Das Leben ist nicht fair.

Gestern sah ich mir die 80 er Show an, diesmal war das Jahr 1987 dran. Da kamen noch mal die Hits dieser Zeit – Viel Stock-Aitken-Waterman Pop aber auch U2, Madonna und Whitney Houston. Und abends dann bei Kerner die Diskussion über Natascha Kampusch die 8 Jahre lang gefangen gehalten und missbraucht wurde.

Beides geht mir nicht aus dem Kopf. Whitney Houston war in den 80 ern meine absolute Lieblingssängerin. Außer von den Beatles habe ich nur von ihr mal eine Kaufkassette erworben, ansonsten habe ich immer nur vom Radio mitgeschnitten. Sie hatte alles: Sie sah hervorragend aus, sie hatte auch Ausstrahlung und vor allem im Musikgeschäft wichtig: diese Stimme, die mehrere Oktaven abdeckt, Volumen hat und sie kann damit auch live gut singen und es nicht nötig wie heute alles durch Effekte oder digitale Nachbearbeitung aufzumotzen (Extrembeispiel dazu: Cher).

Anfang der 90 er Jahre habe ich sie aus den Augen verloren und vor ein paar Jahren tauchte sie wieder in den Schlagzeilen auf. Doch nicht wegen ihrer Musik – Sie musste sogar Konzerte ausfallen lassen weil sie nicht imstande war diese durchzustehen. Sie hat Drogenprobleme, wurde von ihrem Mann geschlagen und hat mehrere psychiatrische Behandlungen hinter sich. Erschrocken war ich über die Fotos von ihr: Sie ist enorm gealtert, spindeldürr und nichts ist mehr geblieben von der attraktiven jungen Frau, die ich in den 80 ern kannte.

Wie anders stellt sich einem der Fall Natascha Kampusch dar. Ehrlich gesagt, wir wissen nicht was da genau vorgefallen ist. Wie die Beziehung von ihr zu ihrem Entführer war, ob sie missbraucht wurde oder nicht. Ich denke auch die Öffentlichkeit sollte dies nicht wissen, um der jungen Frau die Gelegenheit zu geben es selbst zu verarbeiten, ohne dass sie dauernd in den Schlagzeilen erscheint und ihre Geschichte breitgetreten wird. Doch egal was passiert ist: Sie hat diese 8 Jahre durch gestanden. 8 Jahre eingesperrt in einem Kellerverließ, ohne raus zu dürfen. Ausgesetzt einem Entführer und dass begann mit 10, noch als Kind. Sie muss ein enormes Selbstvertrauen haben um dies über diese Zeit durchzustehen. Ich bin mir sicher, ich hätte dies nicht gekonnt.

Da sind wir am Thema : Das Leben ist nicht fair. Whitney Houston hat alles was man sich wünschen kann: Ein gutes Aussehen, eine gute Stimme, Erfolg im Musikgeschäft. Aber als es Probleme gab und es nicht so gut läuft greift sie zu Drogen und sie verlässt nicht ihren Ehemann, der sie schlecht behandelt. Sie gerät auf die schiefe Bahn und es geht abwärts. Andererseits: Natascha Kampusch, die dieses Martyrium über 8 Jahre durchstand und zwar nicht als Erwachsener, sondern als Kind. Was wir aus unserem Leben machen und vor allem wie die Schattenperioden uns sprägen hängt von uns selbst ab. Von dem Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, dass wir haben. Haben wir viel, so kommen wir mit dem Leben besser zurecht, wir haben mehr Mut, wagen mehr und im allgemeinen schaffen es solche Personen auch recht weit. Das zählt nicht umsonst zu den Führungsqualitäten. Haben wir wenig, dann geraten wir, obwohl uns die halbe Welt um unseren Erfolg und unser Aussehen beneidet, auf die schiefe Bahn.

Ich glaube man kann an vielen Charaktereigenschaften arbeiten: Der Autor versucht z.B. derzeit etwas großzügiger zu sein und öfters mal fünfe grade sein zu lassen, wenn er sich über andere ärgert. Aber ich weis nicht ob man Selbstbewusstsein wirklich aufbauen kann. Meiner Erfahrung nach hat man es einfach oder nicht. Ich war einige Zeit arbeitslos, habe dann mich neu orientiert und nochmals mit Mitte 30 studiert und mein Hobby Programmieren zu meinem zweiten Beruf gemacht. Ich war immer bei den besten meines Semesters, habe niemals eine Klausur verhauen. Trotzdem: Als es dem Studiumsende zuging, war die gleiche Angst da arbeitslos zu werden wie vorher, obwohl eigentlich der Erfolg im Studium (den ich selbst nicht erwartet habe, schließlich war ich 10-15 Jahre älter als meine Kommilitonen) mir zu dieser Zeit viel Selbstvertrauen gab.

Ich denke ich habe erheblich weniger als Natascha Kampusch, aber ich habe doch mehr als Whitney Houston. Man muss leben mit dem was man hat, und das beste draus machen.

Copyright der Bilder: www.caringonline.com/ und Yahoo Music

One thought on “Das Leben ist nicht fair.

  1. Bin zufällig auf diesen älteren Blogbeitrag gestoßen. Auch ich war ein großer Fan von Whitney Houston. Sie soll synthetische Drogen nehmen (Crack?)die besonders zerstörerisch auf Körper und Psyche wirken und wohl in eine extrem schwer behandelbare Abhängigkeit führen.
    Die Neigung zu Sucht ist ein sehr komplexes Problem und nicht allein durch einen Mangel an Selbstvertrauen erklärbar. Aber es ist natürlich von zentraler Bedeutung. Aus einer Sucht herauszukommen bedarf aktiven Handels durch den Betroffenen. Der Weg zur Umkehr ist erst dann möglich, wenn der Betroffene die Probleme seiner Sucht erkennt und sieht, daß er mit dem Leben nicht mehr klar kommt. Wohlhabende Künstler können da ein besonderes Problem mit haben. Michael Jackson ist da auch ein gutes Beispiel. Durch ihr Geld können sie die äußere Fassade lange aufrechterhalten. Ein normaler Junkie hat irgendwann nicht mehr die physische Kraft sein Leben zu führen und nimmt dann vielleicht Hilfe an. Ein Jackson hat das Geld gehabt sich gleich einen eigenen Arzt zu kaufen, der ihm die Suchtmittel verschaffen kann.
    Selbstvertrauen kann man wohl nur durch eigene positive Erfahrung erlangen.
    Ich werde versuche auch diesen Aspekt in meine Betrachtungen aufzunehmen. Ich hab mir vorgenommen, in einem längeren Aufsatz, vielleicht auch mal Blogbeitrag (wenn das Interesse findet),eine Zusammenfassung des derzeitigen Forschungsstandes der Bewußtseinsforschung zu schreiben. Ich bin mir nur noch nicht sicher, auf welche Teilaspekte ich meinen Fokus legen werde.

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