Die Bennunung von Raumfahrzeugen

Das ist ein Kapitel für sich. Vorbei sind ja die Zeiten wo selbst Raketenstufen eigene Namen erhielten wie „Atlas“, „Centaur“ oder auf europäischer Seite „Amethyste, „Coralie“ oder „Astris“. Heute gibt es entweder keinen Namen und es heißt dann eben „Stufe 1“ oder eine technische Bezeichnung wie „Common Core Booster“, wobei mir dann Akronyme wie H155 lieber sind weil sie einen Informationsgehalt haben. sie geben die Treibstoffart und Menge an.

Komplizierter wird es bei der Benennung von Raumfahrzeugen. Auch hier dominierten zuerst Seriennamen: Eine Satellitenserie mit einer gemeinsamen Aufgabe bekam einen Namen und wurde dann durchnummeriert: So haben die einzelnen Explorer Satelliten nur das Gemein, dass sie die Erde und ihre Umgebung erforschen und auch die Gemeinsamkeiten der Pioneers beschränken sich auf den Namen. Mehr Sinn machte es bei Kleinserien von Raumsonden wie den Surveyors, Lunar Orbitern und Rangern.

Dann folgte eine Zeitlang die Benennung nach der Mission wie „Mars Global Surveyor“ oder „Extreme Ultraviolett Explorer“. Das wurde dann gerne zu MGS und EUVE abgekürzt. Nach einem Zwischenspeil in den 70/80 er setzt nun die NASA nun wieder mehr auf die Benennung nach Wissenschaftlern – Chandra, Compton, Spitzer, Fermi und Kepler heißen die letzten Observatorien. Oder es dürfen Schulklassen abstimmen so bei der Benennung der Node 3 (Tranquality) und des Marslabors (Curiosity).

Ich finde das gut, weil die Abkürzungen und Beschreibungen der Öffentlichkeit erst erklärt werden müssen und es macht sich auch besser in den Nachrichten. Nur denke ich sollte es weiter gehen. Die Raumfahrt hat bisher Namen vor allem aus dem Bereich der Astronomie und Physik genommen. Die allgemein bekannten sind nun verbraucht,. an die weniger bekannten wagt man sich nicht heran. Vielleicht wäre es mal an die Zeit auch andere Wissenschaften zu würdigen.

Vor allem denke ich sollten Pioniere der Raumfahrt selbst zum Zug kommen, vorzugsweise wenn es um Raumfahrt selbst geht wie z.B. die ISS und die Versorgung. Das zweite ATV wird „Kepler“ heißen. Die Begründung ist wegen des Jahrs der Astronomie 2009 (obwohl er erst Ende 2010 startet) und des Jubiläums seines wichtigsten Buchs. Andererseits: Kepler heißt auch schon eine Sonde zur Suche nach extraterrestrischen Planeten und so hieß das Projekt eines Marssatelliten der ESA aus den achtziger Jahren. Bei den Vorschlägen war aber auch „Wernher von braun“ – meiner Meinung nach ein viel besserer Name für einen Raumtransporter zur ISS, zumal von Braun immer eine Raumstation anstrebte und den Mond nur als Zwischenstation ansah. Es gäbe natürlich noch andere Raumfahrtpioniere – Oberth, Valier, Koroljow, Goddard. Die NASA ist ja mit dem James Webb Teleskope vorgeprescht. Es wäre an der Zeit die Pioniere zu ehren. Vielleicht überlegt es sich ja Russland noch und benennt die Angara in „Korlojow“ um – setzt sie doch das Bündelraketenprinzip seiner R-7 um. Auch beim ATV gäbe es 2012 eine neue Gelegenheit, dann würde von Braun 100 Jahre alt werden. Schade nur, dass der übernächste ATV wahrscheinlich wieder einen französischen Namen bekommt – das ist eine stillschweigende Übereinkunft der beiden Hauptfinanziers des Raumfahrzeugs. Aber vielleicht machen die Franzosen ja mal eine Ausnahme….

