Ich werde alt ….

So bevor ich morgen mit dem Teil zwei der Serie über die römische Armee fortfahre, heute mal ein Beitrag in der Rubrik: „Verschiedene Dinge die mir so auffallen“. In der letzten Zeit waren das einige Sachen bei denen ich den Kopf geschüttelt habe. Vor allem habe ich mich gefragt, warum ich da der erste und anscheinend einzige bin.

Fangen wir mal mit der ct‘ an. Sie ist die einzige Computerzeitschrift die ich lese. Früher waren auch Zeitschriften über meinen damaligen Heimcomputer (CPC464), die Chip und ab und zu PC Professionell bei meiner Lektüre. Die ct‘ habe ich eher selten gelesen. Es kam zu wenig für mich interessantes drin, dafür viele Bastelprojekte, die für mich mit zwei linken Händen nichts waren (oder die falsche Hardware). Seit 1996 bin ich Abonnement, auch weil die Bastelprojekte weniger wurden und mehr und mehr über den PC kam. Seit einigen Jahren habe ich eher das Gefühl ich bin über das Niveau der Zeitschrift herausgewachsen. Es kommen immer mehr Beiträge mit denen ich gar nichts anfangen kann wie über Smartphones und vor allem internetfähige Geräte die keine Computer sind. Da gibt es ja schon den Bereich der Heimautomation, also steuerbare Heizungsregelungen, Lichtschalter und Steckdosen. Ich betrachte das alles als Spielerei. Sicher mag es für jemanden interessant sein, wenn er später oder früher nach Hause kommt von einer App aus die Heizung zu regeln. Aber meiner Erfahrung reicht es auch sie hochzudrehen wenn man ankommt, so lange dauert es nicht bis es warm wird und man wird die App wahrscheinlich wenn man sowieso im Stress ist sowieso vergessen. Das naheliegende beherrschen die Geräte noch nicht: Anstatt dass sie über eine App gesteuert werden (also eher umständlich anstatt einfach auf einen Schalter zudrücken oder einen Regler zu drehen) sollte es über die Anwesenheit des Menschen geschehen, also über einen Bewegungsmelder oder anderen Sensor. Dann ginge das Licht automatisch an und aus und die Heizung wurde die Temperatur absenken, wenn man den Raum verlässt. Zumindest für mich, der ich ein ganzes Haus bewohne, aber nur in einem Raum zu einer Zeit bin, wäre das eine sinnvolle Anwendung. Nur befürchte ich wird das nicht so leicht. Den Bewegungssensor für ein Nachtlicht lösen z.B. schon meine Katzen aus und die streifen dauernd durchs Haus …

Warum ich mir alt vorkomme? Nun für die Heimautomation habe ich noch Verständnis, doch wenn das IoT nun auch in andere Geräte hereinwandert. Da gab es schon Brotbackautomaten und Küchenmaschinen und nun in der aktuellen Ausgabe Kaffeemaschinen und eine elektrische Zahnbürste. Der einzige Nutzen der Kaffeemaschine scheint zu sein, dass man sie über eine app starten kann. Vorbereiten muss man sie in jedem falle von Hand, so was wie einen Vorratspack für diese Aludöschen mit Kaffeepulver (extrem teuer und umweltschädlich) gibt es nicht. Dafür 250 bzw. 350 Euro auszugeben? Ich versteh es nicht. Mir war schon die Kaffeemaschine mit Zeitschaltuhr überflüssig genug. Die muss man auch am Abend vorher vorbereiten und wenn man das vergisst hat man nur heißes Wasser. Die 10 Minuten die eine Kaffeemaschine morgens braucht kann ich auch so nutzen. Meist kaufe ich Brötchen, manchmal räume ich auch die Spülmaschine ein oder aus oder brauche sie nur um richtig wach zu werden.  Immerhin befand auch die ct‘ das die Kaffeeautomaten mit App-Anbindung nichts erleichtern (befüllen muss man sie nach wie vor einzeln mit diesen Kapseln) sondern nur einen zusätzlichen Stressfaktor bedeuten. Es besteht also noch Hoffnung.

