Wo steht Chinas Raumfahrt?

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Der neue NASA-Administrator Nelson nutzte die erfolgreiche Landung von Zhurong um vom Kongress neue Mittel zu erbeten. China wäre nach Nelsons Aussage ein starker Konkurrent im Weltraum und plane weitere Mondmissionen, auch bemannt. Nun ist eines unbestreitbar, China startet immer mehr Raketen. Letztes Jahr waren es mehr als die USA und dies obwohl die meisten Starts der USA kommerzieller Natur waren und die wenigsten Starts von China kommerzieller Natur. Allerdings sind dies vor allem Anwendungssatelliten und militärische Satelliten, relativ wenige wissenschaftliche Satelliten und darum geht es ja bei der NASA. In den letzten zehn Jahren hat sich die Startzahl verdoppelt und sie liegt höher als bei den USA, zumindest wenn man bei den USA die kommerziellen Starts und Starlink Starts abzieht. Nur so macht der Vergleich Sinn, da China ja keiner kommerziellen Aufträge an Land ziehen kann und selbst bisher kein Netz aus erdnahen Satelliten aufbaut. Vergleichen wir also die von den Regierungen beider Länder finanzierten Starts, so liegt China schon heute vor den USA. Daneben gibt es immer mehr Semi-staatliche Firmen die neue Trägerraketen, vor allem für leichte Nutzlasten (unter 500 kg Maximalnutzlast) entwickeln und etliche hatten schon ihren Jungfernflug, wenngleich diese meistens scheiterte. Semi-Staatlich heißt, das diese als Ausgründung der Universitäten entstehen die Weltraumforschung betreiben und diese Universitäten auch die Anschubfinanzierung leisten.

Doch ist China auch ein starker Konkurrent für das bemannte Mondprogramm? Denn für das HLS Programm (Human Landing System = HLS) wollte Nelson mehr Geld haben. Ich sehe das nicht. Ich habe gerade einen Artikel über die Raumstationen neben der ISS fertiggestellt, bei dem ich kurz die einzelnen Stationen umreiße. Nun hat China gerade das Kernmodul Tianhe ihrer operativen Raumstation TSS gestartet. Die vorherigen beiden Module als Experimentalstationen waren gedacht, um sich die Technologie anzueignen. Gerade TSS (Tianhe Space Station) zeigt, wie China entwickelt. Es sind zwei Wege. Der eine Weg ist es Bekanntes zu kopieren und der Zweite eine inkrementelle Entwicklung. Zum Abkupfern. Die ersten beiden Raumstationen waren Kopien der Saljut. Das Raumschiff Shenzhou selbst eine Kopie des Sojusraumschiffs. Sicher gab es chinesische Anpassungen, so mussten die ersten beiden Raumstationen gekürzt werden, weil die Trägerrakete Langer Marsch 2F keine 20 t schweren Module transportieren konnte. Das Ende April gestartete Kernmodul entspricht dem Mir Kernmodul und erlaubt wie dieses das Ankoppeln von vier weiteren Modulen und je zwei Raumschiffen vorne und hinten. China baut also die Mir nach.

Die inkrementelle Vorgehensweise sieht man auch. Tiangong 1 war eine Kopie von Saljut 1 bis 5. Die Station war nicht versorgbar und nach Verbrauch der Vorräte nicht weiter nutzbar. Tiangong 2 eine Kopie von Saljut 6/7. Sie wurde – allerdings erst nach dem einzigen bemannten Aufenthalt – von einem Frachter besucht, der auch vor der ersten Besatzung Tianhe anfliegen soll.