Noch bis zum 31.12.2009 läuft die Suche nach den Orten wo meine Blogleser herkommen. Auch wer keinen Entfernungsrekord aufstellt sollte sich beteiligen, dann habe ich wenigstens mal einen Überblick wer den Blog regelmäßig liest. Wer am nächsten wohnt den lade ich auch gerne mal auf Kaffee und Kuchen ein.

8 thoughts on “Die Bennunung von Raumfahrzeugen

  1. Wernher von Braun ist sicherlich ein Raumfahrtpionier, der eine Menge geleistet hat. Er hat aber auch eine Menge Leute in den Tod geschickt, und damit meine ich noch nicht einmal den Einsatz der V2, sondern deren Bau im Konzentrationslager Mittelbau Dora. Ich bezweifle, dass nach ihm irgendwann ein Raumfahrzeug benannt werden wird.

    Was die ATV-Benennung angeht, wird die nicht der Reihe nach den Einzahlern überlassen? Frankreich hat den größten Beitrag geleistet, gefolgt von Deutschland, Italien und der Schweiz. ATV-3 und ATV-4 dürften nach einem Italiener und einem Schweizer benannt werden.

  2. Ja das ist ein typisch deutsches Thema. Wenn nach jemand benannt werden muss, dann muss der natürlich eine weiße Weste haben. Ein paar kleine Korrekturen: Die Produktion der A-4 wurde von der SS gemanagt, sie fand auch räumlich getrennt von Peenemünde statt. Auf sie hatte von braun keinen Einfluss. Das soll nicht heißen, dass er nichts davon wusste oder eine weisse Weste hatte. Er wusste z.B. dass in Peenemünde Zwangsarbeiter eingesetzt wurden und hat dies gebilligt.

    Aber: Wenn diese Kriterien angewandt weerden, dann gäbe es noch ein paar andere Personen auszuschließen. Koroljow wusste auch das Gefangene aus dem Gulag in Rekordzeit die gesamten Erdarbeiten bei Baikonur ausgehoben haben – das hat ihn auch nicht besonders interessiert.

    Nach Fermi wurde erst ein Gammastrahlensatellit benannt: Er war der führende Kopf hinter der amerikanischen Atombombe und drängte Einstein zu einem offenen Brief an den US Präsidenten (den jener später bereute) ohne den wohl die Bombe erst später (nach dem Krieg einsatzbereit gewesen wäre). Fermi hat sich nicht dagegen gewehrt dass die Bombe anders als die A-4 eine Waffe ist (eine Rakete hat immerhin noch einen Nutzen als Forschungs-/Trägerrakete) und auch nicht gegen den Einsatz über zwei japanischen Städten.

    In England haben sie „Bomber Harris“, dem Verantwortlichen für die Bombardierung von Städten und nicht kriegswichtigen Anlagen ein Denkmal gesetzt. Irgendwie scheint man dort andere Vorstellungen von Schuld zu haben.

    Wer wirklich glaubt in einem Krieg könne ein Wissenschaftler oder befähigter Ingenieur sich aus allem raus halten und seine eigene blaue Welt aufbauen in der alles sauber und korrekt zu geht, der verkennt die Wirklichkeit

  3. von Braun genau wie Koroljow waren „Raketenverrückte“. Und das Geld dafür kam eben vom Militär. Machen wir uns nichts vor – Gagarin und Shepard saßen beide auf der Spitze von Raketen deren eigentlicher Urzweck die globale Distribution von Atomwaffen war – und beide waren Militärs.
    Die Wissenschaft war in einer gewissen Weise immer schon „abhängig“ vom Militär – das geht quer durch alle Branchen – von der Materialbearbeitung bis zur Medizin.
    Technische Bezeichnungen oder Namen aus der Mhytologie mag ich am meisten. Ich mag das nicht wenn z.B ein Scheitern eines Projekts oder gar der Tod von Teilnehmern daran dann mit dem Namen von realen Orten, Staaten oder Personen verknüpft sind.

