Gedanken zur Zeitumstellung

So nun war erneut eine Uhrzeitumstellung. Eigentlich sollte diese ja schon nicht erfolgen, aber die europäischen Regierungen haben es nicht fertiggebracht eine saubere Regelung zu treffen, die verhindert das wir in Europa einen Flickenteppich haben. Ich habe das mal aufgegriffen, um ein paar Dinge klarzustellen.

Was mir heute im Radio auffiel, war vor allem das von „Sommerzeit“ und „Winterzeit“ die Rede war, sowie das Bedauern des Moderators, dass schon um 17:15 die Sonne untergeht. Es scheint, als hätten alle über 40 Jahre nach Einführung der Sommerzeit 1980 die Unterschiede vergessen. Zum einen gab es damals nicht den Ausdruck „Winterzeit“. Es war schlicht und einfach die normale Zeit und die Sommerzeit eine abweichende Zeit. Die einen positiv klingenden Namen bekam, um die Zeitumstellung den Leuten schmackhaft zu machen. Klar, im Prinzip kann man die Zeitdefinition handhaben, wie man will und in Zeiten von Gleitzeit, Homeoffice und 24/7 Bereitschaft spielt es nicht mehr die Rolle ob es Sommer- oder „Winterzeit“ ist, vielmehr dürfte für viele Pendler über Landesgrenzen hinweg es wichtig sein, das in beiden Ländern die gleiche Zeitzone gilt. Das betrifft von den Deutschen diejenigen, die vor allem im Westen arbeiten aber auch in Österreich oder der Schweiz, ungekehrt dürfte bei unseren östlichen Nachbarn es von Vorteil sein, wenn sie die gleiche Zone wie Deutschland haben, weil bei dem dort niedrigeren Lohnniveau viele in Deutschland arbeiten.

Wir haben auf der Welt 24 Zeitzonen, wobei die nicht unbedingt systematisch gewählt sind, aber doch einigermaßen regelmäßig. Alle Staaten in einem bestimmten Längengradbereich haben die gleiche lokale Uhrzeit. Ausnahmen davon sind meist wirtschaftlicher Natur. In einer Zeitzone sollte es so sein, dass 12:00 in etwa dem höchsten Sonnenstand entspricht und Sonnenaufgang und Sonnenuntergang symmetrisch um 12:00 liegen. Lokal ist das anders, weil je nach Längengrad des Ortes es eine Abweichung von der Zeitzone gibt. Heute (25.10) geht die Sonne hier um 6:59 auf und um 17:13 unter, also 5:01 vor Mittag und 5:12 nach Mittag. Das es nicht symmetrisch ist liegt daran, dass ich nicht in der Mitte der Zeitzone wohne. Den Ursprung hat das System am Meridian von Greenwich, wo man den 0-ten Längengrad hingelegt hat. Alle 15 Längengrade weicht die lokale Uhrzeit um genau 1 Stunde mehr von der Greenwich Zeit (auch UTC genannt, das Kürzel steht nicht ganz korrekt für „koordinierte Weltzeit“, warum es nicht CUT heißt, wie man vermuten möchte, weiß ich leider auch nicht) ab. Ich wohne bei 9 Grad und ein paar zerquetschte also nicht bei +7,5 Grad und daher gibt es eine kleine Abweichung. Gestern sah das aber so aus: Sonnenaufgang 7:58 (4:02 vor Mittag) und Sonnenuntergang 18:15 (6:15 nach Mittag) also mehr als 2 Stunden Unterschied, eben weil die Sommerzeit die Uhr um eine Stunde verschoben hat und Mittag so in diesen Monaten um 13:00 ist.

Wie schon gesagt, das Ganze ist eine menschliche Festlegung, so denke ich ist es, egal ob man dauerhaft Sommerzeit, normale Zeit oder was-auch-immer-Zeit man hat. Nur dieses dauernde Umstellen nervt.

Weshalb ich das Thema auch aufgreife, ist auch das es ein Paradebeispiel ist, wie man die Ergebnisse von Meinungsumfragen manipulieren kann. Fragt man Leute, welche Zeit man denn nun dauerhaft haben soll, und benutzt dabei die Worte „Sommerzeit“ und Winterzeit“, dann sind die meisten für die Sommerzeit. Sie assoziieren mit dem Sommer eine positivere Vorstellung als wie mit dem Winter. Der Sommer das ist Wärme, Helligkeit, draußen sein, ins Freibad gehen, Grillen. Der Winter das ist Kälte, Schmuddelwetter, drinnen bleiben, den Weihnachtsmarkt besuchen und Plätzchen backen. Der Winter kann auch schön sein (ich bin da wegen einer Winterdepression nicht ganz unparteiisch, doch ich keine Menschen, die sagen der Winter wäre ihre liebste Jahreszeit) aber die meisten mögen den Sommer lieber und daher gab es bei dieser Fragestellung das Votum 55 % für die „Sommerzeit“ und 37 % für die „Winterzeit“. Als die Fragestellung umformuliert wurde in „Normalzeit“ sowie „Normalzeit mit Vorstellung um eine Stunde“, also so, wie es war, als man das Modell 1980 einführte, waren plötzlich 62 % für die Normalzeit und nur noch 16 % für die Sommerzeit. Klar, denn nun klingt das Vorstellen als eine Diskriminierung, als eine abweichende Zeit. Gut sie ist auch eine abweichende Zeit von der Normalzeit vor Einführung des Modells, doch angesichts 40 Jahren mit zwei gleich langen Perioden von Normalzeit und Nicht-Normalzeit würde ich sagen ist sie inzwischen gleichberechtigt. Die Sommerzeit dauert sogar knapp 7 Monate, die Winterzeit nur 5 Monate. Ganz neutral wird man es wohl nicht formulieren können, wenn man eine Zeit irgendwie mit Verstellen in Zusammenhang bringt. Das ginge nur, wenn beide Zeiten gleichartig diskriminiert wären, z.B. indem man fragt ob die Leute lieber UTC+1 Stunde oder UTC+2 Stunden haben wollen. Dann hat man aber das Problem, das die meisten nicht wissen was UTC ist und welche Zeit unsere Zeitzone normalerweise relativ zu UTC hat.

