Bücher, SpaceX-Lobpreisungen und das NASA Logo
So nach einer Woche will ich mich mal wieder melden. aber mangels Thema mit einem kleinen Mix an verschiedenen Themen. Zuerst mal zu dem was ich getan habe. Ich habe viel an dem zweiten Band zu den europäischen Trägerraketen gearbeitet und bin mit dem Recherchieren weitgehend durch. Wider erwarten fand ich doch ein paar Daten zu Ariane 6, interessanter war dass ich erstmals eine Kostenaufstellung, was was bei der Ariane 6 ECA kostet fand. Zu der Einschätzung des Konzepts hier später mehr, denn ich will das auch im Buch verwenden und so muss ich mir die Gedanken nur einmal machen.
Ich hoffe das ich in ein bis zwei Wochen fertig bin und dann Band 2 mit etwa 400 Seiten (also 50 mehr als in der ersten Auflage) erscheinen kann. Dank günstigerer Druckosten wird er billiger und nur noch 25 anstatt 30 Euro trotz des größeren Umfangs kosten. Was mich in den letzten Tagen etwas stresste war, dass ich auch zwei andere Titel gekündigt hatte und total verschwitzt hatte, dass die Verträge schon vor einiger Zeit ausliefen ohne das ich sie neu auflegte. (BOD hat leider die Angewohnheit von DSL-Providern übernommen, das neue Auflagen alter Verträge eine geringere Marge ergeben als ein neuer Vertag)
Relativ schnell ging das bei dem Band 1 de europäischen Trägerraketen, da ich da nichts ändern musste. Also Auflage 3 ist die gleiche wie Auflage 2, nur eben auch billiger. Etwas komplexer ist es bei der neuen Auflage von „Was ist drin“, da ich hier schon mit Änderungen angefangen hatte, aber noch nicht das ganze Manuskript durchgearbeitet hatte. Doch da werde ich dann auch in einigen Tagen fertig sein.
Insgesamt arbeite ich nun mehr an den Büchern als noch vor einiger Zeit, auch weil ich nach und nach mal mit dem Thema Bücher fertig werden will. Von der Logik her wäre das nächste Buch eine Neuauflage der US-Trägerraketen, vor allem weil die Änderungen hier am kleinsten sind. Aber da warte ich noch darauf dass 9 weitere Exemplare verkauft werden – dann sind über 100 und es gibt wenigstens die VG-Wort Ausschüttung. Die sind bei den kleinen Verkaufszahlen ein nicht zu verachtendes Zubrot. Die nächste Auflage wird dann mit 40 Euro deutlich billiger. Aber so wie es sich verkauft wird das noch Monate dauern.
Soviel dazu. Dann gibt es Neuigkeiten von SpaceX. Es dauert nun noch Monate bis zum nächsten Start, nachdem Elon Musk ja von einem Start im September sprach. Die Begründung ist interessant:
“Every engineer in the company is having a buddy check their work, and we’re doing deep dives throughout our supply chain to make sure we don’t see what we saw on our last flight,” Shotwell said.
Wenn ich bei einem Fehler durch meine ganzen Lieferketten gehen muss und jeder seine Arbeit überprüfen muss, dann beweist das dass man das vorher nicht getan hat. Es ist kein Geheimnis, dass ich schon vor Jahren aufgrund der bekannt gewordenen Tatsachen und Vorfälle auf meine Überzeugung gekommen bin, warum SpaceX so billig ist: nicht wegen innovativer Technologie oder In-House Fertigung, sondern weil man bei dem spart was bei der Raumfahrt am meisten kostet – den vielen Qualitätssicherungen die es überall im Prozess gibt. Wenn eine Strebe bei einem Fünftel der Nennbelastung bricht und die Nennbelastung wiederum viel größer ist, als die im Flug vorkommende, dann hat man sie niemals auf die Flugbelastung getestet.
Was mich auch nicht verwunder,t ist das man von den SpaceX Befürwortern hier bei den Kommentaren nichts mehr hört. Wo ist den Klakow bei den Kommentaren? Der letzte Kommentar von ihm prognostizierte 12 Starts von SpaceX dieses Jahr und 24 nächstes Jahr. Seitens der „professionellen“ Kollegen, also Leuten die über Raumfahrt berichten kenne ich ja nur einen SpaceX Freund und das ist Eugen Reichl. Ich dachte in seinem Blog was über den Fehlstart zu finden. Doch sein vorletzter Beitrag beschäftigt sich nur mit der Proton. Immerhin kündigt er an, eine Lobpreisung auf Elon Musk bei einer Veranstaltung zu machen. Und das nach dem Fehlstart.
