Raspberry Pi 5: Desktop-Performance erreicht
Der eine oder andere von euch kennt ja den Kleincomputer „Raspberry Pi“. Das Gerät ist etwas schwer einzuordnen. Ich habe schon Vergleiche mit den Heimcomputern der Achtziger gelesen, vor allem weil man mit dem Raspberry programmieren kann. Da er aus England kommt, gab es oft Vergleiche mit den Rechnern von Sinclair, Acorn oder Amstrad. Immerhin: deren Verkaufszahlen hat er mittlerweile überrundet – wobei das natürlich ein unfairer Vergleich ist: damals hatten viel weniger Leute einen Computer als heute, die Rechner waren viel teurer und anders als beim Raspberry Pi musste man bevor man überhaupt, das kleinste Programm laufen lassen konnte sich mit dem Gerät intensiv beschäftigen.
Andere sehen in ihm eine Konkurrenz zur Arduino Plattform also der Makerszene, wo Sensoren, Aktoren oder ähnliches an eine Pinleiste angeschlossen werden.
Wieder andere sehen in ihm einen potenten Linuxrechner, den man für viele Einsatzzwecke mit der geeigneten Distribution nutzen kann. Er kann als Medienzentrale (Kodi, Libelec), NAS, Firewall oder Hackerwerkzeug (Kali-Linux) dienen.
Ich habe schon einiges mit den Raspberry Pis gemacht und habe von jeder Generation einen gekauft. Einen Raspberry Pi /erste Generation) Modell B hat eine Wetterstation über zwei Jahre lang angetrieben, bis etwas nicht mehr funktionierte und sie nach einigen Stunden immer abstürzte. Kann an den Sensoren liegen oder am Raspberry, da es bei mir wie bei vielen Programmierern so ist, dass das Projekt programmieren interessanter ist, als wenn es einmal läuft es dann bei einem Fehler neu aufzusetzen, habe ich es dabei belassen.
Die Seiten, die damals ein Raspberry Pi 1 erzeugt und per FTP auf meine Webpräsenz hochgeschoben hat, gibt es aber immer noch. So war z.B. das Wetter vor acht Jahren und so vor sieben Jahren (am 4.4.)
Ein Raspberry Pi 2 diente als Mediathek mit Kodi an meinem alten Fernseher, ist in der Funktion nun überflüssig, weil der neue die Mediatheken selbst anzeigen kann, der alte konnte das noch nicht, der HBBTV Standard kam erst später.
Derzeit protokolliert ein Raspberry Pi 3, wie viel Heizöl ich im Tank habe. Da arbeite ich gerade an einem Update um den inzwischen durch Nachtanken bestimmten Offset zwischen Sensorkopf und maximaler Einfüllmenge mitzuverarbeiten.
Zwischendurch habe ich mir einen sehr kleinen Raspberry Zero gekauft, weil ich mit der Menüführung meiner MP3-Player so unzufrieden war und mir einen selbst bauen wollte und der Raspberry Zero hat eben den niedrigsten Stromverbrauch in der Reihe, was für ein portables Gerät wichtig ist. Das Projekt habe ich aber dann nicht umgesetzt, weil weil ich dazu ein eigenes auf die Komponenten die ich zusätzlich brauche zugeschnittenes Gehäuse gebraucht hätte, anders hätte ein portabler Einsatz keinen Sinn gemacht. Wie wackelig nur Steckverbindungen sind merke ich auch beim Ölstandsmesser.
Mit dem Raspberry 4 dachte ich hätte ich den Rechner, den man als Desktop-Ersatz einsetzen kann. Dazu muss ich etwas ausholen. Zweimal im Jahr gehe ich in mein Ferienhaus nach Nesselwang, das ganzjährig durch eine Verwaltung vermietet wird. Es geht darum Großputz zu machen, die Platten von Unkraut und Dreck zu befreien, die Büsche zu stutzen und fehlende Dinge im Inventar zu ersetzen.
