Windows 9 – die Rückkehr der ROMs

Nach dem Windows Schweinezyklus (auf jede gute Version folgt eine, die man in den Papierkorb deponieren kann) müsste Windows 9 wieder ein gutes Windows werden und in der Tat verspricht uns Microsoft für die nächste Version noch mehr Geschwindigkeit und Sicherheit. Windows 9 wird aber auch noch mehr den PC mit dem Smartphone zusammenführen. Gab es bei Windows 8 schon die umstrittene Gestensteuerung die für PC’s im besten Fall überflüssig ist, so wird Windows 9 nun auch in der Installation und dem Start sich einem Smartphone annähern.

Damit ist Schluss mit dem seit drei Jahrzehnten gewohnten Booten, mit der Zeit kurz Kaffee zu machen, sich die Zähne zu putzen oder anderes zu erledigen. Windows 9 soll wie bei einem Smartphone in einigen Sekunden booten. Wovon sich Microsoft auch weitgehend abwenden will ist das Einzelkundengeschäft. Es war schon in den letzten Jahren stark rückläufig. Immer weniger kauften sich Windows und installiertem es auf ihrem PC, die meisten bekamen Windows mit dem neuen PC vorinstalliert, bzw. es wurden Volumenlizenzen auf Firmen PC’s installiert.

Microsoft rückt ab von dem klassischen Bootkonzept und hat dafür auch eine neue UEFI Funktion „SSD-Fastboot“ eingeführt. Ist diese aktiviert so wird beim Start kein POST mehr durchgeführt und automatisch von dem voreingestellten ersten Laufwerk gebootet. Voraussetzung ist ein angepasstes BIOS. Doch das alleine reicht nicht. Windows wird man erstmals nicht mehr als Datenträger und Download erhalten, sondern wie bei Smartphones als Hardware in Form von Flash Speichern. Windows gibt es in Form einer Mini-SSD von 32 GByte Größe, die an einen SATA Stecker angeschlossen wird. Um die Montage so einfach wie möglich zu machen, ist es ein einfacher SATA-Stecker mit einem dahinterliegenden etwa SD-Card großen Speicherbereich. So muss man keine SSD im internen Schacht verschrauben. Nach dem Start bindet Windows andere vorhandene SSD oder HD ein, wobei das Startlaufwerk aus der Windows SSD und dem ersten Laufwerk gebildet wird.

Der Bereich der SSD ist zweigeteilt. In 16 GByte ist Windows 9 in der aktuellen Konfiguration untergebracht, in den zweiten 16 GByte eine Sicherheitskopie. Auf sie kann während des laufenden Betriebs nur mit einem Update-Prozess zugegriffen werden, der mit Kernel-System Rechten läuft. Er spielt Sicherheitsupdates ein, andere Updates wie von Programmen und Treibern sind nicht vorgesehen.

Alle Windows 9 Installationen sind beim ersten Start gleich, danach holt sich Windows jedoch die aktuellen Treiber für die verbaute Hardware von Microsoft. Nicht benötigte werden gelöscht. Weitere Geschwindigkeit beim Booten bringt das schon von den Vorgängerversionen bekannte vorgehen, den Desktop anzuzeigen, wenn eigentlich noch nicht alle Autostarteinträge abgearbeitet sind. Dies geht bei Windows 9 noch weiter: nun werden auch Treiber erst nachgeladen. Windows 9 startet zunächst nur mit Display, Chipsatz und Tastatur/Maustreiber. Erst wenn das System schon läuft werden Sound-, Netzwerktreiber und 3D-Beschleunigungstreiber sowie Treiber für Steckkarten/USB Geräte nachgeladen. Damit soll ein PC in etwa so schnell booten wie ein Smartphone – in 5 Sekunden gerechnet vom Drücken des Einschalt-Knopfs bis zum Erscheinen des Desktops.

