Hanf „Balkondoor“ Zucht – der Anbau

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Weiter geht es mit der Anleitung, wie man Hanf in Kübeln für die eigene Cannabisgewinnung aufzieht. Über die Unterschiede zu den beiden anderen Anbauformen habe ich schon informiert, diesmal geht es darum, was man für die Zucht so braucht und wie man sie betreibt. Ich gehe davon aus, dass ihr euch inzwischen Hanfsamen bestellt habt, wer mit Stecklingen arbeiten will, kann das erste Kapitel überlesen. Ich schließe das Thema dann zur Erntezeit mit einem weiteren Blog, ab in dem es um die Ernte geht.

Was man braucht

Wie für jede Pflanzenzucht braucht man etwas Equipment:

  • Hanfsamen.
  • Töpfe in drei Größen (8-9 cm, 16 cm, 40 cm Durchmesser oben, entsprechend 0,25 l, 2-3 l und 15-20 l) mit passenden Untersetzern.
  • 20 l Blumenerde pro Pflanze.
  • 1 Sack Blaukorn.
  • Eventuell für die Blütenunterstützung PK-Dünger.
  • 1 l und 5 l Gießkanne, auch 10 l Kannen sind nicht verkehrt
  • Wasser.
  • Eventuell eine Pflanzenlampe

Ich selbst bin bisher mit „normaler“ Ausrüstung gut gefahren. Das heißt, ich verwendet normalen Dünger und keinen speziellen Cannabisdünger und auch keine besondere Pflanzerde, sondern die vom Aldi.

Die Zahl der Pflanzen sollte man nach dem später zur Verfügung stehenden Platz im Zimmer be­messen, da man sie später ins Zimmer hereinholt. Das ist meist weniger als man auf dem Balkon oder vor dem Haus hat. Etwa 60 bis 80 cm Anstand pro Pflanze (hängt stark vom Sommer ab 2013 wurden die Pflanzen höher → 80 cm, 2014 reichten beim verregneten Sommer auch 60 cm). d.h. vor eine Glastür passt eine Pflanze, vor ein normalgroßes Wohnzimmerfenster zwei Pflanzen. Sie müssen später am Licht stehen, sonst gehen sie ein. Der größte Topf ist der endgültige. Bei 15 bis 20 l Inhalt werden die Pflanzen maximal 2 m hoch. Bei größeren Töpfen noch höher, dann gibt es aber Probleme sie ins Zimmer zu holen, sie sind dann zu groß und oft mit Kübel auch zu schwer. Man kann meiner Erfahrung nach bei normalen, nicht auf hohen Ertrag gezüchteten Sorten mit etwa 50 g Cannabis im Durchschnitt pro Pflanze rechnen.

Nach dem Cannabiscontrolgesetz darf jeder drei weibliche Pflanzen besitzen. Es werden wohl mehr Pflanzen sein, da man das Geschlecht erst bei der Blüte feststellen kann. Anbauvereinigungen dürfen pro Kalendermonat sieben Samen oder fünf Stecklingen weitergeben. Das ist eine dieser Merkwürdigkeiten im Gesetz. Es zielt vor allem auf die Abgabe durch „Cannabisclubs“ ab. Wer Regelungen für den privaten Anbau sucht, findet im Gesetzestext wenig und das ist widersprüchlich: wenn ich Cannabis im Freien anbaut, interessiert mich nicht die Regelung pro Kalendermonat, sondern pro Jahr, denn ich kann nur im Sommer anbauen und der Ertrag muss dann für ein Jahr reichen. Da gibt es aber eine enorme Differenz: man darf in seiner Wohnung nur 50 g Marihuana „besitzen“ was weitaus weniger ist, als drei Pflanzen liefern und wenn man Mitglied eines Cannabisclubs ist, darf man von diesem 50 g pro Monat erhalten, im Jahr also 600 g. Ich rate daher allen, im Verwandten und Freundeskreis sich nach Nichtkonsumenten umzuschauen und zu fragen ob man ihre Ration „besitzen“ darf. Dann beschriftet man jede Schachtel mit 50 g Grass eben mit deren Namen. Analog denke ich kann man auch vorgehen, wenn man mehr Pflanzen braucht, dann müssen eben die Töpfe mit den Namen der volljährigen Nichtkonsumenten versehen werden und diese instruiert werden, dass sie entsprechende Auskünfte geben, wenn die Polizei nachfragt. Das Gesetz sagt ja nicht, wo die Pflanzen stehen müssen. Ich habe die Hoffnung, dass das Gesetz noch etwas nachgebessert wird, zumal selbst die Polizei sagt, dass diese kleinteilligen Regelungen das Gegenteil von dem bewirken, das beabsichtigt ist nämlich die Polizei, Strafverfolgungsbehörden und Gerichte zu entlasten. Momentan sehe ich gerade bei dem Heimanbau noch Regelungsbedarf.

