Unbemannt Bodenproben vom Mond – mit der heutigen Technik

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China hat mit den beiden Landesonden Chang’e-5 und 6 zweimal Bodenproben vom Mond zur Erde zurückgebracht. Vor rund 50 Jahren tat dies auch die Sowjetunion. Von sechs Landesonden waren drei erfolgreich. Die Menge lag damals zwischen 55 und 170 g. Die beiden chinesischen Sonden haben da durchaus die Messlatte höher angesetzt: sie transportieren über 1,7 und 1,9 kg zur Erde.

Die Menge ist eigentlich nicht begrenzt durch die Nutzlast der Rakete, so wog die Landekapsel der Lunas 34 kg. Hätten sie anstatt rund 100 g jeweils ein Kilogramm Bodenproben mitgeführt, das hätte problemlos transportiert werden können. Die Begrenzung ist die Gewinnung: Die Lander können die Proben durch Bohrer oder Greifer eben nur in der unmittelbaren Umgebung der Sonde aufnehmen und die Probenaufnahme ist hochgradig automatisiert, da gibt es eben einen Bohrkern, der aufgespult und in die Kapsel überführt wird und danach ist der Bohrer nutzlos. Ebenso ist nicht vorgesehen an mehreren Stellen Proben zu übernehmen.

Menschen können mit ihren Händen viel flexibler Gesteinsbrocken einsammeln, eintüten und in einem verfügbaren Transportfach platzsparend so verstauen, dass sie mehrere Proben mitnehmen können. Sie können sich über ein größeres Areal bewegen, sehen schon beim Betrachten welche Steine durch ihre Färbung, Musterung oder Textur auffallen. so kann man auch die chinesischen Mondsonden nicht mit der Ausbeute von Apollo vergleichen, weder von der Selektivität, noch der Menge.

Aber das muss nicht so sein, ich will in diesem Artikel mal ein Szenario vorstellen, wie man heute unbemannt durchaus größere Bodenprobenmengen gewinnen kann und auch einige Berechnungen dazu durchführen.

Geschwindigkeitsberechnungen

Eine Raumsonde die Bodenproben sammelt muss erst auf dem Mond landen und dann wider zur Erde zurück starten. Die Geschwindigkeitsänderung dafür ist leicht berechenbar, man kann aber auch Werte von bisherigen Raumsonden nehmen. Dabei ist es egal, ob man direkt landet oder über den Umweg einer Umlaufbahn. Für die europäische Argonautmission rechnet man z.B. mit 930 m/s um von der Transferbahn in eine Mondumlaufbahn in rund 100 km Höhe einzuschwenken und weitere 1.620 m/s sind dann für die Landung abzubauen. Zusammen also 2.550 m/s.

Aber wie bei dem Start von der Erde in den Orbit benötigt man mehr Energie, denn solange wie der Antrieb arbeitet, zieht einen die Mondgravitation an. Diese Gravitationsverluste sind daher abhängig von der Brenndauer des Antriebs. Bei Apollo als bemanntem Programm kommt dann noch eine Sicherheitsreserve hinzu, die benötigt wird damit die Astronauten kurz vor der Landung noch den Landort verschieben können.

Hier einmal eine Aufstellung von zwei Extremen: Luna 15 bis 24 und Apollo

Luna 24 Apollo LM / CSM
Einschwenken in die Mondumlaufbahn 1.100 m/s
Landung 2.500 m/s
Summe 2.914 3.600 m/s
Rückstart 2.220 m/s
Verlassen der Mondumlaufbahn 1.100 m/s
Summe 2.700 m/s 3.320 m/s

