Über die Ermährung

Wie der eine oder andere vielleicht weis, bin ich von Beruf Lebensmittelchemiker. Als solcher habe ich auch mit der Ernährung zu tun, weil man in Gutachten auch Werbesprüche oder ähnliches beurteilen muss. Die Sicht ist dann eine andere, als sie der Mediziner oder Ökotrophologe hat. Wenn ein Hersteller etwas behauptet, dann muss es beweisbar sein. Sehr früh habe ich festgestellt, das vieles was heute als Fachwissen durch die Welt schwirrt niemals richtig untersucht wurde, geschweige den bewiesen.

Wenn man Hasen mit Gehirn füttert und sie bekommen Arteriosklerose und daraufhin verteufelt man das Cholesterin das sowohl im Gehirn reichlich vorkommt wie auch in den Ablagerungen in den Adern. Was hat man damit bewiesen ? Dass der Mensch Cholesterin meiden sollte oder vielmehr, dass Hasen einen anderen Stoffwechsel als Pflanzenfresser haben als wir ? Ds ist die wahre Geschichte die am Anfang stand als man Cholesterin zum ersten mal verteufelte.

Heute scheint, nachdem man Jahrzehnte lang das Cholesterin verteufelt hat sich die Einsicht durchzusetzen, dass der Cholesterinspiegel überhaupt nicht mit der Neigung zu Arteriosklerose oder der Neigung zu Herzinfarkten zu tun hat. Es gibt dafür keine Beweise die auf Studien beruhen. Viel weniger untersucht sind ganze Ernährungsformen. Um zu sagen ob eine bestimme Ernährungsform, sei es Vollwertkost, kohlenhydratreiche Kost, Verzicht auf industriell hergestellte Lebensmittel oder was es noch alles gibt gesünder als eine andere ist, dafür müsste man ein größeres Kollektiv über Jahre, besser Jahrzehnte beobachten und feststellen ob sie insgesamt gesünder leben oder die Sterblichkeit sinkt.

Das wurde bislang nicht gemacht. Alles worauf  Empfehlungen beruhen sind einzelne Beobachtungen die aber nicht die Gesamtheit wiedergeben. Selbst epidemiologische Daten, also Daten von ganzen Bevölkerungsgruppen sind umstritten. Ein sehr typisches Beispiel ist, dass in Südeuropa im Durchschnitt weniger Menschen an Herzerkrankungen sterben. Je nach Vorliebe des Autors ist daran das Olivenöl, der Rotwein, oder der Fisch dran schuld. Komischerweise aber nie die Spagetti oder die Baguette (diese Länder verwenden überhaupt kein „gesundes“ Vollkornmehl).

Es ist auch völlig wurst, denn die Leute leben dort nicht länger als bei uns. Sie sterben nur an anderen Krankheiten. Innerhalb von Europa haben die skandinavischen Länder die höchste Lebenserwartung, obwohl die überhaupt nichts südländisches essen.

Noch schwieriger wird es bei Diäten und Ratschlägen dazu. Hier verbreitet jeder seine eigene Idee als wissenschaftlich fundierte Erkenntnis. Die wahrscheinlich einzige gesicherte Erkenntnis dürfte sein, dass man auch beim Abnehmen den Körper mit essentiellen Spurenelementen und einem Minimum an Eiweiß, essentiellen Fettsäuren und Kohlenhydraten versorgen muss. Weiterhin scheint die Ernährungsumstellung in der Folge ausschlaggebend für den Langzeiterfolg zu sein. Doch mehr ist nicht gesichert.

Vielleicht gilt hier das gleiche wie für die Ernährung im ganzen: Jede Person reagiert anders. Bei Vollwertkost gibt es bei vielen Leuten Probleme weil ihr Körper so viele unverarbeitete Nahrungsmittel nicht verträgt. Manche Menschen kommen mit der Aitkens Diät – fast nur Eiweiß und Fett und kaum Kohlenhydrate, ganz im Sinne der „Low Carb“ Welle, die derzeit durch die USA schwappt, zurecht und andere nicht.

Derzeit können Sie für jede Ernährungsweise Pro Argumente hören: Angefangen vom einen Extrem – nur pflanzliche Rohkost, kaum erhitzte Speisen nur wenig tierische Nahrungsmittel und wenn dann kein Fleisch („Rohkost“ Ernährung) bis zum anderen Extrem: Nur Ernährung von Eiweiß – und fettreichen Nahrungsmitteln, wenig Obst als Ergänzung („Steinzeitdiät“). Für jede Form gibt es gute Argumente und manchen Menschen hilft sie auch (aber anderen eben auch nicht). Wenn man aber ein ganzes Leben danach sich ernähren soll, dann sollte es auch bewiesen sein, dass dies insgesamt gut ist. Alles was wir heute wissen sind einzelne Tatsachen über einzelne Stoffe. Die Low Carb Welle in den USA kam z.B. durch die Entdeckung zustande, dass leicht verdauliche Kohlenhydrate und Zucker bei einem Großteil der Bevölkerung zu mehr Übergewicht geführt haben, obwohl diese Fett gemieden haben.

In diesem Sinne – lassen sie es sich schmecken und zwar so wie sie es mögen und nicht wie irgendwelche Ratgeber es Ihnen vorschreiben.

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