Einen Internetzugang gibt es, aber lange Jahre war das für mich eine internetlose Zeit, heute heißt das ja neudeutsch „Digital Detox“. Mit dem Aufkommen Raspberrys habe ich diese mit nach Nesselwang genommen, zumindest ab dem Zweier, die erste Generation war für alles zu langsam. Sie ist klein, wiegen nicht viel, für jemanden ohne Auto, der mit dem Zig anreist und die letzten 2.5 km zu Fuß gehen muss durchaus ein Argument.
Bisher waren sie aber immer zu langsam. Mit dem Raspberry 2/3 ging schon vieles: Mails beantworten, mit Libreoffice Blogs schreiben oder was ich auch tat an meinem Buch „Mit Raumsonden zu den Planetenräumen“ weiterzuschreiben. Was praktisch nicht benutzbar war Mediathekview um Videos runter zuladen (auch der Fernseher in Nesselwang konnte bis vor zwei Jahren kein HBBTV) und Browsen. Das Problem beim Browsen sind die völlig überfrachteten Webseiten mit animierten Elementen, meist Werbung. Beim Mediathekview ist es der Einsatz von Java und der enorme Speicherplatzverbrauch des Programms von 1,9 GByte – der Raspi Pi 2/3 hat nur 1 GB RAM. Mit dem Raspberry 4, der gegenüber dem 2/3 schon deutlich an Geschwindigkeit zulegte und auch mit 3 oder 8 GB RAM verfügbar war, ging es deutlich besser, aber noch nicht optimal, es war eben immer noch Geduld gefragt.
So steht seit 2019 ein gebraucht gekaufter Mini-PC von HP dort, auch nicht der schnellste mit einer Sandy-Bridge CPU und 4 GB RAM / 128 GB SSD. Aber er reicht. Von mir aus könnte es auch so noch weitergehen, aber da hat Microsoft einen Riegel vorgeschoben. Der Rechner wurde mit Windows 7 Pro ausgeliefert, klar, was anderes gab es, als er 2013 hergestellt wurde nicht. Ich habe auf Windows 10 upgegradet. Dessen Support läuft nun aus. Dabei hieß es mal, dass Windows 10 „lebenslang“ laufen würde – also so lange ein Rechner eben lebt. Ein Upgrade auf Windows 11 geht nicht, weil die CPU nicht in den Kompabilitätslisten von Microsoft ist. Microsoft hat für Windows 11 neue Systemforderungen herausgebracht, die zum einen sinnvoll sind wie das ein TPM vorhanden sin muss. Zum anderen willkürlich. Was mir und den meisten aufstieß war, dass es als es raus kam, es praktisch auf keiner CPU lief, die älter als zwei bis die Jahre zu dem Zeitpunkt war. Jeder sieht darin eine Maßnahme von Microsoft um den PC-Verkauf anzukurbeln (dabei fertigen sie ja fast keine PC) und besonders peinlich: Prozessoren die älter sind, die Microsoft aber selbst in den eigenen Tabletts „Surface“ verbaut, sind natürlich ausgekommen.
Ich hatte mir schon überlegt, was ich ab Oktober 2025 machen soll, wenn der Support für Windows 10 ausläuft. Möglich wäre es erneut einen gebrauchten Rechner zu kaufen – der letzte kostete knapp 300 Euro. Ich könnte auch 100 Euro drauf legen und einen neuen Rechner kaufen in der Einstiegsklasse, oder meinen PC, der jetzt knapp 2 Jahre alt ist durch einen neuen ersten und den nach Nesselwang schicken. Das wäre wohl die teuerste Lösung. Mit Tricks Windows 11 auf dem alten HP zum Laufen zu bekommen halte ich es nicht so. Die funktionieren zwar jetzt, aber dann ist man von Goodwill von Microdoft abhängig, die Windows jederzeit wieder deaktivieren können.
