Der beste Personal Computer

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Ich habe ja eine lose Rubrik der schlechtesten Computer aller Zeiten. Vor allem der Artikel über den C64 wird alle paar Jahre wieder mit Kommentaren versorgt, weil irgendwann mal jemand den in einem C64 Forum verlinkt hat. Sachargumente fehlen in den Kommentaren aber zumeist.

Während es relativ einfach ist schlechte Computer auszumachen, weil ihre Schwächen zu beziffern sind, ist es schwerer den besten PC auszurufen. Bisher habe ich dies nicht gemacht. Doch gerade habe ich die Recherchearbeit zu einem Artikel über den Xerox Alto / Xerox Star beendet und dabei bin ich über eine Liste gestolpert in der die „The 25 Greatest PCs of All Time“ aufgeführt sind und dort ist der Xerox Star, das kommerzielle Modell auf Platz 3, hinter dem Apple II und dem Compaq Deskpro 386. Na ja dachte ich mir, da hätte ich auch sicher eine andere Liste zusammen bekommen und nachdem was ich über den Xerox Alto recherchiert habe, gehört er auf Platz 1, er war nicht nur seinen Nachahmern (Macintosh, GEM, Windows) um ein Jahrzehnt voraus, etliches was er beherrschte zog woanders nach Jahrzehnten erst ein. Manches bis heute nicht. Von dem, was jeder von uns als Windows oder grafische Oberfläche kennt, unterscheidet sich der Xerox Alto / Star dadurch, dass es eine durchdachte, wirklich einfache Oberfläche war. „Durchdacht“ ist zumindest Windows bis heute nicht. Wenn ein Computer die Vision eines Gerätes wiedergibt, das einfach zu bedienen ist, für jeden geeignet dann der Xerox Alto und das, obwohl er schon in den Siebzigern entstand.

Aber er war erben nicht kommerziell erfolgreich, einfach, weil er zu teuer war. Das könnte man auch auf etliche andere gute Computer sagen wie z.B. den NeXT über den ich als letztes einen Artikel schrieb. Allerdings hat der auch echte Schwächen gehabt.

Ich habe mal nachgedacht und mir überlegt welche Kriterien wohl ein „greatest PC of all Times“ erfüllen müsste und ich denke, es ist nicht ein, sondern es sind drei Kriterien die soweit ich weiß bei keinem Gerät alle zutreffen, daher kann man auch trefflich streiten. Dies sind:

Technische Überlegenheit

Wobei ich bei einem Computer das nicht auf die reine Hardware beziehen möchte, sondern auch auf die Software. Die Besonderheit des Alto war eben, das seine Benutzeroberfläche grafisch war, und das zwei Jahre bevor mit dem MITS Altair 8800 der „erste“ PC erschien (in Anführungszeichen, weil im Xerox Parc schon 1973 der Alto als ein „personal computer“ bezeichnet wurde. Und der Altair hatte als Oberfläche Leuchtdioden und als Ein-/Ausgabemöglichkeit Kippschalter und wurde in Maschinensprache programmiert. Ein Betriebssystem gab es nicht. Ich meine das man den Alto hier wegen des enormen Abstandes der Grundidee unangefochten auf den ersten Platz setzen kann. Mitte der Siebziger Jahre gab es im Xerox Parc einen Computer nicht nur mit einer grafischen Oberfläche, nein die Rechner waren auch untereinander vernetzt, man konnte sich Mails schicken, Dateien von anderen Rechnern holen, einen Laserdrucker gemeinsam nutzen. Netzwerke hielten bei Windows z. B. erst 20 Jahre später den Einzug, Mail nochmals einige Jahre später.

