Der teuerste ISS-Transporter ist….

… natürlich der billigste. Das erinnert mich an eine Weisheit: „Ich bin zu arm um mir billig leisten zu können“. Ja und so scheint es zu sein. Da sagte doch Gwynne Shotwell, Präsidentin von SpaceX als sie nach der Nutzlast gefragt wurde „xxxx kg of pressurized cargo, xxx kg of unpressureized cargo – thats upmass and xxx kg of downmass these are 2.400 kg multiply 12 is  greater than 20 tons“. Und kein NASA Vertreter hat in der Pressekonferenz widersprochen. Netto, ohne Umverpackung sind es übrigens nur 868 / 1210 kg.

Also scheinen die damit tatsächlich durchgekommen zu sein. Zum einen zählt die Verpackung mit zur Nutzlast (beim ATV wird sie nicht dazugezählt und separat ausgewiesen) und dann auch noch die Downmass, die auch beim ATV und HTV nicht mitgerechnet werden. Damit kann man doch einen Preisvergleich machen;

Transporter Upmass Downmass Kosten Preis pro Kilogramm
ATV 1 Jules Verne 4.557 kg + 1070 kg Verpackung 1.080 kg 350 Mill Euro 52.184 €/kg
ATV 2 Johannes Kepler 7.091 kg + 1070 kg Verpackung 1.200 kg 420 Mill. Euro 44.867 €/kg
ATV 3 Edoardo Amaldi 6.595 kg + 1.370 kg Verpackung 1.339 kg 450 Mill. Euro 48.363 €/kg
HTV 1 4500 kg 1.624 kg 320 Mill. $ 52.225 $/kg
HTV 2 6.000 kg ? 300 Mill $ <50.000 $/kg
HTV 3 4.600 kg ? 310 Mill. $ <67.390 $/kg
Dragon COTS 2/3 525 kg 665 kg
Dragon CRS1 454 kg 905 kg 133 Mill $ 97.862 $/kg
Dragon CRS2 1.049 kg 1.370 kg 133 Mill $ 54.984 $/kg

Die Progress kann man nicht dazu nehmen, weil die Startpreise (40 Millionen)  schon etliche Jahre alt sind und in Russland alles sehr teuer durch die Inflation wurde. Noch was fällt auf: Müll wird bei den anderen Transportern kaum entsorgt, scheint aber die Hauptaufgabe der Dragon zu sein. Wenn man die ATV und HTV mit 6.595 und 6.000 kg Müllkapazität voll nutzen würde, dann wären die noch billiger, das ATV würde so leicht Preise unter 29.000 Euro/kg oder 37.600 Dollar/kg erreichen, wäre also erheblich billiger als die Dragons. Ein Teil der Downmass kann wiederverwendet werden (Racks) oder es sind Proben, aber der Großteil wird Müll sein, sonst hätte die NASA in ihrem Vertrag nicht nur den Transport von 3 t Downmasse abgeschlossen sondern eine erheblich höhere Kapazität.

Ja so ist es wenn man in den USA ist – erst wird subventioniert, dann zahlt die NASA 85% des bisher ausgegebenen Geldes (offizielle Zahlen vom COTS 2+ Flug) im Vorraus vor einem ersten Start und dann rechnet man zur Nutzlast noch Verpackung drauf und die Downmass auch, damit man jedes Kilo doppelt zählt. Die Partner werden dagegen abgezockt: wie bekannt wurde als die ESA ankündigte keine ATV mehr zu produzieren, entspricht die ESA Beteiligung an der ISS einem Kostenfaktor von 150 Mill Euro/Jahr wenn wir das bezahlen würden oder einem ATV alle 16 Monate, der natürlich mit 450 Mill. Euro erheblich teurer ist. Für 150 Mill. Euro würde die NASA von SpaceX aber gerade mal nach Vertrag 2.440 kg transportiert bekommen. Ein ATV transportiert aber mit Verpackung und Müll rund 9.500 kg also fast das vierfache und er könnte wenn er voll mit Müll wäre rund 14.855 kg transportieren, also das sechsfache. Dieselbe Leistung von SpaceX ist der NASA also das sechsfache dessen Wert was sie von der ESA verlangt!

Das erinnert mich zu gut an die D-1 Mission die auch mal so preiswert sein sollte und dann 400 Millionen DM kostete, weil plötzlich das Shuttle um ein vielfaches teurer wurde. Aber mit Nationen, die auf Biegen und Brechen unbedingt bemannt ins All wollen, kann man es ja machen…. Ich vermute das Servicemodul für die Orion wird natürlich auch nicht mit den realen Kosten gerechnet sondern eben nur mit 150 Mill. Euro pro Jahr – über 3 Jahre um die es geht sind das 450 Mill. Euro, es wird mit Sicherheit teurer werden.

