Die Super Heavy und ihre Tanks

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Auf meinen heutigen Blog kam ich weil ich routinemäßig bevor ich einen Artikel schreibe, alles an Zahlenangaben noch mal nachprüfe was von SpaceX oder Elon Musk kommt und eine der Seltsamkeiten war die Höhenangabe der Super Heavy und ihre Treibstoffzuladung.

Die Fakten

Aber zuerst mal die Fakten, so wie man sie in der Wikipedia aber auch anderen Quellen durchlesen kann:

  • Super Heavy und Starship haben 9 m Durchmesser
  • Die Super Heavy ist 69 oder 70 m hoch, das Starship 50 m. Beim Starship entfallen die obersten 17,24 m auf die Nutzlastsektion.
  • Die Treibstoffzuladung liegt bei 3.600 und 1.200 t.
  • Treibstoff ist bei der Super Heavy 78 % flüssiger Sauerstoff und 22 % flüssiges Methan.

Daraus habe ich für den Artikel einfach mal die Tanklänge berechnet unter der Annahme die Tanks wären ideale Zylinder und kam drauf, das 3.600 t zwar in einen Zylinder von 69 m Höhe reingehen, aber dann fehlt der Platz für die Triebwerke.

Heute will ich es nochmals genauer rechnen und wir brauchen noch einige Daten und Formeln. Zuerst mal die spezifische Dichte von flüssigem Sauerstoff: 1,141 g/cm³ und flüssigem Methan: 0,4228 g/cm³.

Daneben brauchen wir die Formel für den Zylinderhinhalt:

V = h * r² * π

und die Formel für das Volumen eines Kugelsegments:

V = π / 6 * h * (3a² + h²).

Wobei h die Höhe der Kugel und a der Radius des Tanks, also 4,5 m ist.

Nun braucht man noch für die genaue Berechnung einen Hinweis wie die Tankdome geformt sind. Ich habe ihn in beiliegendem Foto gefunden. Er zeigt die Tankdome von Methan und Sauerstofftank. Die Löcher sind wohl Auslässe für den Treibstoff. Auf einem anderen Foto erkennt man auch Leitungen an dem flacheren Dom der sich hier als abgeflacht herauspuppt. Diesen kleinen Fehler – er macht bei dem Volumen wirklich nur Zentimeter in der Zylinderlänge aus – ignoriere ich mal.

Unstrittig ist das der flachere Dom der untere ist, wo die Triebwerke sind. Beim zweiten Dom kann es sich um den oberen Teil des Tanks (Abschluss zum Starship hin) aber auch um einen Teil des Zwischentanks handeln (ich gehe davon aus das die Super Heavy einen Integraltank verwendet also einen Tank durch einen Zwischenboden in Sauerstoff- und Methanteil geteilt ist. Die zweite Lösung, in der Produktion billiger, verwendet zwei getrennte Tanks, dann hat man in der Mitte der Rakete aber ein Volumen das nicht genutzt wird. Dafür kann man die Tankdome identisch bauen, das macht sie billiger.

Ich gehe im folgenden von dem Best-Case, im Sinne einer möglichst kurzen Stufe und damit dem Sparen von Gewicht aus, nämlich der das der obere Abschluss ebenso geformt ist, wie der mit 28 Löchern und es ein Integraltank ist.

Berechnung

Berechnen wir zuerst mal das Tankvolumen

Das geht nach der Formel V = Masse / spezifische Dichte

(ich spare mir bei trivialen Formeln einen Internetlink und hoffe das die meisten Leser nicht alles aus der Schule vergessen haben).

Also Masse:

Sauerstoff = 3600 t * 78 % = 2.808 t

Methan = 3600 t * 22 % = 792 t

Volumen:

Sauerstoff = 2.808 t / 1,141 g/cm³ ~ 2465 m³ (auf 1 m³ nach oben gerundet)

Methan = 792 t / 0,4228 g/cm³ ~1.874 m³ (ebenso nach oben gerundet)

Gesamtvolumen: 4.339 m³

Zuerst mal die Höhe eines Zylinders, wenn dieser Treibstoff in einen Zylinder mit 9 m Durchmesser gefüllt wird – wenn man es genau nimmt, müsste man ja die Wanddicke noch abziehen, da die 9 m sicher der Außendurchmesser sind.