Keimung

Hanfsamen sind teuer, selbst billige feminisierte Samen kosten 5 Euro pro Stück, man kann aber auch 15 Euro pro Samen ausgeben. Daher wird man sie nicht einfach wie andere Samen breit verstreuen, wer nicht feminisierte Samen hat, wird das schon deswegen nicht tun, weil er später die Männchen aussondern will. Die Samen werden daher vorgekeimt, dafür gibt es zwei Methoden

Papiertaschentuchmethode: Die Samen werden in einem feuchten Papiertaschentuch (umschlagen, sodass die Samen bedeckt sind) vorgekeimt. Nach einigen Tagen (regelmäßig nachsehen und befeuchten) sieht man eine Keimwurzel, dann platziert man jeden Samen in die Mitte eines 7-cm-Topfs, etwa 0,5 cm tief.

Ich selbst bevorzuge die zweite Methode: Man gibt sie Samen in ein Wasserglas (Schnapsglas reicht) und schaut täglich nach ob die Keimwurzel schon da ist. Anders als das Papiertaschentuch kann das Glas nicht austrocknen und so die Keimung stoppen, wenn man mal das Nachsehen vergisst. Dann in ein Teesieb abseihen und vorsichtig entnehmen. Wer ein Grobmotoriker ist, und Angst hat, die Keimwurzel abzubrechen, sollte bei beiden Methoden eine Pinzette dazu nutzen.

Gekaufte Samen keimen relativ schnell, selbst gewonnene brauchen oft ein bis zwei Wochen. Die Samen bleiben etwa ein bis zwei Jahre keimfähig, danach nimmt die Keimfähigkeit deutlich ab. Es ist auch normal das nicht alle keimen, es sind ja Lebewesen. Von den dieses Jahr bestellten acht Samen keimten sieben.

Aussatzeitpunkt

Die junge Pflanze, bis das erste Blattpaar mit den typischen Fingermuster erscheint, darf man etwas feuchter gießen als die späteren Hanfpflanzen. Die Saatzeit liegt zwischen Anfang April und Anfang Juni. Es gilt als Regel: je früher man sät, desto größer werden die Pflanzen zur Ernte sein. Ich habe lange Zeit Ende April/Anfang Mai aus­gesät. Das lag primär daran, dass ich im April regelmäßig für eine Woche wegmusste und nicht riskieren wollte, das mein Bruder die Pflanzen beim Gießen ersäuft, wenn er sich ums Haus kümmerte.

Samen, die nicht sofort keimen, kann man trotzdem eine Chance geben und in den Topf geben, viele kommen dann doch noch, nur etwas später. Die Pflanzen bleiben auf der Fensterbank, bis die Eisheilligen vorbei sind, sie sind frostempfindlich.

Ich habe auch experimentell Hanf im Monatsabstand ab Dezember ausgesät, also mehrere Monate vor dem optimalen Termin. Das Resultat: die ersten beiden Pflanzen von Anfang Dezember begannen mit der Blüte schon Mitte Mai, leider zwei männliche. Die erste Weibliche von Anfang Januar begann in der zweiten Junihälfte. Damit liegen in beiden Fällen 5 ½ Monate zwischen Aussaat und Blütenbeginn. Bei etwa 8 bis 9 Wochen Blütezeit und Forderung, dass die Pflanzen noch den Sommer bis Ende August voll zum Wachstum nutzen sollen, ergibt sich ein optimaler Aussaattermin zwischen Anfang März und Anfang April mit einem Blütetermin Mitte August bis Mitte September und einem Erntetermin Mitte Oktober bis Mitte Dezember. Das ist aber stark vom Wetter abhängig. Wenn der Sommer sehr gut ist, in dem Sinne, das es viele Sonnenstunden gibt, auch noch im August, dann blühen selbst früh gesäte Pflanzen erst spät, 2020 und 2023 z.B. erst ab Mitte September. Wer auf Nummer sicher gehen will sät ab April aus, dann sind die Pflanzen bis zu den Eisheiligen, wenn die letzten Nachtfröste noch kommen können, so klein, dass man sie auf der Fensterbank halten kann.

