Jede Entwicklung durchläuft 3 Phasen…

Das ist, wenn ich mich so umschaue mein Resümee bei technischen Entwicklungen. Ich will es mal an zwei Beispielen zeigen: Dem Luftverkehr und dem PC

Phase 1: Erfindung und Produkt für wenige – nicht Massenmarkttauglich.

Das Flugzeug wurde 1903 erfunden (oder besser gesagt, das erste das flog). Der Mikrocomputer 1968 oder 1971 (je nachdem ob man das Entwicklungsmuster bei TI nimmt, das diese nie produzierten oder den Intel 4004). Beide hatten eines gemeinsam: die grundlegende Technik existierte damals schon, vielleicht noch nicht in allen Details, aber die Basis. Sie war aber noch meilenweit von einem Massenprodukt weg. Beim Flugzeug war es so, dass es zuerst nur eine Person befördern konnte, eine geringe Reichweite hatte und sehr unzuverlässig war. Bei den ersten Computern auf Basis der 4 Bit Prozessoren reichte die Rechenleistung nicht aus für einen PC. Es gab Boards mit HEX Anzeigen in denen man die Programmierung lernen konnte, oder man steuerte damit Ampeln. Das galt auch noch für die ersten PC’s auf Basis von 8 Bit Rechnern.

In dieser Phase ist die Erfindung etwas für Leute die experimentierfreudig sind, neugierig, aber noch ohne großen praktischen nutzen. Bei einem Konsumprodukt würde man nun von den "Early Adaptors" sprechen.

Phase 2: Der Nutzeffekt tritt ein

Durch evolutionäre oder revolutionäre Entwicklung wird das Produkt leistungsfähiger und irgendwann bringt es einem größeren Personenkreis einen praktischen Nutzen. Es erreicht die Schwelle, für die es für bestimmte Personen lohnend ist, es zu kaufen oder zu benutzen – nicht wegen des Produktes, sondern wegen eines praktischen, finanziellen Nutzens. Beim Flugzeug war diese Schwelle erreicht als es die ersten Passagierflugzeuge gab- noch mit Propellerantrieb und geringem Komfort wie die DC-3 oder Junkers Ju-52. Das war in den späten 20 er Jahren der Fall. Für Geschäftsleute oder andere die schnell reisen mussten war die Zeitersparnis Geld wert (Adolf Hitler war bekannt dafür mehrere Wahlkampftermine pro Tag zu haben, die nur möglich waren weil er per Flugzeug von einem zum nächsten reiste).

Beim PC waren dies wohl die ersten Komplettgeräte, die man einfach so nutzen konnte, ohne sich mit BASIC oder Computerdetails auseinandersetzen zu müssen. Dazu gehört auch die erste Standardsoftware, die entwickelt wurde wie Visicalc, Wordstar oder DBase. Ende der 70 er Jahre war diese Schelle erreicht und dazu zähle ich Geräte wie den Apple II, den IBM PC oder den Osborne. Diese PC’s konnten einem Betrieb oder Büro eine deutliche Arbeitsentlastung bringen. Für den Privatverbraucher gab es aber immer noch nicht den Nutzen der es rechtfertigen würde, sie zu benutzen.(Obwohl dies natürlich viele taten, ich gehörte auch zu Ihnen).

Phase 3: Massentauglich und weite Verbreitung

In der weiteren Entwicklung wird das Produkt besser und billiger. Irgendwann tritt dann ein, dass es eine Schwelle unterschreitet, ab der es von vielen als zu teuer angesehen wird, und mehr und mehr Leute benutzen es. Dies verläuft dann zuerst rapide, die Verbreitung nimmt sehr schnell zu und erreicht dann ein Plateauniveau. In diesem verändert sich dann das Produkt noch dauernd. Die Verbreitung bleibt aber gleich und es verändert sich nicht mehr so massiv wie vorher. Wenn eine neue Innovation kommt die in Konkurrenz dazu steht, kann es sein, dass es dann sogar in eine Abschwungphase kommt in dem es immer weniger nachgefragt wird.

Beim Flugzeug war der Durchbruch zur Massentauglichkeit sicher die Erfindung des Düsentriebwerks. Die ersten Düsenmaschinen anfang der 50 er Jahre senkten zum einen die Reisedauern auf die Hälfte, zum anderen konnte man pro Flugzeug viel mehr Passagiere transportieren. Beides zusammen verbilligte den Ticketpreis enorm, weil man nun pro Jahr mit einer Maschine 4-5 mal mehr Passagiere transportieren konnte, als mit einer Propellermaschine. Seitdem hat der Luftverkehr zwar weltweit zugenommen, aber es gibt nicht so riesige Entwicklungen mehr. Wer sich einen Boeing Dreamliner anschaut und ihn mit der über 50 Jahre alten 707 vergleicht, sieht recht wenige grundlegende Unterschiede in den technischen Daten und dem Aussehen. Die Unterschiede liegen im Detail, in sparsameren Treibwerken oder leichteren Werkstoffen. Das ist das typische für eine evolutionäre Entwicklung.