Wenn wie es zum Zeitpunkt des Blogs (21:45, 1.3) nicht so aussieht, als würden sie die drei Triebwerksblöcke (Mindestanforderung der NASA) hinbekommen, und die Dragon landen muss, was zählt dann denn bei der NASA? Bei SpaceX würds mich nicht wundern, wenn sie nur en Startversuch schon zählen („War ja bis auf die Ankopplung alles dabei…“) oder bei dem was bisher so lief eher zu erwarten, ab morgen gibt es neue Sicherheitsregeln – Ankoppeln darf man auch mit zwei Blöcken. Das wird wohl erst aufhören wenn eine Dragon in die ISS gerammt ist. Progress M-35 lässt grüßen.

Lustig war die Preflight-Pressekonferenz auch bei der Begründung, warum man keine Aufklärung über den Triebwerksausfall bei, letzten Start geleistet wurde: Wie man das herausfindet und den Fehler einkreist, das seien höchst sensitive Daten die man nicht veröffentlichen kann weil die Chinesen davon profitieren. Äh Chinesen? Die haben keine Fehlstarts (im Gegensatz zu SpaceX) und ich will auch nicht wissen wie ihrs rausgefunden habt sondern nur was die Ursache war. Passt auf, das euch nicht Nordkoreaner die Technologie stehlen … (obwohl wenn ich da an die vielen Fehlstarts der Falcon 1 und Unha denke, vielleicht ists gerade anders rum – Spacex hat die Ingenieure von Nordkorea übernommen oder lässt dort sogar fertigen um Kosten zu sparen…)

9 thoughts on “Der teuerste ISS-Transporter ist….

  1. Hi Bernd,

    hier bist Du schon etwas auf dem Niveau eines „Äpfel-mit-Birnen“-Vergleichs: Die „Downmass“ auf einem CRS-Flug wird sicher gelandet (zumindest bei nominellem Missionsverlauf, den SpaceX freilich schon dreimal hinbekommen hat, bei drei Versuchen), während die „Downmass“ auf einem ATV- oder HTV-Flug als Meteor endet. Klar kann die Dragon auch Müll mitnehmen, aber man wird deren nicht gerade üppiges Volumen vor allem dazu verwenden, kaputte Geräte zur Inspektion („was ist kaputt gegangen“) zurückzubringen, und natürlich Proben wissenschaftlicher Experimente. Angesichts beschränkter Rücktransport-Kapazitäten (die Sojus fliegt v.a. Astronauten, das Shuttle fliegt nicht mehr, und Progress/ATV/HTV verglühen) hat das für die NASA einen hohen Wert.

    Klar ist bei SpaceX nicht alles im „Grünen Bereich“. Das inzwischen angeblich gelöste Druckproblem, dessentwegen zunächst drei von vier Thruster-Blöcken an der Dragon ausgefallen waren, ist mal wieder eines der SpaceX-typischen Missgeschicke. Andererseits scheinen sie auch dazuzulernen. So gab es dieses Mal keinen „plötzlichen Druckverlust“ in einem der Haupttriebwerke. Und der Abgasstrahl sieht auf den Fotos auch symmetrischer aus als bisher. Vielleicht haben die tatsächlich Verbrennungs-Instabilitäten reduzieren können.

    Wenn die Falcon9 v1.1 erfolgreich fliegt, wird Dragon auch deutlich mehr Nutzlast tragen können. Die höhere Nutzlastkapazität der v1.1 kommt ja überwiegend der Dragon-Nutzlastkapazität zugute, denn die Dragon selber wird ja nicht schwerer werden; evtl. muss sie aber einige hundert kg mehr Treibstoff tanken.

    Klar ist es mies, egal, ob bei Software oder Raketen, erstmal 150 Prozent zu versprechen und dann später, wenn der Kunde auf den ursprünglichen Zahlen beharrt, ein „Update“ nachzuliefern.

