Die Stromcloud – zum zweiten

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Da es einige Kommentare zu einem meiner letzten Blogs gab habe ich mir gedacht ich führe das Thema weiter aus und antworte hier gesammelt anstatt zig Einzelkommentare abzugeben.

Zuerst einmal: warum bin ich auf das Thema gekommen? Ich habe ja schon zwei Fotovoltaikanlagen auf meinem dach und eine auf meinem Ferienhaus und denke nun dran auch die Heizung gegen eine Wärmepumpe auszutauschen. Nicht gleich, das Heizöl im Tank hält noch einen Winter, und auch nicht sicher, aber als Alternative ist es ins Auge gefasst.

Nun ist die Situation bei mir nicht optimal. Mein Haus ist in einem Teil von 1948, 1983 durch einen Neubau ergänzt. Die Dämmung ist auch von 1983. Ich bewohne von unserem Familienhaus nur einen Teil, aber die nicht genutzten Räume ziehen natürlich auch Wärme ab werden indirekt mitgeheizt. So habe ich bisher einen Verbrauch von 1.450 bis 1.550 l Öl pro Saison in den letzten Jahren. Das kann, man wenn man nur den Brennwert nimmt, auf rund 15.000 kWh umrechnen. Es gäbe noch einen Korrekturfaktor weil nicht die ganze Energie aus dem Heizöl genutzt wird, aber der macht auch nicht so viel aus. Eine Wärmepumpe ist eine Niedrigtemperaturheizung. Wenn es nicht zu kalt ist, komme ich mit den oft genannten 55 Grad Celsius als maximaler Kesseltemperatur für den wirtschaftlichen Einsatz einer Wärmepumpe aus, aber als es Anfang Dezember echt kalt war ging sie schon mal auf 65 bis 70 Grad hoch. Das kann auch eine Wärmepumpe leisten, doch dann sinkt ihr Wirkungsgrad, sprich wie viel Wärmeenergie man aus 1 kWh Strom gewinnen kann, ab. So rechne ich realistisch mit einem Gesamtstrombedarf von 7.000 bis 8.000 kWh inklusive des Allgemeinstroms der bei etwa 2.000 kWh liegt. Davon deckt die Photovoltaik bisher gerade mal 900 bis 1000 kWh ab. Die POV-Anlage könnte in den Zwischenmonaten März/April und Oktober/November noch die Wärmepumpe zum Teil mitversorgen, in den Wintermonaten sinkt der Ertrag soweit ab, das es teilweise nicht mal für den Allgemeinstrombedarf reicht obwohl ich für eine Person echt viele Module installiert habe. Der Dezember war z.B. geprägt von vielen Tagen mit Wolkenbedeckung, da erhielt ich gerade mal 200 kWh aus beiden Anlagen zusammen im ganzen Monat. Im Juli komme ich problemlos auf über 2.100 kWh. Das bedeutet aber auch ich müsste wahrscheinlich 6.000 kWh an Strom zukaufen und die kosten nach der letzten Preiserhöhung auf 40 ct/kwh 2.400 Euro. So teuer war das Heizöl noch nie, selbst jetzt nicht und während der Heizölpreis schwankt und eine Tankfüllung mich immerhin für vier Jahre autonom macht, ich also abwarten kann bis der Heizölpreis wieder sinkt – dieses Jahr werde ich zum Beispiel kein Heizöl kaufen. Strom muss ich dagegen dauernd beziehen und er wird laufend teurer – anders als dies Markus sieht. Wenn er sinkt dann kosmetisch um einen oder zwei Cent, anders beim Heizöl das ich zum beispiel letztes mal für 55 ct/l gekauft habe.

Daher kam ich auf die Idee mit der Stromcloud zu beschäftigen. Da komme ich zum ersten Einwand der in der Frage gipfelt: Wie soll das funktionieren? Es funktioniert ja jetzt schon, es gibt Stromcloudnanbieter. Ich habe inzwischen auch eine Idee, wir ihr Geschäftsmodell funktioniert. Die meisten wollen einem auch eine PV-Anlage verkaufen und nahezu alle einen Batteriespeicher. Bei einem Anbieter den ich mal besucht habe ist der in der Basisausführung 10 kwh groß und kann auf bis zu 55 kWh erweitert werden.