  4. Nun ja, unumstritten war Wernher von Braun auch als US-Ingenieur nun nicht gerade. Der anfängliche Rückstand in der Raketentechnik lag ja auch daran, dass Koroljew das Maximum aus seinen paar Bröckchen deutschen Wissens gequetscht hat, während das von Braun-Team sich jahrelang nur gelangweilt hatte. Erst nach Sputnik begann in den USA das große Umdenken, aber wirklich geliebt haben die Amerikaner ihn sicherlich nie.

    Nebenbei, auch wenn er wirklich selten die Uniform getragen hat, war von Braun SS-Mann und es gibt deutliche Hinweise, dass er über Mittelbau Dora in vollem Umfang informiert gewesen ist.

  5. Wissen und verantwortlich sein sind zweierlei Dinge. Über die KZ waren auch viele informiert. Die US-Amerikaner hatten kurz nach dem Krieg ja die Vorstellung nur eine Verwaltung mit „sauberen“ Deutschen aufzubauen. Leuten die weder in der Partei noch SS waren – sie haben bald festgestellt dass das nicht möglich war. Ab einer bestimmten Position war es praktisch nicht möglich dem System auszuweichen. Es gab eine Zeit in der nicht sicher war ob die SS auch die Entwicklung der A-4 mitübernahm und die Wehrmacht trug von Braun nahe in die SS einzutreten, nachdem Himmler ihn schon darauf angesprochen hatte. Allerdings wurde von Braun ach inhaftiert als ihn jemand verpfiffen hatte: Er hatte in der Kneipe über die Möglichkeiten die Rakete für die Forschung zu nutzen gesprochen und das reichte aus, ihn zu beschuldigen, er arbeite nicht zu 100% an der Fertigstellung der Waffe.

  6. Tja, von Braun hat aber die Produktionspläne entworfen und das KZ selber inspiziert, dieses später aber bestritten. „Faustisch“ wird dieses Verhalten üblicherweise genannt. Damals in den 60er Jahren gab es drüben in den Staaten ein entsprechendes Spottlied über ihn.

  7. Was ich mich dazu mal frage: welchen Anteil an, sagen wir mal, der Saturn V, hat W. v. Braun genau? Bei seinen ersten Raketen experimentierte er mit den Triebwerken direkt und bei der Auswahl der Turbopumpen war er m.W. auch beteiligt. Was aber bei den späteren großen Raketen? worin besteht die Leistung genau? hat er noch selbst an technischen Teilen mitentwickelt oder ist es mehr die Organisation der Experimente und Mitarbeiter, die Entscheidung über Dimensionen der Teile, der Triebwerkszahl und Anordnung, der Treibstoffe? Weil das F-1 wurde ja wohl von anderen gebaut? Ich möchte seinen Ruf nicht schmälern, mich interessiert aber mal welchen Teil genau man ihm zuschreiben kann, weil er ja als Hauptverantwortlicher der Saturn V u.a. bekannt ist…

    Gruß, T.

  8. Als die Saturn entwickelt wurden war Braun Leiter der Marshall Space Flight Centrums mit zur Höhezeit 7.500 Angestellten und etwa 100 Deutschen in den Führungspositionen.

    Es ist klar, dass er in dieser Position nicht mehr die Konstruktionspläne bearbeitet hat sondern verantwortlich für den Programmfortschritt war. Er fällte aber wesentliche Designentscheidungen. So die Wahl und Größe der Triebwerke, die verwendeten Treibstoffkombinationen und auch wesentliche Performanceprarameter. (Selbst nach NASA Standards galten die Saturn als ziemlich konservativ konstruiert). Er war verantwortlich für das gesamte Testprogramm und da gab es auch Reibereien, weil George Mueller alle Stufen aktiv testen wollte, von Braun aber zuerst nur die erste aktiv.

    Ich denke ein guter Vergleich ist heute Steve Jobs: Der erfindet ja auch kein iphone mehr. Aber trotzdem ist jedes Produkt das Apple produziert anders als andere – in der Bedienung im Design – er bringt andere dazu seine Ideen umzusetzen und ich denke das hat auch von braun gemacht.

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