Dadurch formulieren wir die Formel über den Zylinderinhalt so um, das die Höhe h berechnet wird:

h = V / π / r²

mit r= 4,5 m und V = 4339 m³ erhält man 68,21 m Höhe

Das ist nun etwas Dumm, wenn die Stufe nur 69 oder 70 m hoch ist, denn die Triebwerke kommen ja unten auch noch dazu. Oben ist es noch komplexer weil in der Raketentechnik nicht festgelegt ist wo man die Trennebene ansetzt. Elon Musk rechnet in diesem Artikel den Interstage also die Verbindung zum Starship noch bei der Masse hinzu. Ich denke aber nicht in der Höhe, denn das sind nach Abbildungen wenn die Trennebene wie bei anderen Raketen bei der Zylinder-Tankunterseite des Starships liegt weitere 6,5 m und dann kann man sich jegliche Weiterrechnung schenken, denn dann stehen nur noch 60 m für den Treibstoff zur Verfügung.

Nun sind aber Tanks nicht rein zylinderförmig, ein planer Boden wäre hohen Belastungen ausgesetzt, was ihn schwer macht. Sie werden durch Kugelschnitte abgeschlossen. Die haben auch den Vorteil das man an der Tiefsten Stelle die Leitungen für die Triebwerke und an der höchsten Stelle die Zuführleitungen für das Betanken positionieren kann und so die Tanks richtig voll befüllen bzw. weitestgehend komplett entleeren kann.

Wenn ich den niedrigeren Kugelschnitt nehme, weil er weniger Höhe beansprucht, also wiederum den „best Case“ so kann ich dessen Volumen berechnen, wenn ich seine Höhe kenne. Die habe ich durch Ausmessen mit dem Bildschirmlineal zu 25 % des Durchmessers also 9 m * 0,25 = 2,25 m bestimmt.

V = π / 6 * h * (3a² + h²)

V = π / 6 * 2,25 * (3*4,5² + 2,25²)

V = 77,6 m³ oder 1,22 m eines Zylinders mit gleichem Durchmesser

Ziehen wir die 1,22 m zweimal ab, für den oberen und unteren Tankdom, so bleiben noch

von der Zylinderlänge von 68,21 m:

h = 68,21 m – 2 * 1,22 m = 65,77 m

Das ist die zylindrische Länge des Zentraltanks bei 100 Prozent Füllung. Die gesamte Tanklänge ist um die Höhe der Dome (2,25 m) x 2 höher also 65,77 m + 2 x 2,25 m = 70,27 m

Und das ist höher als die Super Heavy sein soll. Dabei fehlen da ja noch unten die Triebwerke, die wenn sie direkt am Tank angebracht sind, was bei so vielen Triebwerken unwahrscheinlich ist, da verwendet man unterhalb des Tanks eine Spinne, in die die Treibstoffleitungen von oben kommen und die dann mit 33 Leitungen jedes Triebwerk darunter mit der gleichen Treibstoffmenge versorgen. Aber selbst dann haben wir noch weitere 3,1 m für die Höhe eines Raptors, zusammen also 73,37 m. Und das ist auch höher als die 2,25 m Höhe des Tankdoms, falls SpaceX die Höhe so definiert das die Super Heavy am oberen Abschlussring des Zylinderteils des Tanks endet.

Alle anderen denkbaren Fälle – also Tankabschlüsse mit Kugelschnitten größerer Höhe wie den Tank im Bild daneben, oder getrennte Tanks die dann jeweils durch Kugelschnitte abgeschlossen, oder ein echtes Schubgerüst wie bei anderen Trägern, sind benötigen noch mehr Platz und verlängern die Stufe weiter.

Erklärungsmöglichkeiten

Es gibt eine Reihe von Erklärungen. Die einfachste Erklärung ist, das alles nur zirka Angaben sind. Also 9 m Durchmesser auch für 9,20 m stehen können und 70 m Höhe auch für 70,4 m. Man muss nur leicht den Durchmesser erhöhen und die Länge sinkt schnell um einige Meter. Das wundert mich aber deswegen, weil sonst Elon Musk jede kleine Änderung in der Leistung heraus posaunt und eine gewissen Zahlenfetischismus hat. Im obigen Artikel erwähnt er das ein Raptor 298 Bar Brennkammerdruck hat und push die Leute das sie genau 300 bar erreichen, obwohl das in der Performance nun wirklich nicht viel ausmacht. Also wenn er 9 m Durchmesser haben will, dann nehme ich an, sind es 9,00 m und nicht 9,10 m.