Man sieht: Apollo ging von einem deutlich höheren Geschwindigkeitsbedarf aus. Neben den Sicherheitsaspekten – keine Apollomission brauchte zum Beispiel die 2.200 m/s die das Servicemodul maximal liefern konnte, sondern blieb immer unter 2.000 m/s und dem Schwebevorrat, der sich in der Differenz zwischen Landung und Rückstart ausdrückt, liegt dies vor allem an der Brenndauer: Die Rückkehrstufe von Luna war in 53 Sekunden ausgebrannt, die Landestufe konnte bis 650 Sekunden lang arbeiten, aber davon entfiel die Hälfte der Zeit für das Einschwenken in die Umlaufbahn. Das Triebwerk der Apollo arbeitete dagegen bis zu 1.030 Sekunden lang. Daraus folgt: je kürzer die Brennzeit, desto höher die Nutzlast.

Als moderne Referenz nehme ich den Vorschlag für den europäischen Lander „Argonaut“. Der Wiegt 10 t beim Start, 3,7 t auf dem Mond. Die Daten der Triebwerke sind nicht bekannt, aber sie haben einen geringen Schub, sodass ich druckgeförderte Triebwerke annehme. Bei dem höchsten spezifischen Impuls für diese Treibstoffkombination, dem des Aestus-Triebwerks, entspricht dies einer maximalen Geschwindigkeitsänderung von 3168 m/s. Wenn ich plausiblere Werte für den spezifischen Impuls nehme eher 3030 m/s. Diese Angaben liegen dann doch nahe bei den Luna Werten.

Optimierung der Gravitationsverluste

Die hohen Gravitationsverluste haben einen Grund und der liegt im Vorgehen bei der Landung. Heute schwenken alle Lander zuerst in eine Mondumlaufbahn ein. Sie hat den Vorteil das man sich der Mondoberfläche nicht mit 3 km/s in der Vertikalen nähert und so der Zündzeitpunkt aber auch genaue Ablauf der Abbremsung extrem genau getroffen werden muss – 1 Sekunde mehr oder weniger und der Brennschluss findet 2 km über oder unter der Mondoberfläche statt. In einer Mondumlaufbahn ist die Geschwindigkeit tangential zur Oberfläche anstatt senkrecht dazu, der Mond zieht die Sonde an, sobald sie den Orbit verlässt, aber selbst nach 600 Sekunden hat man maximal eine Geschwindigkeit von 1 km/s erreicht die man durch langsames Drehen des Vektors zudem reduzieren kann.

Die Richtung ist aber nicht der entscheidende Faktor. Am Schluss sinkt das Gefährt mit geringer Geschwindigkeit. Der minimale Schub musste so niedrig liegen, den kurz vor der Landung war der Treibstoff größtenteils verbraucht und die Fähre leicht und der Mond zieht nur mit etwa 1,6 m/s² an. Also bei rund 8-9 t Restmasse genügt ein Schub von 15 kN um den LM in der Schwebe zu halten, noch weniger braucht man um weiter zu sinken. Triebwerke sind bei entsprechender Konstruktion im Schub regelbar, aber die meisten können nicht mehr als auf den halben Schub heruntergeregelt werden. Das Apollotriebwerk war da schon besonders, es war zwischen 47 und 4,8 kN regelbar. Aber das heißt auch, das es anfangs bei rund 17 t Masse des Mondlanders nur um weniger als 3 m/s abbremst, so dauert es sehr lange bis die 1,6 km/s abgebaut sind und man dann dazu übergehen kann die Fallgeschwindigkeit zu reduzieren.

