Christliches Amerika

Etwa 25 % der US Wähler gehören zu den Christen, die in der Politik christliche Werte wiederfinden wollen. Traditionell wählen diese eher republikanisch. Bei der letzten Wahl waren es 75 % welche für Bush stimmten – Macht 17.5 % dieser Stimmen für ihn und nur 7.5 % für seinen demokratischen Gegner. Bei dem knappen Wahlausgang vor 3 Jahren kann man also sagen, sie haben die Wahl entschieden. Die Republikaner sind nun bestrebt die Wähler zu mobilisieren, denn bisher sieht es nach den Meinungsumfragen so aus, dass viele dieser Wähler nicht wählen werden und so die Stimmen verloren sind.

Nun warum erwähne ich das? Zum einen sind diese „Christen“ die man bei uns wohl als „fundamentalistisch“ bezeichnen würde ein großer Faktor bei den Wahlen. Zum anderen geben sich alle amerikanischen Politiker auch Mühe zu betonen wie christlich die USA sind. „God blessed amerika“ und „Gods Homeland“ hört man immer wieder. Viele glauben wirklich Amerika wäre Gottes Land und Gott könnte wohl stolz auf die USA sein und leiten daraus sogar einen Anspruch ab deswegen die Welt zu reglementieren.

Nicht könnte meiner Meinung nach falscher sein. Der Sonntag ist in den USA kein besonderer Tag. Vielleicht ist er für manche arbeitsfrei, aber alle Läden haben nach wie vor geöffnete. Es gibt keinerlei Einschränkungen im öffentlichen Leben, so kann man ohne Probleme sonntags seinen Rasen mähren – Keine Spur vom „Am siebten Tage sollst Du ruhen“ und „Du sollst den Sabbat Heilligen“. Ich weiß das reist bei uns auch ein, und ich gehöre auch zu den bequemen Leuten die manchmal am sonntag sich frische Brötchen kaufen weil nun auch Bäckereien bei uns sonntags offen haben. Aber wenn ich sehe wie es in den USA geworden ist, dann bin ich dafür die bisherigen Regelungen nicht weiter aufzuweichen und wenn da jemand sich beschwert nach dem Motto „aber Bäcker dürfen doch sonntags offen haben“, dann sollte man auch das wieder zurücknehmen.

Dann das US Sozialsystem. Wo ist das der Christliche Grundgedanke von „Liebe deinen Nächsten“ und „Hilf Bedürftigen“ geblieben? Es gibt praktisch keine staatliche Fürsorge. Jeder muss sich selbst absichern und wenn er das vergisst oder sich nicht leisten kann – ja dann eben Pech gehabt! Das ist die Schattenseite des „Amerikanischen Traums“, nämlich, dass es die meisten nicht schaffen reich zu werden. Das ist auch logisch, denn auf jeden Reichen muss es etliche Arme geben, die für ihn arbeiten und sorgen, dass er reich bleibt. Warum setzen sich die Christen denn nicht für eine Reform des Sozialsystems ein? Weil sie dem calvinistischen System anhängen, wonach jemand ein guter Christ ist der es materiell zu etwas bringt.

Sorgen die Christen den wenigstens für christliche Werte in der Politik? Sind die USA bekannt als ein Staat, der weltweit Frieden schafft, vermittelt, durch Überzeugung und ihre Wirtschaftliche Macht Einfluss ausübt? Nein! Sie müssen eine andere Bibel als ich besitzen, denn in meiner steht nichts davon dass es gut ist andere Länder zu überfallen nur weil einem deren Regierung nicht gefällt, ob es nun Grenada, Panama, Lybien oder der Irak sind. Das die USA bislang jede Resolution gegen Israel im UN Sicherheitsrat verhindert haben, hat ihre Ursachen nicht nur in der jüdischen Bevölkerung in den USA sondern auch in den Christen die  „dass sie eine letzte Schlacht zwischen Gut und Böse mit der Existenz Israels verknüpfen und von daher eine vorbehaltlose Unterstützung Israels einklagen“.( Konfessionskundlers Prof. Dr. Erich Geldbach). Nun die Palästinenser sind sicher keine Waisenknaben, aber eventuell wäre eine israelische Regierung die sich nicht sicher sein kann das sie mit jeder Aktion durchkommt vielleicht kompromissbereiter und man käme her zu einem Frieden zwischen beiden Völkern (ich habe an diesem Endziel zwar Zweifel, aber – und das ist auch christlich – man sollte es wenigstens mal probieren).