Mich wundert auch, das niemand sich mehr über den verrückten Vorschlag unseres Innenministers aufregt. Gut es gab Kommentare, doch die waren zu harmlos. Wenn er ernsthaft meint, das bei uns die Bedrohungslage durch Terrorismus so groß ist, das man einen 10-Tages Vorrat an Lebensmitteln braucht, dann sollte er sein Amt aufgeben. Wenn er das macht nur um Aufmerksamkeit zu erregen oder vielleicht in rechten Wählerkreisen zu fischen ebenfalls. Nicht mal als es noch den kalten Krieg gab und in der DDR eine halbe Million Sowjetsoldaten standen, kamen Politiker auf die Idee das man einen 10-Tagesvorrat an Essen braucht für den Notfalls das die Russen einmarschieren. Vor allem passt das nicht zu den Anschlägen, die ja bisher Anschläge auf Versammlungen waren. Wenn man die Lebensmittelversorgung lahmlegen will müsste man die Transportwege unbrauchbar machen oder die Fabriken. Wahrscheinlicher ist wohl eher das de Maiziere wenn mal was passiert eine 10-tägige Ausgangssperre verhängen will und die Leute vielleicht so schon drauf einstimmen will. Bei jemand der so beschränkt denkt ist das nicht ausgeschlossen. Seit Jahren will er die persönlichen Freiheiten einschränken und tut das auch. Immer mit dem Hinweis auf eine Gefahr komischerweise passiert niemals was bei uns, obwohl man in Frankreich die Attentäter alle vorher kannte und auch nichts gegen sie im Vorfeld unternahm. So oft höre ich aber nicht das man bei uns alle einkassiert bevor was passiert. Ich glaube nur wir sind nicht ein so großes Ziel wie Frankreich die direkt im Syrienkonflikt involviert sind.

Wenn die Attentäter wirklich die Gesellschaft im Mark treffen wollen, dann legen sie das Stromnetz lahm, das soll durch Internetanbindung von Kraftwerken tatsächlich möglich sein. Aber de Maiziere hält wohl Islamisten für doof. Denn nur bei doofen Terroristen die keine Verschlüsselung benutzen und dann natürlich sich auch nicht in die Steuerung eines Kraftwerks hacken können (was deutlich komplizierter ist) machen seine Totalüberwachungsgesetze mit Vorratsdatenspeicherung einen Sinn.

Der letzte Vorschlag ist nun ja ein Rucksackverbot bei öffentlichen Veranstaltungen. Soweit ich weiß finden die Anschläge bisher aber meist mit Sprengstoffgürteln statt, die kann man bequem daheim anlegen und die fallen nicht so auf als wenn man in einer Menge eine Bombe aus dem Rucksack herausholt. Aber de Maiziere wird das sicher auch noch herausfinden. Dann kommt das Verbot für Dicke Menschen (Sprengstoffgürtel machen dicker) bei Versammlungen und wenig später darf man dann nur noch nackt oder in durchsichtiger Kleidung zu Veranstaltungen. Zumindest geben dann die Politiker die wahrscheinlich immer noch angezogen kommen ein gutes Ziel ab.

Genauso dämlich ist die Forderung der AFD Vorsitzenden Frauke Petri das man Schusswaffen für den privaten Gebrauch erlauben soll. Ach ja? Hat das in den USA wo fast jeder eine Waffe hat den Anschläge verhindert? eher das Gegenteil. Vor allem sterben auch sonst viele Leute an Schusswaffen viel mehr als an allen Anschlägen weltweit zusammen. Als Politiker wäre ich doppelt vorsichtig, denn die sind bevorzugtes Ziel von Attentaten. Vier US-Präsidenten wurden schon erschossen auf zahlreiche andere wurden Attentate knapp verhindert. Wenn man so extreme Positionen wie Petri vertritt wäre man dann sogar noch gefährdeter.

Dann kam heute die Meldung das der Staat 18,5 Milliarden Euro mehr eingenommen hat. Auch ich habe mich mit 900 Euro dabei beteiligt und gleich kommt die Forderung doch dann Steuern zu senken. Hä? als erstes dauert es bis Gesetze umgesetzt sind. Und ewig gibt es die Mehreinnahmen nicht. Bis ein Gesetz gilt kann es schon wieder ganz anders sein. Zum andern hat der Staat immer noch hohe Schulden. So könnte man die mal abtragen anstatt nur keine neuen zu machen. Meine Vorstellung mit Schulden ist das man sie macht wenn man knapp bei Kasse ist und wenn man Geld hat dann zahlt man sie wieder zurück. Nur beim Staat scheint man permanent immer neue Schulden zu machen.

Soviel dazu. Was meint ihr dazu und wo habt ihr das Gefühl tickt ihr ganz anders als der Rest der Republik?

11 thoughts on “Ich werde alt ….

  1. Politiker nehmen für die Haushaltsgestaltung gerne das Modell „Keynes 2.0“:

    Wenn die Konjunktur am Boden ist, dann machen sie Schulden. Läuft es besser, dann machen sie Schulden. Wenn die Wirtschaft aber richtig brummt, dann machen sie Schulden…

    Sparen ist leider nur solange populär, bis man sagen muss, wo konkret denn gespart werden soll.

