verwaist wären.
Das ist übrigens nur 3-4 Jahre her. Über die Suchfunktion müsstet ihr ihn heute noch finden können.
Zeitverzögerungen sind in der Raumfahrt gang und gäbe.
Bei Russland wird aber in den letzten Jahren die Diskrepanz zwischen Ankündigungen und dem was tatsächlich gemacht wird immer extremer.
Schaut man sich mal die Aktivitäten bei der Rüstung an (gelenkte Atomsprengköpfe, neue riesige superteure Super U-boote etc.) dann ist es offensichtlich, dass das meiste Geld dort hinfließt. Bei Raumfahrt muss gespart werden. Da man die hochfliegenden Raumfahrt-Pläne ohnehin nicht realisieren kann, werden halt ständig neue Propagandaprojekte lanciert um Aktivität vorzutäuschen
Dazu braucht´s dann auch kein Gesamtkonzept. (Ähnlichkeiten zu einer bekannten US-Firma sind rein zufällig….)
Hier ist auch noch ein, wenngleich nicht ganz aktueller, Artikel zur Sojuz 5.
http://spaceflight101.com/spacerockets/soyuz-5/
Die Webseite ist allgemein hervorragend, eine der Besten zu Trägerraketen&Raumsonden, ich bin aber erst vor Kurzem auf sie gestoßen. Scheinbar nicht SEO-optimiert 🙂
Irgendwie scheinen umfangreiche private Raketen- bzw. Raumfahrtwebseiten eine deutsche Spezialität zu sein:
-Bernd Leitenberger
-Norbert Bruegge (http://www.b14643.de/Spacerockets_1/index.htm),
-Gunter Krebs (https://space.skyrocket.de/)
-Patrick Blau (http://spaceflight101.com/)
Das ist eine Kombination einer Eigenschaft die uns Deutschen nachgesagt wird („German Gruendlichkeit“) und der Tatsache das man im Deutschen mit Raumfahrtwissen wenig verdienen kann. Denn der Deutsche ist eben auch sparsam „Geiz ist Geil“ war ja auch lange ein Werbespruch vom Mediamarkt.
In Schwaben „sparet“ man doch so gerne. Was für den einen redliche Sparsamkeit ist für den anderen Geiz.
Zitat: „…die nächste Frage die ich habe ist dann was ist mit der Sojus 3 und 4? “
Wo ist das Problem ? Wäre ich unwissend, könnte ich auch fragen, was ist mit Saturn-3 und Saturn-4 ?
Nur die Entwickler haben das Recht ihre Produkte, auch mit Einbeziehung stattlichen Organen, zu benennen. Die Sojus-5 hat aber schon einen eigenartigen Weg mit ihrer Benennung hingelegt.
1. Sojus-5 war die Bezeichnung für eine Methanträgerrakete, die hat jetzt Sojus-7 bzw. Amur erhalten
2. Seit April 2015 heißt das Raketenprojekt Phoenix
2. Die jetzige Sojus-5, mit dem Programm Baiterek hat den kasachischen Namen Sunkar erhalten, das war 2016
3. Im November 2018 erhielt die Rakete einen neuen Namen Irtysch, hier hatte Rogozin die Hände im Spiel
4. Das Raumschiff Buran hatte auch eine andere Bezeichnung – Molnija-auf einigen Bildern zu sehen
5. Kurz vor dem Start des Raumschiffes, als ein heftiger Schneesturm herankam, befahl ein General auf eine sofortige Umbenennung
6. Es wurden Maler hergeholt und noch kurz vor dem Start erhielt das Raumschiff seinen Buran Namen, die Farbspuren sind auf einigen Bildern sichtbar
7. Buran bedeutet Schneesturm, für mich eine perfekte Bezeichnung
Ein typischer 08/15 Beitrag, nicht mehr und nicht weniger… Der Vergleich mit Zenit ist nicht korrekt, da zwischen der Zenit Entwicklung und der Sojus-5 rund 50 Jahre liegen, somit haben wir aus technologischer Sicht einen gewaltigen Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. Für Russland ist die Sojus-5 eine technologische Premiere, darunter neue Materialien, hochmoderne Elektronik, erstmals kommt zu Anwendung auch das Rührreibschweißen, es wurden mehrere tausend Geräte, auch aus ausländischer Produktion, eingeführt. Die Ausrüstung wurde zu verschiedenen Zeiten für die Umsetzung verschiedener Projekte zur Schaffung von Weltraumtechnologie gekauft, einige Mitarbeiter wurden sogar in westlichen Länder an den Anlagen eingewiesen. Selbst die Nutzlastverkleidung soll bis 5,2 Meter betragen….