Das Kopieren und die inkrementelle Vorgehensweise findet man auch beim Mondprogramm. Das Kopieren wird offensichtlich, wenn man sich die Landeplattform ansieht, auf der der Rover transportiert wird (analoges gilt beim Marsprogramm) und sich dann mal Fotos von Luna 17 oder Luna 21 mit den Plattformen der Lunchods ansieht. Das iterative Vorgehen sieht man an dem Steigern der Missionsanforderungen. Beim Mondprogramm waren die ersten beiden Sonden Chang‘e-1 und 2 reine Orbiter, es folgten Chang‘e-3 und 4 als Landesonden und Chang‘e-5 und 6 sind Sonden zur Bodenprobengewinnung und Rückführung. Zwischendurch wurde die Rückführung mit einer eigenen Mission erprobt und für die Kommunikation noch ein Satellit gestartet. Es sind jeweils Doppelmissionen, falls eine scheitert. Ist die erste Mission erfolgreich, kann man die zweite Mission mit besseren Instrumenten ausrüsten oder zu einem anspruchsvolleren Ziel senden, z.B. einer Landung auf der Mondrückseite anstatt der Vorderseite.

In der Wissenschaft gibt es ja keine Konkurrenz. Da ist jede Sonde willkommen und niemand freut sich, wenn eine chinesische Sonde verloren geht. Allerdings nimmt man in der Wissenschaft die Sonden Chinas auch nicht so ernst. Eine Planetenforscherin des DLR sagte in einem Fernsehinterview, als die Sonden zum Mars letztes Jahr gestartet waren und es einen Bericht über Mars 2020, Hope und Tianwen-1 gab, das man vor allem mit den USA zusammenarbeite, China würde sich mehr abschotten und die Instrumente würden auch nicht dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. Beides kann ich bestätigen. Mit der Mission und Instrumentierung habe ich mich für meinen Artikel beschäftigt und die Abschottung kann jeder in den letzten Tagen selbst sehen, wenn eine Landung gemeldet wird. Bilder es aber erst nach Tagen gibt. Und ich wage zu prophezeien: nach diesen ersten Bildern werden wir lange keine mehr sehen, denn so war es auch bei den Mondsonden. Das ist kein Vergleich zu der Öffentlichkeitspolitik der NASA oder ESA, auch wenn diese oft kritisiert wird, vor allem bei der ESA, wo man auch mit Bildern geizt (Stichwort Cassis) – 84 veröffentlichte Bilder in drei Jahren Betrieb…). Immerhin gibt es aber immer wieder Veröffentlichungen von Ergebnissen, meist als Kopie der Paper in wissenschaftlichen Zeitschriften und nach sechs Monaten kann, jeder auf die Rohdaten zugreifen. Das fehlt bei China. Dort geht es primär um Öffentlichkeitswirksamkeit. Es geht um Schlagzeilen. Eine Schlagzeile ist „Es gibt das erste Marsbild“. „Wir sind im Orbit“, „Wir haben den Landeplatz selektiert“, „Wir sind gelandet“ und „Der Rover ist herabgerollt“. Dann ist die Liste der Erstlingsdaten aber schon weitestgehend erschöpft und über Fehlschläge wie ein frühes Ausfallen des Rovers von Chang‘e-3 erfährt man nichts. In dieses Bild entfallen die bei der aktuellen Marssonde ausgesetzten Kameras. Vereinfacht gesagt: Rover und Orbiter haben kleine Kameras mit Wlan Sendern und Batterien an Bord die sie aussetzen können. Der Rover positioniert sich dann vor die Kamera, sodass er aufgenommen werden kann. Bei den Orbitern kann man diesen im Weltraum oder vor dem Mars sehen wie er mit jedem Bild kleiner wird. Der wissenschaftliche Nutzen ist gleich null, es geht darum „pretty nice pics“ zu produzieren, vor allem für die chinesische Öffentlichkeit.

