Ich hör, wie drüben jemand schreit

Eigentlich wollte ich heute über die Fähigkeit der Dragon auf dem Mond zu landen schreiben. Der Aufsatz ist auch schon fertig. Aber da gestern wieder ein Hauptthema der Anschlag eines Teenagers auf Zuggäste war und es davon einige die letzten Wochen und Monate gab, greife ich mal das Thema Radikalismus und islamischer Terror auf.

Einstein soll mal sinngemäß gesagt haben: „Das Universum und die Dummheit der Menschen sind unendlich. Nur beim Universum bin ich mir nicht ganz so sicher“. Wie wir heute wissen hat er in beidem Recht, das Universum ist nicht unendlich. Wann immer ich aber denke Menschen könnten sich nicht an Dummheit, Grausamkeit oder Fanatismus übertreffen werde ich bald eines besseren belehrt.

Trotzdem fühle ich mich in keinster Weise von islamischem Terror bedroht. Im Gegenteil je mehr Meldungen es gibt desto weniger erschrecken sie mich. Betrachtet man es logisch so ist das auch eine Folge der Gewöhnung. „Ach ja schon wieder ein Anschlag? Gabs da nicht erst letzte Woche einen“. Vor allem entspricht das auch dem tatsächlichen Gefahrenpotential. In Frankreich wo es ja viele Anschläge gab, sind wenn ich mal überschlage im letzten Jahr rund 300 Menschen durch islamischen Terror gestorben. Das Risiko dürfte für den Franzosen bei 1/200.000 pro Jahr liegen. Viel mehr Leute werden durch den Autoverkehr ums Leben gekommen sein oder an einem Hertzanfall vor Aufregung bei der letzten WM gestorben sein. Doch darüber wird nicht im Fernsehen berichtet.

Die Berichterstattung ist ja nötig, es ist eine Nachricht. Aber man kann es über treiben. Jedes Mal gibt es ein „Spezial“ beim ZDF und einen „Brennpunkt“ bei der ARD. Die Sendungen haben einen Informationsgehalt von genau 0. Alles was man weiß (und man weiß eigentlich niemals wirklich was) kommt schon in den Nachrichten und die Sendungen füllt man dann mit irgendwelchen Meinungen von Korrespondenten, Spekulationen angeblicher Terrorismusexperten und die Statements von Politikern, zum Füllen auch einige Passanten die man gefragt hat. Kurzum: sie sind keine Informationssendungen sondern tratsch auf hohem Niveau. Zudem sind sie redundant, denn es gibt nichts in der einen Sendung was in er anderen Sendung nicht auch gebracht wird. Die Politiker sind sogar meistens identisch (genauso wie ihre Statements).

Ich fand ehrlich gesagt zu RAF-Zeiten Ende der Siebziger die Terrorgefahr viel größer, obwohl dort viel weniger starben. Was die Gefahr damals versinnbildlichte, war die viel stärkere Polizeipräsenz. Gut das war auch eine andere Situation, denn die RAF hat keine Anschläge auf Zuggäste sondern Politiker und Wirtschaftsbosse verübt und dann spart man nicht an der Polizei. Aber der islamische Terror hat es ja nur auf die Bevölkerung (Menschenmengen) abgesehen, und von der gibt es ja viel mehr als von den wenigen Politikern und Wirtschaftsbossen.

Nicht zu verwechseln mit dem Terrorismus, aber thematisch dazugehörend, sind rechte und Extreme Parteien. Auch wenn es mir nicht gefällt das die in Deutschland immer so um 10% Wähler bekommen. Ich mache mir aber um die politische Situation keine Sorgen. Ich habe Republikaner kommen und gehen sehen, dann kamen DVU, NPD, die Schill-Partei und derzeit AFD, die sich ja auch schon gespaltet hat und die noch junge Landtagsfraktion macht das gerade im Kleinen hier im Landtag. Sobald eine Partei so 1,2 Jahre Stimmen bekommen hat fängt sie an sich selbst zu zerlegen. Werden Vorsitzende geschasst (Lucke, Schönhuber) oder vergraulen sie durch extreme Parolen selbst die dünnsten Wähler oder wandern in den Bau weil sie Straftaten begehen oder Kokain konsumieren (Schill).