Ich finde das schon interessant, vor allem wenn man weiß das er selbst bei einem Konkurrenten von SpaceX arbeitet. Also ich würde mir bei Airbus DV loyalere Mitarbeiter wünschen. Vor allem verstehe ich die Lobpreisungen nicht. Denn zwei seiner Firmengründungen schreiben seit sie existieren Verlustzahlen. Bei Tesla steigt der Aktienkurs trotzdem weil man einen Elektroauto-Hype erwartet, bei Solar-City sinkt er, die Aktie hat um ein Drittel an wert verloren – wie bei anderen Solarfirmen, nachdem es Konkurrenz aus China gibt. Ob SpaceX profitabel ist weiß man nicht, da die Firma ja nicht nur keine technischen Details sondern auch keine Bilanzen veröffentlicht. Nur wenn man so leichtgläubig ist und meint aus kurzen Twitter Meldungen und Pressemitteilungen gut (und objektiv) informiert zu sein kann man wohl so was schreiben:
„Von mir (Astra) könnt ihr einen Vortrag über das Enfant Terrible der Privaten Raumfahrt (und der Elektromobilität, und der Energiewirtschaft, und des zukünftigen Verkehrswesens und.., und…, und…) hören und sehen. Gemeint ist Elon Musk. “
Nun ja, ich bin wohl zu dumm dazu das zu erkennen. Ich schreibe auch keine Bücher die den Anspruch haben eine „Raumfahrt Bibliothek“ zu bilden. Vielleicht sollte er den Arbeitgeber wechseln und zu SpaceX gehen.
Dann noch was skurriles. Während Mars One in zwei Monaten es nicht schaffte die 400.000 Dollar zusammenzubekommen die sie brauchen, brachte eine Kampagne, bei der jeder der 79 Dollar investierte, ein Manual über die Verwendung des „worm“ Logos der NASA bekam, innerhalb eines Tages mehr Geld zusammen als die 158.000 die man brauchte. Nebenbei verstehe ich nicht, warum man das Logo abschaffte. Es ist noch heute futuristisch, es ist simpel, es ist klar. Ein Logo braucht einen hohen Wiedererkennungswert und es sollte nicht komplex sein. Das „meatball“ Logo ist dass genaue Gegenteil davon. Die NASA sollte das alte Logo wieder übernehmen. Sie sollte sich an Firmen orientieren. So hat Apple ihr Logoi mindestens dreimal vereinfacht. zuerst ein verschnörkeltes Logo beim Apple I, dann ein Apfel in Regenbogenfarben und heute ein monochromer Apfel.
Ein Ausländer kann gar nicht so einfach bei SpaceX arbeiten. Das steht so in den Stellebeschreibungen:
ITAR Requirements:
To conform to U.S. Government space technology export regulations, applicant must be a U.S. citizen, lawful permanent resident of the U.S., protected individual as defined by 8 U.S.C. 1324b(a)(3), or eligible to obtain the required authorizations from the U.S. Department of State.
Ich schreibe hier nicht mehr weil ich den Eindruck habe das ich eh gegen die Wand schreibe und nicht weil ich nichts mehr zum Thema zu sagen habe.
Die große Pause und Selbstüberprüfung bei SpaceX verwundert mich auch ziemlich.
So schlecht kann die Qualitätssicherung gar nicht gewesen sein. Schließlich war ja im letzten Jahr für die Zertifizierung das Militär vor Ort und hat alles auf Kopf gestellt.
Denen wäre sicher aufgefallen, wenn in der Produktion Qualitätslücken gewesen wären.
Das zertifizierte Zukaufteile nicht so intensiv überprüft werden, ist auch nicht ungewöhnlich. Mit dem Zertifikat bestätigt der Lieferant ja, dass die Prüfung nach bestimmten Kriterien stattgefunden hat.
Die Haftung des Lieferanten muss sich übrigens nicht auf den reinen Warenwert beschränken. Da kann man noch ganz andere Summen vertraglich vereinbaren. Kostet natürlich mehr Geld, kann sich aber immer noch mehr lohnen, als selbst eine entsprechende Prüfung aufzubauen. Die womöglich auch nicht besser prüfen kann, als der Lieferant.
Zur „Überdimensionierung“ der Streben:
Da es sich um Zukaufteile handelt, könnte es gut sein, dass es keine kleineren, zertifizierten Teile gibt. Oder man hat sich gedacht, eine schwächere (kleinere) Strebe bringt nur minimalen Gewichtsgewinn. Aber mit der stärkeren Strebe bekommen wir eine nahezu narrensichere Sicherheit in diesem Bereich. So sehr kann eine zertifizierte Strebe gar nicht daneben sein, dass diese Sicherheit nicht reicht.
Leider eine Fehlkalkulation.
Das zertifiziertes Luftfahrtmaterial (sowas dürfte es gewesen sein) schon bei 20 % der Nennlast (da ist ja auch noch ein Sicherheitszuschlag drin) versagt, ist allerdings eine wirklich erstaunliche Tatsache.
Und bisher hat auch noch niemand (der Lieferant oder eine Versicherung) die Aussagen von SpaceX in Zweifel gezogen. Sonst ist man doch recht schnell mit der Abwehr. Ein „Schuldspruch“ kann da schließlich _sehr_ teuer werden. Das lässt Raum für Spekulationen. Wenn SpaceX Katalogware bekommen hat, kann das gleiche Zeug natürlich auch noch bei anderen Käufern gelandet sein. Da wird im Hintergrund sicherlich auch heftig recherchiert und über die Haftung / Zahlungen verhandelt.
