Buchkritik: Patrick Moore „Venus“
Ich hatte schon einige Bücher von Patrick Moore und Gary Hunt über Jupiter, Saturn und Uranus. Das sind Bücher in denen ich gerne nachlese. Da ich derzeit viel im Internet stöbere und versuche Bücher über Themen zu bekommen in denen meine doch etwas veraltet sind. Da stolperte ich über das Buch von Patrick Moore Venus. Es ist auch relativ neu, von 2002, als Taschenbuch von 2004. Da seitdem es nur die Venus Express Mission gab, sollte es zumindest was die Geologie angeht aktuell sein.
Das Buch hat mich dann doch enttäuscht, obwohl der Autor ja sehr bekannt ist. Was mir nun klar ist, ist das was ich an den bisherigen Büchern schätzte, der Teil von Gary Hunt war. Die Bücher enthielten einen Mix von Geschichte und Fakten über den Planeten. Die Geschichte stammt von Moore und die Fakten von Hunt. Doch diese Bücher waren ausgewogen, die Fakten machten den größten Teil aus, die Geschichte den kleineren.
Ohne Coautor hat sich Moore auf das konzentriert was er wohl mag: Astronomiegeschichte. Geschichte ist toll. Ich liebe Wissenschaftsgeschichte. Von vielen Büchern habe ich vor allem so Geschichten noch im Kopf, wie von Alvarez Buch über die Entdeckung des Aussterbens der Dinosaurier, wo er Gesteinsproben in den USA und Russland parallel auf Iridium untersuchen lies, um Ergebnisse vergleichen zu können. Aber in Maßen. Das Buch hat 167 Inhaltsseiten (ohne Einleitung und Anhänge). Nur zwei von 15 Kapiteln, dreißig Seiten beschäftigen sich mit der Geologie und Atmosphäre. Der Rest in irgendeiner form ist Geschichte. Es geht von den frühen Beobachtungen über den Einsatz des Teleskops und die Versuche irgendetwas zu erkennen über das Phänomens des aschenfarbenen Lichts (ein ganzes Kapitel!).,die Suche nach einem Satelliten, Transits und die Beobachtungen, die Erforschung mit Raumsonden und die Spekulationen über Leben auf der Venus.
Alles ist sehr amüsant zu lesen, manche Dinge sind spannend, wie die Expeditionen 1761 und 1768 um bei den Venustransits die astronomische Einheit zu bestimmen, aber die Summe macht es aus. Fast fünf Sechstel des Inhalts nur Geschichte und nur ein kleiner Rest über den Planet selber. Dieser Teil brachte nicht einmal einen Mehrwert. Die Beschreibung der Oberfläche ist „oberflächlich“ und leicht woanders nachzulesen. Schlimmer noch: anstatt Bilder zu den Phänomen zu bringen, die beschrieben bei der Geologie werden, sind es zusammenhangslose Bilder von Einschlagskratern. Die globale geologische Karte ist noch eine auf der Basis von Pionieer Venus Daten und entsprechend grob, das gilt leider auch für andere neuere Farbaufnahmen. Bei der Atmosphäre hat es nicht mal zu einer Tabelle über die Minorbestandteile gereicht. Eine Diskussion über die global junge Oberfläche, das beobachtete Argon-40/Argon 36 Verhältnis. Nichts. Selbst die Wikipedia ist da ausführlicher.
Das finde ich sehr enttäuschend. Weil das Buch eben „Venus“ heißt und nicht „History of the Exploration of Venus“. Da erwarte ich einen anderen Inhalt, nämlich dass der Planet im Vordergrund steht und man umfassend informiert wird. Wenn man das Buch unter diesem Aspekt kauft, dann hat man sicher einen guten Griff gemacht. einige Kapitel wie die Spekulation über Leben auf der Venus sind sehr gut zu lesen, die Sprache auch für des englischen nicht so mächtigen gut verständlich.
Es hat aber mir immerhin bei zwei Dingen geholfen. Zum einen bei einem Aufsatz über die Spekulationen über Leben auf der Venus, die ja sogar noch das Design der frühen Sowjetsonden bestimmte, und ein Literaturhinweis. Eine Referenz ist The Planet Venus von Marov, bei den Venera Sonden beteiligt und schon Autor eines Buchs über die Erforschung der Planeten in den Achtzigern, bei dem ich zum ersten Mal hochauflösende Aufnahmen der Venus von Venera 15+16 sah (die kennt übrigens Moore nicht, sie werden bei seinem überblick nicht erwähnt). Ich warte aber mal ab bis ich es gebraucht noch etwas günstiger bekomme, den neu ist es ziemlich teuer.