Schon wieder ein Proton Fehlstart

Es ist der achte bei 83 Starts der Proton M, bedenklicher: von den letzten 36 Starts die seit 2010 erfolgten ist es der fünfte. Die Proton M scheint also nicht zuverlässiger zu werden. Im Gegenteil. Das ist besorgniserregend, denn normalerweise haben die meisten Träger eine erst schnell, dann immer langsamer ansteigende Zuverlässigkeit. Es gibt als ungefähre Regel auch das Quadratwurzelgesetz: Ein Träger ist gut, wenn die Zahl der Fehlstarts kleiner als die Quadratwurzel der Starts ist, also maximal 3 bei 10 Starts, maximal 10 bei 100 Starts und maximal 33 bei 1000 Starts. Im ersten Fall liegt die Versagensquote bei 30%, im letzten bei 3,3%.

Bedenklicher ist noch, dass dieses Gesetz für einen neuen Träger geilt, die Proton M aber nur eine neue Version ist. Neu ist nur die Oberstufe, wobei diese auch nicht richtig neu ist, sondern um Kosten zu sparen, die Breeze einer Rockot mit einem abwerfbaren Zusatztank. So sollte man nicht so viele Fehlstarts erwarten. ich habe hier mal die jährliche Erfolgsstatistik/summierte Zuverlässigkeit der R-7 (alle Versionen) und der Proton angezeigt. Continue reading „Schon wieder ein Proton Fehlstart“

Eine russische Standardoberstufe

Sieht man sich die drei großen russischen Träger Zenith, Sojus und Proton an, so fällt sofort auf, dass diese vier komplett unterschiedliche Oberstufen mit unterschiedlichen Triebwerken verwenden. Deswegen habe ich mir Gedanken gemacht, wie man da eine Vereinheitlichung erreichen könnte und bin auf das Expander-Cycle Rd 0146 Triebwerk (http://www.russianspaceweb.com/rd0146.html) mit etwa 10t Schub gestoßen. Wer noch mehr Infos möchte: http://www.lpre.de/resources/articles/AIAA-2006-4904_RD0146.pdf, ich habe es allerdings selbst noch nicht durchgelesen.

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Die rätselhaften Fehlerursachen der Proton

Wie sicher jeder mitbekommen hat, hatte die Proton (mal wieder) einen Fehlstart. Außergewöhnlich war, dass anders als bei allen letzten Fehlschlägen diesmal die erste Stufe versagte. Noch ungewöhnlicher ist aber die Ursache. Zuerst hieß es eines der Triebwerke wäre ausgefallen. Das klingt für mich noch einigermaßen plausibel. Bei einem Ausfall gibt es eine Schubasymmetrie die wenn der Träger nicht ausgelegt ist sie abzufangen relativ zwanglos diesen Looping erklären kann. allerdings hätte sie auch langsamer werden müssen, denn die Rakete startet mit 14 m/s. Bei einem Verlust müsste der Schub auf 11,7 m/s absinken. Berücksichtigt man die Erdbeschleunigung g, so ist das eine Steiggeschwindigkeit von 4,2 und 1,9 m/s.
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Vor 15 Jahren – über den Mond in den GEO Orbit: Asiasat 3A / HGS-1

Am 24.12.1997 startete AsiaSat 3 mit einer Proton K. Geplant war das die Oberstufe Block DM-3 zuerst den Satelliten in einen geostationären Übergangsorbit befördert. Am Apogäum angekommen sollte Block DM-3 erneut zünden und die Inklination abbauen und den erdnächsten Punkt anheben. Das kombinierte Manöver hat den Sinn die Geschwindigkeit die nötig ist, um den kreisförmigen GEO Orbit in rund 36000 km Höhe zu erreichen zu reduzieren. Starts von Baikonur aus haben den Makel, dass dazu der Satellit 2.100 m/s aufbringen muss. Würde er mit einer Ariane 5 oder einer Zenit 3 SL starten, so wären es nur 1.500 m/s. Da die Betreiber von Kommunikationssatelliten sich möglichst viele Optionen beim Start offen lassen wollen (falls ein Träger für längere Zeit „gegrounded“ ist, wie dies z.B. mit der Ariane 5E nach dem Jungfernflug, aber auch der Proton nach zahlreichen Fehlstarts der Fall war, ganz zu schweigen von  Sealaunch die einige Jahre unter „Chapter 11“ des US-Insolvenzrechtes kamen und keine Starts durchführten), ist dies von Nachteil. Die Proton gleicht diesen Nachteil aus, indem die Oberstufe mindestens eine weitere Zündung durchführt um die Geschwindigkeit die der Satellit aufbringen muss auf den gleichen Wert wie bei einem Start vom CSG aus zu reduzieren. Continue reading „Vor 15 Jahren – über den Mond in den GEO Orbit: Asiasat 3A / HGS-1“

Subsynchrone, supersynchrone Orbits und die Proton

Am Montag startete eine Proton einen Satelliten in einen supersynchronen Orbit. Da ich mal vermute, das die meisten nichts mit dem Begriff anfangen können, denke ich ist es an der Zeit ihn zu erklären. Die super- und subsynchronen Orbits gab es sehr lange Zeit nur bei der Atlas. Es sind Übergangsbahnen zum GTO Orbit. In der Theorie ist die optimalste Strategie einen GTO Orbit zu erreichen, wenn man möglichst nahe der Erde in einer möglichst kurzen Zeit stark beschleunigt und eine Übergangsbahn erreicht, der erdfernster Punkt auf der Höhe des GEO ist. Dort nach 5 Stunden angekommen zirkularisiert eine Zündung die Bahn und baut die Inklination zum Äquator ab. Auch diese sollte möglichst kurz sein. Continue reading „Subsynchrone, supersynchrone Orbits und die Proton“