Die Werbung von Dextro Energy und die Wirklichkeit

Die neue Dextro Energy Werbung legt sich nun mit der Banane an. Dextro Energy sei schneller im Hirn und der schnellste Weg sei gerade und nicht krumm. Damit wird das Produkt beworben, dass Energie für das Gehirn liefern soll.

Die grundsätzliche Werbeaussage von Dextro Energy ist seit Jahrzehnten die gleiche. Nimmt man das Produkt so bekäme das Gehirn Energie. Suggeriert wird (obwohl nicht explizit gesagt) eine höhere geistige Leistungsfähigkeit z. B. bei Prüfungen oder weniger Müdigkeit. Zeit mal das ganze unter die Augen zu nehmen.

Woraus besteht Dextro Energy?

Die Antwort ist enorm einfach: Es ist zu 100% Traubenzucker. Traubenzucker kommt in isolierter Form in zahlreichen Früchten vor, wie den Weintrauben, nach dem er auch benannt ist. Die chemische Bezeichnung ist Glucose. Dextro-Energy nutzt die alte Bezeichnung „Dextrose“, da die Kristalle das polarisierte Licht nach rechts drehen. Viel häufiger in unserer Nahrung kommt Glucose als Bestandteil von anderen Kohlenhydraten vor. Stärke, das mengenmäßig wichtigste Kohlenhydrat besteht aus miteinander verbundenen Glucosemolekülen, der zum Süßen genutzte Rohr- und Rübenzucker, die Saccharose besteht zur Hälfte aus Glucose.

Glucose kann relativ einfach aus Weintrauben gewonnen werden, heute wird er meist durch enzymatische Spaltung von Stärke gewonnen. Daher ist er preiswert. Bei Amazon kosten 8 x 500 g Traubenzucker 8 Euro 29. Dagegen kostet derselbe Stoff in Platten gepresst von Dextro Energy im 9 x 46 Pack 8 Euro 91. Das verspricht eine tolle Gewinnspanne von über 900%!

Glucose steckt auch in dem Glucosesirup, der vielen Lebensmitteln als Ersatz für Zucker zugesetzt wird um zu süßen, oder auch nur Masse zu ergeben, denn er ist weniger süß als normaler Zucker und man kann für denselben Süßeindruck erheblich mehr Glucose zusetzen als Zucker. Darüber hinaus ist er in Glucose-Fructosesirup enthalten (mehr als 50% Glucose), in Fructosesirup (weniger als 50% Glucose) und in Invertzuckersirup (50% Glucose) enthalten.

Alleine durch die Freisetzung aus Stärke und anderen Kohlenhydraten, aber auch durch den hohen Zuckerkonsum nehmen wir heute mehr als genug Glucose zu uns.

Was hat Glucose mit dem Gehirn zu tun?

Das Gehirn ist neben den Nebennieren eines der wenigen Organe im Körper, die nur aus Glucose ihre Energie beziehen. Jedes Organ im Körper verbrennt Nährstoffe um den Energiestoffwechsel zu gewährleisten. Das macht den Großteil der Energie des Grundenergiebedarfs aus, also des Energiebedarfs den wir haben, auch wenn wir uns nicht bewegen.

Diese Sonderrolle bewirkt, dass wenn wir gar keine Energie aufnehmen (fasten) oder nur Eiweiß und Fett, also auf Kohlenhydrate verzichten, der Körper beginnt die Menge an Glucose, die das Gehirn braucht aus anderen Quellen zu bilden. Zuerst aus dem Glykogen in der Leber, einem Speicherkohlenhydrat das zu Glucose abgebaut wird. Danach baut er bestimmte Aminosäuren zu Glucose um, selbst wenn er dafür Körpereiweiß abbauen kann. Alle anderen Organe stellen sich dagegen auf die Verbrennung von Fett und Fettabbauprodukte als Energieträger um, denn Fettreserven hat der Körper in größerer Menge.

Glucose hat also eine Sonderrolle für das Gehirn. Doch eines ist nicht gegeben, dass man mehr Glucose braucht wenn man intensiv oder viel denken muss. Untersuchungen bei geistigen Arbeitern zeigen, dass der Energieverbrauch des Gehirns genauso hoch ist wenn wir denken als wenn wir schlafen. Zudem ist die Regulation der Versorgung mit Glucose so wichtig, das der Körper einen minimalen Glucosespiegel aufrechterhält, dafür verbrennt er zwischen den Mahlzeiten Glykogen und baut nach einer Mahlzeit neues Glykogen auf. Bei Diabetikern ist diese Regulation gestört. Ihr Blutglucosespiegel ist im Normallfall erhöht – trotzdem können sie nicht besser denken. Wenn er aber absinkt, was auch vorkommen kann, dann fallen sie ins Koma, dann bekommt das Gehirn kaum Glucose. Dann ist übrigens eine Sofortmaßnahme die Verabreichung von Traubenzucker.