Ich würde daher für einen Mondlander ein zweiteiliges Landesystem einsetzen wie es auch die Lunas und Surveyors in den sechziger Jahren hatten: Ein Triebwerk mit hohem Schub das schnell abbremst und ein zweites mit geringem Schub, das nur für die Landung gedacht ist. Russland war damals in der Lage dies mit flüssigen Treibstoffen zu tun, da die Sowjetunion zahlreiche kleine Triebwerke mit Turbopumpenförderung entwickelt hat. Alleine durch den höheren Brennkammerdruck sind solche Triebwerke schubstärker. Surveyor erreichte die schnelle Abbremsung mit einem Feststoffantrieb. Ihn halte ich auch heute noch für das Optimum. Der spezifische Impuls ist zwar etwas kleiner als bei kagerfähigen flüssigen Antrieben, aber die Brenndauer liegt bei 60 bis 120 Sekunden, nicht 400 bis 600. Alleine das senkt die Gravitationsverluste soweit ab, dass der geringere spezifische Impuls mehr als ausgeglichen wird. Vor allem aber sind Feststofftriebwerke leichter als druckgeregelte Triebwerke, die man bei den unbemannten Landern ins Auge fasst. Beim erwähnten europäischen Lander wären das rund 700 kg mehr Nutzlast bei der Landung. Die restliche Geschwindigkeit in der letzten Phase – mit einer Beschleunigung von maximal 1,7 m/s könnte dann ein einzelnes druckgefördertes Triebwerk ergänzt kleinen Satellitenantrieben (400-500 N Klasse) als Lageregelungstriebwerke aufbringen. Auch die Rückstartstufe könnte sogar nur aus dem Feststofftriebwerk und Satellitentriebwerken (für die Lageregelung und letzte Phase) ausreichen. Das Einschwenken in den Mondorbit könnte wegen der geringen Gravitationsverluste das druckgeförderte Triebwerk erledigen.

Architektur

Nur Bodenproben zu entnehmen wie dies Luna 15 bis 24 und Chang’e 5 und 6 taten, dafür brauche ich kein unbemanntes Programm. Es sollte mit der Fähigkeiten von Menschen mithalten. Der Kernpunkt ist daher auch nicht der Lander, mit einer kleinen Kapsel in der die Bodenproben zurückgebracht werden. Es ist die Möglichkeit, Bodenproben aus einem größeren Gebiet zu nehmen und vor der Rückführung zu begutachten, um interessante von uninterssanten Proben zu unterscheiden.

Ich sehe daher zwei Elemente vor: einen mobilen Rover und den Lander der die Bodenproben zurück zur Erde bringt. Der letztere kann den gleichen Aufbau haben wie bisherige Missionen. Also im Prinzip zwei raketenstufen mit Avionik und einer Kapsel für die Bodenproben. Es gibt sogar eine Synergie, denn teilt man den Lander in Abstiegs- und Aufstiegsstufe auf, so kann man mit der Abstiegssstufe einen Rover absetzen. Der kann durchaus schwer sein: vorhandene US-Trägerraketen oder Ariane 6 könnten problemlos einen Rover absetzen, der doppelt so schwer wie die Marsrover Curiosity und Perseverance sind. Eine Rückkehrkapsel könnte mehrere Hundert kilo kg wiegen, zum Vergleich: die Landekapsel von OSIRIS-REX die vor zwei Jahren Bodenproben vom Asteroiden Bennu zur Erde brachte, wog 45 kg, die Kapseln der Lunas 34 bis 39 kg.

Der Rover hat mehrere Vorteile: er kann mit einem Arm – bevorzugt aber zwei Arme, da man immer eine Hand braucht um einen Behälter zu halten oder zu öffnen und einen, um Bodenproben einzufüllen – so Bodenproben – auch kleinere Steine – weitab von der Landestelle aufnehmen, ja er könnte lange Strecken zurücklegen und zum Beispiel in einem sicheren Terrain landen und dann zu einem unwegsamen Gebiet aufbrechen oder in Kater hinunter- und wieder herausfahren. Krater legen Gestein aus der Tiefe frei. Ausgangsbasis könnte das Chassis der erwähnten Marsrover sein. Anstatt einer nuklearen Energieversorgung reichen beim Mond aber Solarzellen, schon ein Quadratmeter liefert selbst bei schrägem Sonneneinfall die doppelte Energie der RTG der erwähnten Marsorver und diese Rover sind so groß wie ein SUV. Radioaktive Heizelemente im Inneren verhindern das kritische Systeme während der 14 Tage dauernden Mondnacht zu stark auskühlen. Während der Zeit ist er inaktiv. Dies sind Pellets aus Plutonium die Wärme abgeben – die RTG wandeln auch nur 6 Prozent der Wärme in Strom um, sodass man relativ wenig radioaktives Material dafür braucht. Verwenden könnte man dafür auch das billigere Americium-241, was vor allem für einen europäischen Lander eine Option wäre, da es bei uns keine RTG mit Pu-238 gibt, das als Abfallprodukt der Atomwaffenproduktion entsteht.