Für mich hat das aber keine Bedeutung, halte mich nur an Fakten, darunter mit dem folgenden kritischen Beitrag über den aktuellen Stand zu Sojus-5 …
Streit um Sojus-5 Trägerrakete
Anfang März 2023 hat das kasachische Gericht das Eigentum von TsENKI beschlagnahmt. Das Gericht verlangt, dass das Roskosmos-Unternehmen TsENKI 13 Milliarden Tenge, das sind rund 2,3 Milliarden Rubel zahlt, um die Umweltauswirkungen der Sojus-5-Rakete zu bewerten. Als Zwangsmaßnahme wurde das Eigentum von TsENKI in Baikonur beschlagnahmt. Ein Unternehmen kann jedes Eigentum in das Hoheitsgebiet Kasachstans einführen, es darf nichts exportieren, bevor es eine Geldstrafe bezahlt hat. So hat es die russische Seite angeblich neulich versäumt, die Zahlung zu leisten, um die im Sauerstoff-Stickstoff-Werk von Baikonur hergestellten Produkte aus Kasachstan nach Russland zu exportieren. Die Anwälte von TsENKI haben die Frist für die Einreichung einer Berufung versäumt, die Entscheidung ist also in Kraft getreten.
Angeblich hat der Steuerdienst von Kasachstan parallel eine Rechnung an Baiterek JV für zuvor nicht gezahlte Steuern in Höhe von 2 Milliarden Tenge ausgestellt. Sowohl TsENKI als auch das kasachisch-russische Joint Venture Baiterek, zuständig für die Sojus-5 Exploration, beklagen, dass sie nicht über das Geld verfügen, um das Gerichtsurteil bzw. die Steuern zu bezahlen, und dass die Erfüllung der Auflagen zu ihrer Insolvenz führen wird. Natürlich müssen die Russen Steuern bezahlen, als auch die Gerichtsentscheidungen der kasachischen Seite befolgen. Oder hat die kasachische Seite andere Prioritäten ?
Möglich wäre, dass sowohl die Gerichtsentscheidung als auch die unerwartet entdeckten unbezahlten Steuern das Ergebnis der Entscheidung der Führung Kasachstans sein könnten, die Zusammenarbeit mit Russland (zumindest bei Baiterek) auszusetzen. Das RKZ Progress (macht Sojus-5) und das Chrunichew Center (vertritt Russland im JV Baiterek) stehen auf der EU-Sanktionsliste, was bedeutet, dass die Zusammenarbeit mit ihnen mit sekundären Sanktionen drohen kann.
Laut einigen Quellen klärt die Raumfahrtagentur Kazkosmos nun, mit welchen möglichen Folgen die einheimischen Unternehmen zu erwarten haben, wenn sie mit Unternehmen der Russischen Föderation kooperieren, die auf der EU-Sanktionsliste stehen. Kasachstan hat Angst, das ist auch verständlich, unter die sekundären Sanktionen des Westens zu fallen. Davon betroffen würde das russisch-kasachische Joint Venture Baiterek (ein Projekt zum Start von Sojus-5-Raketen von Baikonur), an dem das Chrunichew eine große Beteiligung hält.
Ein weiterer negativer Faktor: Die Steigerung der potenziellen Kosten für die Schaffung der Bodeninfrastruktur des Projekts (die kasachische Seite ist verantwortlich) um 40 Prozent im vergangenen Jahr. Der entscheidender Faktor, aus meiner Sicht: Baiterek ist das Erbe von Nasarbajew, es ging primär um die Angara-Trägerrakete (kein Wunder, dass es „Nasarbajew Start“ genannt wurde), und jedes Erbe des ersten Präsidenten von Kasachstan wird jetzt ausgerottet.
