Von innovationen
All denen die schon Teil 1 gelesen haben mag es bekannt vorkommen: Ja ich bekomme die Videos von Lynne und Tessa nicht aus dem Kopf. Man kommt aber auch auf Gedanken (oder ich komme zumindest auf welche, es gibt ja eigentlich nichts, worüber ich mir meist viel zu viele Gedanken mache). Es geht um die Vergänglichkeit. Klar ist: So beliebt wie die beiden jetzt sind, es ist eine Sache von einigen Wochen vielleicht Monaten. Ich hoffe sie kommen damit klar wenn der Trubel mal nachlässt und enden nicht wie fast „Superstar“ Daniel Kübelbök in einem tiefen Loch.
Schaut man sich die Pop Szene an so wird sie immer schnelllebiger. Stars erscheinen und gehen nach ein paar Songs oder trennen sich nach 1-2 Jahren. Für viele reicht es nicht mal mehr zu einem eigenen Hit sondern es wird aus den 80 er Jahren etwas gesampelt – das meist jugendliche Publikum kennt ja nicht mehr die Originale.
Doch das ist nicht auf die Popkultur beschränkt. In fast allen Bereichen nehmen die Fluktuationen und Veränderungen massiv zu. Traditionsfirmen werden aufgekauft und zerschlagen für kurzzeitige Profite. Beim Börsenhandel heißt das Stichwort „Intraday Trading“. Arbeitsplätze wandern in immer schnellerem Tempo um den Globus.
Technische Innovationen setzen sich immer schneller durch. Es dauerte 30 Jahre bis die Schwarzweiß Fernseher in den meisten Wohnungen standen. Bei dem Farbfernsehen ging es in 10 Jahren und beim DVD Spieler in 5 Jahren. 1982 wurde die CD erfunden, doch bis CD-Brenner für jeden erschwinglich waren dauerte es 17 Jahre. Bei der DVD waren es nur 4 und bei den Nachfolgern (HD-DVD / Blue Ray) wird es wahrscheinlich nur 1-2 Jahre sein. Das erklärt, warum auch in ebenso rascher Folge bei uns das Urheberrecht verschärft wurde. Doch auch bei der Politik geben sich Novellen die Klinke in die Hand „Harz IV“ ist ja schon die vierte und nun wird sie wieder reformiert anstatt, dass man das System grundlegend verändert in Richtung Zukunftssicherung des Staates und Deutschlands.
Als ich Anfing zu studieren war „Java“ eine neue tolle Programmiersprache. Als ich aufhörte redete jeder nur noch von „C#“. Die Aufzählungen könnte man endlos weiter führen. Ich fühle mich damit manchmal überfordert und ich frage mich wie dies noch weiter gehen soll. Lebensdauerzyklen von Produkten werden immer kürzer, obwohl man wegen der Umweltbelastung eigentlich das Gegenteil erwarten sollte, immer mehr Wissen strömt auf und ein, der Alltag wird immer komplexer. Wie wird dies enden ? In einem großen Knall ?
Innovationen sind gut, Innovationen machen das Leben interessant. Ich glaube für jeden Menschen der heute lebt wäre es eine große Strafe in einer Welt zu leben in der sich wenig ändert. Gehen wir 1000 Jahre zurück. Dann finden wir eine solche Welt. Im Mittelalter änderte sich nichts – weder an den gesellschaftlichen Verhältnissen, noch am Wissen noch an der Technik. Unser Handwerk hat seinen Ursprung in einer Zeit als man „sein Handwerk von grundauf“ lernen musste und dann mit diesem Wissen sein Leben lang auskam. Eine fast stillstehende Welt – ein grauenhafter Gedanke.
Doch das Gegenteil, eine Inflation des Wissens, der Technik ist ebenso schädlich. Sehen wir uns die Hysterie an die es bei BSE und Vogelgrippe gibt. Gemessen an der wirklichen Gefahr (gemessen in Erkrankten) ist das Verhalten der Politiker und Medien nicht nachvollziehbar. Jedes Jahr sterben bei uns Tausende an stinknormalen Salmonellenvergiftungen und keiner regt sich darüber auf. Warum ? Weil das jeder kennt. BSE und Vogelgrippe sind neu. Weder Verbraucher noch Politiker können die Gefahr einschätzen und es kommt zur Hysterie.
Gibt es einen Ausweg ? Nein, denn es ist ja nicht so dass die Leute gezielt Innovationen erzeugen. Sie entstehen weil wir immer mehr technische Möglichkeiten haben. Computer, Mechanisierung, Nanotechnologie ermöglichen uns Dinge die vor 50 Jahren noch unvorstellbar waren. Und diese neuen Entdeckungen ermöglichen wiederum neue Geräte mit denen es noch mehr Möglichkeiten gibt. Man kann die Wissenschaft und Technik nicht beschränken um dies zu verhindern. Aber man muss nicht das gleiche Tempo in der Gesellschaft einschlagen. Menschen als „Human Ressources“ behandeln und kurzfristigen Zielen nachhecheln. Leider sehe ich keine Anzeichen dafür, dass dieser Winsch in Erfüllung geht.