Bei  normaler Ernährung gibt es auch keinen Mangel. Wir nehmen etwa vier bis fünfmal mehr Glucose auf als das Gehirn als Energiequelle braucht.

Daraus leitet sich ab, dass Glucose in Form von Traubenzuckertabletten, aber auch durch die Aufnahme in anderer Form Süßigkeiten oder Obst nicht nötig ist und man dann auch nicht besser denken kann. Stattdessen führt man nur Energie zu, Richtig ist die Werbeaussage, dass reine Glucose von allen Zuckerarten am schnellsten verdaut und ins Blut gelangt. Das kann bei leerem Magen bei einer isotonen Lösung in 20 bis 30 Minuten der Fall sein. Bei Saccharose also dem normalen Zucker ist die Dauer etwas länger und liegt bei 1 Stunde. Doch wenn Traubenzucker ins Blut gelangt wird der Körper versuchen den Blutzuckerspiegel konstant zu halten, d.h. er schleust Glucose in Körperzellen ein, die sie zur Energiegewinnung nutzen, er bildet Glykogen als Speicher für die nächsten Stunden in der Leber und wenn es dauerhaft zu viel ist, bildet er auch Fett. Das Gehirn entnimmt aber nur den Teil den es momentan braucht nicht mehr und das Gehirn kann Glucose auch nicht speichern. Die Aufnahme der Tabletten ist also im besten Fall nutzlos. Im schlimmsten Fall wird man dick bei regelmäßigem Konsum, denn der Zucker sättigt nicht.

Nützt Traubenzucker dann wenigstens etwas bei tatsächlich hohem Energieverbrauch wie z.B. bei Sport? Theoretisch ja, praktisch überwiegen die Nachteile. Sportler wollen wenn sie während eines Wettkampes z.B. bei einem längeren Lauf die Energievorräte auffüllen wollen, das die Energie gleichmäßig kommt. Dazu nehmen sie isotonische Getränke, die am schnellten aufgenommen werden und dann im Körper den Blutzuckerspiegel  nicht zu schnell ansteigen lassen sollen. Ein isotonisches Getränk aus Traubenzucker hätte bei dessen geringer Molekülmasse aber nur eine geringe Konzentration an Traubenzucker. bei einem isotonen Getränk z.B. nur 56 g pro Liter (normale Limonade enthält typisch 70 bis 100 g Zucker pro Liter). Daher setzen diese Spaltprodukte von Stärke ein, die der Körper schnell in Glucose abbauen kann, aber die durch ihre höhere Molekularmasse in größerer Menge einem isotonen Getränk zugesetzt werden. Aus diesem Grund enthalten isotone Getränke meist keinen Traubenzucker. Weiterhin werden sie zwar schnell aufgenommen, doch müssen im Darm erst gespalten werden, der Anstieg ist daher nicht so stark mit einer hohen Spitze sondern gleichmäßiger, dadurch liefern sie länger Energie.

Wie kann man wirklich besser denken?

Es gibt kein Mittel mit dem man in einer Prüfung Informationen parat haben kann, die man nicht besitzt, aber wenn man Blockaden hat oder müde ist, dann helfen einige Dinge:

  • Coffein koppelt an einen Rezeptor der Nervenzellen, ist dieser nicht besetzt so fühlen wir uns müde, weil der normale Botenstoff immer weniger gebildet wird, je länger der letzte Schlaf zurückliegt. Mit Coffein das in Kaffee oder Tee, aber in kleiner Menge auch in Cola Getränken steckt, kann man also Müdigkeit vertreiben.
  • Bewegung, das zeigte sich bei Versuchen, vermindert eine Hemmung zahlreicher Gehirnzentren, damit kann man „besser denken“, sprich Informationen abrufen die man besitzt aber auf die man im Moment nicht zugreifen kann. Nun kann man nicht bei einer Prüfung joggen, doch nach verschiedenen Tests wirkt schon die Bewegung der Kaumuskulatur in dieser Weise, das bedeutet das Kauen von Kaugummi dürfte einen Effekt bringen.
  • Die gleiche Hemmung kann man auch durch autogenes Training verringern. Sofern man diese Technik beherrscht wäre eine Übung vor einer Prüfung wirksam.

Fazit

Dextro Energy ist ein überflüssiges Produkt, Traubenzucker in Tablettenform, der zum zehnfachen Preis als normaler Traubenzucker verkauft wird. Es hat keinen Nutzen, die Werbeaussage ist falsch.

2 thoughts on “Die Werbung von Dextro Energy und die Wirklichkeit

  1. Laut deren Webseite ist es von 100g nur 90g Kohlenhydrate, davon 82g Zucker. Alle anderen Angaben liegen bei unter 1g. Was ist der Rest? Müssen die das nicht angeben?

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