Es gab in den letzten über 40 Jahren immer wieder Rechner, die in einigen Aspekten neue Standards setzten. Dazu gehört der Amiga, der eine richtig gute grafische Oberfläche hat und eher die Ideen des Alto umsetzte als Macintosh oder Atari ST, leider mit einer nicht hochauflösenden Grafik. Ich würde auch den ersten echten portablen Computer mit dem man arbeiten konnte dazu nehmen. Ich kann mich an einen mit Plasma Display erinnern, der relativ früh da war, leider ist mir der Name entfallen. Einer der frühesten Rechner war der Data General One, er hatte einen LCD-Bildschirm mit einer Auflösung etwas besser als CGA, zwei Disklaufwerke und er war wirklich tragbar, anders als die vorherigen Modelle mit Röhrenmonitor wie Osborne 1, IBM Portable. Davor gab es zwei Rechner, die jeweils ein Manko hatten. Der Grid Compass von 1982 hatte ein zu kleines Display mit nur 320 x 240 Punkten, war nicht netzunabhängig war, dafür aber ins All flog und der Gavallian sc der aber nur 32 k ram und ein 400 x 64 Pixel lcd Display hatte und eher eine aufmotzte Version, der damals schon verbreiteten Handheld Computern mir kleinem lcd Display war. Demgegenüber war der Data General One wirllich der Protptyp eines heutigen Notebooks, damals noch mit internen Laufwerken, aber schon kippabrem LCD Display anstatt wie bei anderen „tragbaren“ Computern, ein schwerer Kasten mit Röhrenmonitor. Auf den vorderen Plätzen einzusortieren wären auch Rechner, die zu ihrer Zeit besonders gut ausgestattet waren wie der Victor Sirius, ein MS-DOS Kompatibler zeitgleich mit dem IBM PC erschienen aber mit 800 x 400 Pixel Display, 1,2 MByte Floppys und bis zu 896 k RAM. Er patzte nur beim Prozessor – auch ein 5 MHz 8088 wie beim IBM PC.

Preis/Leistung

Technische Überlegenheit kann man natürlich erkaufen. Man muss nur das neueste und schnellste auf dem Markt verbauen, aber man hat dann eben auch einen teuren Computer. So z.B. beim Grid Compass, denn man als ersten Laptop der Welt bezeichnet. Kostete eben 8.000 bis 10.000 Dollar. Der hohe Preis war ja das Manko des Alto. Er selbst wurde nicht vermarktet, aber sein Nachfolger, der Xerox Star, der erschien 1981, immerhin noch einige Jahre vor Lisa, Macintosh und Atari ST, aber er kostete auch 16.500 Dollar. Das war der vierfache Preis eines IBM PC, der nahezu zeitgleich erschien. Die Kunst ist es, einen Computer mit geringen Kosten zu bauen, der trotzdem nützlich ist. Hier kann es nicht einen Sieger geben, sondern viele, weil selbst der billigste Computer über die Zeit nicht mehr der billigste bleibt, weil die Technik weiter fortschritt und es Nachfolger gibt die sie nutzen. In den Achtzigern gehören aber sicher Spectrum, C64, die CPC-Serie und die Atari ST zu solchen Preis-/Leistungssiegern und all diese Rechner wurden ja auch gut verkauft. Heute würde ich den Raspberry Pi anführen. Je nach Modell ist man selbst mit externem Netzteil, SD-Karte und Gehäuse bei 50 bis 100 Euro und man kann mit diesen durchaus etwas anfangen. Vielleicht weniger Office-Arbeiten – auch beim neuesten Modell schwächelt er bei Webseiten dank der vielen eingebetteten Elemente doch arg, aber ideal für Bastelprojekte, Printserver, Firewall, Netzwerksniffer oder Multimediazentrale. Zum Programmieren reicht es allemal. Im PC Bereich würde ich die Marke beim Schneider PC setzen. Es gibt so magische Marken, Preise, bei denen die Nachfrage deutlich nach oben schnellt. Der Schneider PC 1512 war der erste IBM PC kompatible mit einem Preis von unter 2.000 DM, das entspricht heute immerhin der gleichen Summe in Euro. PC Kompatible wurden laufend billiger, aber 2.000 DM war nochmals deutlich preiswerter als damals üblich. Dafür bekam man aber keine abgespeckte Hardware, sondern einen Rechner mit CGA Karte, Monochrommonitor, zwei Dicklaufwerken, 512-KB-RAM und einem 8 MHz 8086, womit er doppelt so schnell, wie ein IBM PC war. Das Konzept haben die Schneider Rundfunkwerke dann noch mit einem Euro PC fortgesetzt, der nochmals billiger war und bei dem die Elektronik mit Diskettenlaufwerk in der Tastatur untergebracht war, was damals sonst nur Heimcomputer machten. Eine Firma kann in dieser Kategorie aber nicht mitspielen: Apple. Seit dem ersten Rechner waren deren Rechner hochpreisig. Das war ein Konzept von Steve Jobs, das er auch bei seiner Rückkehr beibehielt.