Die zweite Lösung ist es die Dichte zu erhöhen. Die verflüssigten Gase die in der Raketentechnik eingesetzt werden, werden durch physikalische Verflüssigungsmethoden aus reinen Gasen gewonnen, solche Anlagen stehen auch bei jedem Startplatz, alleine um das dauernd verdampfende Gas wieder zu verflüssigen, sonst wäre es ja weg. Die Flüssigkeiten haben dann eine Temperatur knapp unter ihrem Siedepunkt, vergleichbar Wasser das nahe 100 Grad heiß ist. Jeder der mal eine Tasse Wasser in der Mikrowelle aufwärmte weiß, das Wasser sich dann ausdehnt, also mehr Volumen einnimmt. Es hilft aber meist nichts den Ausdehnungskoeffizienten zu kennen, denn der ist Temperaturabhängig. Bei Wasser liegt der Raumausdehnungskoeffizient z.B. bei 20 Grad bei 0,204 und bei 100 Grad bei 0,782.

Auch innerhalb der Wikipedia ist dies durchaus nicht systematisch. Da SpaceX „unterkühlte“ Flüssigkeiten schon bei der Falcon 9 einsetzt, (wahrscheinlich nur den Sauerstoff, bei Kerosin macht es weil die normale Temperatur weit vom Siedepunkt entfenrt ist wenig Sinn) gibt es eine Angabe das dies die Dichte um 2,5 bis 4 Prozent steigert.

Beim Artikel über flüssigem Sauerstoff wird aber als höchste Dichte 1,25 g/cm³ genannt, was 9,5 Prozent höher ist. Doch selbst dann ist offen, ob diese höchste Dichte in diesem konkreten Fall auch erreicht wird und für Methan gibt es überhaupt keine Angabe.

Vermutlich – so meine persönliche Meinung – will SpaceX mal 3.600 t unterkühlte Flüssigkeiten in den Tank bringen, nicht unterkühlt sind es 3.400 t. Die 200 t mehr würden mit einer Dichteerhöhung um 5,9 Prozent rein gehen, erscheint möglich, man muss bei dem niedrigen Wert für die Falcon ja bedenken das nur die Dichte des Sauerstoffs gesteigert wird, hier diese Technik aber auch beim Methan geht und das braucht wegen seiner geringen Dichte einen im Verhältnis viel größeren Tank als das Kerosin bei der Falcon 9.

Das wäre so nebenbei auch eine Erklärung, warum die Raptors beim Start am 20.4.2023 nur mit 90 Prozent Schub arbeiteten. Denn die Turbopumpen fördern ja Volumina und hat ein Volumenanteil mehr Masse so erhöht das den Treibstoffdurchsatz und weil von dem der Schub abhängt auch den Schub. 10 oder korrekterweise 11,1 Prozent mehr Schub erscheinen aber so nicht möglich. So tendiere ich eher zur einfacheren Erklärung: man hat den Schub begrenzt, weil die Triebwerke nicht ausgereift sind, wofür auch sechs Ausfälle sprechen.

Die Frage ist aber eher die: wenn man 3.600 t Treibstoff braucht, warum legt man die Tanks nicht von vorneherein auf diese Menge aus? Meine Vermutung: es sollten wirklich mal 3.400 t sein, zumindest war diese Zahl lange Zeit aktuell. Dann ist es in der physikalischen Wirklichkeit eben so, das Wunschwerte von Musk nicht eingehalten werden. Sie Super Heavy soll mal 160 t wiegen, ist nun aber trocken bei 200 t, das Starship 100 t, ist aber bei 120 t und bei einem Gefährt wie diesem mit so eklatanten Nutzlastunterschied zwischen Wiederverwendbar und Nicht-Wiederverwendbar (250 zu 150 t Zielwert) sinkt die Nutzlast dann rasch ab. Die Lösung ist wie bei der Falcon 9, die ja auch die Zielwerte nicht erreichte, der Trick mit unterkühltem Treibstoff. Bei vielen Triebwerken mit Gasgeneratorprinzip hat man durch die Erhöhung des Brennkammerdrucks durch eine leichte Veränderung des Gasgenerators den Schub gesteigert, so auch beim Merlin.