    Erster Satellit auf der Falcon9 v1.1 ist übrigens ein nur 375kg schwerer Minisatellit, der in ein 300 bis 1500 km hohes elliptisches polares Orbit gebracht werden soll. Ursprünglich war der für einen Start auf der Falcon 1 vorgesehen, aber SpaceX scheint seine beschränkten Ressourcen (sinnvollerweise!) komplett auf die Falcon9 zu konzentrieren. Zwar bedeutet es für SpaceX sicher einen Verlust, einen so kleinen Satelliten auf einer so großen Rakete zu starten (Kanada wird für CASSIOPE trotz der großen Rakete kaum mehr an SpaceX bezahlen, als Arianespace für einen Start mit der VEGA verlangt hätte), aber so haben sie wenigstens irgendeine Nutzlast auf dem Jungfernflug der v1.1, und im Falle eines Scheiterns ist der Schaden dank des kleinen Satellits auch nicht allzu hoch.

    Sicher hat sich SpaceX, wenn man alles in Summe betrachtet, schon längst von dem ursprünglichen Ziel „billig“ verabschiedet. Dennoch wage ich zu behaupten, dass jede andere „amerikanische“ Lösung noch teurer gekommen wäre: Auf Basis EELV schätzungsweise doppelt zu teurer; auf Basis einer Neuentwicklung durch die etablierten Konzerne mindestens vierfach teurer. Wie sich CRS künftig preislich entwickelt, wird maßgeblich davon abhängen, ob OSC ihre Rakete hinbekommen. Wenn ja, dann kann die NASA die beiden Anbieter gegeneinander ausspielen, um die Preise zu drücken. Wenn nein, dann hängt die NASA vom Monopolisten ab…

    Kai

  2. Hi Kai
    Na ja, aber dass mit der Hinzurechnung der Verpackung durchaus ein umgangssprachlicher Beschiss betrieben wird, sollte auch klar sein.
    Natürlich ist die Down-Fähigkeit der Dragon ganz nützlich, aber das war auch nicht Bestandteil der CRS Vereinbarung… man kann auch hier von einer recht kreativen Anpassung der Verträge sprechen.

    DeUrsache für diese doch recht freie Vertragsgestaltung liegt imho darin, dass eine (oder zwei… Orbital startet ja auch noch) US-Interne Alternativen zur ULA aufgebaut wer5den sollen, natürlich mit Staatsknete
    Wobei… wenn ULA endlich die Delta 4 aufs Abstellgleis schieben und diese 4 Starts p.a. auch mit der Atlas durchführen würde, könnte sich das durchaus auf das Preisniveau auswirken. Zwei quasi identische Launcher sind ja wirklich Luxus.

    Ach ja, anscheinend haben die Space-Xler es tatsächlich geschafft, die Kontrolle zurückzubekommen. Ich schätze mal, es war ein Elektronikproblem. (wenn man die Harware auch beim Electro-Shack einkauft…).
    Ich schätze mal, die Ursache wird deswegen zurückgehalten, um diplomatischen Verwicklungen vorzubeugen (Chinesische Ingenieure könnten sich totlachen…)

    LG
    Mike

  3. @kai: Natürlich ist downmass nützlich. Nur sollte man den Bedarf nicht überschätzen. Die ESA hat für ein ATV mit wiederverwendbarem Modul in Konusform den Bedarf für die ganze ISS auf 1000 bis 1500 kg/pro Jahr beziffert. Das deckt dann einen Dragon Flug ab. Tatsache ist aber dass so die Nutzlast praktisch verdoppelt wird, denn das was runter kommt braucht nur etwa pro 100 kg Masse etwa 5 kg zusätzlichen Treibstoff. Das man bei ATV und HTV nur netto Nutzlast und bei SpaceX brutto rechnet ist auch so eine Ungerechtigkeit.
    Mit dem Lernen ist das so dass wohl dieser eine Fehler nicht (mehr) passiert, dafür ein neuer. Das ist ja nun nichts neues das hatte man schon bei der Falcon 1. Die Frage ist natürlich wie viele Fehlermöglichkeiten es gibt fünf, 10, 100? Von fünf Flügen gab es nur einen ohne gravierendes Vorkomniss, das war der dritte.

  4. Schon irgendwie bedenklich wenn man sieht das sie bis jetzt bei jedem CRS-Flug mit viel Glück um Haaresbreite an einem frühzeitigen Totalverlust vorbeigeschrammt sind.
    Ewig wird diese Glückssträhne nicht halten.
    Und selbst wenn jetzt so langsam die Kinderkrankheiten ausgemerzt sind geht das ganze Spiel beim nächsten Start wieder ganz von vorne los mit der Falcon v1.1

    50% mehr Startmasse, neue Triebwerke mit Rekordwerten bei Schub/Masse, neue Nutzlastverkleidung, völlig andere Aerodynamik & Schwingungsverhalten. Da gibt es genug was schief gehen kann.