Daher glaube ich kaum, das China eine bemannte Mondlandung anstreben wird. Zum einen können sie in dieser Hinsicht nichts von den Russen abkupfern, die es ja nicht geschafft haben. Zum andern ist, das doch ein Projekt das sehr teuer ist. Die bemannte Raumfahrt hat in China in 22 Jahren elf Starts des Raumschiffs Shenzhou mit drei Aufenthalte an Bord von Tiangong 1+2 erreicht. Das ist ein Programm mit niedrigem Mitteleinsatz und einem Start alle zwei Jahre. Die Entwicklungskosten für die Hardware und die Flugerprobung gingen zu Lasten Russlands. Ein Mondprogramm wäre um Größenordnungen aufwendiger. Sie hinken in anderen Bereichen allgemeinen Standards hinterher. So kam die Zentralstufe des Tianhe Starts in die Schlagzeilen, weil sie nicht deorbitiert wurde – etwas was selbst Russland inzwischen durchführt. Bei dem niedrigen Erdorbit wäre das kein Problem gewesen, man hätte nur zum richtigen Zeitpunkt den Treibstoff entgegen der Bewegungsrichtung ablassen müssen, um durch den entstehenden Schub die Stufe zu verlangsamen. Das die Booster das Zweitstufentriebwerk der Zenit einsetzen sei nur am Rande bemerkt – erneut ein Beispiel für das Abkupfern. Ein Mondprogramm wäre anders als die häufig gestarteten „nützlichen2 Satelliten eines ohne direkten Nutzen. Es ist damit dem Wissenschaftsprogramm oder in propagandistischer Hinsicht dem bemannten Programm vergleichbar und gerade diese Sektoren sind ja bei China nicht so ausgeprägt. Warum sollten sie dann ein vielfaches der heutigen Mittel in ein Mondlandeprogramm investieren?

Die USA haben ein anderes Problem. Das Problem ist nicht neu. Es gibt es seit Jahrzehnten. Es ist der fehlende Wille für ein wirkliches Mondprogramm. Die inzwischen einkassierte überhastete Auftragsvergabe für das HLS Programm ist ein Symptom. Ich vermute, man wollte bei den Entscheidern Fakten schaffen, bevor ein neuer Präsident das Programm kürzt oder ganz einstellt. Aber auch die Forderung der unterlegenen Mitbewerber, nun zwei Konzepte zu finanzieren, ist ein Symptom der US-Raumfahrt. Sie arbeitet seit Jahrzehnten mit Redundanz. Jedes andere Land der Welt kommt mit einer Trägerrakete für einen bestimmten Nutzlastbereich aus, die USA haben beim EELV für denselben Nutzlastbereich Delta 5 und Atlas V entwickelt, nun sollen sie erneut durch zwei Träger nämlich Falcon Heavy und Vulcan abgelöst werden. Es gibt für maximal vier bemannte Starts pro Jahr zur ISS zwei Vehikel und nun soll man auch zwei Mondlandesysteme finanzieren? Nichts gegen eine weitere Runde, in dem man mit kleinem Mitteleinsatz die drei Konzepte verbessern lässt. Die Mängel sind ja jetzt bekannt, aber danach sollte man wirklich nur eines selektieren. Der Grundgedanke das durch die Konkurrenz ein Monopol vermieden wird und es so billiger wird. Aber das ist nun ja schon beim CRS nicht eingetreten, obwohl hier inzwischen drei Firmen beteiligt sind. Vielmehr gleichen sich die Preise an, bzw. wenn eine Firma im Sattel sitzt, so hebt sie die Preise an, ganz wegnehmen kann man ihr die Aufträge kaum. CRS-2 ist so pro Kilogramm um 14 % teurer als CRS-1, obwohl die schon bei CRS-1 beteiligten Firmen die Nutzlast ihrer Vehikel systematisch erhöht haben und so bei in etwa gleichen Fixkosten für Start und Vehikel dann ja eigentlich billiger werden, müssten. Etwas Ähnliches gab es schon vorher beim EELV. Vor allem geht die Förderung immer in die falsche Richtung. Wollen die USA wirklich Konkurrenz, so hätten sie bei den neuen Trägern nicht ULA und SpaceX den Auftrag vergeben, sondern Blue Origin und ATK/Grumman mit ihren Konzepten. Die Falcon Heavy gibt es ja schon und Lockheed muss die Triebwerke ersetzen, will es nicht alle Starts der Regierung verlieren. So gäbe es dann vier Raketen nicht nur zwei. Beim Mondlandeprogramm kann man ähnlich argumentieren. Wenn SpaceX sowieso das Starship entwickelt, warum die Firma dann auch noch fördern? Wenn der Auftrag an einen der beiden anderen Konsorten geht, hätte man vielleicht sogar zwei Systeme, denn das SpaceX sich einen gut dotierten Auftrag für eine Mondlandung entgehen lässt, dürfte kaum der Fall sein.