Nur hat das bei einem Hauptstromtriebwerk mit Preburner eine andere Auswirkung als bei einem Nebenstromtriebwerk wie dem Merlin. Da steigen etliche Engineparameter wie Brennkammerdruck mit an und bei Triebwerken, die jetzt schon bei 90 Prozent Schub ausfallen dürfte die Ausfallquote rasch ansteigen. Eine Wiederverwendungsrate von 1000-mal erreicht man eher, wenn man die Parameter konservativ wählt. Auch hier gibt es ein prominentes Beispiel: Die SSME waren für 100 Einsätze bei 100 Prozent Schub spezifiziert. Als das Space Shuttle immer schwerer wurde und so wie beim Starship die Nutzlast rapide absank, testete man sie erst bei 102 Prozent dann 105 Prozent, 107 und schließlich 109 Prozent Schub. Sie liefen noch, aber die Schuberhöhung um 9 Prozent reduzierte die Lebensdauer auf 55 Einsätze also um 45 Prozent. Praktisch hat man sie während der Space Shuttle Ära nie mit 109 Prozent Schub betrieben, 107 Prozent waren das Maximum, dazu kommt es erst jetzt bei der SLS wo sie nicht wieder verwendet werden.

Es wird wirklich spannend werden welche Nutzlast denn ein Starship mal transportiert, gerade das Space Shuttle Programm zeigt ja welche Überraschungen es da geben kann.

18 thoughts on “Die Super Heavy und ihre Tanks

  1. „Die Frage ist aber eher die: wenn man 3.600 t Treibstoff braucht, warum legt man die Tanks nicht von vorneherein auf diese Menge aus? Meine Vermutung: es sollten wirklich mal 3.400 t sein, zumindest war diese Zahl lange Zeit aktuell.“

    Diese Schlussfolgerung ist unlogisch. Wenn dann müsste man fragen, warum SpaceX auf supergekühlten Sauerstoff verzichten sollte, wenn doch klar ist, dass dadurch die Effizienz steigt. Außerdem wird ja eine der Turbopumpen sauerstoffreich betrieben und heißer Sauerstoff ist ein großes Problem. Die Amis haben ja bis zur Wende geglaubt, dass sauerstoffreich nicht machbar ist bzw. dass der Aufwand den Effizienzgewinn zunichte macht.
    Zurück zum Raptor. Wenn man die Turbopumpe mit kälterem Sauerstoff füttert, kann diese bei einem höherem Druck betrieben werden bevor die kritische Temperatur erreicht wird.

    Das Kerosin bei der Falcon 9/heavy wird auch etwas herunter gekühlt auf etwa -5°C. Daher ist anzunehmen, dass auch das Methan zusätzlich gekühlt wird, denn wenn etwas die Effizient erhöht ist es dumm es nicht zu tun, wenn es ansonsten keine Probleme verursacht. Also spekuliert man nicht ob etwas gemacht wird sondern nur warum man es nicht machen würde.

    1. Wer den Artikel bis zum Ende liest spart sich Kommentare. Die Begründung warum es Sinn macht steht im Absatz dahinter. Die Leistung bei Triebwerken zu steigern die schon bei 90 % Schub ausfallen ist nicht so intelligent und die Abhängigkeit der Lebensdauer von dem Schub der durch die höhere Durchsatzmenge ansteigt wurde auch erläutert.

      Zu den restlichen Bemerkungen: Jedes Triebwerk das mit LOX arbeitet hat eine Turbopumpe die sauerstoffreich betrieben wird, wie soll man denn sonst den Lox fördern? Das erst jetzt Hauptstromtriebwerke mit dieser Technologie entwickelt werden hat schlicht und einfach damit zu tun das es nach dem F-1 keinen Auftrag mehr davon von NASA und DOd gab und die Firmen auf eigene kosten nichts entwickelt haben. Mit Glauben hat das nichts zu tun die Kennwerte russischer triebwerke waren ja schon vorher bekannt.

