ESAs Beitrag zur ISS ab 2020

Ich bekam gestern ein vorläufiges MoU (Memorandum of Understanding) zwischen der NASA und ESA von einem DLR-Mitarbeiter zugeschickt mit der Frage, ob mich das interessieren würde und ich vielleicht mein Buch zum ATV neu auflegen wöllte. Das noch nicht öffentliche Dokument skizziert eine Übereinkunft zwischen der NASA und ESA, wie man die Finanzierung der ISS durch die ESA seit 2020 umsetzen könnte.

Bei der ISS funktioniert alles auf der Basis von Gegenleistung und Kompensationen. Das heißt die ESA bezahlt nicht für die Betriebskosten, sondern bringt Sachleistungen ein. Das waren für die zehn Jahre von 2006 bis 2016 die ATV Flüge. Von 2017 bis 2020 baut man die Servicemodule der Orion. Nun steht eben aus, wie es danach weitergeht. Beschlossen ist der Betrieb bis 2028. Dafür gab es lange Zeit keine Lösung. Die ESA hätte gerne weitere Servicemodule für die Orion gestellt, doch angesichts des unterfinanzierten Explorationprogramms, bei dem schon das erste Servicemodul erst 2024 starten soll, war die NASA da nicht so begeistert von dem Vorschlag. Der Ausfall der Sojus hat nun die Entwicklung beschleunigt. Continue reading „ESAs Beitrag zur ISS ab 2020“

Nachlese zum Fehlstart von Expedition 58

Ich denke jeder hat inzwischen davon gehört, das der Start der letzten Crew mit Sojus MS-10 zur ISS gestern in einer Notlandung geendet hat. Ich will das mal beleuchten, vor allem welche Folgen das hat.

Ich halte mich raus, was die Spekulationen angeht über die Ursachen. Der Abbruch scheint zeitgleich mit der Boosterabtrennung passiert zu sein. Das kann dann alles sein – von einem fehlerhaften Sensor, der die Abtrennung auslöste über einen nicht abgelösten Booster oder irgendeine Beschädigung der Zentralstufe bei der Abtrennung. Das ist auch egal, sofern man die Ursache findet. Continue reading „Nachlese zum Fehlstart von Expedition 58“

Besser kann man den Niedergang nicht zeigen …

Als mit der Ankündigung von Russland die Entwicklung der Proton M einzustellen. Die Proton M entstand erst vor knapp zwei Jahren. Anfangs gab es zwei Varianten: ohne zweite Stufe als Proton Medium mit 5 t GTO-Nutzlast und dann noch mit vier anstatt sechs Boostern als Proton Light mit 3,6 t Nutzlast

Ein Jahr später hatte man das Konzept revidiert. Nun entfiel die Light Variante und anstatt der zweiten entfiel die dritte Stufe was dann die Netzlast nur noch auf knapp unter 6 t (anstatt 5 t) senkte. Nun hat man alle Arbeiten eingefroren. Continue reading „Besser kann man den Niedergang nicht zeigen …“

Die Zenit 4 Satelliten

Russland rüstet derzeit auf. 11.000 neue gepanzerte Fahrzeuge, darunter ein neuer Panzertyp bis 2020, zwei neue Atom-U-Boote pro Jahr, neue Interkontinentalraketen mit noch mehr Sprengköpfen und Su-35 Kampfflugzeuge – das sind nur einige der Anschaffungen.

Während früher die Aufrüstung des Militärs einherging mit neuen militärischen Starts – die meisten der bis zu 100 Starts pro Jahr waren militärischer Natur – blieb eine Renaissance bei den Raketenstreitkräften – zumindest, was Satellitenstarts angeht, aus. Stattdessen gab es wechselnde Pläne für neue Schwerlastraketen, die bald wieder verworfen wurden. Das soll sich nun ändern.

Russlands Verteidigungsminister Schoigu kündigte ein neues Satellitenprogramm an, dessen Daten auch uneingeschränkt kommerziell verfügbar seien – im Gegensatz zu den USA als Seitenhieb, dass von den kommerziell verfügbaren Aufnahmen sich erst mal ihre abgreift und dann nur den Rest, der nicht nationale Interessen berührt freigibt. Continue reading „Die Zenit 4 Satelliten“

Die Sache mit dem LAS

SpaceX hat nun ja ihre Super-Draco Triebwerke qualifiziert, die eine Doppelfunktion als LAS (Launch Abort System) und Landetriebwerk haben. Wie immer reklamiert die Firma einige „First“, einige sind auch echte Erstleistungen, andere nicht. Was keine Erstleistung ist ist die Konzeption eines LAS nicht als Turm auf dem Raumschiff wie bei Mercury, Apollo oder Sojus, sondern an der Basis. Das wird auch das Konkurrenzmodell CST-100 haben und die ESA plante es schon vor 25 Jahren für ihren Raumgleiter Hermes. Die ESA hat übrigens auch schon 13 Jahre vor SpaceX eine unbemannte Kapsel, nämlich ihren ARD, gestartet und erfolgreich geborgen.

Fangen wir zuerst mal an was die Vor- und Nachteile eines auf der Kapsel angebrachten und eines an der Basis angebrachten LAS. Zum einen ist die Belastung bei der Auslösung natürlich eine andere. Oben angebracht ist es eine Zugbelastung, unten angebracht eine Schubbelastung, die sich noch dazu zum Schub der Rakete addiert. Doch das ist sicher konstruktiv lösbar auch sonst sind Kapseln ja einseitige Belastungen gewöhnt. Deswegen sind sie so massiv. Continue reading „Die Sache mit dem LAS“