Aber ein neuer Rechner für zwei Wochen Nutzung im Jahr, zumal es ja auch nie so ist, dass ich sofort loslegen kann. Da zwischen den Aufenthalten immer sechs Monate lagen mussten immer jede Menge Updates eingespielt werden, oft gab es inzwischen eine neue Windowsversion, da alles dauerte Stunden. Danach nervt dann immer Google bei Chromium und Mailkonten, weil es feststellt, dass ich meinen Standort gewechselt habe muss ich jedesmal den PC wieder freischalten, was über eine SMS-mit einem Code geht. Und wie es in der Digitalwüste Deutschland ist: der Empfang ist im Ferienhaus schlecht, ein Balken, oft auch gar keiner. Man bekommt die SMS nicht und kann nicht weiter machen. Gut daran wird sich nichts ändern, aber der Raspberry 5 hat einige Vorteile: Zum einen ist er als Linuxgerät dahingehend sicher das es praktisch keine Schädlinge gibt, wenn es Linux-Viren oder Trojaner gibt, dann wohl für x86-PC mit Linux. Man muss also nicht aktualisieren und wenn, dann kann ich das weil der Rechner so klein ist, das ich ihn auch wieder heimnehmen kann, vor dem Aufenthalt nebenher machen. Geht ehrlich mit apt-get einfacher als mit Windows Update. Ich denke da aber vor allem an Updates beim Abrufen der Mails und Lesezeichen im Browser.
Aber ich komme nun zum Hauptthema – kann ein solch kleiner Rechner einen PC ersetzen? Nun sicher nicht einen Gamer-PC, auch gegen einen aktuellen Office-PC hat er keine Chance, aber das wäre auch unfair, denn selbst wenn man zum Preis eines Raspberry Pi 5 noch eine SD-Karte (oder USB-Stick) als Massenspeicher und ein Netzteil dazurechnet ist man bei einem Preis von 120 Euro. Unter 400 Euro wird es schwierig, einen Office PC zu bekommen. Nach Tests der Zeitschrift ct’ liegt er auf dem Niveau von Billignotebooks von 2017. In etwa äquivalent war ein Barebone mit dem Atom-Prozessor Intel Celeron J4105, das ist also Einstiegsklasse. Aber ich fand ihn schnell, zumindest im Vergleich mit seinem Vorgänger. Updates waren schnell installiert, Webbrowsing ging endlich auch bei werbe-dominierten Seiten und Anwendungen starten schnell. Das Einzige, was mir negativ auffiel war, das ich bisher alles am Raspberry über Fernzugriff machen konnte. Also der Rechner konnte im Nachbarraum stehen und ich griff über Windows Desktop zu. Das geht bei Thunderbird als Mailprogramm und den Browsern Firefox und Chromium nicht mehr, die erzeugen so nur Pixelsalat. Die Lösung war ein KVM Switch.
Für alle, die sich noch einen Raspberry Pi zulegen wollen, noch ein kleiner Tipp: Seit dem Raspberry 4 kann der Rechner von einem USB-Stick oder einer USB-SSD booten. Und zwar ohne irgendwelche Eingriffe. Da SD-Karten nicht sehr haltbar sind, sie sind einfach zu klein und empfindlich und zudem es so ist das die besten Flashbaustseine in SSD landen, dann kommen USB-Sticks und erst dann SD-Karten, nutze ich einen USB-Stick als Massenspeicher. Die gibt es auch schneller als SD-Karten. Kleine Stummel nehmen auch nicht viel Platz weg.
Nervig sind einige Patzer bei der Bestückung der Platine. Der Raspberry 5 kann so heiß werden, dass man einen Lüfter installieren kann. Dessen Pins sind aber gerade an den Buchsen, sodass man nur schwer drankommt. Erstmals kann er auch von einer NVM-SSD booten. Doch dafür soll man ein dünnes, Kabel in eine nicht gerade sichere Verbindung (für Pi Kenner: diesselbe wie für den Kameraanschluss) stecken (Foto oben). Leute gehts noch? Bei einem Massenspeicher so eine Verbindung? Ich habe bei Vine einen HAT für eine NVM-SSD zum Testen gehabt und es nicht zum Laufen bekommen, oder anders gesagt, ich brachte nach einigen Versuchen die MM2-SSD zum Laufen, konnte auch ein Betriebssystemimage kopieren, aber jede Änderung war nach dem nächsten Neustart weg. Ich warte nun mal drauf, dass es bei Vine ein USB-Gehäuse für eine M2 SSD zum Testen gibt und baue sie dort ein. Denn dies ist die beste Lösung eine SSD punktet vor allem bei den hohen IOPS-Werten, die für einen Rechner wichtig sind. Eine SSD im externen 2,5 Zoll Gehäuse ist eben schon mal so groß wie der Rechner selbst.