Es gibt Erfahrungswerte welche Größe eines Batteriespeichers wirtschaftlich ist. Genannt werden ein Tausendstel des Jahresenergieverbrauches bei einem normalen Haushalt (ohne Wärmepumpe). Also bei mir 2 kWh bei 2.000 kWh Jahresenergieverbrauch. Das passt, denn ich habe mal gemessen wie viel Strom ich in welchem Monat brauche. Während des sommers von Mai bis September sind es nur 2 kWh aus dem Netz, im Winter können es 5 kWh sein. Insgesamt decke ich 900 bis 1.000 kwh durch Photovoltaik was einem Autarkiegrad von 45 bis 50 Prozent entspricht, das ist ein guter Wert, normal sind etwa 35 bis 40 Prozent. Auf die Faustregel 1/1000 kommt man wenn man berücksichtigt, dass man in 50 % der Zeit (nachts) Strom aus dem Netz braucht und tagsüber nicht. Das macht dann 50 % von 1/365 eines Jahres = 1/730 aus – die Anlage soll nur einen Tag überbrücken und keine Dunkelperioden. Die Differenz zu 1/1000 kommt dadurch zustande das man Großverbraucher wie Herd, Backofen, Spülmaschine dann betreiben kann wenn man Strom aus der PV hat, zumindest aber meistens am Tag wenn die PV einen Anteil des Stroms liefert. Daneben finden auch andere menschliche Aktivitäten die Strom brauchen wie am Computer sitzen, Kaffee machen, Staubsaugen etc. am Tage statt. Eine 2 kWh Batterie würde bei mir praktisch jeden Tag vollständig geladen und entladen werden, eine 10 kwh Batterie (von 55 kwh ganz zu schweigen) nur zu einem Bruchteil. Das ist vollkommen überdimensioniert. Gut es gibt einige Situationen bei denen man die Kapazität voll nutzen kann wenn auf einen Sonnentag ein oder zwei Wolkentage kommen, aber Wolken gibt es meistens im Winter und im Winter liefert die PV-Anlage kaum Strom. Wenn der Strom der PV-Anlage aber im Winter für die Wärmepumpe schon tagsüber nicht reicht, dann bleibt auch nichts zum Speichern in der Batterie übrig und im Sommer würden mir 2 kwh Kapazität vollkommen ausreichen. Gut, der Anbieter geht wahrscheinlich von einem 4 Personenhaushalt mit dem doppelten Bedarf aus, doch auch für diesen wäre die Batterie völlig überdimensioniert, zumal diese noch enorm teuer sind: Sie kosten rund 1.000 Euro pro kWh Kapazität, eine 10 kWh Batterie liegt also bei 10.000 Euro – könnte man die Batterie eines Elektroautos auch als Speicher nutzen, ich hätte mir eines angeschafft, denn für den Preis einer Batterie bekommt man ein komplettes Elektroauto. Und hier denke ich setzt das Geschäftsmodell der Cloudanbieters an. Sie nehmen ja den gesamten Überschussstrom ab. Ich vermute sie nutzen diese Batterien als Zwischenspeicher. Ist der Strom gerade an der Strombörse billig, so laden sie die Batterie mit diesem Strom auf, das ist nachts der Fall wenn viele Kraftwerke derzeit noch laufen müssen weil man sie nicht herunterfahren kann. Tagsüber wird er dann verbraucht oder zu Spitzenzeiten teurer verkauft. Man kann auch PV-Strom kurzzeitig zwischenspeichern, der Strompreis kann sich innerhalb von Stunden ändern. Da Strom aus erneuerbaren Energien inzwischen er billigste Strom ist und diese Anbieter anders als der Endverbraucher keine Abgaben zahlen müssen wenn der Strom an der Strombörse verkauft wird, kann das aufgehen, denn schon bisher entfallen 55 Prozent meines Strompreises auf staatliche Abgaben und vom Rest je die Hälfte auf Netzgebühren und Stromerzeugungskosten.