      1. „Jedes Triebwerk das mit LOX arbeitet hat eine Turbopumpe die sauerstoffreich betrieben wird, wie soll man denn sonst den Lox fördern? “

        Nö, siehe z.B. F-1, oder Merlin. Da werden die Turbinen JP-4 Reich betrieben (man beachte die Rußentwicklung)

      2. Wenn eine Turbopumpe sauerstoffreich betrieben wird, dann wird der Preburner mit einem sauerstoffreichen Gemisch gefüttert. Demzufolge verlässt den Preburner ein heißes sauerstoffreiches Gas. Da aber heißer Sauerstoff sehr reaktiv ist, verwandelt er die Turbopumpe in null-komma-nix in Schlacke, wenn die nicht entsprechend beschichtet ist.

        „…nach dem F-1 keinen Auftrag mehr davon von NASA und DOd gab…“
        Und was ist mit dem RS-25? Das arbeitet mit gestufter Verbrennung. Also wird das heiße Gas, nachdem es die Turbopumpe angetrieben hat, in die Brennkammer geleitet. Bei F-1, das mittles Gasgenerator arbeitet, wird das Gas dagegen durch einen „Auspuff“ abgeleitet.

        1. Auch bei einem Preburner wird die Gastemperatur so gehalten das die Turbinen sie aushalten, es gibt ja auch sauerstoffreiche Gasgeneratoren bei anderen Triebwerkstypen. Der Preburner macht das gleiche. Der Unterschied zwischen den technologien liegt nicht in der Funktionsweise Gaserzeugung-turbine-Pumpe sondern in dem Weg denn das Gas danach nimmt und seiner Menge.

          Das RS-25 ist eine fuel-rich Triebwerk, steht im verlinkten Artikel auf der Website und noch mehr in der Grundlagensektion. Dort kann man fehlendes Wissen nachholen.

          1. Es mag ja sauerstoffreiche Gasgeneratortriebwerke geben, aber gibt es auch treibstoffreiche Kerolox-Triebwerke mit gestufter Verbrennung?

  2. Musk hat doch vor einigen Tagen getwittert, dass die Super Heavy um 10 Meter verlängert wird und Starship erhält zusätzlich 3 Raptor, er sagte so, dass der Schritt unumgänglich sei. Da bedeutet, dass die gegenwärtige Konfiguration noch nicht optimal wäre.

    Mit neuen V3 Raptor Triebwerken, die haben einen Schub von 269 Tonnen bei 350bar, erreicht die Super Heavy einen Startschub von 8877 Tonnen ! Ja, die Zahlen sind schon beeindruckend, aber die Obergrenze wäre wahrscheinlich noch nicht erreicht !

    1. Bei Jewgeni-7 muss man mit den Aussagen vorsichtig sein, aber nur mal nachgerechnet:
      Eine Verlängerung um 10 m würde die Treibstoffmasse um 527,8 t erhöhen, bei bekannten 4 mm Materialstärke und der 304 Legierung (bei uns als Chrom-Nickel-Stahl 18/8 bekannt wird z.B. für Besteck verwendet) wiegt der Tank 8,822 t mehr. Bei einer Mindestbeschleunigung von 12,3 m/s (1,25 g) braucht man so 6600 kN Schub mehr (Bodenschub,Musk gibt Vakuumschub an). Das leisten drei Raptors, weil die Rakete jetzt schon mit mehr als 1,25 g startet, die angabe ist also konsistent.

      Es zeigt aber auch wie es bei Spacex läuft – es werden Angaben gepostet die nicht erreichbar sind und dann angepasst. Bei der Falcon 1 und Falcon 9 1.0 sank die Nutzlast ab und dann wurde verlängert, bei dem Starship fängt man gleich mit der Verlängerung an.

