Spielekritik: Sid Meier’s Pirates

Wahrscheinlich hat keiner von euch die Lücke bemerkt, als es am Montag keinen Blog gab. Ich hatte nämlich am Samstag die Idee, ob es analog zu den OpenSource Versionen von Elite und Civilisation auch eines meines Lieblingsspiels aus den Neunzigern gab: Pirates. Und siehe: es gab sogar eine offizielle Fortsetzung von 2004. Mit Remakes ist es ja so eine Sache. So gefiel mir immer noch die Originalversion von Elite besser als die Fortsetzungen. Aber wie man an eineinhalb bloglosen Tagen sieht hat mich die Fortsetzung nicht losgelassen.

Wer Pirates noch kennt wird sofort zurechtkommen, denn das Grundprinzip ist das gleiche geblieben. Man landet in der Karibik als Käpt’n einer kleinen Schaluppe und sollte nun erfolgreich sein. Aufsteigen kann man indem man sich entweder als Freibeuter einer Nation betätigt (was die anderen Nationen gegen einen aufbringt, Aufträge von Gouverneure ausführt oder Piraten jagt. Als Langzeitziel soll man verschollene Familienmitglieder finden, durch die man im Gegenzug Kartenstücke eines versteckten Inkaschatzes findet. Das Remake hat das noch ausgebaut. Um die Gouvanieurstochter zu gewinnen muss man nun tanzen können. Die Schlachten an Land sind komplexer und es gibt mehr Nebenaufträge. In anderen Beziehungen wird es aber einfacher. So war es in der DOS-Version relativ schnell möglich eine Nation so zu verärgern dass man keinen Zugang zu den Häfen mehr bekam, mithin keine Waren verkaufen, Schiffe reparieren oder Mannschaften anheuern konnte. Im Remake muss man schon einiges anstellen, mehrere Städte plündern und neue Gouverneure einsetzen und viele Schiffe kapern bis es soweit ist. Neu sind Spezialisten die bestimmte Eigenschaften verbessern wie das Zielvermögen oder die Mannschaftsmoral, sowie Gegenstände die Beziehungen oder Fähigkeiten verbessern. Die letzteren kann man kaufen oder geschenkt bekommen, die ersteren bekommt man nur per Zufall beim Entern von Schiffen.

In einer Kritik konnte ich lesen, dass man 10 Stunden Spielspass hat, danach würde es langweilig werden. Ich kann das nicht teilen. Sicher, das Grundprinzip ist leicht durchschaut – Aufträge erfüllen, die meist in Fechtturnieren enden, Schiffe kapern oder wenn man es friedlich angeht Handel treiben und die Preisunterschiede ausnützen. Dabei muss man die Mannschaft bei der Stange halten, was nur geht wenn man Gewinn macht und sie möglichst klein hält. Der Reit liegt aber darin, dass kein Spiel identisch verläuft und es viele Zufallselemente gibt.

Auf der anderen Seite ist es auch schwieriger geworden. Um das Herz einer Gouverneurstochter zu gewinnen muss man tanzen, und zwar nicht nur einmal sondern mehrmals. In der niedrigsten Einstellung gibt es eine Hilfe welche Tasten man drücken muss, diese fehlt in den höheren Stufen.  Dabei werden die Tänze schwieriger und das Tempo schneller. Da man Abzüge bei jeder Fehlbedienung hat und dies nur aufholen kann wenn man nicht nur die richtigen Tasten drückt, sondern auch im Takt klappt bei mir in der zweiten Stufe jeder zweite Tanz und in der dritten (von fünf) ist es bei mir schon Glückssache. ein flexibleres System zum Einstellen der Schwierigkeit (so finde ich Seegefechte selbst in Stufe 4 noch einfach) wäre besser gewesen.

Sid Meiers Pirates ist ein gelungenes Remake des DOS-Klassikers, weitaus besser als „Piraten . Herrscher der Karibik“. Dieses Spiel basiert auf der Engine von Port Royale, die man auch in Hanse und Patrizier einsetzt. Es fehlt zum einen in diesem Spiel die Komplexität der Handlung, zum anderen fand ich nervig, dass Seegefechte mit mehreren Gegnern immer so abliefen, dass man selbst nur ein Schiff der flotte hatte, der Gegner aber alle, das machte einen Kampf mit mehr als zwei Schiffen praktisch aussichtslos. Port Royale 2 vom selben Hersteller ist dagegen auf Handel ausgerichtet und nun macht man bei  den Seegefechten noch mehr falsch. Man soll nun alle Schiffe steuern. Das ist bei 6 Schiffen nicht machbar und ohne Spieler machen die gar nichts und lassen sich versenken.

Sid Meiers Pirates läuft unter Windows 7, obwohl es schon vor Vista(2004) erschien. Das Alter hat auch den Vorteil, dass es auf meinem Büro-PC (ohne Grafikkarte) von 2009 in allen Darstellungsdetails flüssig läuft. nur zwei Kritikpunkte gibt es: Die Einstellung der Auflösung kennt nur 4:3 Bildschirme. So habe ich 1400 x 1050 Punkte gewählt. Die Maus flackert in statischen Bildern wo man auf ein Schwert zum Fortsetzen klicken muss, was es schwer macht diese zu treffen. Bei vielen Szenen kommt man mit der Leertaste weiter, aber nicht bei allen.  Beim Speichern gibt es nützliche Autosavefunktionen die beim Betreten einer Stadt, vor einem Seegefecht oder beim Beenden speichern. Leider deaktivieren diese die normale Speicherfunktion, die ich nutzte wenn ich in einer Stadt war. Das macht es einem schwer mit mehreren Missionen gleichzeitig zu hantieren.

Insgesamt würde ich im Amazon-Schema 4 von 5 Sternen geben.

3 thoughts on “Spielekritik: Sid Meier’s Pirates

  1. Pirates kenn ich jetzt nicht, aber ich bin langjähriger Fan der Civilization Reihe (bis ab Civ 5 Steam ins Spiel kam, da war bei mir Schluss). Klar ähneln sich die Spiele immer- bei Civilization ist das Prinzip immer das gleiche, nur die Grafik wurde besser, aber es machte immer wieder Spass ein neues Spiel zu beginnen. Ich mochte die Scenarien nie besonders, aber die Reihe lebt davon das jedes Spiel im Detail anders verläuft wie das vorherige. Das macht den Reiz aus bei diesen Simulationsspielen 🙂 Ausserdem kann man die so schön immer mal wieder ne halbe Stunde zwischendurch zocken. Obwohl ich mir mit CIV schon ganze Nächte um die Ohren gehauen hab. Ach, was kommen da Erinnerungen hoch- ich habe zum ersten eigenen PC Civilizatzion 2 dazu geschenkt bekommen zu weihnachten und hab nach dem Frühstück bis 4 am nächten Morgen gezockt bis ich einmal durch war lach

  2. Interessant, dass es das Spiel auch unter DOS gab. Ich kenne nämlich nur eine C64 Version davon. Da war man grundsätzlich Pirat und musste andere Schiffe kapern oder auch gefechte auf See führen. Man konnte alle Häfen anlaufen, aber ob man willkommen war, hat man immer erst später erfahren. Könnte natürlich sein, oder ist sehr wahrscheinlich auch so, das die diversen Vereinfachungen einfach den begrenzten technischen Möglichkeiten des C64 geschuldet waren. Aber andrerseits gab es mit „Ninja“ (oder „Last Ninja“) und „Defender of the Crown“ auch Spiele, die man auf dem C64 kaum für möglich gehalten hat…

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