Auf dem Deck könnte man einen Kanister als Sammelbehälter mit vielen kleinen Probenkontainern in unterschiedlichen Größen für Staub bis kleine Felsbrocken unterbringen. Diese Behälter wären wohl aus Metall mit einem federbelasteten Klappverschluss und Silikondichtung zum luftdichten Verschließen. So sind die Proben bei der Rückreise geschützt und versiegelt. Dafür braucht der Rover aber zwei arme: einer hält die Feder für den Deckel unter Druck, dass der offen bleibt und eine zweite Hand füllt die Bodenproben ein. Der Lander – der erst kommt, wenn alle Proben eingesammelt sind – nimmt dann den gesamten Kanister auf. Dazu muss der zentrale Teil der Kapsel zugänglich sein und öffenbar. Der Rover kann mit seinen zwei armen dann passgenau den Kanister überführen.

Gegenüber dem Mars kann ein Rover viel mehr erkunden. Er muss nicht automatisch steuern, wird aber sicher Systeme an Bord haben, die Katastrophen verhindern wie Kolissionserkennungssysteme oder Systeme die automatisch den Rückwärtsgang einlegen, wenn die Strecke zu steil wird. Von Vorteil sind aber mehrere Dinge:

Der Rover hat mehr Energie und die lunare Gravitation ist kleiner, er kann so schneller unterwegs sein und größere Strecken zurücklegen.

Bei einer Signallaufzeit von 3 Sekunden kann er wie die Lunochods von einem Team auf der Erde gesteuert werden – am Mondtag 24 Stunden in drei Schichten am Tag. Das betrifft natürlich nicht nur das Fahren, sondern auch das Probenhandling.

Die Größe: was bei Lunochod das Fahren deutlich erschwerte war die Anbringung der Kameras. Beim ersten Lunochod in Kniehöhe wurden sie bei Lunochod 2 höher gesetzt. Dieses legte in kürzerer Zeit als sein Vorgänger über 37 anstatt 10 km zurück. Bei Curiosity und Perseverance befindet sich schon das Deck in 2,2 m Höhe. Ein 3 m langer Arm (man muss ja wieder bis auf den Boden kommen) mit Kameras am Ende könnte bei senkrechter Stellung problemlos einen Blick von 4,5 bis 5 m Höhe gewinnen, also so gut wie aus dem ersten Stock von einem Wohngebäude, da kann man Hindernisse frühzeitig erkennen und hat einen wirklich guten Überblick.

Ich wäre wie schon geschrieben für zwei arme. Benötigt werden nicht nur Hände zum Greifen, sondern auch Instrumente und Werkzeuge. Verteilt man diese auf zwei Arme, so hat man noch genügend Platz für Finger zum Greifen. Werkzeuge könnten Gesteinsfräsen sei,n um von größeren Felsbrocken Stücke abzutrennen, Bohrer, Staubsammler. Instrumente wären Kameras, die nicht nur für das Fahren benötigt werden, sondern auch um Nahaufnahmen der Steine bis zu Mikroskopkameras zu machen, VIS-IR-Spektrometer um die mineralogsiche Zusammensetzung aus der Ferne zu analysieren und aktive Instrumente wie Laser, die Gestein verdampfen, das Plasma wird dann durch ein Massenspektrometer analysiert oder ein Laser der Fluoreszenz anregt. Derartige Experimente sind schon auf den Mars Rovern im Einsatz. Sie müssen nur angepasst werden. Ein Rover kann so vor der Probennahme eine Analyse durchführen und anhand der kann man entscheiden, ob eine Probe interessant ist oder nicht. Damit wäre er intelligenter als Menschen die sich nur aufs Auge verlassen.