Was sind denn nun die Werte für welche die Fundamentalisten eintreten? Nun für eine gleichberechtige Lehre von ihrer Evolutionslehre mit der Evolutionstheorie. Ihre Lehre ist recht einfach: Die Erde wurde am 23.10.4004 v.Chr. erschaffen und zwar um 9 Uhr morgens. Nun ja ganz so präzise ist die Evolutionstheorie nicht, doch immerhin arbeiten Genetiker, Züchter  und damit ganze Industrien nach ihr. Es ist verrückt: In einem Land dass als das technisch und wissenschaftlich fortschrittlichste der Welt gilt schaffen es Einflussgruppen, das ihre Theorie tatsächlich in einigen Bundesstaaten in dem Schulunterricht gelehrt wird, obgleich es keinerlei Beweise für sie gibt, wohingegen die Evolutionstheorie seit etwa 100 Jahren in den Grundzügen als gesicherte Erkenntnis gilt. Stellen sie sich mal vor jemand würde das bei anderen Erkenntnissen durchsetzen, z.B.. durchsetzen, dass im Schulunterricht gelehrt wird die Erde ist eine Scheibe. Wo bitte steht in der Bibel, dass sie eine Kugel ist? Es ist doch nur immer vom Erdenkreis die Rede….

Wichtig sind auch moralische Grundsätze: Sie sind gegen Homosexualität, Sex vor der Ehe, Abtreibung und wollen dies auch in den Gesetzen wiedergespiegelt sehen. Und da isst ihnen Bush nicht nachgekommen, weshalb sie sich von ihm abwenden. Immerhin: Es gibt in einigen US Bundesstaaten noch Gesetzte (die aber gottseidank nicht umgesetzt werden) die den Sex zwischen Schwarzen und Weißen oder Oralverkehr unter Strafe stellen.

Mein Eindruck der Politik von Amerika sowohl national wie international ist, dass es kein westliches, demokratisches Land gibt in dem die 10 Gebote so mit dem Füssen getreten werden. Die gesamte Außenpolitik in den letzten Jahrzehnten führt eher dazu, dass die radikalen muslimischen Strömungen immer mehr Zulauf bekommen, immer mehr sich dem Terrorismus zuwenden. Nehmen wir Afghanistan: 1979 marschierten die Sowjets ein und die USA unterstützten die Mutschaheddin mit Waffen in Milliardenhöhe. Diese bekamen teilweise modernste Ausrüstung wie Stinger Flugabwehrraketen die nicht einmal an verbündete Staaten geliefert wurde. Sobald man sich unter Gorbatschow mit den Sowjets wieder verstand entzog man die Unterstützung und ließ das Land ins Chaos fallen. Interesse gab es erst wieder als sich das Land zum Unterschlupf für Al Quaida mauserte und die Taliban diese offen unterstützten. Dann marschierte mal schnell ein, bemühte sich aber nicht das Land wirklich zu befinden (noch heute gibt es Kämpfe dort) und schnell an den Wiederaufbau zu gehen (schließlich gibt es dort keine Ölquellen), stattdessen rüstete man zum nächsten Krieg im Iraks, wieder ein muslimische Land das man ohne Grund überfiel. Heute ist Afghanistan der größte Mohnexporteur – Es gibt keine Kontrolle und von irgend etwas müssen die Bauern ja im zerstörten Land leben und Opium verspricht die höchsten Profite.

Wo bitte ist hier das christliche Element in der Politik? Warum steht in den USA niemand auf und sagt: „Das ist doch alles Schiesse, so wird es immer noch schlimmer!“. (Einsicht und Demut sind ja auch christliche Werte). Ganz einfach – Es ist ein gottloses Land.