  2. Ich werde auch alt.

    Ich merke es daran, dass ich wesentlich gelassener geworden bin. Als Softwaredesigner bin ich froh darüber, dass mit Smartphones und den zugehörigen Apps ein neuer Markt entstanden ist. Außerdem sind einige Dinge tatsächlich nützlich, wie zum Beispiel die Wander-App, die mich auf spannende Wanderwege hinweist, die ich als Nicht-Ortskundiger nie gefunden hätte… Allerdings käme ich nicht auf die Idee, meine täglichen Rad- oder Wanderwege mit dem Smartphone „überwachen“ zu lassen. Jedoch sieht man das immer häufiger.

    Mich regt auch das Getöse in den Medien nicht mehr auf. Von „Hamsterkäufen“ bis „Burkaverbot“ – diese Begriffe stammen ja überhaupt nicht aus der Politik, sondern aus der Presse.
    Früher wäre es so gewesen, dass in der „Zeit“ oder „FAZ“ die Schlagzeile gelautet hätte „Zivilschutzkonzept validiert: alte Ratschläge bleiben gültig“. Und in der BILD hätte gestanden: „REGIERUNG RÄT: NOTVORRÄTE JETZT ANLEGEN!“.
    Aber heute sind mehr oder weniger alle Medien auf dieses Niveau herabgesunken, und so bleibt einem nur, einfach selbst nachzuschauen, was _wirklich_ gefordert wurde.
    Aber dank Internet stehen einem dazu heute nahezu unbegrenzte Quellen zur Verfügung – wenn man denn Lust und Zeit hat.

    Und dann merke ich es daran, dass ich heute weiß, dass es keine einfachen Aussagen wir „richtig“ und „falsch“ gibt. Nicht einmal bei so offensichtlich sinnfreien Positionen wie der der Waffenliberalität…
    Man kann tatsächlich gegen eine Burka, aber auch gegen ein Burkaverbot sein. Man kann liberaler Demokrat sein, aber Volksentscheide ablehnen. Man kann gegen Überwachung sein, aber Smartphones nutzen.

    Dass ich älter werde, merke ich vorwiegend daran, dass ich die Welt deutlich komplexer empfinde als früher. Nicht komplizierter, ganz im Gegenteil. Nur komplexer.

  3. Ich denke, daß die 10-Tages-Warnung wenig mit Terrorismus zu tun hat, sondern mehr mit der – kaum medial wiedergegegeben – Tatsache, daß Deutschland in den letzten Wintern einigemale haarscharf am großflächigen Blackout vorbeigeschrammt ist. Für so einen Fall, wenn der Strom also in größeren Versorgungsgebieten vielleicht sogar über mehrere Tage ausfällt, macht diese Vorratshaltung schon Sinn (und da braucht man auch keinen Terrorangriff dafür).

    Zum Vorschlag von Frau Petry: Ich kenne mich in den Details der deutschen Rechtslage zu wenig aus, aber in Österreich haben sie als unbescholtener, volljähriger Inländer das Recht auf einen Waffenschein, insofern also nichts Aufregendes oder „dämliches“, was die Dame verlangt. Aber Sie haben schon recht: In erster Linie verhindern Waffenverbote natürlich die Bewaffnung der normalen Bevölkerung (die Kriminellen besorgen sich ihre Waffen sowieso illegal) und davor haben manche Politiker inzwischen Angst – ist ja auch nachvollziehbar…

  4. Die AfD ist sehr von der Schweiz angetan. Zum dortigen Waffenrecht schreibt Wikipedia:
    „Die schweizerische Waffengesetzgebung gilt als eine der liberalsten der Welt, da Besitz und Erwerb von Waffen und Munition grundsätzlich jedem unbescholtenen Bürger gestattet wird, sofern das Gesetz dazu keine besonderen Bestimmungen enthält.“.

  5. 10-Tages-Vorrat: Da hat wohl mal Jemand etwas für seine „Nebeneinkünfte“ tun müssen.