Ein mögliches Szenario wäre, dass der Rover am Beginn eines Mondages der 14 Tage dauert, zu einer neuen Lokalisation aufbricht. Dort angekommen untersucht er zahlreiche Stellen mit seinen Instrumenten, bevor er dann während der Mondnacht dann inaktiv ist. Die 14 Tage geben Wissenschaftler die Zeit die Analysen auszuwerten und zu entscheiden von welchen Stellen Proben genommen werden. Diese werden dann zu Beginn des nächsten Mondtages genommen und dann zu einer weiteren Stelle aufgebrochen. Der Vorteil dieses Szenarios ist das der Mondlander wirklich lange Strecken zurücklegen kann, anders als wenn er wie bei den Mars Rovern nach kurzer Strecke für Analysen stoppt und man von Tag zu Tag plant. Rechnet man mit 6 km/h Geschwindigkeit (Fußgängertempo) und 24 stunden Betreuung so könnte er in einer Woche, einem halben Mondtag rund 1000 km zurücklegen. Die Übertragung von Videos der Kameras und anderen Daten in hoher Auflösung die man für das Navigieren braucht, ist bei der kleinen Distanz des Monds zur Erde kein Problem.

Erst wenn alle Proben genommen sind, wird der Rover zum späteren Landegebiet der Rückkehrstufe gefahren, bei dessen Auswahl er mit seiner Bodensicht auch helfen kann. Der Lander landet und der Kanister wird umgefüllt. Wie viele Bodenproben es sind, ist schwer anzugeben. Bei einem optimalen Design kann eine Kapsel viel Nutzlast befördern. Bei den ersten Keyhole Satelliten wog die Kapsel 88 kg und der Film, der in sie umgespult wurde 36 kg, also knapp 30 % des Gesamtgewichts. Dies wird man mit einem nicht abgeschlossenen System nicht erreichen. Aber man kann eine Abschätzung machen: Die Rückkehrkapsel von OSIROS-TEX hatte einen Durchmesser von 81 cm und war 50 cm hoch und wog 46 kg. Nimmt man an, dass in der Mitte ein Raum von 50 cm Durchmesser (Kreisförmig) und 20 cm Höhe vorhanden ist, in dem man einen rechteckigen Kanister von 15 cm Höhe und 30 cm Seitenlänge einbringt, so hat der ein Volumen von 13,5 Litern. Mehr als ein Putzeimer. Selbst wenn die Bodenproben nur ein Drittel des Volumens einnehmen und aus porösem Gestein (Dichte 2,0) sind, so wären dies 8,8 kg. Dies sind etwa ein Sechstel der Gesamtmasse.

Schon 8,8 kg Bodenproben wären vier bis fünfmal so viel wie die bisher besten chinesischen Missionen liefern, aber gängige Trägerraketen können schwerere Kapseln zur Erde zurückbringen. Das könnten dann so viel Gestein sein, wie eine bemannte Mondmission brachte.