19 thoughts on “Wo steht Chinas Raumfahrt?

  1. IMO kommt der Rest von Chinas Raumfahrt da etwas kurz. Unter anderem die Raketenentwicklung – welche allein einen eigenen Blogeintrag füllen könnte.

    Und zum Thema CoppyCat: Dann sucht sich China halt neue ‚Vorbilder‘.
    2 verschiedene Kopien von Falcon 9 sind dort schon in Entwicklung. Und die 1:1 Kopie von Starship hat man auch schon in den offiziellen Vorträgen der CNSA gefunden.

    1. CopyCat?
      Ich würde eher sagen übernimm das Erfolgreiche und verbessere den Rest. Eine Gewichtsreduktion ist m.E. keine triviale Operation in der Raumfahrt.

  2. Über die Raketennentwicklung gibt es eine ganze Sektion auf der Website:
    https://www.bernd-leitenberger.de/chinesische-raketen.shtml

    Hinsichtlich „Rest“ müsste man um darauf einzugehen auch Informationen haben und die sind bei China spärlich. Die Planetensonden sind da schon der Gipfel der Informationsfreiheit.

    Da die meisten Satelliten nicht wissenschaftlicher Natur ist gibt es über die kaum Infos, aber das ist bei anderen Nationen genauso.

    Zum Kopieren brauchst Du Baupläne, Kalkulationen etc. Nur aus dem Aussehen und den spärlichen Infos von SpaceX kannst Du nichts kopieren, du kannst nur das Prinzip kopieren wie Russland das bei Buran taten. Von Russland haben sie die bekommen, bzw. von den Firmen gekauft nachdem die UdSSR zerfallen ist. Ich bezweifle das es bei SpacEx auch so geht.

  3. Wenn man selbst noch nicht führend in einer Technik ist, dann ist das Kopieren der sinnvollste Weg gleichzuziehen. Die Kopiene sind später meist besser weil man irrwege des Originals umgehen kann.

    In China werden pro Semester mehr Ingenieure ausgebildet als Deutschland insgesamt hat. Obwohl China die Wirtschaftsmacht Nummer 1 ist sehen viele China als rückständig an.

    Ich selbst wollte in diesem System nicht leben, aber sie scheinen als Staat erfolgreicher zu sein wie unser System.

    In der Raumfahrt haben sie so viele verschiedene Systeme, dass es erst mal keinen Sinn macht. Aber so kann man sich für eine neue Generation aus dem Baukasten das jeweils beste heraussuchen. Der Schwerlastträger LM9 ist so en Fall.

    Auch vor längeren entwicklungszeiten braucht man dort keine Angst zu haben, da der Präsident nicht alle 5 Jahre alles umwirft.

    Auch wenn die neue Raumstation wie die MIR aussieht, hat man sicher genug Informationen von der ISS gesammelt, dass man hier technologisch vermutlich die Modernste Station der Welt im All hat.

    Im nachhinein hat sich bisher immer herausgestellt das die geheimsten Informationen dem Gegner fast immer bekannt sind. Ich gehe davon aus, das alle was NASA, ESA, SpaceX und ULA an Hochtechnologie haben irgendwie imer auch China vorliegt.

  4. Das Problem mit China ist, dass die allermeisten Bewohner vom Staat Hirn gewachsen sind, und selbstständiges Denken nicht beigebracht wurde. Und so lange das ist, werden sie in mit dem Westen mithalten können. Ich hatte mal ein Date mit einer Frau aus China. Ist nichts drausgeworden, aber es wäre ziemlich viel Arbeit gewesen, ihr kritisches Denken beizubringen.
    Ein anderes Mal habe ich auf einem Fest eine aus Taiwan getroffen, und sie musste lästern wie die Festlandchinesen so hirngewachsen sind.
    Dann gab es letztes Jahr einen Bericht im TV, wo die Reporter aus Europa, jungen Chinesen (geboren nach 1989) das ikonische Bid vom Tianemplatz zeigten: Die hatte keine Ahnung wo, wann und was es war.