  3. Ökologie gegen Marsbesiedlung

    Für die Marsbesiedlung kommen ganz andere Raketen zum Einsatz als die gegenwärtige recht kleine Starship, aber Verbrennungsprodukte der Trägerraketen wirken sich negativ auf die Ozonschicht aus. Schon vergangene Jahre waren aber besorgniserregend. Nur für den Zeitraum von 1978 bis 1984 betrug der weltweite Ozonverlust nach Messungen des amerikanischen Satelliten Nimbus-7 mindestens 3%. Es fehlten – gemessen an absoluten Einheiten – 100 Millionen Tonnen dieser Substanz, hängt auch zusammen mit den Shuttle-Flügen. Dreihundert Starts des Space Shuttles hätten ausgereicht, um die Ozonschicht der Erde vollständig zu zerstören, so zumindest schrieben einige westliche Analysten. Eine beeindruckende Wirkung auf die Ionosphäre wurde im Mai 1973 beim Start der amerikanischen Skylab-Station in eine erdnahe Umlaufbahn registriert. Beim Start des astrophysikalischen Observatoriums durch die Trägerrakete Atlas-Centaur im September 1979 wiederholte sich der sogenannte Skylab-Effekt in der Ionosphäre.

    Möchte Daten präsentieren, wie die Dynamik der Zerstörung der Ozonschicht bei einem einzigen Start der Trägerrakete Energija verläuft. Hinter der Trägerrakete, mit mehreren hundert Metern Durchmesser, wird Ozon in allen Höhen fast augenblicklich vollständig zerstört. Unter dem Einfluss der makroturbulenten Diffusion werden die ausgestoßenen Stoffe in einer Säule mit mehreren Kilometern Durchmesser in wenigen Stunden vermischt. Der Ozongehalt in dieser Säule in Höhen von 16–24 km nimmt nach 2 Stunden um 15–20% ab, und dann verengt sich der gebildete „Tunnel“ allmählich. Die maximale Ozonzerstörung in der Wolke erfolgt in Höhen von 24–30 km etwa 24 Tage nach dem Start. Gleichzeitig wird in der Troposphäre und der oberen Stratosphäre Ozon gebildet. Unter Berücksichtigung des kompensierenden positiven Effekts wurde der Gesamtozongehalt am Energija-Startplatz (innerhalb einer vertikalen Säule mit einem Durchmesser von 550 km) in 24 Tagen um 1,7% oder in Masse um 27.000 Tonnen verringert, während des Starts der Trägerrakete Shuttle – um 2% oder 32.000 Tonnen.

    Der Übergang zu Massenstarts von Trägerraketen und Raumschleppern, Musk spricht von täglichen Starts von Starship, kann zu globalen Auswirkungen auf die Ionosphäre führen, deren Folgen noch nicht vollständig verstanden sind. Was geschieht mit der Umwelt, wenn eines Tages Trägerraketen mit 700-1000 Tonnen Nutzlast, solche Konzepte entstanden schon in den 60er Jahren, zum Einsatz kommen ? Was wird die FAA dazu sagen ?

    Umweltschützer verklagen die FAA- Ärger für Musk

    Mehrere Umweltgruppen haben eine Klage gegen die US-amerikanische Federal Aviation Administration (FAA) eingereicht, um ihre Lizenz zum Start von Starship von Boca Chica aus zu widerrufen. Sie behaupten, dass die Umweltprüfung in unsachgemäßer Weise durchgeführt wurde und gegen das nationale Umweltgesetz verstieß.

    Brocken aus Stahlbeton und Metallfragmente wurden kilometerweit vom Startplatz entfernt geschleudert, der sich neben dem Lower Rio Grande Valley National Wildlife Refuge in der Nähe des texanischen Boca Chica State Park and Beach befindet. Die Explosion setzte auch 1,4 Hektar in der Nähe in Brand und schickte eine Wolke aus pulverisiertem Beton 6,5 Meilen nach Nordwesten, die auf die umliegenden Wattflächen und die nahe gelegene Stadt Port Isabel regnete.

    Der Vorfall vom 20. April war der letzte einer Reihe von mindestens neun Vorfällen in Boca Chica in den letzten Jahren, die ein Refugium für geschützte Wildtiere und einen lebenswichtigen Lebensraum für Zugvögel zerstörten, heißt es in der eingereichten Klage. Intensive Lärm- und Lichtverschmutzung, Bauarbeiten und Verkehr haben auch das Gebiet beeinträchtigt, in dem zwei gefährdete Raubkatzen, der Ozelot und der Jaguarundi, sowie Nistplätze für die vom Aussterben bedrohte Ridley-Kemp-Meeresschildkröte leben. Das Gebiet und seine Tierwelt gelten auch den Carrizo/Comecrudo-Leuten, einer indigenen Gruppe in Südtexas, als heilig.