Berechnungen

Ich gehe mal von einem dV bei der Landung von 3100 m/s und beim Rückstart von 2800 m/s aus – etwas mehr als bei den Lunas und weniger als bei Apollo. Setze ich das Voll/Leergewicht der Stufen als konstant 5 (Landestufe, entspricht Apollo LM Decent Stage) bzw. 6 (Rückstartstufe, kein Landegestell und keine Ausrüstung für die Landung (Radarhöhenmesser etc. benötigt) und einen spezifischen Impuls von 3100 m/s (gut erreichbar für druckgeförderte Triebwerke) so komme ich auf eine Kapselgesamtmasse von 6 % der Startmasse und einer Nutzlastmasse bei einstufiger Konstruktion von 21 % der Startmasse. Wie die Prozentangaben zeigen ist das konstant. Die derzeitig stärksten Träger sind Langer Marsch 5B, Ariane 64 Evo und Vulcan Heavy mit TLI Nutzlasten von 8,2 t, 10,0 t und 12,3 t. Das bedeutet das man zwischen 1,6 und 2,5 t schwere Nutzlasten auf dem Mond landen kann (Rover, Argonaut z.b. 2,1t) und 480 bis 700 kg zurück zur Erde bringen. Das heißt selbst, wenn man nicht wie oben angenommen ein Sechstel davon Gestein ist, sondern nur ein Zehntel so kommt man doch auf eine Ausbeute, die mit dem einer Apollomission vergleichbar ist.

Das skaliert linear, ist also mal die TLI Nutzlast der New Glenn und die wahre Nutzlast der Falcon heavy bekannt so kann man diese Träger hinzunehmen. Die Annahmen sind konservativ, können also leicht unterboten werden (Feststoffantrieb, kryogene Treibstoffe, Turbopumpenförderung) werden. Man muss es aber nicht, denn wir reden jstzt von einer Nutzlast die wirklich hoch ist. Argonauts Landestufe liegt übrigens ziemlich genau bei meinen Werten, zumindest für den ersten Teil, also die Landemasse. Mit 2 t Nutzlast (Argonaut) auf dem Mond sind auch recht schwere Rover möglich. Curiosity wog keine 900 kg. Selbst wenn man also Zusatzmasse für den zweiten Greifarm und den Probenkanister hinzurechnet man nicht mal die größten Trägerraketen für eine Mission, die Bodenproben nimmt. Eine Rakete mit 6 t Nutzlast für den TLI würde ausreichen einen 1 t schweren Rover abzusetzen und eine über 300 kg schwere Rückkehrkapsel, die dann sicher 30 kg Bodenproben aufnimmt.

Ein Mondorbiter

Chang’e setzten einen Mondorbiter ein, das heißt das Gespann trennt sind im Mondorbit aus – ein Teil bleibt im Orbit, der andere landet und nimmt Bodenproben. Der offensichtliche Vorteil ist, dass so Treibstoff gespart wird – der Mondorbiter verbleibt in der Umlaufbahn, man benötigt keinen Treibstoff um ihn zu landen und wieder in den Orbit zu bringen. Der Vorteil ist, aber wenn die Rückstartstufe keine andere Aufgabe hat als die Bodenproben zur Erde zu bringen klein. Sie muss dazu nur wenige Tage arbeiten und gegebenenfalls ein oder zwei Kurskorrekturen durchführen. Dafür genügt eine einfache Avionik mit Batterien als Stromversorgung, einer Funkverbindung und einem Inertialsystem. Triebwerke und Treibstoff zur Kurskorrektur hat sie ja noch in der Rückstartstufe.

Als Nachteil hat man ein Kopplungsmanöver, das nun im Mondorbit nötig ist. Die Kapsel braucht einen Adapter um sie anzukoppeln, sie muss stabilisiert werden, sonst ist eine Kopplung nicht möglich. Daneben kostet ein solcher Mondorbiter auch Geld und er ist deutlich schwerer als die einfache Avionik, was den Vorteil der Gewichtseinsparungen wieder egalisiert.

Ein Vorteil könnte es sein, das der Mondorbiter schon mit einer einfachen Kamera den Lander bei der Navigation unterstützen könnte, indem er eine zusätzliche Perspektive von oben liefert. Bei einem Perilunäum von 40 km Höhe könnte ein 10 Zoll Teleskop Aufnahmen mit 10 cm Auflösung anfertigen. Relevante Hindernisse wären wahrscheinlich größer.