    Bei jedem Terroranschlag gebetsmühlenartig nach einer Verschärfung des Waffenrechts zu schreien, ist auf gefährliche Weise naiv. Ein Terrorist ist auch ohne Schußwaffe nicht unbedingt harmlos. Mit Teppichmessern oder Autos kann man auch eine Menge Leute umbringen. Und in jedem normalen Haushalt lassen sich dutzende Gegenstände finden, mit denen man töten könnte. Von Küchenmessern über Werkzeuge bis hin zum Schnürsenkel. Will man das auch alles verbieten?
    Wenn bei Terroranschlägen Schußwaffen verwendetwerden, dann illegale. Eine Verschärfung des Waffengesetzes hat also absolut keine Wirkung. Aber man kann stolz abrechnen, daß man etwas getan hat.
    Im Grunde werden damit diejenigen bestraft, die keine Terroristen sind. Also wenn man diejenigen die man bestrafen will nicht greifen kann, greift man sich irgend welche andere Opfer. Die damit überhaupt nichts zu tun haben. Genau so handeln auch die Terroristen.

  6. Früher habe ich das c’t öfters gelesen, aber es kommt mir vor, als wäre es in den letzten 10 Jahren immer doofer geworden. Früher gab es komplizierte Erklärungen wieso der neuste Intel Chip viel besser als kan, und wie alles intern abläuft. Heute eben diese blöden Tipps, die es früher im Chip gab (Der ist auch viel blöde geworden, auf Niveau vom damaligen „Computer Bild“

  7. Das schlimmst zur Zeit ist das Getäse in den Medien. Mittlerweilen sind ja sogar ARD und ZDF zu Propagandainstrumenten der Regierung umfunktioniert worden. Ich fühle mich auch an 1984 erinnert, bei dem als Voraussetzung ein intransparenter Krieg alle Mittel rechtfertigte. Auch das Neusprech wird fleissig geübt.
    Was ich schade finde ist die Unduldsamkeit gegenüber anderen, die mittlerweilen um sich greift. Jemand der zu anderen Zeiten arbeitet, anders aussieht, anders wirtschaftet etc. wird ausgegrenzt und bekämpft. Ich denke mal, weil die eigene Selbstsicherheit immer mehr abhanden kommt, und man immer leichter bevormundet und fremdbestimmt werden kann. Wo ist die Solidarität geblieben, das an einem Strang ziehen.

  8. @ Schulden: Bei der Beurteilung von Staatsschulden ist Staatsschuldenquote die als relevant betrachtete Größe. Üblicherweise bauen Staaten ihre Schulden nicht ab sondern verringern ihre Quote mit Wirtschaftswachstum. Da der Bund immoment sogar für 10-jährige Anleihen Geld bekommt anstatt Zinsen zu zahlen, sehe ich auch keinen Grund Schulden abzubauen. Ich halte aber auch nichts von großen Steuergeschenken, denn diese würden eh Klientelsmäßig verteilt, und vergrößern eher die Schere zwischen arm und reich. Ich sehe die Zeit reif um massiv in Infrastruktur zu investieren, und zwar vorallem in Bildung. Denn nur gut ausgebildete Menschen werden in den umwälzungen des Arbeitsmarktes, welche durch den Einfluss der Digitalisierung/künstliche Intelligenz verursacht wird, gute Arbeit finden.

  9. White man stupid:

    Seit 1968 > 1,5 mio Tote durch Schusswaffen in den USA = mehr getötete Amerikaner als in allen Kriegen mit Beteiligung amerikanischer Soldaten in der gleiche Zeit.

    http://www.jetzt.de/usa/statistik-anzahl-der-toten-durch-schusswaffen-in-den-usa-hoerer-als-zahl-von-kriegsopfern

    In Relation zur Bevölkerung sieht´s noch schlimmer aus:
    Für 2012, Schusswaffen Tote pro Jahr und 1 Million Bevölkerung

    Deutschland: 1,6
    Schweiz: 7,7*
    USA: 28,7

    (*Ja, Ja, die Schweiz: die meisten durch die Militärknarre, die alle Schweizer Wehrpflichtigen zu Hause im Schrank haben)

    http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/waffengewalt-in-amerika-es-passiert-jeden-tag-13946193.html

    Dass so ein Vorschlag von Frau Petry kommt, die sich ja so sehr vor dem „Aussterben“ der Deutschen fürchtet, ist ja fast schon witzig, wenn´s nicht so traurig wäre.

    Mein Vorschlag,
    Umbenennung der AfD in: ALTERNATIVE für DÄMLICHE

  10. „Ich glaube nur wir sind nicht ein so großes Ziel wie Frankreich die direkt im Syrienkonflikt involviert sind.“

    Dickes Sign.

    Wer waren in den letzten Jahren die Primärziele? Frankreich und Belgien. Beide in Syrien.

    Genauso wie vor über 10 Jahren als Spanien und England die Ziele von Al Kaida Anschlägen waren. Wer war nochmal Teil der Irakkoalition, hmmm?

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