Vorgeschichte
Die Situation, in der Russland das Kosmodrom aktiv nutzt, um Geld zu verdienen, und eine Fixgebühr zahlt, passt Kasachstan jedoch nicht. Darüber hinaus stellte sich heraus, dass der wichtigste „Ernährer“ von Roskosmos die Proton Rakete war. Es wird mit giftigem Kraftstoff betankt, und die Hauptlast seiner Auswirkungen wird von der Umwelt Kasachstans getragen. Dies hat immer wieder zu Krisensituationen in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern geführt, bis hin zu vorübergehenden Verboten von Raketenstarts.
Um die Möglichkeit der Nutzung von Baikonur zu erhalten und die zwischenstaatlichen Spannungen zu entschärfen, haben die Raumfahrtabteilungen der beiden Länder ein gemeinsames Projekt Baiterek entwickelt. Sein Kern bestand darin, einen Teil des Kosmodroms Baikonur für die gemeinsame Nutzung für kommerzielle Aktivitäten auf umweltfreundlichen Raketen umzubauen. Das Projekt begann auf dem Papier im Jahr 2004.
Heutige Realität
Um Baikonur auf die Starts von Sojus-5 vorzubereiten, ist eine Modernisierung der Zenit-Startkomplexe erforderlich. Kasachstan hatte es jedoch nicht eilig, die im zwischenstaatlichen Abkommen vorgesehenen 220 Millionen US-Dollar für die Modernisierung des Startkomplexes bereitzustellen. Für diese Langsamkeit gab es zwei Gründe: Verzögerungen bei der Entwicklung von Sojus-5 und US-Sanktionen gegen russische Raketen. Als Folge der Annexion der Krim wurden 2015 US-Sanktionen gegen Produkte russischer Raketen- und Raumfahrtunternehmen verhängt, die jedoch erst 2023 in Kraft traten. Dementsprechend wurden die Vorstellungen, die ursprünglich in Baiterek zum Zeitpunkt seiner Entstehung gemacht wurden, im Jahr 2023 unhaltbar.
Der Beginn der groß angelegten russischen Invasion in der Ukraine hat sich die außenwirtschaftliche Lage Russlands erheblich verschlechtert. Alle westlichen Abnehmer russischer Raketen sowie einige der östlichen haben Roskosmos den Rücken gekehrt. Unter diesen Bedingungen sind die wirtschaftlichen Aussichten von Baiterek noch komplizierter geworden, so dass die Zurückhaltung Kasachstans, in einen illiquiden Vermögenswert zu investieren, verständlich ist. Der aktuelle Stand des Projekts ist in der Schwebe: Kasachstan erwartet eine neue Machbarkeitsstudie, von der eine weitere Beteiligung am Projekt abhängt. Roskosmos dagegen hält noch an Sojus-5 fest.
Heute verfügt Russland in Baikonur nur noch über zwei Startkomplexe: für den Start von Sojus-2- und Proton-Raketen, selbst der Gagarin-Start (Startrampe Nr.1) hat 2019 nach der Krim-Besetzung aufgehört zu funktionieren, hängt auch mit der Einführung der Sojus-2 zusammen.
Die Proton, im Rahmen eines früheren Abkommens zwischen Russland und Kasachstan werden nur bis 2025 von Baikonur aus fliegen, was mit der Toxizität des Treibstoffs dieser Rakete zusammenhängt. Die Produktion der Proton Trägerrakete wurde bereits eingestellt.
Es ist fraglich dass das Baiterek-Projekt, für das Kasachstan eine Viertelmilliarde Dollar ausgeben muss, bevor irgendwelche Flüge beginnen, der kasachischen Seite zugute kommt. Der Sojus-5 Träger hat noch keine kommerzielle Aufträge, selbst Russland hat 2022 (Krieg, westliche Sanktionen) nur einen kommerziellen Satelliten gestartet. Hier ergibt sich die Frage: Wie viele Starts dieser Sojus-5 müssen gemacht werden, damit Kasachstans Investitionen zumindest auf Null gehen, ganz zu schweigen von Gewinn?