Während das System für Computerhersteller einiges vereinfacht, da sie keine Images mehr einspielen müssen, sondern nur ein Modul einstecken, was problemlos bei der Herstellung geht. wird die Prozedur für Privatanwender wohl zu umständlich sein, zumal durch die Chips die Kosten für Windows 9 um 20 Dollar höher als bei der Vorgängerversion sind. Dafür ist Windows auch im laufenden Betrieb so schnell wie wenn man eine SSD installiert hat. Das betrifft aber nur Windows und nicht installierte Programme. Denn sowohl den Pfad „User“ wie auch „Programs“ werden auf dem verbauten HD/SSD Laufwerk angelegt. Klar, 16 GByte werden gerade für Windows reichen. Größere SSD sind nicht vorgesehen.

Wer parallel ein anderes Betriebssystem haben will, muss beim Einschalten gleichzeitig die Leertaste drücken, dann erscheint ein Bootmenü des BIOS, das neben Windows auch die Kopie, das Notfall Windows enthält sowie ein Booten von allen Laufwerken erlaubt. Dauerhaft kann man dies im Bios abschalten, dann erscheint immer das von früher bekannte Bootmenü.

Das Notfallwindows in den zweiten 16 GByte erlaubt eine Reparatur des installierten Systems, Dateien oder das ganze System können durch Kopien des Notfall-Windows ersetzt werden. Weiterhin kann es sicher durch Virenscanner geprüft werden MS Security Essentials ist schon an Bord, über eine bestehende Internetverbindung können McAffee, Norton Antivvirus und Kaspersky als Dateiscanner heruntergeladen werden. Sie werden aber nicht installiert und müssen bei jedem Scan neu bezogen werden.

Kritik, man wolle mit dem neuen System nur Raubkopien weiter einschränken, weil ohne das Modul Windows nicht läuft, auch wenn man über ein Backupprogramm die SSD ausliest und auf eine HD überträgt, weist Microsoft von sich. Diese würde mit der bei Windows 8 obligatorischen Bindung an ein Microsoft Konto eh keine Rolle mehr spielen. Vielmehr ging es darum den PC an das Smartphone anzugleichen, vom Bedienkonzept bis zum Verhalten.

Windows 9 dürfte auch wieder eine fast vergessene Schnittstelle wieder zum Einzug verhelfen: e-SATA. Es kann auch als Modul an eine e-SATA Schnittstelle angekoppelt werden, wodurch ein Öffnen des Gehäuses entfällt. In Tests konnte man so auch Windows an verschiedene PC’s anschließen. Es ist aber trotzdem kein portables Windows, da alle Benutzereinstellungen und Programme fehlen und wenn der andere PC andere Hardware hat, ist nach jedem Wechsel erst einmal das Updaten der Treiber fällig, wobei die aber (vom früheren PC stammenden) gelöscht werden um Speicherplatz zu sparen.

Langfristig will Microsoft Windows gleich in den PC integrieren. Die meisten PCs laufen schon mit Windows. Wer es nicht braucht, muss es ja nicht benutzen oder er kann die SSD nach einer Neupartionierung mit Linux bespielen, das profitiert dann auch von dem SSD-Fastboot. Es könnte ab Windows 10 gleich in den Chipsatz integriert werden, Schon heute braucht man nur zwei Bausteine dafür. Wenn Windows 10 erscheint könnte es nur noch einer sein. Das wäre dann eine Rückkehr der frühen Heimcomputerzeit, als diese alle aus dem ROM starteten.

10 thoughts on “Windows 9 – die Rückkehr der ROMs

  1. Netter Arikel. 🙂
    Aber auch wenn Du es im letzten Satz schon ansprichst, so sehe ich mich doch genötigt, mich zu wiederholen. Das Konzept selbst ist alt, und es gab auch schon zu Zeiten des 486er Prozessors einen Rechner, bei dem das Betriebssysten samt grafischer Nutzeroberfläche und 5 Anwendungen im ROM untergebracht war. Das war der RISC-PC der britischen Firma Acorn, von der nur noch die CPU-Sparte (ARM) übrig ist, – diese aber sehr erfolgreich.
    Das System war so konzipiert, das keine Treiber von irgendwo nachgeladen werden mussten, sondern Zusatzhardware musste ihre Treiber auch auf ROMs mitbringen, die beim POST (Power On Self Test) eingebunden wurden. Die einzigen Daten, die von einer Festplatte oder Diskette nachgeladen wurde, waren die persönlichen Einstellungen der Benutzer. Durch diese Methode dürfte ein System heute innerhalb eines einstelligen Sekundenzeitraums voll einsatzbereit sein.
    Dazu war das BS damals schon Multiprozessorfähig, wobei die CPUs ähnlich wie beim Pentium II auf einer Steckkarte sassen. Und wenn man mehr Peripherie (Laufwerke) anschliessen wollte, als ins Gehäuse passte(n), dann konnte man das Gehäuse einfach erweitern.
    Noch kurz zu den Anwendungen: Es war im Prinzip das, was man als Officepaket bezeichnet: Eine Textverarbeitung, eine Tabellenkalkulation, eine Datenbank und zwei Grafikprogramme; ein Pixel- und ein Vektororientiertes. Präsentationsprogramme kamen da gerade erst auf, waren aber noch nicht so in Mode wie heute.
    (Und es ärgert mich immer noch, dass ich mir das Teil damals nicht leisten konnte, obwohl mich das Konzept gleich überzeugt hat.)