Beim PC war der Durchbruch für den Massenmarkt die grafische Benutzeroberfläche und die Prozessoren die leistungsfähig genug waren, sie darzustellen. Windows 3.1 war auch für meinen Bruder – der nach 15 Jahren immer noch Computerlaie ist – der Grund sich doch einen Computer anzuschaffen. Dadurch wurde die Bedienung so einfach, dass er massentauglich wurde. Die Rechenleistung reichte nun auch für Spiele – eine weitere Sache die ihn attraktiv machte, Auch wenn es mancher nicht gerne hört (besonders bei Microsoft und Co) – so viel hat sich seitdem nicht geändert. Es ist bunter geworden und noch etwas bedienungsfreundlicher (zumindest oftmals). Doch die Benutzung hat sich nicht geändert. Ich habe dies erst selbst wieder gemerkt, als ich gestern anfing mein Buch mal testweise in meine 15 Jahre alte Windows 3.1 Textverarbeitung zu importieren, weil diese mit Rahmen die an einer bestimmten Position sein, sollen besser zurecht kommt als Openoffice.

Der Abschwung – den man auch als Phase 4 ansehen könnte gibt es sowohl beim PC wie auch beim Flugzeug noch nicht. Beim Flugzeug könnten die ansteigenden Energiepreise dazu führen, denn selbst die sparsamsten davon verbrauchen pro Passagier etwa so viel Treibstoff, wie man auch mit dem Auto verbraucht, etwa 5 l /100 km und dann kann eine Amerikareise bald sehr teuer werden. Beim PC ist noch nicht das Ende der Marktdurchdringung erreicht, noch gibt es Milliarden Menschen die keinen PC haben, und die vielleicht ganz andere Ansprüche haben als der Mitteleuropäer oder Amerikaner, für den heute das Gerät ausgelegt ist. Ob der PC jemals von vielen kleinen Geräten mit eigener Intelligenz abgelöst werden wird? Ich bin skeptisch. Man wird sehen.

Diese Abschwungphase sieht man in anderen Gebieten. nimmt man z.B. die Art wie man Musik hört. Die Schallplatte wurde von der besseren CD abgelöst, das war noch mehr eine Weiterentwicklung des Konzepts, aber es veränderte die Gewohnheiten nicht (ähnlich wie ein Düsentriebwerk anders arbeitet als ein Kolbenmotor – aber die Art wie man mit dem Flugzeug reist ändert sich dadurch nicht). Die Erfindung von MP3 und das Vertreiben von Musik übers Internet haben aber die Hörgewohnheiten revolutioniert – Musik wird heute nicht mehr per CD gehört sondern vom mobilen MP3 Spieler und die CD Verkäufe gehen weltweit zurück.

Natürlich ist diese Linie nur im groben Überblick so linear. Es gibt immer wieder Seitenzweige, die mal hoffnungsvoll begannen und dann wieder endeten. So war im Flugzeugbau die Concorde eine Sackgasse. Im PC Bereich gab es zahllose innovative Konzepte die nicht vom Massenmarkt angenommen wurden. Selbst Prozessorhersteller setzen auf das falsche Pferd wie Intel 860 und Pentium Pro zeigten.

Ich habe lange überlegt wie das Internet hier herein passt. Man könnte es wohl am besten als eigene Entwicklung ansehen, die selbst nach diesem Zyklus verläuft und Gebrauch macht von schon vorhergehenden Entwicklungen wie dem PC oder Datennetzen.

One thought on “Jede Entwicklung durchläuft 3 Phasen…

  1. Also der Pentium Pro war alles andere als ein Fehlschlag. Auch wenn vom ursprünglichen Design nicht allzuviele CPUs verkauft wurden (er war ja auch eher für den professionellen Markt gedacht und nicht für ConsumerPCs), so basierten doch fast alle Intel x86 Prozessoren auf dem Design, vom Pentium 4 und seinen Derivaten mal abgesehn. Selbst aktuelle Core 2 CPUs basieren im Grunde auf dieser Architektur, wenn auch natürlich deutlich aufgebohrt und optimiert. Also da von einem Fehlschlag zu reden, halte ich für gelinde gesagt gewagt.

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