Der Tod des Multimedia PCs

Er war eigentlich eine Chance für die PC Industrie, der Multimedia PC. In Zeiten in denen jede Privatperson schon einen PC hat, jedes Büro mit Computern ausgestattet ist sind die Zuwächse für die PC Industrie nicht so rosig. Aber es gibt ja noch das Wohnzimmer, dort stehen inzwischen HD Fernseher mit der Auflösung von Monitoren. Auf dem PCs sammeln sich MP3 Sammlungen an die nur warten auf einer Stereoanlage abgespielt zu werden und Leute schneiden Videos, schauen sich Videos auf Youtube & Co an.

Das alles sind gute Gründe einen PC am Fernseher und der Stereoanlage anzuschließen. Nebenher kann man in den Werbepausen im Internet surfen oder ein Spiel Spielchen. Mit DVD Laufwerk und angeschlossen an eine Surroundanlage kann er sogar den DVD Spieler und die Stereoanlage ersetzen. Warum steht nicht in jedem Wohnzimmer ein Multimedia PC?

Drei Gründe sind es wohl. Das eine ist die technische Seite. Ein Multimedia PC kann eigentlich aus Standard PC Komponenten erstellt werden. Nur muss man von dem Standard PC Format abrücken zu einem flacheren Design. Das ist eigentlich kein Problem, wenn man nicht 4 Festplatten, sondern nur eine einbauen muss. Man braucht aber weder Mobilprozessoren, noch 2.5″ Festplatten oder Slimline DVD Laufwerke wie man sie bei Notebooks einsetzt. Normale PC Technik vom Einsteigersegment die geräuschlos konzipiert ist würde reichen. Während man aber heute ein Notebook für 600 Euro kaufen kann (wobei darin dann noch ein Display dabei ist) hat es ein Multimedia PC nie unter 1000 Euro geschafft, meistens lagen die Geräte eher im Bereich von 2000 Euro.

Das zweite war die Software. Es gibt zwar eine Windows Multimedia Edition, doch bedient wird sie wie Windows. Ich möchte nicht blauäugig fordern, das man Windows mit einer Fernbedienung bedienen kann, das wird sicher nicht möglich sein. Doch es geht nicht ohne Maus. Man kann sicher mal eine Tastatur im Wohnzimmer auf den Knien balancieren. aber haben sie mal versucht eine Maus auf einem niedrigen Couchtisch zu bedienen ohne sich einen Bandscheibenvorfall zu bekommen. Touchpads und Konsorten sind da keine echte Alternative. Für Otto-Normaluser war zudem auch Windows Media Edition nicht so einfach zu bedienen und die Unterstützung von Tunern krankte doch etwas.

Der letzte Todesstoß kam von anderen Geräten. USB Festplatten bekamen erst Kartenleser und dann Elektronik zum Abspielen von Videos und MP3 – Heute gibt es Videoplayer mit 250 GB Festplatte für 180 Euro. Man kann sie über den USB Port befüllen oder einen USB Stick anschließen.

Satellitenreceiver haben Festplatten zum Aufzeichnen des Programmes. Festplattenrekorder sind preiswert geworden und wenn man nicht mit Extra Equipment handeln will, dann kann ein Streaming Client die Daten auch vom PC direkt an den Fernseher / Stereoanlage senden, er bekommt sie durch WLAN oder Netzwerk Kabel.

Selbst mehrere dieser Geräte zusammen sind immer noch billiger als ein PC – und wer spielen will kauft sich dann eben eines PS3, Wii oder XBOX-360. Die PC Industrie hatte die Chance, dass sie die Technologie dafür erheblich früher verfügbar hatte. Sie hat den Zeitvorsprung verspielt und gewartet bis man einen Chipsatz zum Video Dekodieren und Encodieren für ein paar Dollar herstellen konnte, so dass er als „Ass-on“ in jedes Gerät eingebaut wurde.

Die optimale Lösung wäre heute wohl ein Streaming Client mit Festplatte. Dann kann man das Gerät auch ohne PC betreiben und Videos aufzeichnen. Das kostet immer noch weit weniger als ein Multimedia PC.

2 thoughts on “Der Tod des Multimedia PCs

  1. Also ich hab Jahren einen selbst gebauten Multimedia PC laufen der ganz normal unter Windows XP läuft. Es gibt von ATI eine Funk Fernbedienung mit einer Maus Emulation damit ist man dann nicht auf Spezialprogramme angewiesen.

  2. Mal eine Meldung aus dem Jahr 2011: Es gibt durchaus PC-Komponenten für einen brauchbaren HTPC (Home Theater PC) , aber als Fertig-Geräte von der Stange führen sie eher ein Nischendasein. Nur als Selbstbaugeräte haben sie einen großen Erfolg.

    Vor allem wohl deshalb, weil sich SetTopBoxen bzw. Standallone-Geräte immer mehr den Eigenschaften und Merkmalen eines PCs angenähert haben: Sie haben ein Betriebssystem, das sie relativ zeitaufwendig booten müssen. (meist ein embedded Linux). Sie haben einen (rudimentären) Internet Browser. Sie bekommen regelmäßig Updates. Sie verwenden Standard-Schnittstellen aus der PC-Welt bzw. gemeinsame Nachfahren aus PC- und Multimedia-Welt, wie USB, HDMI, LAN, WLAN. Sie kommunizieren mit PCs.

    Wenn der Trend so weiter geht, wird das einzige Unterscheidungsmerkmal nur soch sein, daß auf der Settopbox embedded Linux und auf dem HTPC Windows und Word läuft.

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