  2. Das Konzept ist noch älter. Praktisch alle Heimcomputer hatten das Betriebssystem im ROM und auch Schnittstellen um Hardware einzubinden, selbst wenn der Hersteller nicht an diese dachte. Bei meinem Rechner geschah das über ROM’s die ab &C0000 im Adressraum waren und mit einer ID angesprochen wurden. Beginnend von 7 herunter wurden dann die Adressen an den Bus gelegt und das ROM angesprungen das sich so initialisieren und RAM reservieren konnte. Jedes ROM konnte dann noch weitere einbinden (bis zu 252 Stück). so gab es RAM Erweiterungen die niemals geplant waren, Hardware Debugger/Assembler Kombinationen, EPROM Brenner, Schnittstellen und später sogar Festplatten die man so anschließen konnte.

    Auch die Software im ROM ist nichts besonderes. Ein Office Paket im rudimentären Sinne hatten auch einige Rechner von Commodore so der Plus 4.

    Was damals aber nicht möglich war, war der Austausch der Software, die heute dank NAND-Flash ja einfach möglich ist, entsprechend fehlerfrei musste sie programmiert sein.

  3. Windows in 16 GB und nicht benötigte Treiber löschen um Platz zu sparen? Bei Linux wäre das ja dekbar, da paßt das System samt einigen tausend Anwendungen auf eine DVD. Aber Windows? Ich lach mich krank.

    Typisch für viele Heimcomputer war auch ein ROM-BASIC.

  4. @Bernd: Stimmt natürlich, das Konzept mit dem BS im ROM ist noch älter, das stammt vermutlich noch aus den 70er Jahren. Das hat mein Commodore ja auch so; als zusätzliche Anwendung gibt es neben dem Basicinterpreter einen Maschinensprachemonitor im ROM, den ich sehr zu schätzen wusste, nachdem ich gelernt hatte, wozu der gut ist. Und das System ist auch auf Hardwareerweiterungen ausgelegt (Expansionport). Neu war beim RiscPC halt, das der auch die GUI und die Anwendungen mit im ROM hatte.
    Und es würde mich nicht wundern, wenn die Hersteller von Tablets wegen Virengefahren wieder dazu übergehen würden, die wichtigste Software etwas intensiver zu testen und dann wieder auf EPROMs auszuliefern, also solche, die sich nur mit speziellen Geräten beschreiben lassen und mit UV-Licht gelöscht werden müssen, bevor sie neu beschrieben werden können. Die würden zwar etwas teurer, aber da die EPROMs sich nicht so leicht beschreiben lassen, dürften Viren es schwerer haben. (Obwohl die Virenentwickler auch in solchen Systemen Wege finden…)

  5. Eproms gibt es schon lange nicht mehr. Es gibt eeproms die zum Neubeschreiben eine so hohe Spannung brauchen dass man sie normalerweise nicht im Gerät erzeugt, das muss aber nicht sein, es gibt auch Typen die man mit niedrigen Spannungen beschreiben kann. Beide sind erheblich teuerer als Flash Bausteine, weil jedes Byte einzeln geändert werden kann. Bei Flash geht das nur mit ganzen Blöcken.