    1. Alle Chinesen, denen ich begegnet bin haben selber denken können. Ob die dann am Stammtisch im Suff Staatskritik begehen weiß ich nicht. Ich habe noch keinen besoffenen Chinesen kennengelernt (obwohl es die auch gibt).

  5. Wie gesagt, dort leben wollte ich nicht. Aber sie sind effektiev.
    Die totale Überwachung der Bevölkerung und der Geldflüsse kann zu einer weiteren effizienzsteigerung des Staates führen.
    Das risiko bei Projekten ist dort geringer. Wenn der Staat einen Windpark baut, lässt er die Energie nicht über Jahre verkommen, weil ein Milan, ein Hamster oder eine Fledermaus auf der geplanten Trasse lebt.
    Für den Rest der Welt sehe ich die Gefahr, dass sie in ein paar Jahrzehnten icht mehr mit uns Handeln wollen, weil wir ihnen nichts mehr zu bieten haben. Rohstoffe aller Art, inkl. Nahrungsmittel habe sie sich weltweit gesichert. In den allermeisten Bereichen der Industrie sind sie führend und in der Hochtechnologie schalten sie gerade in den Überholgang. Wenn sie irgendwann die eigene Bevölkerung mehr konsumieren lassen, dann kommen sie ohne uns sehr gut aus.
    In der Raumfahrt decken sie erst mal das Miltärische und Infrastruktur ab. Sollte es mal einen wirtschaftlichen Grund geben auf dem Mond oder Mars zu sein wird sich das Tempo erhöhen.
    Aktuell ist bemannte Raumfahrt aber nur Fahne Stecken und angeben. Sonden zu Planeten und bemannte Raumfahrt dienen dazu, der eigenen Bevölkerung zu zeigen dass man hier führend oder gleichwertig ist.
    Dazu reicht die bemannte Raumfahrt und die geplante Station aus.
    Bis die Amerikaner zum Mond fliegen wird e noch einige Jahre dauern. Die geplanten Terminen der Amerikaner sind nicht einzuhalten. Bis ein Amerikaner mit SLS LoPG und LunarSS auf dem Mond steht ist 2030 die LangerMarsch9 fertig und man wird gleich ziehen.
    Auf ein Wettrüsten gegen China sollte die USA aber nicht setzen, denn die Resourcen, die Technik und letztlich die Ingenieure kosten in China nur ein Bruchteil. Und der chinesische Staatshaushalt ist größer wie der der USA und wächst. Man mag es gehirnwäsche nennen, aber die Bevölkerung ist sehr zufrieden mit dem Was die Regierung macht. In allen Bereichen geht es immer schneller voran und zwar nicht wie früher nur auf Plakaten. Selbst mit der Überwachung und sicherheitspolitik ist die Bevölkerung einverstanden. Ich habe beruflch einige Kontakte nach China. Die Meinung zum „Überwachungsstaat“ ist etwas so: Ich habe keine Straftat vor, eine Überwachung finde icht toll, dann wird es für mich sicherer. Oder: Bei uns werden 99,9% der Anschläge von 0,3% der Bevölkerung (Uiguren) gemacht wenn der Staat diesen Leuten die möglichkeit nimmt finde ich das gut. Diese Sichtweise ist für einen Westeuropäer nicht nachzuvolziehen.

    1. Wenn wir jetzt eben noch alle Milane, Fledermäuse, Hamster usw. ausrotten, können wir das auch mit den Versuch, das Klima zu „retten“ sein lassen. Dann ist bald nichts mehr da, wofür es sich zu leben lohnt.

      Vielleicht sollten Sie auch mal darüber nach denken, mit welchen Menschen aus China Sie Kontakt haben. Das ist so, wie früher mir der DDR und Co…

    2. Bei denen ist jetzt schon eine Straftat ein Bild von „Winnie the Poe“ online zu stellen, weil man damit den Präsident kritisiert. Dann gab es ja noch die Geschichte, dass Jack Ma für ein paar Monate verschwand, weil er die Führung leicht kritisierte.

      Bei uns darf man ja alle Politiker kritisieren.