    Mal sehen wie es mit der momentanen Mission weitergeht…
    Egal wie es ausgeht, man wird es uns als überragenden Erfolg verkaufen. In den einschlägigen Foren loben die Jubelperser ja schon das Krisenmanagement in den Himmel…

  5. Immerhin ist die Dragon jetzt angekoppelt und die Fracht ist dort.
    Nach den Technikproblemen ist es gut ausgegangen.

    Ich wollte es mal genauer wissen, was wirklich drin ist in der Dragon:

    Nach dem Presskit sind es 575kg. Auf der NASA(?) Spaceflight Seite wird von 1043 kg (2300lb) Nutzlast mit notwendiger Verpackung geredet scheint mir etwas viel Verpackung(smüll) zu sein.
    http://forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=31249.msg1021510#msg1021510
    Hatte auch noch bei einer anderen Webseite etwas Detailreiches gefunden, mit 896kg Fracht, Quelle soll die NASA sein.
    http://spaceflightnow.com/falcon9/005/launchmanifest.html

    Meine Versuche, bei der NASA etwas zu erfahren haben nach zwei Stunden und vielen Fehlversuchen auf folgendes geführt:
    http://www.nasa.gov/mission_pages/station/news/index.html
    Dann auf „SpaxeX 2 Cargo Manfest“ klicken und ich erhalte unter dieser Webdresse wie oben ein Dokument 5-seitig mit NASA Logo.
    http://www.nasa.gov/pdf/729030main_spacex_2_cargo_manifest.pdf
    Und da sind die 575 kg sehr detailliert aufgeschlüsselt aufgeführt.
    Sogar die ESA hat ein Experiment hochgesandt.

    Fazit: recherchieren auf den NASA-Seiten ist aufwändig und führt zu weiteren grauen Haaren. Aber ich denke, das NASA Manifest sollte korrekt sein. Es sei denn man packt bei Space X noch in letzter Minute etwas rein, was gerade da oben dringend gebraucht wird.

    Dieser Ausflug auf die NASA-Seiten reicht mir für einige Zeit.

    geraldb

  6. Spaceflight now nimmt wahrscheinlich die Zahlen von der Pressekonderenz in der Shotwell auch von Fracht im Trunk spricht. Nur dort scheint diese Angabe vorzukommen. Da die Frau schon früher bei Pressekonferenzen nicht besonders glänzte kann das auch falsch sein. Was verwunderlicher ist aber dass die beiden NASA Vertreter da nicht eingreifen, aber vielleicht wissen die ja auch nichts.

    Dein Eindruck von der NASA kann ich nach einigen Jahren Recherche für mein letztes Raumfahrtbuch nur bestätigen

  7. Anders als die ESA beim ATV muss SpaceX von den Kosten pro Flug auch die Entwicklungskosten für den Transporter und die Trägerrakete mit finanzieren.

    Da das ATV Programm nach 5 Transportern eingestellt wird, kann jetzt schon Bilanz gezogen werden. Die Entwicklung des ATV hat 1,35 Mrd Euro, oder etwa $1,75Mrd gekostet – $350mio pro ATV, zusätzlich zu den Baukosten von etwa $300mio pro ATV und den Startkosten von jeweils etwa $200mio für die Ariane 5.

    Also letztlich etwa $850mio pro Flug. Jedes ATV kostet also mehr als 6 Dragon Flüge, kann aber nichts zurück bringen.

    Ganz abgesehen davon ist es unredlich in der Tabelle die Preise für das ATV als einziges in Euro/kg und den Rest in $/kg anzugeben. Das hat sicherlich nichts mit Wechselkursen zu tun, denn das Japanischen HTV wurde mit Sicherheit in Yen bezahlt, wird hier aber auch in $ angegeben.

    Nach der Umrechnung zum Kurs von 1.30 $ pro Euro liegt das ATV schon ohne Einberechnung der Entwicklungskosten bei 70.000 bis 80.000 $/kg und mit den Entwicklungskosten jenseits von 120.000 $/kg.

  8. Schön, dass Du die 850 Millionen die die NASA vor CRS1 für den Transport gezahlt hast unterschlägst…. Das HTV war übrigens recht preiswert in der Entwicklung und das das ATV teuer wurde als eierlegedne Wollmilchsau wurd ja schon erwähnt.

    Man kann gerne auch die Cygnus nehmen, die hat viel geringere Entwicklungskosten als die Dragon

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