Was brachte das Apolloprogramm?

Das Apolloprogramm kostete insgesamt 25.5 Milliarden USD, davon entfielen 22.3 bis einschließlich Apollo 11, die restlichen Missionen gab es also zum „Spotpreis“. Schon kurz danach gab es Kritik an den Kosten und warum man dass Geld nicht besser auf der Erde ausgibt (das wurde natürlich getan, denn zu Spitzenzeiten wurden durch das Apollo Programm 400.000 Personen beschäftigt).

Ich war schon immer der Meinung, dass das Apollo Programm politisch sinnvoll war. Ich hatte meine Zweifel an dem wissenschaftlichen und technologischen Nutzen. In den letzten Jahren habe ich meine Meinung geändert, vor allem weil ich mich mehr mit Trägerraketen beschäftigt haben und der Nutzen heute Offensichtich ist.

Unstrittig ist sicher der Nutzen für die Trägerraketenentwicklung. Auch wenn die Saturn V niemals später eingesetzt wurden, die Erfahrungen die man mit ihnen und der Entwicklung sehr schubstarker Triebwerke die gesammelt wurden hätte man anders nicht sammeln können. Man erinnere sich bitte einmal welche Zuverlässigkeiten Trägerraketen in den 60 er Jahren hatten und wie die Saturn mit 100 % Zuverlässigkeit bei 33 Starts hier herausragen. Nicht umsonst verwandte man später die Triebwerke der Saturn 1B in der Delta und das Mondlandertriebwerk ebenfalls. Heute basieren die Ares I+V auf … Na erraten sie es ? Den J-2S Triebwerken die man im Apolloprogramm entwickelt hatte für zukünftige Versionen der Saturn V, die aber nie zum Einsatz kamen.

Es gab auch Entwicklungen in anderen Bereichen, die Apollo Kapsel und die Orionkapsel gleichen sich wie großer und kleiner Bruder. Nicht umsonst nennt die US Presse Bushs „Space Initiative“ mangels eines offiziellen griffigen Namens inzwischen „Apollo 1.5“ oder „Apollo by the Clones“.

Die wesentlichen Entwicklungen die es jedoch im Apollo Programm gab lagen meiner Meinung nach nicht so sehr im technischen Bereich, sondern im Management. Apollo konnte trotz Verzögerungen bei dem Bau der Mondfähre und der Neukonstruktion der Kapsel nach dem Verlust der Besatzung bei Apollo 1 im vorgesehenen Zeitrahmen durchgeführt werden und zu den vorgesehenen Kosten, obwohl es ein echtes Mammutprojekt war und man bei allem völliges Neuland betrat.

Kann man das heute von einem NASA Projekt behaupten? Space Shuttle und ISS sprengten bei weitem ihr Entwicklungs- und Operationsbudget. Alle anderen Bemühungen die man seitdem machte um den Space Shuttle zu ersetzen wurden eingestellt, weil sie kostenmäßig aus dem Ruder liefen und man kaum technische Fortschritte sah.

Bei Apollo gewann man viel Erfahrung, auch mit der Bewältigung von Krisen bei der Landung von Apollo 11 und nicht zuletzt bei der Rettung von Apollo 13. Dies war möglich weil die Bodenkontrolle im Vergleich zu heute aus vielen Personen bestand welche sich die Daten ansehen, durch unzählige Simulationen gedrillt waren und viel Sachverstand besaßen. Mehr und mehr verließ sich die NASA in die folge auf die Computer. Kostendruck führte zu kleineren Teams. erinnert man sich noch an Challenger? Die Beschädigung des Boosters war in den Messwerten seit dem Start deutlich, wurde aber nicht bemerkt. Der NASA Pressesprecher gab sogar noch Flugdaten bekannt als die Fähre schon explodiert war. Und bei Columbia erkannte man den Einschlag des Schaumstücks auf den Videoaufnahmen nach dem Start. Fütterte damit ein Computerprogram namens „Crater“ anstatt sich Gedanken zu machen und dieses hielt alles für Okay!

Die NASA entließ direkt nach der Mondlandung und in den Jahren danach die meisten die für Apollo arbeiteten, und nach den Richtlinien die sie hatte waren dies vor allem die Ingenieure, Techniker und Manager die am längsten aktiv waren und die am meisten Erfahrung hatten (warum erinnert mich die NASA eigentlich so an deutsche Unternehmen?) und sie ging danach den Bach runter um es mal salopp zu sagen: Das nächste Großprojekt hieß Space Shuttle und dieses wurde nicht im Zeitplan fertiggestellt (Verzögerung 2.5 Jahre) und nicht im Kostenplan (Preisansteige um 292 %).

Was sind die Entwicklungen welche der NASA heute vorschweben? Es ist eine Raumfähre im Apollo Still, welche auf einer Trägerrakete gestartet wird, basierend auf den 30 Jahre alten Space Shuttle Boostern und den 40 Jahre alten J-2 Triebwerken von Apollo. Ich sehe derzeit nirgends ein Projekt am Horizont, von dem man sagen könnte, es wäre ein echter Schritt nach vorne – Das gab es zu dieser Zeit nicht nur im bemannten Bereich, sondern auch bei den Raumsonden. Man erinnere sich an Viking und Voyager die zur Zeit von Apollo oder kurz danach konzipiert wurden. Den Bildern von Lunar Orbiter die bis heute Grundlage für die Mondkarten sind.

Es ist durchaus nicht selbstverständlich das das Mondprogramm so erfolgreich war. Man muss nur einen Blick hinter den eisernen Vorhang werfen, denn die Sowjets hatten auch ein Mondprogramm, doch sie konnten nach mehreren Jahren weder einen erfolgreichen Start ihrer Trägerrakete N-1 vorweisen, noch flog eine spezielle Sojus Kapsel erfolgreich um den Mond herum. entweder dekomprimierte sie oder es gab zu hohe Beschleunigen beim Wiedereintritt oder sie kam vom Kurs ab.

Die NASA braucht nicht Visionen. Sie braucht vor allem qualifizierte Mitarbeiter (heute ist praktisch die gesamte Shuttle Reparatur und Wartung outgesourced) und eine solide Finanzierung der Aufgaben die anstehen. Nicht einen Präsidenten, der meint ein Apollo Nachfolgeprogramm einfach durch Einsparungen aus der Portokasse finanzieren zu können.

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