      1. Chinesen denken, dass wir eingeschraenkter sind im Alltag.
        So muessen wir z.B. erst etliche Genehmigungen einholen, bevor wir etwas an unserem eigenen Heim aendern koennen (unter anderem beim Nachbarn).
        Ich lebe seid vielen Jahren in Thailand und habe oft in China und/oder mit Chinesen zusammengearbeitet.
        Ist immer eine Frage der Interpretation der eigenen Situation.
        Wir sollten hier weniger Urteilen. Reiche leben eh alle gesetzeslos ob hier oder irgendwo anders auf der Welt.
        Wir kleinen Leute haben alle unsere Einschraenkungen, dass ist ebenfalls ueberall so.
        China hat sich im letzten Jahrzehnt wirklich stark gewandelt und die Society ist wirklich sehr modern. Das taegliche Leben unterscheidet sich weit weniger von unserem Alltag, als wir denken.
        Man gewoehnt sich auch mit der Zeit daran, dass mittlerweile selbst in kleinen Staedten ueberall Cameras sind, aber ist das bei uns wirklich so anders? Bei uns ist es nur nicht so offensichtlich umgesetzt.
        Ich denke ebenfalls, das sobald Space sich lohnt, China da ganz schnell mit an der Spitze ist. Wie halt in allen anderen Gebieten.
        China ist die neue Supermacht. Nur eine Intervention der USA (s. South China Sea) koennte hier ein Stein im Weg sein.

  6. Ich wäre vorsichtig vom Abkupfern zu spechen. Ich denke inspirierte Entwicklung trifft es eher. Warum auch sollte China neue Entwicklungen mit den Bauteilen der 60er Jahre durchführen, oder russische Legierungen verwenden. Die „Neuheiten“ werden sicherlich nicht direkt offensichtlich sein, oder die sichtbare Struktur betreffen, aber ein Verständnis von bemannten Raumfahrtsystemen und einen Zugewinn an Know How bieten.

  7. Kopieren in verbindung mit Redesigne ist fast immer der Beste Weg.
    Die Russen haben eine Raumkapsel entwickelt und diese immer weiter angepasst bis die heutige Sojus heraus gekommen ist. Sjus ist immer noch das effizienteste Sytem auf dem Markt.

    Die ISS würde ohen Sarja nicht funktionieren und beruht auf dem TKS Raumschuff aus den 70ern

    Die Amerikaner haben mit Mercury, Gemini, Apollo, Shuttle, Dragon, Starliner Dreamcheaser und X37b immer wieder etwas ähnliches von Grund auf neu entwickelt.

    Wenn man die ganzen Gelder die die Nach Apollo dafür ausgegeben worden sind das Rad immer wieder neu zu erfinden in eine weiterentwicklung der Apollo technik gesteckt hätte wären wir viel früher bei effizienten wiederverwertbaren Trägern angekommen und hätten die Fähigkeit den LEO zu verlassen nicht eingebüßt.

    Bewährtes zu Kopieren und zu verbessern ist keine Schwäche sondern ein Vorteil. Beim Redesigne ist man in der Regel effizienter als das Original, weil man hier keine Rücksicht auf bestehende Vorstufen, Produktionsmittel und Werkzeuge nehmen muss.

  8. Zuerst mal wäre es nett wenn Du deine Frage dort stellst wo sie auch hingehört, ich habe den Kommentar nun händisch in den letzten passenden Blog verschoben. Sonst entwickeln sich leicht off-topic Diskussionen.

    Zum Projekt selbst – wofür sollten „Roboter“ also Raumsonden zusammenarbeiten? Natürlich kann man die Daten zwischen Programmen austauschen, aber eine Zusammenarbeit von Raumsonden gäbe es nur wenn man irgendwie die Arbeit aufteilen kann wie bei der Marsbodenprobengewinnung wo die Proben von den USA gewonnen und in den Orbit befördert und von einem ESA Orbiter zur Erde zurückgebracht werden.

    Natürlich kann man die internationale Zusammenarbeit mit der gegenseitigen Unterstützung, z.B. durch Bereitstellung von Kommunikationsressourcen oder unwahrscheinlicher durch Bereitstellung von Träger dann als „robotic lunar Base“ verkaufen, aber eine mondbasis in dem Sinne das alles an einem Ort ist wird es wohl nicht geben. Wäre auch nicht sinnvoll, wenn man mit mehreren Missionen verschiedene Regionen erkunden kann anstatt sie an einem Platz zu versammeln.