Mir ist klar, das sich dieses Geschäftsmodell ändern muss, wenn die Kraftwerke wegfallen, die man nicht abschalten kann. Heute sind das Kohlekraftwerke und Strom aus französischen Atomkraftwerken. Auf der anderen Seite wird der Strom heute schon europaweit gehandelt. Das französische Atomkraftwerke im Sommer wegen Niedrigwasser abgeschaltet werden mussten, hat unseren Strompreis hochgetrieben. Das Modell könnte daher auch in der Zukunft funktionieren wenn man andere Quellen von Strom wie aus Wasserkraft in Skandinavien hinzunimmt. Dazu kommt wie erwähnt das man viel mehr Windkraft braucht. Nicht nur weil ihr Strom noch billiger iun der Erzeugung ist als PV-Strom sondern vor allem weil sie im Winter Strom liefern.

Was aber fehlt in der Betrachtung und das habe ich in meinem Blog auch ausgeführt ist das die Netzentgelte fehlen. Das Netz muss ja auch finanziert werden, aber das sind heute bei meiner privaten Stromrechnung 7 ct/kWh. Dann müsste man diesen Obulus für bezogenen Strom bezahlen, doch das wäre sicherlich für viele verschmerzbar, wenn der normale Strompreis 40 ct/kwh beträgt.

Für eine staatliche Stromboli bin ich weil ich in den Recherchen festgestellt habe, das die Modelle der Stromcloundanbieter sehr intransparent sind. Auf den Webseiten findet man viele Reklameaussagen, aber nirgendwo wie der Tarif gestaltet ist, welche Bedingungen und Preise er enthält und jeder Anbieter hat sein eigenes Modell. Sie differieren in dem was man kaufen muss aber auch die Cloudgestaltung. Der eine verkauft den Strom und man erhält Geld, der andere nimmt ihn auf und man kann ihn später nutzen wenn man ihn braucht. Ebenso gibt es Unterscheide was zugekaufter Strom kostet oder ob nicht genutzter Strom verfällt oder vergütet wird.

Eine staatliche Cloud hätten den Vorteil das es einen einheitlichen Standard gibt, kein Wirrwar der Anbieter und es würde bei geeigneter Gestaltung des Modells sowohl den PV-Ausbau wie auch die Umstellung auf Wärmepumpen fördern, selbst wenn man Netzentgelte bezahlen muss.

Für die staatlichen Netze bin ich weil ich auch erlebt habe wie unterschiedlich die Netzanbieter agieren. Ich habe Anlagen in NetzeBW und AllgäuNetz zugelassen. Bei NetzeBW kostet das 99 Euro pro Anlage, bei Allgäunetz 336 und jedes Jahr 14,50 für die Rechnungsstellung die bei NetzeBW umsonst ist. Zudem hat der Netzanbieter 2.000 Euro Extrakosten für einen neuen Schaltschrank verursacht, obwohl der genauso alt war wie der im anderen Haus. Bevor jemand kommt: nur für einen neuen Schrank, nicht die neue Elektrik, denn als danach die Nachtspeicheröfen zum Tagestarif liefen kam ein Techniker und ich sah mit eigenen Augen das in den neuen Verblendungen noch die alte Elektrik verbaut war, sodass sich mir der Sinn entzieht. Einen Vergleich mit der Bahn halte ich für komplett falsch, eher einen mit dem Wasserleitungsnetz und das ist in staatlicher Hand und funktioniert sehr reibungslos.

Ein zweiter Punkt ist der Preis des von der Industrie genutzten Stroms. Der muss ja zumindest kostendeckend sein. Wenn nun aber ein Deckel, wohlgemerkt als Strompreisbremse und bestimmt nach gravierenden Preissteigerungen, im letzten Jahr von 12 ct/kWh für die Industrie festlegt, dann kann man ausgehen das die Netzentgelte für die Industrie auch viel geringer sind, als die die man vom Endverbraucher bezieht, als gäbe es für den ein zweites viel teureres Stromnetz für die Verbraucher. Es ist das was ich sowieso überall beobachte der Bürger soll die Energiewende alleine finanzieren, die Industrie wird verschont, weil wenn es zu teuer wird dann ja die ominösen Arbeitsplätze wegfallen. Wegfallen bei einer Cloudlösung müssten in jedem falle die staatlichen Abgaben die heute im Strompreis drin stecken, die machen bei dem alten Tarif den ich bis 1.1.2023 hatte 16,5 von 32 ct/kwh aus. Da man im cloudmodell ja nur den selbst erzeugten Strom nutzt und er nicht an andere verkauft wird, wäre der Strom auch nicht zu besteuern. Alleine das würde schon vollkommen ausreichen um eine Wärmepumpe wirtschaftlich zu machen. Ich komme noch mal auf mich als Beispiel zurück: Wenn ich langfristig mit einem Heizölpreis von 100 ct/l rechne und ich bei einem COP-Wert von 2,7 (wegen der Tatsache das ich eben nicht mit 35 Grad Vorlauftemperatur auskomme) rechne, so dürfte der Strom maximal 27 ct kosten damit eine Wärmepumpe kostenmäßig im Verbrauch gleichzieht. Berücksichtigt man die viel höheren Anschaffungskosten so müsste er noch billiger sein. Für diesen Preis kann man aber auch bei Berücksichtigung der Netzentgelte Strom aus Wasserstoff produzieren der im Sommer erzeugt und im Winter verbraucht wird – die Gasspeicher dafür haben wir ja schon. Das hat zwar nur eine Effizienz von 50 Prozent, aber regenerativen Energien liefern heute den Strom für 6 bis 7 ct/kwh. Daher meine ichd as dieses Modell auch funktionieren kann.