Wir haben in Europa ja schon die Zeitzonen weitestgehend abgeschafft. Eigentlich würden sich die Staaten der EU über 50 Längengrade – von -10 bis +40 Grad, das wären so eigentlich mindestens drei, eher vier Zeitzonen (geht man von Greenwich aus, so wäre eine für -10 bis -7,65 Grad eine für -7,5 bis 7,5, eine für 7,5 bis 22,5 und eine von 22,5 bis 37,5 und eine für 37,5 bis 40 Grad nötig, das sind sogar fünf Zeitzonen). Aber nur Portugal ist bei UTC+0 (England ist ja nicht ,mehr in der EU). Der Großteil von Europa ist bei UTC+1, selbst Spanien, die westlicher als England liegen, die ja per Definition bei UTC+0 sind und Finnland, Griechenland, Bulgarien, Rumänien sind UTC+2.Warum behält man das dann nicht nur eben mit „Normalzeit“. Die östlichen Staaten hätten dann dauerhaft Sommerzeit, Spanien und Frankreich eine Zeit die um 1 Stunde nachgestellt ist (die Sonne steht also bei ihnen um etwa 11:00 im Zenit). So ist es ja heute schon, nur das alle EU-Länder einen halbjährlichen Wechsel machen. Das Nervige ist das Umstellen und das war früher nötig, wenn man in Europa verreiste. Ich weiß noch, wie ich nach Frankreich reiste und meine Uhr um 1 Stunde zurückstellen musste.

Aber es ist nur eine Definition. Früher hat man sich an dem Sonnenstand orientiert und die Stunden nach Sonnenaufgang angegeben. Tagesanfang war also Sonnenaufgang. Erst mechanische Uhren machten das heutige Modell mit Tagesbeginn um Mitternacht möglich und wo man international zusammenarbeiten muss, arbeitet man mit einer gemeinsamen Zeitbasis. Bei der ISS z. B. Nicht mit der US-Zeit (wobei man da auch mehrere Zeitzonen zur Auswahl hätte) sondern mit UTC. Die USA sind übrigens ein Beispiel wie man es nicht machen sollte. Das Land erstreckt sich über 6 Zeitzonen und da ist Hawaii noch nicht mal dabei. China erstreckt sich auch über vier Zeitzonen, hat aber eine einheitliche Zeit.

3 thoughts on “Gedanken zur Zeitumstellung

  1. Ja, das umstellen ist das Problem. Anscheinend ist in der Woche nach der Umstellung die Produktivität messebar tiefer.

    Aber ob China ein Beispiel ist? In Tibet gibt es eine Unoffiziele Zeit weil die Sonne und die Zeitzone so auseinandere klaft. Ob das nur Nostalgie ist oder einen Handfesten grund hat weiss ich nicht. Immerhin kann man von Afganistan mit einem schritt nach Chine kommen und damit 3.5 Studen springen.

  2. Ich weiß dass die Winterzeit eigentlich unsere Normalzeit ist. Zu wissen dass die Sonne 12Uhr im Zenit steht ist zwar nett, aber ich finde die Sommerzeit hat sehr praktische Vorteile:
    – es ist abends länger hell und
    – morgens länger dunkel
    Und zwar im Sommer, wie im Winter.

    Hätten wir Normalzeit im Sommer, wäre es abends schon um halb 9 dunkel, dafür würde 02:30Uhr die Sonne wieder aufgehen. Da hat außer den Rollladenfabrikanten eigentlich niemand was davon.

    Im Winter wäre die Sommerzeit auch von Vorteil. Man steht eh im dunklen auf, ob es da erst um 8Uhr, oder um 9Uhr hell wird macht keinen großen Unterschied. Dafür hätte man auch im Winter nach Feierabend noch eine Stunde Tageslicht die man real nutzen kann. Joggen, Outdoor-Schach, etc.

    1. Die Diskussion über „dauernde Sommerzeit“ ist glaub ich endlos. Vor allem weil jeder von etwas anderes spricht. Denn die Tageslänge ändert sich nun mal laufend. Nehmen wir mal Berlin (Quelle: https://www.laenderdaten.info/Europa/Deutschland/sonnenuntergang.php)
      Die Sonne geht zwischen 4:40 im Juni und 8:08 auf (Zeitumstellung schon mit drin) und zwischen 15:54 und 21:33 unter. Je nachdem welchen Monat ich mir raussuche ist die eine Zeit besser als die andere. Wenn Du z.B. eine dauernde Sommerzeit haben möchtest, dann wäre es im Dezember bis 9:00 morgens dunkel. Russland hat mit deiner Argumentation vor einigen Jahren die Sommerzeit 2011 dauerhaft gelassen und dann 2014 wieder das Rad zurückgedreht.

      Ich sehe es nicht dogmatisch, ich käme auch mit einer dauerhaften Sommerzeit zurecht, nur diese Umstellerei zweimal im Jahr nervt. Wie ich inzwischen festgestellt habe, kostet sie mich auch Geld, weil während der Sommerzeit die Nachtspeicheröfen schon 1 Stunde vor dem Niedertarif hochheizen.

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