    Berichten zufolge hat die FAA gegen Bundesgesetze verstoßen, indem sie den erweiterten Betrieb von Musks Sternenbasis in Boca Chica ohne die obligatorische vollständige Umweltverträglichkeitsstudie (EIS) erlaubte, die normalerweise für große Projekte erforderlich ist. Solche EIS-Prüfungen dauern in der Regel Jahre, ja Jahrzehnte. Die Klage umfasst 31 Seiten.

    Auch das U.S. Army Corps of Engineers hat einen Genehmigungsantrag für eine geplante Erweiterung der Sternenbasis von SpaceX in Boca Chica, Texas, geschlossen, ein potenzielles Hindernis für die Pläne des Unternehmens, dem Gebiet neue Start- und Landeplätze sowie eine erhebliche Standorterweiterung hinzuzufügen. Das Corps nannte das Versäumnis von SpaceX, die angeforderten zusätzlichen Informationen zu den vorgeschlagenen Änderungen bereitzustellen, als Grund für die Schließung der Genehmigung. Unter anderem wollte das Corps mehr Details darüber, welche Minderungsmaßnahmen das Unternehmen ergreifen würde, um den Verlust von Wasser und Feuchtgebieten rund um das Gelände zu begrenzen.

    Ja, die Amerikaner haben sehr strenge Gesetze, besonders ärgerlich für Schatzsucher. Möchte hinzufügen, das United States Army Corps of Engineers (USACE) eine US-Bundesbehörde und Militärorganisation ist, die seit 1775 besteht. Die Hauptaufgaben des US Army Corps of Engineers:

    – Planung, Entwurf, Bau von Dämmen.
    – Planung und Bau von Hochwasserschutzanlagen.
    – Planung und Bauleitung militärischer Anlagen für Heer, Luftwaffe und andere Verteidigungskräfte und Bundesbehörden.
    – Umweltregulierung und Wiederherstellung von Ökosystemen.

    Da Starbase Wattflächen, Feuchtgebiete in Flussmündungen betrifft, muss das Army Corps hierfür eine Genehmigung erteilen. Und dies ist getrennt vom NEPA (National Environmental Policy Act)/ und PEA (Programmatic Environmental Assessment)-Prozess.

      1. Das Thema ist sehr komplex, und das beim Raketenstarts die Ozonsicht zerstört wird, ist ein Fakt, habe nicht umsonst Daten gepostet.

        Selbst die Satellitenschwärme von SpaceX könnten die Ozonsicht zerstören. Wenn die Satelliten später verglühen, wird sich das Aluminium der Satelliten verdampfen und sich in der Mesosphäre anreichern, also jener hohen Atmosphärenschicht, die sich direkt oberhalb der Stratosphäre befindet. Die Metalle könnten sich mit der Zeit nach unten ausbreiten und schließlich einen Katalysator für Ozon abbauende chemische Reaktionen darstellen. Wir haben dazu noch keine Bewiese, aber es besteht die Möglichkeit. Studien haben gezeigt, das beim Raketenstarts begrenzte Ozonlöcher über den Startplätzen entstehen. Mit den Satelliten dürfte sich das verglühte Material großräumiger verteilen. Was wird aber in 100 Jahren sein ?

        Die Lage ist ernster als gedacht. Dazu eine Publikation von Mai/2021 und vom 2002

        https://www.nature.com/articles/s41598-021-89909-7
        https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1029/2002GL015991

  4. Die beiden Publikationen stellen aber beide eher leichte bzw. unklare Auswirkungen fest.

    Das ein Raketenstart nicht gut ist für die Umwelt allgmein und speziell auch für die Ozonschicht ist klar. Allerdings sagt einer der Artikel klar aus das kritisch vor allem die Feststoffbooster sind, ein Problem was SpaceX nicht hat. Das Aluminumoxid was beim Wiedereintritt von Satelliten entstehen kann hat nichts mit der Ozonschicht zu tun, kann sich aber möglicherweise auf das Klima auswirken.