    Was bei dem Charakter von vielen mobilen Geräte als „Modegerät“ (wird eh nicht länger als die 24 Monate Vertragslaufzeit genutzt) sein könnte ist es dass man natürlich wieder zu maskenprogrammierten ROMs übergeht die in der Herstellung einfacher sind, wobei ich da schon meine Zweifel habe, denn in ein NAND-Flash gehen ja heute bis zu 3 Bit pro Zelle, in ein ROM aber nur eines.

  6. Am besten gleich fest auf dem Board eingelötete ROMs. Viele Nutzer verwenden ja beim Boardwechsel oder einem neuen PC das alte Betriebssystem weiter. Dieses geschäftsschädigende Verhalten wäre damit in Zukunft unmöglich.

    Außerdem hätte auch noch die Hardwarebranche etwas davon, denn bei jeder neuen Windows-Version wäre dann zumindest ein Boardwechsel nötig. Bei Nichtbastlern auch gleich ein kompletter neuer PC.

    Aber das läßt sich noch weiter ausbauen: Wie wäre es mit fest auf dem Board verlöteten Spielen? Oder doch wenigstens auf der Grafikkarte. Einige Hersteller verkaufen ja schon jetzt ihre Grafikkarten im Bündel mit Spielen. Da wäre es doch (für den Hersteller) praktisch, die Spiele gleich fest an die Karte zu binden. Dem Kunde kann man das ja damit schmackhaft machen, daß die Spiele dann auch wirklich für diese spezielle Grafikkarte optimiert sind. Was noch einen anderen Vorteil hätte: Wer mehrere Spiele haben will, braucht dann auch mehrere Grafikkarten. Dazu gleich noch ein teureres Board mit vielen Steckplätzen, und ein entsprechend leistungsfähiges Netzteil. Worüber sich dann auch noch die Energieerzeuger freuen können.

    Mit anderen Worten: Ein weltweites Wirtschaftsförderungsprogramm.

  7. neben der Wiedereinführung der ROM-Technik, wird auch überlegt eine WOM-Technik(Write Only Medien) einzuführen.
    Da man weder selbst noch andere die gespeicherten Daten lesen kann, können sie auch nicht entwendet werden. Der Verfassungsschutz u. Verteidigungsministerium denken bereits über die einführung der WOM-Technik nach. Da man WOM-Medien, der gesetzlichen Verpflichtung nachkommen kann hochsensibele Daten zu archivieren (NSU-Unterlagen, Details zum Drohnenprogramm)ohne dass später Unbefugte (Untersuchungsausschüsse, Staatsanwaltschaft)diese Daten lesen zu können.
    Mit der Entwicklung der WOM Technik wäre Deutschland Weltmarktführer, und könnte von Lizenzeinnahmen von NSA und CIA profitieren, die ihre geheimen Unterlagen in der letzten Zeit immer häufiger im Netz als auf ihren sicheren Servern wiederfinden.

  8. WOM Medien sind die populärsten überhaupt. Jahrtausende lang hat die Menschheit sie benutzt, wie z.B. die Maya Schriftzeichen auf Stein. Sie können nicht geändert werden und bis heute konnte keiner die Bedeutung erkennen. Hier wurde ein Systemnachteil des Steins (er ermöglicht auch das Lesen) durch einen so raffinierten Kryptographieschlüssel ausgeglichen, das er bis heute trotz Supercomputer noch nicht geknackt werden konnte.

    Auch Deutschland arbeitet an einer ähnlichen Technik, um, falls die Daten doch in die Fänge von Hackern geraten sollten das Verständnis unmöglich zu machen. Die Verschlüsselungstechnologie wird unter dem Namen „Beamtendeutsch“ seit Jahrzehnten weiterentwickelt.

  9. Die Mayaschrift ist aber inzwischen entziffert, und das ganz ohne Computer. Man mußte nur auf die entscheidende Idee kommen.

    Das Problem das lane Zeit eine Entschlüsselung verhindert hat: Für eine Buchstabenschrift waren es zu viele Schriftzeichen, für eine Silbenschrift zu wenig.

    Die Lösung: Es gibt für die einzelnen Buchstaben mehrere Zeichen, von denen sich der Schreiber das aus künstlerischer Sicht passende aussuchen konnte. So konnte also das gleiche Wort immer wieder anders aussehen.

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