Dieses Jahr habe ich ebenfalls früh mit der Aussaat begonnen und gleiche die fehlende Sonneneinstrahlung durch eine Pflanzenlampe aus. Das Modell das ich habe, hat drei Timer mit 4, 9 und 14 Stunden, ich nutze den 4 Stundentimer der nach 18:00 aktiv wird und so den Tag um 3 Stunden verlängert, auf ein Niveau, dass sonst im Mai normal ist. Die preiswerte Lampe reicht für Jungpflanzen aus und sind diese so groß, dass die Lampe nicht mehr ausreicht, muss man eh umtopfen und sie kommen nach draußen. Ich lasse euch wissen, ob das was brachte.

Umtopfen

Die Pflanzen wachsen recht schnell und müssen nach etwa 4 bis 6 Wochen und 3 Monaten umgepflanzt werden. Der neue Behälter sollte deutlich größer als der alte sein, mindestens 5 besser 10 cm im Durchmesser größer. Wer einen ganz großen Kübel (45 l) nimmt, braucht zwei Zwischengrößen, sonst reicht eine. Es ist vor allem bei den Jungpflanzen ratsam, einen kleinen Stecken (alte Stiele von Neujahrsraketen eignen sich dafür) schon bei der Jungpflanze zu platzieren und sie festzubinden, da sie anfangs schnell in die Höhe wachsen, aber noch nicht verholzt sind. Wächst sie einmal schief, so hat man, wenn sie schwerer wird, ein Problem. Später nicht vergessen, die Schnüre wieder durchzuschneiden, sonst schneiden sie in den Stamm. Ich topfe immer dann um, wenn die Pflanze etwa dreimal so hoch wie der Topf ist.

Anders als Hanf der in Growboxen gezogen wird und klein bleibt (meist werden dort nur 5 l oder kleinere Töpfe verwendet) bildet voll ausgewachsener Hanf sehe viele Seitentriebe aus, er wird „buschig“. An jedem Triebende bilden sich später Blüten oft auch noch auf den Zweigen. Das steigert den Ertrag, allerdings sind diese Blüten deutlich kleiner und die Ernte wird dann arbeitsaufwendig.

Pflanzerde

Ich verwende normale Pflanzerde vom Discounter. Mein Nachbar „sterilisiert“ die Erde noch indem er sie längere Zeit im Backofen / Mikrowelle erhitzt. Das ist so ein Beispiel, wie sich im Internet etwas verselbständigt. Jemand macht etwas anderes und alle machen es nach, weil es ja anders und damit per se „besser“ ist. Mein Nachbar meint, dass er so „Schädlinge“ wie Spinnmilben abtötet und verweist darauf, dass in seiner Seite steht, das nach dem Sterilisieren manchmal weiße Körnchen zu sehen sind, das soll das Eiweiß der abgetöteten Insekten sein.

In der normalen Landwirtschaft untersucht man neue Methoden durch Versuche im Gewächshaus und Freiland, aber bei verbotenen Pflanzen geht das nicht, zumindest habe ich nie davon gehört, dass dort Blumenerde „sterilisiert“ wird.

Ein paar kritische Anmerkungen: Blumenerde besteht entweder zum Teil aus Torf, der so sauer ist das dort keine Schädlinge überleben, oder ganz aus Erde aus dem Schnellkomposter. Dort werden Abfälle aus der Biomülltonne bei hoher Temperatur kompostiert. Die hohe Temperatur tötet alle Tiere ab, wer einmal einen Komposter in Arbeit sah und die Erde direkt nach dem Öffnen angefasst hat, weiß das. Die weißen Körnchen können dagegen von den Pilzen stammen, die im Komposter die Zersetzung tun und sich vermehren und das ist gut so, denn diese gehen als Mykorrhiza später eine Verbindung mit der Pflanze ein und sind wichtig für deren Gedeihen, es kann auch Styropor sein, das ab und an fein vermahlen zugemischt wird, damit die Erde locker bleibt. Spinnmilben kommen in jedem Falle aus der Luft.

Sofern man Sand hat, kann man diesen unter die Pflanzerde mischen, Hanf bevorzugt durch­lässigen Boden. Ich verwende Sand für etwa ein Drittel des Volumens. Er sorgt auch dafür, dass die Erde durchlässiger wird, auch wenn man Hanf nur schwer übergießen kann.

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