Interessanterweise gibt es nun einen winzigen Power-Knopf, wurde auch Zeit. Woran mal die Pi Foundation nachdenken könnte, wäre die GPIO Leiste. Zum einen ist deren Position nach oben so unglücklich gewählt (alle anderen Öffnungen sind an den Seiten) sodass die meisten Gehäuse – selbst das offizielle Gehäuse – sie zudecken. Warum legt ihr sie nicht an eine Seite?
Das zweite wäre nachzudenken ob man die GPIO Leiste überhaupt beim Raspberry pi 5 braucht. Aufgrund der Rechenleistung spielt der Rechner in einer anderen Liga. Er ist dreimal schneller als sein Vorgänger, der war schon erheblich schneller als die Raspberry 2/3 Generation und die hatten zwar denselben Kern wie der Raspberry 1 aber gleich mehrere davon. Ich würde ihn einordnen für Arbeiten die Rechenleistung brauchen, aber nicht für den Anschluss von Sensoren. Das ist dann mehr der Einsatzzweck der kleineren Exemplare (1-3), die zudem weniger Strom brauchen, wichtig, wenn das ganze mobil sein soll und man als Ausgabe ein kleines LCD-Display nutzt.
Echte Maker werden sowieso anders vorgehen – ein Raspberry bootet ein Betriebssystem von einem Massenspeicher, meist eine Linux Anpassung. Dort arbeitet man mit einer GUI. Klar man kann so bequem programmieren, nutze ich auch aus. Die Programme schreibe ich in Lazarus, kann sie bis auf den Sensorteil auf einem PC testen und kompiliere sie dann nur noch auf dem Raspberry. Beim aktuellen Heizöltankmesser ist auch Python dabei, weil es bei Lazarus keinen Timer gibt, der präzise genug ist, um die Signallaufzeit des Ultraschalls (erforderliche Genauigkeit im Millimeterbereich = Mikrosekunden Zeitauflösung). So misst ein Pythonprogramm einmal in der Stunde und schreibt den Wert in eine Textdatei, die ich dann wieder mit Lazarus auslese.
Aber normal ist bei solchen Projekten, dass ein Microcontroller das Messprogramm nach dem Booten ausführt. Geräte wie von Arduino oder ESP32 Boards haben eine IDE die auf dem PC läuft und auf die Geräte wird nur ein Flash-Image über gespielt, dass dann beim Einschalten automatisch startet. So was muss ich beim Raspberry erst einrichten.
Interessanterweise hat die Raspberry Pi Foundation selbst so einen Arduino-Konkurrenten am Start, den Raspberry Pi Pico der mit 8 Euro auch deutlich weniger als selbst das kleinste Raspberry Pi 1 Modell kostet. Dabei ist der von der Leistung (ATM-Kern mit 133 MHz, 26 KB RAM, 2 MB Flash) deutlich leistungsfähiger als die 8-Bit Mikrocontroller in den meisten Arduinos. Aber so richtig zu Ende gedacht ist das nicht, denn die Pfostenleiste für die GPIO-Pins muss man selbst auflöten. Überall sonst ist sie schon installiert.
Als Fazit: Derzeit ist der Raspberry Pi 5 mein Nachfolger des Mini-PC, wenn in eineinhalb Jahren Schluss mit dem Support ist, wobei mich das wohl erst im April 2026 trifft, da ich meist im Herbst vor dem 25.10 abreise. Bis dahin könnte es sein, das es den Raspi Pi 6 gibt …
Wenn Ihr HP Mini-PC ein RAM Upgrade auf mehr als 4GB preiswert zuläßt, könnten Sie auf diesem ein Linux installieren, idealerweise ein zum Raspberry PI möglichst ähnliche Distribution.
Zu Hause auf eine zweite SSD installieren, und vor Ort nur diese SSD und einen USB Stick mit Installations/Rescue Medium mitnehmen.
MfG
Ich sehe aber darin keinen Sinn. Der Raspi 5 den ich habe hat schon 8 GB. Eine ausgemusterte SSD ist als Bootlaufwerk eingerichtet und er ist schneller als der HP-PC. Also keinerlei Vorteile.