Will man keine große Trägerrakete einsetzen – was aber kein Problem ist, da schon normale Träger für Satelliten die nötige Nutzlast haben, so wäre noch ein Vorteil, dass der Mondorbiter auch getrennt gestartet werden könnte. Das würde bei gleicher Rückkehrmasse bei der eigentlichen Bodenprobenlander um etwa 40 % leichter machen. Dafür käme dann noch ein zweiter Start für den Orbiter hinzu.

Fazit

Es wäre heute möglich, den Menschen zumindest bei der Bodenprobenentnahme zu ersetzen, ja es wäre sogar möglich, solche an Stellen zu nehmen, die man bemannt nicht erreichen könnte, weil das Gelände nicht mitspielt. Das Problem: Die USA haben ihr Artemisprogramm, werden so etwas also bestimmt nicht machen. Die Chinesen wollen auch langfristig eine permanente bemannte Mondstation. Russland bringt nicht mal eine einfache Landesonde zustande wie Luna 25 vor wenigen Monaten zeigte und europa- plant zwar Argonaut, das 2,1 t auf den Mond befördern soll, hat aber nicht gesagt wo, der Kunde dafür ist oder was man selbst plant, um die Nutzlast auszunützen. So bleibt es eine Idee, die schon aus einem Grund nicht verfolgt würde – sie wäre um mindestens eine Zehnerpotenz billiger als ein bemanntes Programm und könnte den wichtigsten Aspekt dieser Mission ersetzen.

Ich sehe aber geradee für europa hier eine Chance. Denn bei Artemis wrerden wir immer ein Juniorpartner sein. Wie zuverlässig die USA bei der Raumfahrt sind hat Europa schon mehrfach negativ mitbekommen. Wenn man den Argonaut entwickelt, warum nicht den nächsten Schritt tun – selbst Bodenproben nehmen. Die Rückstartstufe ist nur eine leichte Erweiterung des Argonauten. Komplexer und teurer wird der Rover. Aber da er von der missionskontrolle direkt gestuert werden kann muss er nicht mal so ausgeklügelt wie die über 2 Mrd Dollar teueren Marsrover sein. Deren kleinere Vorgänger waren ja auch erheblich preiswerter. Auch an den Instrumenten könnte man sparen: kopiert man die Fähigkeiten eines Menschen so würden Kameras vollkommen asureichen und hier gibt es wirklich schon etliche die bei verschiedenen Satelliten eingesetzt werden.

Eine solche Mission wäre öffentlichkeitswirksam. Zum einen würde Europa so selbst an Bodenproben kommen. aber zum anderen könnte man die Videos der Rover beim Fahren ins Netz stellen (besser im Zeitraffer), man könnte den Rover, weil er ja Videos übertragen muss viel besser öffentlichkeitswirksam inszenieren als Astronauten, die noch anderes zu tun haben als Aufnahmen zu machen. Selbst nach der Probenübergabe hätte der Rover nicht ausgedient. Er könnte noch monatelang, vielleicht jahrelang auf dem Mond herumfahren: „2030: Der Mond, unendliche Weiten, das sind die Abenteuer des Raumschiffs Argonaut, das mit seiner dreiköpfigen Crew fünf Jahre unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, unwegsame Regionen und tiefe Krater zu erkunden. 400.000 km von der Erde entfernt dringt der Argonaut in Gebiete vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“

One thought on “Unbemannt Bodenproben vom Mond – mit der heutigen Technik

  1. Ich bin ja, entgegen dir, ein Fan bemannter Raumfahrt. Aber ja ein solches Projekt währe für Europa extrem gut und dabei auch machbar. Dazu kommt, mit den Technologien die man dafür Entwicklet/Testet hätte man auch Erfahrungen für ähnliche Missionen auf anderen Monden/Planeten…

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