Viel beständiger sind rechte Parteien in anderen Ländern. In Österreich die FPO seit Mitte der Neunziger Jahre, in Frankreich der Front Nationale und in Holland/Belgien sind die rechten Rattenfänger auch ganz erfolgreich. So gesehen sind wir in Deutschland gut gestellt oder die rechten Politiker bei uns viel dämlicher als im Rest von Europa. Ist auch egal, denn die Wähler wählen ja jeden Trottel der auf Ausländer hetzt, egal von welcher Partei und egal ob es die Partei erst seit ein paar Wochen gibt. Sie springen erst ab wenn die Politiker noch doofer als die Wähler sind und dass ist selten der Fall.

Die absolut erfolgreichste rechte (extreme) Partei findet man aber jenseits des Atlantiks: Die Republikaner. Wenn ich mir die republikanischen Präsidenten seit Nixon vergegenwärtige dann sind da einige rechte Dösbattel darunter (ein echter rechter Politiker muss ein gerüttetes Maß an Dummheit, verbunden mit Fanatismus besitzen sonst kann er die Parolen nicht vertreten):

Nixon: Zeichnete paranoid alles auf Tonband auf, bespitzelte den gegnerischen Wahlkandidaten und versprach den Vietnamesen bessere Friedensbedingungen wenn er erst Präsident ist damit sie keinen noch unter Johnson abschlossen. Später setzte er den Krieg fort und erwog sogar den Einsatz der Atombombe gegen Nordvietnam

Ronald Reagan: Meinte man könnte Russland in die Knie zwingen wenn man die USA hochrüstet und hat die Staatsschulden explodieren lassen. Dafür hat er Geschäfte mit dem Iran (Feind der USA bis heute ) gemacht um Guerillas in San Salvador zu finanzieren. Russland ging pleite, aber nicht weil sie den Rüstungswettlauf mittmachten, sondern weil sie schon bei Amtsantritt fast schon bankrott waren.

George Dabbel-Ju Bush: Hat bis zum 11.9 eigentlich nichts gemacht und meinte das Ereignis wäre doch eine gute Gelegenheit den Irak unter fadenscheinigen Gründen anzugreifen.

Gegen Obama ist McCain angetreten, der derzeit als Vorsitzender eines Senatsausschusses das RD-180 Embargo hochhält. Begründung: ein paar Dollar, von den Dollar die Energomasch verdient landen auch beim Boss und der steht auf der Liste von unerwünschten Personen nach dem Ukraine-embargo. Huh die bekommen aber sicher Angst wenn einige Hundert Dollar auf dem Konto fehlen. Eher freuen sie sich wenn die USA ihre militärischen Satelliten nicht starten können… Das zeigt aber wie engstirnig und eindimensional dieser Mann ist.

Und nun Trump. Geht es noch viel peinlicher, rassistischer und gefährlicher als bei dem Mann? Aber ein Großteil der Amis wählt die Republikaner. De Fakto spielen bei den US-Wahlen meist nur eine Handvoll Staaten die „Swinging States“ die Rolle wo die Mehrheit wechselt, ansonsten wählt der Osten meist demokratisch und der Süden und Westen meist republikanisch.

Soviel zu dem Thema. Doch es gibt noch mehr. Ich habe etwas völlig vergessen: den zehnten Geburtstags des Blogs. Der begann vor 10 Jahren noch als „normale“ Webseite. Erst später habe ich den WordPress-Blog eröffnet (Mit diesem Beitrag). Am 15.6.2016 wäre der Blog zehn geworden. An dem Tag kam bei mir Besuch und ich habe das Datum voll verschwitzt. Auch wenn ich nun weniger schreibe, zum einen weil auch weniger kommentiert wird und zum anderen weil ich viele Themen schon mehrere Male aufgegriffen habe ist es doch ein Datum zum Feiern.

Daher gibt es ein Gewinnspiel bei dem man ein Buch von mir gewinnen kann. Damit es gerecht ist stelle ich den Beitrag morgen (21.7.) um 12:00 MESZ online. Das lässt auch Spätaufstehern und Berufstätigen eine Chance. Blogautoren sind wegen der Einsehbarkeit des Artikels, den ich vorher platzieren muss (um 12:00 drehe ich normalerweise meine Runden im Schwimmbad) ausgeschlossen.

