SpaceX – mal wieder

Also ehrlich gesagt, ich hätte mir etwas mehr Interesse an dem philosophischen Thema von Thomas. Ich muss sagen, dass ich alles viel pragmatischer sehe: Weltraumfahrt umfasst für mich das was in absehbarer Zeit verwirklichbar ist. Kolonisierter gehören zu Science-Ficton und einige Abenteurer Vorstellungen auch. Obwohl auch Weltraumfahrt, finde ich den Teil der Merchants betrifft nur bedingt interessant. Kommunikationssatelliten mögen wichtig sein, aber nicht besonders faszinierend. Ich bin nach der Einstufung wohl eine Mischung von Forscher und Techno-Freak, aber sicher mehr Forscher.

Doch nun mal dass Buzz Word rausgezogen für hohe Blog Lesequoten – SpaceX. Die haben nämlich heute ihren letzten Start einer Falcon 1 durchgeführt – erfolgreich. Aber da sie schon im nächsten Jahr durch die Falcon 1e abgelöst werden soll wird sie trotzdem in Erinnerung bleiben als eine der Raketen mit der schlechtesten Zuverlässigkeit (und dies obwohl ihr Prospekt doch so die Zuverlässigkeit eher ausstreicht).

Da ich für mein aktuelles Buch wieder mal die SpaceX Website nach Infos abgegrast habe, fiel mir wieder mal wieder auf wie dort nicht alles zusammen passt. Da soll die Falcon 9 komplett wiederverwendet werden und man gibt an 50 Triebwerke pro Jahr zu fertigen. Wenn sie wieder verwendet wird, reichen deutlich weniger. Die Wiederverwendung wurde schon beim Merlin 1B angegeben, doch wie soll das bei einer ablativ gekühlten Brennkammer gehen? Da steht seit Januar eine Falcon 9 auf der Startrampe – und zum gleichen Zeitpunkt sind weder Startanlagen fertig (die Fortschritte tauchen erst jetzt in der SpaceX Website auf) noch die Triebwerke zuende getestet. Aber für die Öffentlichkeit den Eindruck erwecken, man könnte gleich starten. Einer der wenigen privaten Kunden, Avanti Kommunikcations sieht das anders: Die Firma hat ihre Starts von der Falcon 9 auf die Ariane 5/Sojus umgebucht: Die können wenigstens starten und das noch erfolgreich….

Was mich aber nervt sind die falschen Angabem, das ist ja noch schlimmer als früher bei den Sowjets. Da gab es wenigstens keine Angaben. Aktuelles Beispiel: Ich suche im Falcon 9 User Guide nach Angaben für die Stufen. Dort entnimmt man dann, dass alle Nutzlastangaben für eine „Block II“ Falcon gelten, also ein noch zu entwickelndes Exemplar mit stärkeren Triebwerken und mehr Treibstoff: Alle Angaben über Masse und Brennzeit sind aber für das derzeitige „Block I“ Design – Errechnet man nur den Treibstoffverbrauch von Block II, so wiegt alleine der Treibstoff mehr als die ganze Rakete.

Ach ja Nutzlastangaben. Wie schon prognostiziert: Die Nutzlast nimmt wieder ab. Nachdem sie von 8700 kg auf ein Maximum von 12410 kg anstieg fällt sie nun wieder. Derzeitiger Stand 10450 kg. Warum fällt das eigentlich nur mir auf? Nehmen wir mal an die ESA würde mal ankündigen die Nutzlast der Ariane 5 läge mal bei 8700 kg, mal bei 12.400 kg mal bei 10400 kg – was würde man da denken?

Inzwischen redet SpaceX auch nicht mehr vom Jungfernflug der Falcon 9 in diesem Sommer sondern nur noch von „in diesem Jahr“. Ach ja im Jahre 20005 war noch die Rede von „Herbst 2007“. Aber dafür gibt es ja ein Launch Manifest, dass 20 Flüge in den nächsten 5 Jahren vorsieht. Ist es nicht erstaunlich, dass Leute ein gut dokumentiertes geschichtliches Ereignis, über das es eine Unmenge von Büchern, Filmen und Audiomatieral gibt (Mondlandung) anzweifeln und sich keiner über diese Firma mukiert, die weder fähig ist, konkrete Angaben über ihre Raketen zu machen, noch Terminpläne einzuhalten, geschweige denn die Angaben nicht laufend zu revidieren. Wenns nicht so traurig wäre, dann wäre SpaceX eine echte Lachnummer.

Immerhin – und da schließt sich der Bogen zum Beginn: SpaceX hat sehr schnell von den anderen „Profiteuren“ gelernt: Von kommerziellen Starts ist schon lang keine Rede mehr. NASA COTS Aufträge machen fast alle Flüge aus, und inzwischen mobilisiert Elon Musk sogar seine Fangemeinde damit er bemannte Flüge durchführen kann – die spülen noch mehr Geld in die Kasse.

Was gibt es sonst noch? Mein erstes eigenes Exemplar vom Buch Europäische Trägerraketen Band 1: Von der Diamant zur Ariane-4 – Europas steiniger Weg in den Orbit. Das erste was ich geschaut habe war ob die verrutsche Abbildung hoffentlich die einzige im Buch – und sie war es zum Glück auch. Die DLR will wieder keine Rezension bringen – sie hat nach 2 Jahren das Raketentypenbuch von Eugen Reichl entdeckt und muss nun noch seinen Typenkompass rezensieren und zu viel Weltraumfahrt darf wohl nicht vorkommen. Ich hoffe nun noch auf die SuW, die ich beim dritten Anschrieben immerhin zum Anfordern eines Rezensionsexemplars gewinnen konnte. Weil das Buch nicht automatisch in die Bücherläden wandert, ist es wichtig dass es jemand bekannt macht, sonst verkauft es sich nie. Beim nächsten Buch bin ich fast durch mit dem Daten sammeln, so dass ich in dieser Woche noch ans Korrekturlesen gehen kann. Es werden wohl so um die 384-388 Seiten werden, aber zum gleichen Preis wie das letzte Buch, also rund 20 % mehr Inhalt.

One thought on “SpaceX – mal wieder

  1. Erinnert mich irgendwie (auch wenn das jetzt etwas abschweifend klingt) an eine Diskussion, die ich kürzlich in einem „World of Warcraft“ Forum hatte, als mal wieder jemand mit der „Liste“ angewackelt kam, die angeblich der Gebiete Fahrplan von Blizzard Entertainment für die nächsten Jahre ist. Die Liste ist, was zigmal bewiesen wurde ein Fake und tauchte das erste Mal im September 2007 auf. Dennoch behauptet trotzdem immer wieder Leute, ohne auch nur einen geringsten beweis vor zu bringen, daß die liste echt sei und, daß sie sie schon im Jahr 2002 oder 2005 gesehen haben.

    Was ich damit sagen will:

    Es wird leider immer Leute geben, die an den größten Schwachsinn überhaupt glauben und für Logik nicht zugänglich sind, weeil sie einfach daran glauben wollen:

    Wie sagte der verstorbene Arthur C. Clarke im Anhang zu 3001 die letzte Odyssee zum Thema religiösen Fanatismus:

    „Ein Intellektueller, ist jemand dessen Intelligenz mit seiner Bildung nicht mithalten kann.“

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