  5. @ Dirk

    Eine Studie bedeutet auch nur eine Meinung, es gibt aber viele Wissenschaftler die auch andere Meinung haben, was wir aber nicht vergessen dürfen, die vorhandenen Daten zu ignorieren. Nur für den Zeitraum von 1978 bis 1984 betrug der weltweite Ozonverlust nach Messungen des amerikanischen Satelliten Nimbus-7 mindestens 3%. Es fehlten – gemessen an absoluten Einheiten – 100 Millionen Tonnen dieser Substanz. Ja, und Energija hatte keinen Feststoffbo0sster, waren aber vorgesehen, wurden beim Start etwa 27.000 Tonnen an Ozon vernichtet. Mein bedenken war auch, was passiert wenn Träger wie die Starship oder noch größere jeden Tag starten, selbst die FAA hat keine Antwort. Selbst die CO2-Konzentration hat neue Rekorde um die 420ppm erreicht, die das Klima erheblich belastet.

    Selbst Raketenstars sollen das Klima verändern, zumindest kurzfristig das Wetter beeinflussen, auch dazu gibt es viele Untersuchungen und Publikationen. Es kann kein Zufall sein, wenn eine Ariane Startet, das danach in den betroffenen Gebieten sich das Wetter immer plötzlich ändert. Solche Phänomene wurden regelmäßig beobachtet, oder ist das alles nur ein Zufall ? Zumindest sind die Publikationen sehr lesenswert.

    Ja, Ozonsicht liegt hoch über unseren Köpfen, wird von den meisten kaum wahrgenommen. Aber dort wo die Raketenstufen niedergehen, ist das Leben für die Menschen eine Qual und eine Hölle zugleich. Dazu zählen:

    – Gelbe Kinder, als Folge der toxischen Substanzen
    – Krebs im Vormarsch
    – Kurzes Leben
    – Menschen die mit Heptyl arbeiten, haben (hatten) einen 6-Stunden Arbeitstag, kaum einer von ihnen hat das Rentenalter erreicht

    – Selbst in den Schulen, nach jedem Start, zeigen Kinder ungewohnte Symptome, ich Zitiere aus einen Dokument: „.Nach dem Start der Trägerrakete…innerhalb einer Woche unter akuten gastrointestinalen Störungen, Hautläsionen, Zentralnervensystem, Bluthochdruck, Laryngospasmus usw. und die Schülern sind in einem Zustand der Drogenvergiftung, die äußern sich mit Aufregung, Aggression und Bewusstseinsveränderung.“

    – Gigantische Landstriche sind verseucht
    – Im UN-Bericht von 2004, im Zusammenhang mit dem Betrieb des Baikonur-Kosmodroms, lesen wir: „…eine krebserzeugende, erbgutverändernde und teratogene Wirkung auf biologische Organismen haben“.

    – T. Ionina, eine Leiterin der Verwaltung eines Dorfes schreibt: „Nach Regenfällen fällt ein orangegelber Niederschlag. Schwärzt die Spitzen der Kartoffeln. Die Nadeln der Bäume sind rostig. Vogelkirsche ist krank. Die Beeren sind mit Dreck bedeckt. In den umliegenden Wäldern liegen viele Stufenreste. Kühe und Pferde haben oft Totgeburten. Viel Krebs. In den fünf Monaten des Jahres 1999 starben in einem Dorf mit 600 Einwohnern 11 Menschen an Krebs. Jugendliche haben schlechtes Sehvermögen, Asthma und geringes Gewicht.“

    – Umweltverschmutzung durch Bestandteile flüssiger Raketentreibstoffe – aromatische Kohlenwasserstoffe, Synthine, Heptyl, Kerosin – ist eine große Gefahr für Mensch und Umwelt. Die Bestandteile von Raketentreibstoff gelangen durch Luft, Wasser, Boden, durch Obst und Gemüse und sogar im Wald in den menschlichen Körper.

    – Ist auch das Point Nemo eine Gefahr für die Umwelt ?

    Das sind nur einige Beispiele, die Liste ist aber extrem lang…

    1. Bleib doch mal bei einem Thema. Ozonschicht. Hat Nimbus-7 festgestellt das 3% des Ozons zwischen 1978 und 1984 durch das Space Shuttle verschwunden sind oder durch alle Gründe zusammen?

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