Sozialer / kultureller Impact

Als der Altair 8800 herauskam, kauften, den vor allem Leute die beruflich mit Elektronik zu tun hatten, man musste den „PC“ schließlich als Bausatz komplett selbst zusammenlöten und hatte dann nur einen Computer ohne jede Software, nicht einmal mit einer Tastatur oder einem Monitor. Inzwischen hat jeder irgendeinen Computer, manche sogar mehrere, sei es nun Desktop PC, Notebook, Smartphone, Tablett, Smart-Watch etc… Bestimmte Geräte haben diese Durchdringung der Gesellschaft, das wir überhaupt zu einer Informationsgesellschaft wurden, mehr beschleunigt als andere. Auch hier gibt es sicher viele Meilensteine. Der absolut wichtigste ist aber kein Gerät, sondern das Internet. Bevor es in Deutschland mit dem Internet-boom losging, gab es ja schon zwanzig Jahre lang Personal- und Heimcomputer. Sie hatten sich in der Bürowelt durchgesetzt, waren in vielen Berufen als Werkzeug für Ingenieure oder technische Zeichner nicht mehr wegzudenken. Privatanwender daddelten oder programmierten oder waren einfach an der Technik interessiert. Aber erst mit dem Internet kam der Computer in der Breite der Gesellschaft an, denn nun war er kein Werkzeug oder Spielzeug, er diente mit dem Internet: Mail,. Chat, Surfen fundamentalen Bedürfnissen von Menschen nach Kommunikation und Information. Das geht inzwischen so weit das, wenn Facebook mal für einige Stunden ausfällt, für viele die Welt untergeht.

Wenn man aber den Fokus auf Geräte legen muss, dann würde ich tatsächlich den IBM PC als Sieger in dieser Kategorie ansehen. Ansonsten würde ich ihn eher als einen der schlechtesten Computer ansehen. Seine Konzeption übernahm Teile des 8 Bit Vorgängers mit einem 8085-Prozessor, sie war nicht innovativ und man hat sich den langsamsten 16 Bit Prozessor ausgesucht, den man finden konnte, den Computer dafür sehr teuer verkauft. Aber der Impact auf die ganze Industrie war enorm. Vorher wurden schon Microcomputer verkauft, die gab es ja auch seit einigen Jahren. Aber sie wurden als High-Tech Spielzeug für Nerds, Ingenieure angesehen, nichts was man sich ins Büro stellt. Wenn aber IBM einen solchen Microcomputer produziert, dann müssen die Dinger doch für alltägliche Büroarbeiten gut sein, denn IBM ist eine seriöse Firma mit einem hervorragenden Ruf. Das verlieh der ganzen Industrie einen Schub.

Zu erwähnen wäre auch noch eine Person und eine Firma, die einen großen Einfluss hatte. Steve Jobs und Apple. Steve Jobs verstand es immer, einen enormen Rummel um die Produkte zu machen und er hatte das Gefühl für ein Design, das ankommt. Die Produkte, in die er sich selbst einmischte, kamen nicht so gut an, doch er hat daraus gelernt und als er 1997 zu Apple zurückkehrte, mischte er sich nicht mehr in die Technik ein. Seitdem hat Apple viele Produkte herausgebracht, die zu Wegbereitern neuer Produktkategorien wurden, obwohl es entsprechende Geräte schon vorher von anderen Anbietern gab. Erwähnt seien nur die IPods als MP3-Player und IPhones als Smartphones.

Ich vermute, dass man bei der PC World den Compaq Deskpro-386 auf Platz 2 wählte, hat mit einem kulturellen Impact zu tun. Der Impact war, das bisher IBM einen neuen Computer herausbrachte, andere Firmen bauten sie nach und kamen dann nach IBM auf den Markt. Beim Deskpro 386 baute Compaq vor IBM in einen AT einfach den Nachfolgeprozessor Intel 386 ein und brachte das Gerät auf den Markt als besonders schnellen IBM PC AT. Erstmals hatte eine Firma den „Industriestandard“ selbstständig erweitert. Ansonsten kann ich an dem Rechner weder eine besondere technische Leistung erkennen, noch war er preiswert.

One thought on “Der beste Personal Computer

  1. Wenn man einen Computer sucht, der für seine Zeit gut ausgestattet war, und eine brauchbare Software hatte, dann z.B. die Sun3/60 (wenn mit mindestens 12MB RAM ausgestattet) mit monochromen Display, die ersten Sun Sparc Desktops (wenn mit mindestens 24 MB RAM ausgestattet) mit monochromen oder Graustufen Display. Da hatte man dann ein 1Megapixel Grafikdisplay. (Auflösung 1152×900 Pixel.)

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