Was kostet ein europäisches Mondprogramm?

Bei meiner Satire über die Weltraumpartei hat sich ja eine Nebendiskussion entsponnen, ob man ein europäische Mondprogramm durchführen könnte und was konnte es kosten (dort als „deutsches“ angegeben, doch wegen der Beteiligung von Frankreich und Italien in den Kernelementen, wäre es ein europäisches). Nun die Kostenabschätzung wird immer spekulativ sein, doch ich will mal einen „best guess“ abgeben und die Zahlen soweit es geht begründen. Continue reading „Was kostet ein europäisches Mondprogramm?“

Aus der Praxis lernen

Das heißt es ja immer. Doch geht dies auch wenn die Praxis recht teuer ist? Nun wir alle wissen, dass Satelliten teuer sind. Aber wie lernen die Studenten sie zu bauen? Schaut man sich an den Unis rum, so hat jede irgendwelche Kleinsatellitenprojekte die sie gerne umsetzen könnte, nur finanzieren kann sie es nicht. Das ist ein Novum, denn sonst versucht man überall Praxis zu vermitteln. Der Mitteleinsatz ist unterschiedlich. Wenn man Chemie studiert braucht man Labore und einige nicht gerade billige Apparate. Bei Softwaretechnik reicht ein PC. Programmiersprachen gibt es heute als OpenSource. Da sind die Investitionskosten übersehbar.

Die Frage ist, warum es nicht eine Partnerschaft zwischen ESA / nationalen Weltraumagenturen und den Universitäten gibt. Das teuerste ist bei einem Raumfahrtprojekt die Arbeitszeit und Studenten werden nicht bezahlt und Doktoranten und Hiwis nur sehr schlecht. Würde die ESA die Hardware bezahlen und die Unis die Studenten, so könnte man etwas auf die Reihe stellen. Beide hätten einen Nutzen davon. Letztendlich profitiert die ESA, wie auch alle Firmen und nationalen Institute von gut ausgebildeten Studenten. In Deutschland gibt es einige Unis/Fachhochschulen mit dem Schwerpunkt Raumfahrt. Stuttgart, München, Aachen fallen mir spontan ein. Bremen und Berlin haben auch Ausbildungsgänge. Das ist nur ein ESA-Land. Nimmt man alle zusammen kommt man sicher auf 20 Unis. Schon alleine daran kann man sehen, dass es immer noch etwas besonderes sein wird einen Satelliten zu starten. nicht jeder Student wird daran teilnehmen können. Aber ich denke es ist möglich. Continue reading „Aus der Praxis lernen“

Nur 5% der Mittel die man ins All bläst …

wären sicher für viele Astronomen eine wundersamer Geldregen. Ich habe in der aktuellen SuW einen Artikel über 50 Jahre Röntgenastronomie gelesen. Da fiel mir eine Zahl auf: 5 Milliarden Dollar. Das ist nach diesem Bericht zufolge der gesamte weltweite Etat für Weltraumastronomie.

Nun war Astronomie schon immer Großforschung, wenn man berücksichtigt, was man an Geld in die Hand nehmen muss. Ein Teleskop ist eben teuer, aber es ist auch sehr langlebig und kann sehr lange genutzt werden. Die Teleskope auf dem Mount Wilson und Mount Palomar, die in den zwanziger und vierziger Jahren entstanden sind zwar für heutige Verhältnisse nur noch mittelgroß, aber sie arbeiten noch immer, nun eben mit elektronischen Detektoren anstatt Fotoplatten. Was sie mehr beeinträchtigt ist die Zivilisation und ihre Lichtverschmutzung.

Gemessen an den Investitionen sind die Unterhaltskosten überschaubar. Nehmen wir ein Beispiel. Das Teleskop „Gran Telescopio Canares“ kostete 130 Millionen Euro, die jährlichen Unterhaltskosten liegen bei 9 Millionen Euro. Dafür bekommt man ein Teleskop mit 10,4 m Durchmesser. Continue reading „Nur 5% der Mittel die man ins All bläst …“

Immer das alte Spiel

Da fiel mir diese Nachricht auf. Einerseits ganz positiv, weil nun die Vega besser im Markt positioniert sind, nachdem Wettbewerber sich zurückziehen oder die Preise erhöhen. Es zeigt dann auch wie kurzfristig die deutsche Raumfahrtagentur geplant hat, die sich nicht an der Vega beteiligen wollte. Doch der zweite Teil zeigt dann wie es leider derzeit auch bei der Ariane ist. Kaum ist ein Träger entwickelt, geht es schon darum ihn weiter zu entwickeln. Das hatten wir immer seit Ariane 1. Doch während bei Ariane 2-4 das noch preiswert war (Ariane 1→2 Ausnützung von Reserven die es schon gab, leicht verlängerte dritte Stufe, Ariane 2→3 zusätzliche preiswerte Feststoffbooster, Ariane 4: flexibles System aus Boostern, basierend auf der schon entwickelten Technologie), wurde es seitdem immer teurer.

Bei Ariane 5 musste ein neues Haupttriebwerk her und nun auch noch eine neue Oberstufe die extrem teuer wird (etwa 1,5 Milliarden Euro, 2003 waren es noch 700 Millionen Euro, dabei hat man schon etwa 300 bis 400 Millionen für das Vinci ausgegeben) und im Verhältnis zu den Kosten nur wenig zusätzliche Nutzlast bringt. Und nun dasselbe Spiel bei der Vega. Kaum geflogen plant man schon eine neue Version. Continue reading „Immer das alte Spiel“

Technologie ist kein Selbstzweck: Beispiel ATV

Vor einigen Tagen las ich diesen Bericht auf SpaceNews. Er bringt mich auf mein Thema: Raumfahrt muss ökonomisch sein. Sie muss weil es um Forschung geht sicher nicht Geld abwerfen, aber man muss verantwortlich mit den Steuergeldern umgehen. Warum geht es in diesem Bericht konkret: 2006 beschlossen ESA, JAXA, NASA und Roskosmos dass man gemeinsam die ISS bis 2016 betreibt. Die NASA benötigte zu diesem Zeitpunkt die Mittel für den ISS Betrieb (derzeit ohne Versorgungsflüge rund 2 Milliarden Dollar pro Jahr) für ihr zu diesem Zeitpunkt noch aktuelles Mondprogramm. Darauf hat sich die ESA eingestellt. Nachdem vorher bis zu 10 ATV in der Diskussion waren, gab es nun nur noch einen Auftrag für 4 Exemplare nach dem Jungfernflug. Continue reading „Technologie ist kein Selbstzweck: Beispiel ATV“