Diese Streben werden ja angeblich auch noch an anderer Stelle in den Raketen verbaut. Wenn man die nun aus allen schon in Produktion befindlichen oder gar fertigen Stufen wieder heraus holen und testen muss, wird das sicher eine enorme Zeit kosten.
Wenn die Dinger nicht einfach verschraubt, sondern verschweisst sind, dann bekommt man sie womöglich nicht mehr heraus, ohne andere Teile zu beschädigen. Was dann noch mehr Reparaturen nach sich zieht.
Alles in Allem kann ich mir gut vorstellen, warum es doch etwas länger dauert. Dieses Jahr ist für SpaceX gelaufen.
Ohne dieses Desaster hätten sie eine richtig gute Performance abgeliefert. So verlieren sie ein komplettes Jahr.
Irgendwann wird es sicher einen Abschlussbericht geben. Es war ja reichlich NASA beteiligt. Da wird man das wohl nicht so SpaceX-intern behandeln können.
Ist sicher interessant zu lesen.
Habe ich was übersehen oder warum beziehen sich alle (auch in anderen Kommentaren) auf Zertifizierte Teile. Bisher habe ich nur von einem Zulieferer gehört. So wie ich SpaceX Politik bei anderen Teilen kenne kaufen sie Teile einfach auf und lassen nichts zertifizieren. Die Bordcomputer der Dragon sind z.B. aus Teilen gebaut die nicht strahlungsgehärtet sind und auch nicht dafür zertifiziert. Das hebt den Preis für ein Prozessorboard nämlich gleich in einen oberen vierstelligen Bereich an.
Die angegebene Ursache bezweifeln kann man nicht, da nur SpaceX die Untersuchung durchführt. Bei Orbital ist z.B. die NASA noch mit im Boot. Die präsentieren dann ihre Schlüsse den Kunden (auch der NASA) und die geben ihnen recht, doch sie können nicht selbst nach der Ursache suchen und andere Hypothesen prüfen. So abgeschottet hat es SpaceX schon immer gemacht, jetzt allerdings gibt es mehr und mehr Gegenwind. Immer mehr Senatoren fordern eine Beteiligung von NASA oder USAF an der Suche. So eine weitere Meldung in dem bereich von heute:
http://spacenews.com/colorado-lawmaker-pushes-u-s-air-force-to-scrutinize-spacex/
Ich bezweifele daher dass es einen veröffentlichten Abschlussbericht gibt. NASA war bei dem Flug nur Kunde hat das Anrecht zu erfahren woran es lag. Ein Kunde darf aber nicht interne Unterlagen einer anderen Firma veröffentlichen. Man sollte dran denken, dass Gwen Shotwell mal auf einer PK sagte, warum es so wenig Daten über Falcon und Dragon gäbe, dass diese der Konkurrenz nützen würde und man sie deswegen nicht veröffentlichen würde. Wenn das schon für Summenparameter wie Masse und Abmessungen gilt, wie sieht es dann erst für Details wie die Konstruktion der Befestigung einer Heliumflasche aus?
Das Wort „certified“ kommt in einigen Berichten vor.
z.B. hier: http://www.spacex.com/news/2015/07/20/crs-7-investigation-update
„The strut that we believe failed was designed and material certified…“
Irgendwo habe ich auch mal einen Artikel gelesen, in dem das Thema Zertifizierung etwas näher beleuchtet wurde.
Aber vielleicht hast Du auch recht und man muss das so übersetzen: „im Katalog verspricht der Lieferant, was aus zertifiziertem Material zusammengefaltet zu haben…“
Letztlich interessant ist die Tatsache, dass sich noch kein Lieferant gemeldet hat und die Aussage von SpaceX bestreitet.
Branchenintern dürfte der Name des Lieferanten sicher bekannt sein.
Und die AirForce hat bei ihrer Zertifizierung von SpaceX als Lieferant von hochwichtigen und geheimen militärischen Starts sicher auch die Qualitätssicherung unter die Lupe genommen. Die sehen das sicher nicht so locker wie Elon Musk in seinen Tweets tut.
Selbst wenn SpaceX als Billigheimer begonnen hat, so werden sie spätestens heute nach anderen Regeln spielen (müssen).
Ob der Abschlussbericht ganz oder teilweise veröffentlicht wird, werden wir sehen.
Die Kunden AirForce und NASA werden ihn sicher ganz genau lesen.
Sie sind nicht unbedingt auf SpaceX angewiesen, aber umgekehrt SpaceX auf sie schon.
Was die Veröffentlichungen angeht:
irgendwie ist Elon da etwas zwiespältig: einerseits diese Geheimniskrämerei bei SpaceX, andererseits gibt er alle Patente bei Tesla frei.
Es bleibt spannend.