Tja Idioten gibt es viele, aber Keine Chance für gute Geister.

5 thoughts on “Ich hör, wie drüben jemand schreit

  1. Dann zur Feier des Tages eine Gratulation von mir!
    Ich verfolge den Blog regelmäßig seit Jahren, und habe viel Spaß damit. Ihre Bücher stapeln sich hier auch.

    Also von meiner Seite ein unbedingtes „Weiter so!“, ich würde die Lektüre sehr vermissen.

    Zum Thema nur eine kurze Anmerkung: bis auf Wohnungseinbrüche sind alle Verbrechenszahlen rückläufig. Die Polizeidichte ist seit 20 Jahren stabil hoch. Zu keinem Zeitpunkt war es sicherer im Westen als heute. Diese Panikmache ist bar jeder Substanz.
    Was übrigens Dank Internet jeder in fünf Minuten überprüfen kann.
    Das Restrisiko (und dazu gehört unter vielen anderen unwahrscheinlichen Szenarien auch, vom wilden Axtmann erschlagen zu werden) ist als Lebensrisiko unvermeidbar.

  2. So, nun löse ich auch diesen Titel auf. Ich war mir relativ sicher, das die wenigsten drauf kommen, aber das scheint ja auch bei bekannteren Leidern der Fall zu sein. Es ist ein eher unbekannteres Lied von Nena: „Tanz auf dem Vulkan“. wer den Liedtext (http://www.songtexte.com/songtext/nena/tanz-auf-dem-vulkan-63dcfa6f.html) sich mal durchleist merkt es geht so um eine Art Endzeitstimmung. Das passte damals recht gut zu mir, als ich in den frühen Achtzigern erheblich grüner und politischer als heute war. Damals kamen Themen wie Waldsterben auf und die Auseinandersetzung um den Nato-Doppelbeschluss. Wer sich die Bilder von damals von kahlen Wäldern und der Bedrohung durch Raketen auf beiden seiten vergegenwärtigt, der versteht vielleicht warum das Lied meiner Ansicht nach recht gut zu der Zeit passt.

  3. Nee, die Aussagen zu Vietnam passen nicht.. Nixon hatte eine Phase der Entspannung herbeigeführt.. Denn eine harte Linie klug ausgeführt kann zum Erfolg führen. Jihnsen und Kennedy haben da eher viel verbockt…

    Der natodoppelbeschluss.. War eine recht gute Entscheidung… Vor allem bzfgl diplomatischer Mittel.. Und der Taktik der UdSSR Europa von den USA atomstrategisch zu trennen. Der protest war eher naiv, vor allem wenn man die Zahlen betrachtet

  4. Ich bin kein großer Freund von Reagan.
    Einen großen Verdienst kann er sich aber auf die Fahne schreiben.
    Er hat das INF Abkommen ausgehandelt, das bis vor Kurzem noch galt (bis der Idiot im weissen Haus es einseitig ausser Kraft gesetzt hat).
    Der NATO-Doppelbeschluss, der ja besagte, dass man, über die Mittelstreckenraketen verhandeln und nur dann nachrüsten will, falls die Verhandlungen scheitern war somit vernünftig und im Endeffekt ein voller Erfolg.

    https://de.wikipedia.org/wiki/INF-Vertrag

  5. Gratulation.

    Zum Thema Radikalisierung muss ich des öfteren an diesen alten Leserbrief denken.

    https://www.maniac.de/blogs/leserpost-mein-verhinderter-amoklauf/

    Gerade weil ja jüngst von recht jungen Attentätern zu lesen ist. Bei den Anschlägen von Wien von vor fast zwei Jahren war mein Eindruck, nachdem mehr von dem Täter bekannt war, dass es sich um einen „gelenkten Amoklauf“ gehandelt hat.

    Ein merkwürdiger Ausdruck, ich weiss. Aber mittlerweile sind die Grenzen zu dem Amokläufen von vor 20 Jahren und heutigen Anschlägen irgendwie fliessend geworden……

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