Schweine und Religionen

In vielen Religionen oder fest verwurzelten kulturellen Gewohnheiten gibt es Vorschriften oder Übereinkünfte was man essen sollte und was nicht. Wissenschaftler haben schon lange herausgefunden, dass andere Geschmacksvorlieben anerzogen werden. Schaut man sich an was verschiedene Völker rund um den Erdball essen, so gibt es da nichts was nicht verspeist werden könnte.

Was dem Mitteleuropäer so zuerst in den Sinn kommt ist das religiöse Verbot von Schweinefleisch im Judentum und im Islam. Bei uns ist Schweinefleisch das am häufigsten verzehrte und diese Völker sind uns eigentlich geographisch und kulturell sehr ähnlich, verglichen mit den asiatischen oder afrikanischen Kulturen. Woher kommt dies. Nun eine Theorie besagt, dass man sich so vor Trichinen schützen will. Trichinen sind Fadenwürmer die in vielen Säugetieren vorkommen, befallen sind auch Schweine. In Deutschland gab es vor der Einführung der Fleischbeschau etwa 15000 Erkrankungen jährlich, danach sank die Rate auf 0. Nun dies ist sicher ein Risiko, doch wenn man Fleisch gart, pökelt oder Räuchert gibt es keine Gefahr, nur der verzehr von rohem Fleisch ist gefährlich. Daher ist ein totales Verbot nicht nachzuvollziehen und es gibt dafür in anderen Nutztieren andere mögliche Krankheitserreger. So sind Hühner mit Salmonellen befallen, die leicht bei der Schlachtung auf das Fleisch übergehen. Wird dieses nicht vollständig durch-erhitzt, so verursachen sie zumindest Durchfall und Bauchschmerzen, einige Stämme können aber auch lebensbedrohlich sein. Noch stärker ist die Durchseuchung von Enten. Während man Hühnereier wenn man sie schnell verarbeitet auch roh geniesen kann ist das mit Enteneiern nicht möglich.

Der nächste Punkt ist die geringere Haltbarkeit von Schweinefleisch im Vergleich zu Rinderfleisch und Pferdefleisch, das man bei Kühlung auch noch sehr lange „abgehangen“ nach er Schlachtung genesen kann. Doch auch dieses Argument zeiht nicht so recht. Zum einen gilt dies nur bei guter Kühlung – und die dürfte im vorderen Orient ein größeres Problem als bei uns gewesen sein – und zum anderen nur für diese beiden Fleischsorten. Erlaubt, und in diesem Kulturkreis auch häufig verzehrt ist Schaf- und Ziegenfleisch und dieses ist nicht haltbarer als Schweinefleisch.

Meine persönliche Ansicht ist dass dies vielmehr wirtschaftliche Gründe hat. Das Schwein ist ein Allesfresser. Man kann es mit Küchenabfällen ernähren, doch das geht nur bei einem Schwein pro Familie. Wer eine ganze Schweinezucht hat der muss nach anderen Lösungen ausschau halten. In Mittel und Südeuropa wo Schweinehaltung viel gängiger ist war dies kein Problem: Man trieb bis ins Mittelalter hinein die Schweine in die Wälder wo sie sich von Eicheln, Bucheckern, Pilzen und Früchten ernährten. Im Mittelalter war dies sogar ein verbrieftes Recht bei uns das Bauern sehr wichtig war. Erst mit dem Rückgang der natürlichen Wälder und Beginn der heutigen Forstwirtschaft gehörte die auf.

Im vorderen Orient wo Islam und Judentum ihre Ursprünge haben, gibt es aber keine Wälder. Natürlich kann man Schweine einen Teil es Jahres mit Kleine und anderen Resten füttern, aber den Rest wird man sie mit Gemüse und Getreide füttern müssen. Damit sind aber Schweine Nahrungskonkurrenten für den Menschen, sie essen dasselbe was man auch direkt essen könnte und man braucht viel Getreide um daraus Fleisch zu erzeugen etwa 8-10 KJ um 1 KJ in Form von Fleisch zu bekommen. Das ganze ist also ökonomisch gesehen unwirtschaftlich und daraus resultierte wohl dieses Gebot um Hungersnöte zu verhindern.

Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde sind dagegen Wiederkäuer und ernähren sich von Grass – Es reichen dann Weidegebiete das als sonstiges Agrarland nichts taugt. Ihre Haltung macht also ökonomisch mehr Sinn. Ich denke dies ist im Kern der Grund für diese religiösen Gebote. In diese Theorie passt auch, das Kühe im Hinduismus „heilige“ Tiere sind, also nicht geschlachtet werden dürfen. Aus wirtschaftlicher Hinsicht ist dies logisch: melkt man eine Kühe so bekommt man pro Tag viel mehr Kalorien in Form von Milch, als diese an Gewicht zulegen würde wenn man sie nur mästen würde (wie es z. B. beim Bullen geschieht). Gerade bei der „heiligen Kuh“ zeigen sich auch die Grenzen der Theorie. So sind im Hinduismus auch die männlichen Tiere heilig, diese weisen aber keinen wirtschaftlichen Nutzen auf wenn man sie nicht schlachtet. Zudem sind dort auch andere Tiere heilig die keine Nutztiere sind wie z.B. Affen.

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3 thoughts on “Schweine und Religionen

  1. Interessante Ansätze zum Thema „Schwein und Islam“
    Ich habe vor einigen Jahren in einem Blog die These gelesen, dass Schweine im Islam verboten sind, weil ihr Fleisch sehr viel fetthaltiger ist und daher bei der Verarbeitung in der Hitze des Orients sich Krankheitskeime leichter verbreiten / in der Kleidung festsetzen konnten.
    Ob da aber etwas dran ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
    Die Sache mit Schwein = Allesfresser und daher in kargen Gegenden eher unpraktikabel bzw. unrentabel erscheint mir allerdings schon recht sinnig. Obwohl es natürlich auch im Orient Gegenden mit dichten Wäldern gibt!

    Beste Grüße
    Thommy

  2. Nein, Fett verdirbt viel schwerer als Fleisch. Eine Schweineschwarte hält viel länger als das Fleisch. Es enthält kaum Wasser, was Mikroorganismen zum Wachsen brauchen. Es ist in der Tat der angesprochene Tatbestand, das je größer das Tier ist desto länger muss das Fleisch reifen und dabei sinkt der pH-Wert ab, das wirkt konservierend. Aber nach der Logik das man davon krank wird, müsste man dann auch Geflügel verbieten, denn bei denen sinkt der pH-Wert kaum ab und sie tragen von Natur aus Krankheitserreger im Darm (Salmonellen).

  3. Das Geographieargument macht durchaus Sinn.

    Ich erinnere mich an eine sehr interessante Doku über den „Columbian Exchange“, wo mitgebrachte Schweine und Pferde in die Wildnis von Amerika einfach ausgewildert wurden, damit sie sich dort vermehren und einen ungebremsten Vorrat an ihnen bekommt.

    Und Wälder gab dort genug…

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