Ein möglicher Plan B: Es gibt eine Version, dass die Rakete nun vom schwimmenden Raketensystem Sea Launch in den Gewässern des Pazifischen Ozeans abgefeuert wird. Das Objekt muss jedoch wiederhergestellt werden. Experten zufolge werden hierfür bis zu 1,2 Milliarden US-Dollar benötigt, für die nächste Zeit aber kaum machbar.
Kritik an Sojus-5
Bei der Entwicklung der Sojus-5 gingen die Konstrukteure davon aus, dass der Träger als Booster einer Superschwerenrakete fungieren soll, ähnlich wie die Zenit-Rakete, was keine optimale Lösung darstellt, erfordert ganz andere konstruktive Berechnungen.
Vor zwei Jahren haben Experten der RKK Energia auf einer wissenschaftlichen Konferenz zur Kosmonautik in Moskau dargelegt, warum die Sojus-5 nicht optimal wäre. „Durch die Berücksichtigung aller Einschränkungen ist das Verhältnis der Treibstoffreserven der ersten und zweiten Stufe nicht optimal geworden. Das tatsächliche Verhältnis der charakteristischen Geschwindigkeiten der Stufen der Sojus-5-Trägerrakete schränkt ihre Leistung erheblich ein“, so lesen wir in den Dokumenten.
In der aktuellen Konfiguration ist die Rakete in der Lage, 18 Tonnen Fracht in eine niedrige Erdumlaufbahn zu bringen, aber die Spezialisten von RKK Energia sagen, dass sie die Nutzlastkapazität erhöhen können. Durch die Erhöhung der Betankungsmasse um 60 Tonnen und des Schubs, erhalten wir eine Ausgangsnutzlast von 20,1 Tonnen. So eine Optimierung wäre in laufe der Zeit möglich. Das wäre eine Möglichkeit, letztendlich hat aber der Auftraggeber das letzte Wort.
Beim Start vom Kosmodrom Wostotschny, der liegt nördlich vom Baikonur, könnte die Sojus-5 ohnehin mehr Nutzlast befördern, wahrscheinlich um die 600 bis 800kg mehr.
Historischer Hintergrund von Zenit-2
Die Geburt der Zenit Trägerrakete (nicht zu verwechseln mit dem militärischen Raumschiff Zenit-2), die recht schwierig war, erfolgte schon Anfang der 70er Jahre aus einer Kombination mehrerer Ideen. Erstens wuchs die Masse der Satelliten im Allgemeinen und insbesondere des funktechnischen Aufklärungsapparats Tselina, dessen neue Version nicht mehr auf den Raketen Wostok-2M und Zyklon-3 platziert werden konnte.
Die primäre Zenit Rakete war für eine Nutzlast von 12 Tonnen ausgelegt, die auf der Grundlage von Kampfraketen entwickelt wurde und für die erste Stufe war eine Optionen für die Paarung zweier R-36M-Raketen in Betracht gezogen.
Die Zenit Familie, die auch die Sojus Trägerrakete ablösen sollte, sollte aus drei Versionen bestehen: der 11K55 Lite-Version, der 11K77-Zwischenversion und der 11K37-Schwerversion. Aber das Militär war nur an einer Zwischenoption interessiert. Gleichzeitig kam das Energia-Buran-Programm. So wurde am 16. März 1976 beschlossen, die erste Stufe von 11K77 mit den Seitenblöcken (erste Stufe) von 11K25 Energia zu vereinen, später sollte die Zenit-2 den wiederverwendbaren bemannten Transportraumschiff Sarja starten.
Im Jahr 2012 hat die Zenit, mit dem Start des Satelliten Intelsat-21, einen Weltrekord für Genauigkeit aufgestellt. Die Höhe im Perigäum hätte 280 plus/minus 13 Kilometer betragen müssen, der Fehler war null. Die Höhe am Apogäum sollte 35.786 Kilometer plus oder minus 129 Kilometer betragen. Und die tatsächliche Höhe am Apogäum betrug 35.781 plus sieben Kilometer. Darüber hat der stellvertretender Generalkonstrukteur von RKK Energia kurz nach dem Start berichtet.