    Beim Mond ist aus dem anders gearteten dV-Anforderungen und der Nähe so eine Teilung nicht wirklich nötig, wobei Chang’e-5 kann das Gefährt das den Lander absetzt einfach im Mondorbit bleiben und die Proben abholen oder man startet direkt zur Erde wie dies Luna 16-24 taten.

    Ansonsten sehe ich bei Russland nur Papierraumsonden, die seit Jahren angekündigt sind, Interessierte können ja mal nach „Venera D“ suchen und ich musste sogar lachen:

    “Both sides have agreed to incorporate Russia’s superheavy rocket with China’s human space flight “

    So so, Russland hat eine „superheavy Rocket“, ist mir irgendwie entgangen…

    1. Na ja, „Pläne“ zu „Super Heavy Rockets“ hat ja Russland nicht Wenige.

      Aber soweit ich auf Reddit mal gelesen habe, hat unser alter Freund Rogosin letzten Dezember auf Facebook bekanntgegeben, dass das Yenisei Konzept aktuell „mit neuen technischen Lösungen überarbeitet“ werden soll.

      Das soll alllerdings noch eine Weile dauern (wir wissen ja alle was das in Wahrheit heißt), weshalb bei den ersten Missionen Anfang der 2030er noch Angaras verwendet werden sollen.

      Quelle ist dieser russischer Artikel:

      https://ria.ru/20210302/raketa-1599529588.html

      1. > weshalb bei den ersten Missionen Anfang der 2030er noch Angaras verwendet werden sollen.
        Ob sie die Serienproduktion bis dahin schaffen? Bei dem „enormen“ Tempo sieht es eher nicht so aus.

  9. Etwas andere Sicht : Raumfahrt unter kommunistischen Führung in China

    Als China am Sonntag den Erfolg seines ersten Weltraumspaziergangs feierte, machte das führende Luft- und Raumfahrtunternehmen des Landes aus einem ganz anderen Grund online auf sich aufmerksam. Die staatliche China Aerospace Science and Technology Corporation (CASC) sah sich mit Gegenreaktionen konfrontiert, nachdem berichtet wurde, dass ein Beamter der Kommunistischen Partei in ihrer Tochtergesellschaft angeblich zwei prominente Wissenschaftler angegriffen hat, darunter eine 85-jährige Frau.

    Der mutmaßliche brutale Angriff, der Anfang Juni stattfand, wurde am Samstag in einem Bericht des staatlichen Magazins China News Weekly der breiten Öffentlichkeit bekannt. Laut staatlichen Medienberichten griff Zhang Tao, Vorsitzender der China Aerospace Investment Holdings von CASC, zwei Wissenschaftler an, nachdem diese seinen Antrag auf Empfehlung, Mitglied der International Academy of Astronautics zu werden, abgelehnt hatten.

    Das Ergebnis war: Wu Meirong, 85, hatte eine gebrochene Wirbelsäule, während Wang Wang Jinnian, 55, mehrere gebrochene Rippen und Weichteilverletzungen hatte.

    In den chinesischen sozialen Medien fragten sich viele, warum der Vorfall mehrere Wochen lang vor der Öffentlichkeit geheim gehalten wurde. Unter zunehmendem Druck gab die CASC am späten Sonntagabend schließlich eine kurze Erklärung ab, in der sie zugab, dass Zhang Tao Wissenschaftler „nach dem Trinken“ geschlagen hatte, und kündigte seine Entfernung an.

    Möchte anmerken, das Chinesische Gelehrte und Intellektuelle eine komplizierte Geschichte mit der Kommunistischen Partei haben. 1957 führte eine vom Vorsitzenden Mao Zedong ins Leben gerufene Anti-Rechts-Kampagne zur politischen Verfolgung Hunderttausender Intellektueller. Weniger als ein Jahrzehnt später gerieten chinesische Schriftsteller, Akademiker und Gelehrte erneut ins Visier der Kulturrevolution, von denen viele öffentlich gedemütigt und von den Roten Garden brutal angegriffen wurden.