One thought on “Die Stromcloud – zum zweiten

  1. Eine Echte Stromcloude gibt es aktuell nicht und sie wird auch nicht für den Sommer/Winter Ausgleich funktionieren.
    Eine echte Cloude setzt voraus, das ich den ungenutzten Speicher von jemand anderem benutze und umgekehrt, dass ich ungenutzte Kapazitäten anderen zur Verfügung stelle. Oder das ich meine Überproduktion jemand anderem zur Verfügung stelle und ich meinen Minderbedarf über andere Teilnehmer decke.
    Der Denkfehler bei dem System ist, das alle im Sommer zu viel Produzieren, und alle im Winter einen bedarf haben.
    Einzig für Speicherüberkapazitäten im Tag/Nacht Ausgleich sehe ich einen kleinen bedarf für eine Cloude.
    Die Aktuellen Cloudeanbieter sind überhaupt keine. Sie nehmen den Strom der Teilnehmer und verkaufen ihn am Markt bei bedarf kaufen sie am Markt dazu. Die Einsparungen durch den Kostenfreien Strombezug wird durch die wegfallende Einspeisevergütung und die Cloudegebühr mehr als aufgefressen.

    Zu deiner Ölheizung Rate ich dir sie für die Spitzenlast im Winter weiter drin zu lassen, auch wenn du dadurch auf einen Teil der KFW Förderung verzichten must.

    Wenn du dir den Energiechart des Fraunhofer Instituts angeschaut hast müsste dir klar sein, dass wir es nicht schaffen werden die den Strombedarf im Winter zu produzieren, auch wenn wir Wind und Solarkraft verfünffachen.

    Je nach Typ der Wärmepumpe schalten die Geräte ab z.B. -5 Grad auf Tauchsieder um, dann geht der Wirkungsgrad (der vorher schon abgenommen hat) von ca. 300% auf 100% zurück.
    Der Strom wird auch in 15 Jahren im Winter zum aller größten Teik aus Verbrennungskraftwerken kommen. Diese haben einen Wirkungsgrad von 30% und auf der Stromrasse und den Umspannwerken kommen weitere Verluste dazu. Die CO2 Bilanz deiner ÖlHeizung ist an sehr kalten Tagen somit besser als die einer Wärmepumpe im Tauchsiederbetrieb.
    Eine Kombination beider Systeme würde der Umwelt und deinem Geldbeutel helfen.
    Letztes Jahr hat der Wärmepumpenstrom weniger gekostet als Normalstrom. Aktuell gibt es eine parität.

    Es wir sich nicht vermeiden lassen, dass der Strompreis mit der Erzeugung schwankt. In einer Dunkelflaute muss der Strom also so teuer werden, dass der Verbrauch abnimmt. Bei den Gaspreisen hat sich gezeigt, das es bei einer Verdreifachung des Preises zu einer Verhaltensänderung kommt und aktuell etwa 15% weniger verbraucht wird.
    Beim Strom muss der Einspareffekt größer sein.
    Also muss der Preis für eine kwh im Winter bei 1,20 bis1,50€ und speziell bei einer Dunkelflaute dann dynamisch vielleicht sogar bei 10€ liegen. Gegenläufig dazu wird der Strompreis im Sommer Tagsüber auf Null fallen.

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