    Selbst die Wissenschaftler, die das aufkommende Raumfahrtprogramm des Landes leiten, sind von politischen Turbulenzen nicht verschont geblieben. Yao Tongbin, ein renommierter Raketenwissenschaftler, wurde vor seinem Haus von einem Mob zu Tode geprügelt. Zhao Jiuzhang, Chefkonstrukteur von Chinas erstem Satelliten, beging Selbstmord.

    Wie einer der Kommentare auf der Weibo-Website sagt: „Der Vorfall in Zhang Tao hat gezeigt, dass es viel schwieriger ist, das Gesetz durchzusetzen, als ein Raumschiff in den Himmel zu schicken.“

    Selbst der Begründer der russische Raumfahrt, S. Koroljow, wanderte unschuldig ins Gefängnis. Nach dem berüchtigten 58. Artikel wurde Sergej zu zehn Jahren Lager, fünf Jahren Disqualifikation und Beschlagnahme von Eigentum verurteilt. Er war Häftling Nr. 1442, wie sich seine Kameraden im Lager Magadan erinnerten, „kurz, mit schrägem Kopf, intelligenten braunen Augen … absolut düster in die Zukunft blickend“. Im Gefängnis wurde er brutal Misshandelt und geschlagen, beide Kiefer wurden durch die kommunistischen Wächter gebrochen.

  10. Mitte Juni 2021 veröffentlichten Roskosmos und die chinesische Raumfahrtbehörde einen Fahrplan für die Errichtung der zukünftigen Station auf dem Mond. Und schließlich beginnt von 2031 bis 2035 die interessanteste Phase, die zweite Phase ist tatsächlich die Hauptphase des Baus der Mondbasis. Ab 2036 beginnt die dritte Etappe – Menschen werden zum ersten Mal auf die Basis gehen. Dies unterscheidet den chinesischen Ansatz deutlich von dem amerikanischen – die USA wollen bereits 2024 mit bemannten Missionen beginnen, obwohl die Machbarkeit dieser Pläne selbst den Chef der NASA in Frage stellt.

    Roskosmos und die chinesische Raumfahrtbehörde haben die ESA bereits offiziell zu dem Projekt eingeladen, die seit langem mit China kooperiert und beispielsweise gemeinsam Astronauten für den Flug zu einer chinesischen Orbitalstation ausbildet. Aber die Amerikaner – sowohl die NASA als auch private Händler – werden sich aufgrund des Verbots jeglicher Zusammenarbeit mit chinesischen Weltraumorganisationen höchstwahrscheinlich nicht an dem Projekt beteiligen.

    Bin mir aber recht sicher, das China noch vor den Russen auf dem Mond landen wird, die haben das Potenzial in jeder Hinsicht als auch die finanzielle Möglichkeiten. Russland als ein sehr schwaches wirtschaftliches Land, kann sich sowas nicht leisten, auch die einzigartige Energija Trägerrakete (für die damalige Zeit) mit über 200 Tonnen Nutzlast war Opfer der sehr hohen Kosten und der sehr schwachen Wirtschaft. Möchte nur erwähnen, das in Donezk zu ukrainischen Zeiten haben Metallurgen um die 500 Dollar verdient und heute unter russischer Besetzung verdienen die Menschen nur 100 Dollar monatlich. Und Anfang Juni 2019 während einer Demonstration haben 15 Einwohner von Kiselyowsk einen offenen Aufruf an den kanadischen Premierminister Justin Trudeau und den UN-Generalsekretär Antonio Guterres mit der Bitte um Flüchtlingsstatus in einem nordamerikanischen Land aufgenommen und auf YouTube veröffentlicht. Das ist ein einmaliger Vorfall der auch die Verzweiflung der russischen Menschen zeigt. Zur Raumfahrt: D. Rogozin wird in Russland von den Medien und in Netzwerken als Totengräber der russischer Raumfahrt bezeichnet. Der hat hat sich gewehrt, ging vor Gericht und siegte.

    Das Dokument mit 19 Seiten: https://www.roscosmos.ru/media/files/mnls.pdf

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