Was ist normal?

Der Begriff "Normal" scheint etwas recht einfaches zu sein. Ein jeder scheint ein Gespür dafür zu haben, was "normal" ist und was nicht. Dennoch: Zum einen bin ich mir sicher, dass man wenn man sehr viele Leute zu einem Thema befragt, was sie als "normal" und was nicht halten, dann wird man ein deutlich breiteres Spektrum bekommen und wenn man sich bestimmte Vorstellungen im Laufe der Zeiten und über Kulturen hinweg ansieht, so sieht man, dass es hier gravierende Unterscheide gibt.

Nehmen wir einmal das Schönheitsideal. Das ist seit einigen Jahrzehnten bei uns "Schlank" mit schankenden Ausschlägen zwischen Twiggy Figur und etwas mehr Speck auf den Rippen. Bei Männern geht der Trend nun zu deutlich sichtbaren Muskeln und Six-Pack, die man so selbst bei Bauarbeitern nicht sieht, sondern sich nur im Bodybuilderstudio erarbeiten kann.

Nach den Krieg war dagegen Fülle angesagt, man wollte zeigen, dass man sich nun leisten kann, mehr zu essen. Interessanterweise gibt es heute mehr Übergewichtige als damals obwohl das allgemeine Schlankheitsideal ja genau in die andere Richtung geht. Schaut man sich Bilder aus vergangenen Jahrhunderten an, so gibt es vor allem bei den Frauen extreme Schwankungen zwischen "Rubens-Figur" und Wespentaille.

Schaut man dann andere Völker an, so sieht man dort ebenso unterschiedliche Ansichten. In Polynesien ist z.B. sowohl bei Männern wie auch bei Frauen Fülle angesagt. Je dicker man ist, desto reicher oder mächtiger ist man.

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Besserwissen und besser machen

Ich lese gerade wieder mal ein Buch über die Geschichte der Raumfahrt. Das auch die Ursprünge des Raketenbaus behandelt. Wie vielleicht der eine oder andere Blogleser weiß war die A-4 (oder V-2) die erste moderne Rakete und dem was in die USA oder UdSSR zu dieser Zeit fertig gebracht hatten.

Aber die A-4 war auch das Kind Wernher von Brauns und des Krieges. Das hatte zwei entscheidende Konsequenzen: Das eine war von Brauns Hang zu konventionellen, robusten Lösungen. Die A-4 hatte zum Beispiel eine tragende Hülle mit eingebetteten Ranks aus Edelstahl. Die Brennkammer verwandte 18 Einspritzköpfe, weil ein einziger großer Probleme bei der Entwicklung machte und erst vor Kriegsende fertiggestellt wurde.

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Computer-Krimskrams

Heute mal ein Eintrag weg von wichtigen Dingen, zu den banalen Sachen des Alltags. Ich möchte einfach ein paar Sachen ansprechen, die mich umtreiben. Gestern Abend durfte ich bei meinem Bruder wieder mal Pannenhilfe leisten. Sein Computer wurde immer langsamer und so bracht er ihn zu dem Verkäufer zurück mit der Bitte um Abhilfe. Was hat man dort gemacht? Eine 40 GB Festplatte eingebaut und dort Windows XP ein weiteres mal installiert.

Waahnsinn. Natürlich ist jetzt der Computer schnell, aber natürlich ist nix installiert, was mein Bruder einsetzt. Das habe damals alles ich erledigt. Also kein OpenOffice, kein Messenger, keinerlei Einstellungen bei Outlook, keinen konfigurierten Internetzugang eben absolut nix – damit konnte er dann auch nix anfangen. Also habe ich in die Boot.ini das alte Windows eingetragen und dann konnte er wenigstens wieder arbeiten. Woher die Firma eine 40 GB IDE Platte herbekommen hat würde mich auch interessieren. So was hatte mein letzter PC im Jahre 2001 eingebaut. Im Handel gibt es solche Platten schon lange nicht mehr zu kaufen.

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Bruce, die Styling Show

Eigentlich schaue ich das nicht an, doch heute morgen kam ein kurzer Bericht darüber im Radio, der mich neugierig gemacht hat. Also habe ich mir die Sendung von gestern runter geladen (Wer es noch nicht weis: Es gibt den Dienst OnlineTVRekorder bei dem man Sendungen mitschneiden kann. Hat man sich durch fleißiges Klicken auf die Werbung (oder Einzahlung von Geld) einen Premium Account verschafft geht dies sogar im Nachhinein. Sofern man die Dateien dann von Mirrors runterlädt belastet dies auch nicht das Konto beim OnlineTVRecorder und man bleibt im Premium Account).

Aaalso: Da wird Bruce, offensichtlich ein bekannter Stylist, von einem 22 jährigen Mädchen um Hilfe gebeten, welches sich als "hässlich" empfindet. Sie findet ihren Körper unproportioniert und insbesondere ihren Busen zu klein. Schaut man sie so an, so ist dies objektiv nicht nachzuvollziehen. Sie hat ein schönes, strahlendes Gesicht, ist schlank und der Busen ist "normal" und (da streiten sich nun sicher die Meinungen) zumindest für mich nicht zu klein.

Der Meinung ist auch Bruce und sagt es ihr in einem Gespräch und da kommt dann raus, dass sie 22 jährige schon an eine Brustvergrößerung gedacht hat (vielleicht auch diese Show mit einer dieser "Doku-Soaps" verwechselt hat wo Fernsehsender Schönheits-Ops bezahlen und die Patienten sich dabei filmen lassen). Im Gespräch versucht Bruce ihr klar zu machen, dass man einen Menschen nicht auf die Größe seines Busens reduzieren sollte, indem er ihr ein Kissen unter die Bluse stopft. Bis dahin fand ich die Show gut. Dann verspricht er der Mutter, dass sie sich keine Sorgen mehr um Christina machen muss. Ein Styling soll alle Probleme lösen, denn das eigentliche Problem sei "Das Mädchen braucht einfach Spaß am Leben". Sie soll zu ihrem Körper stehen, dann hätte sie wieder Spaß am Leben.

Das Vermitteln von "Spaß am Leben" geht durch Herumtollen und Zureden, dass sie gut aussieht. Dann geht es zum Einkauf von Dessous und zum Foto-Shooting. Natürlich in Dessous. Und natürlich sieht Christina aufgestylt und ins rechte Licht gerückt noch besser aus. Anschließend kommt dann noch eine neue Garderobe, jenseits der Jeans und Rollkragenpullover und eine Session im Schminkstudio – wobei sie mir ungeschminkt weitaus besser gefiel, als danach mit den stark betonten Augen (Stil: Altes Ägypten)

Nun ist Christina so attraktiv wie sie immer sein wollte – auch ohne Schönheitsoperation und es geht zur Demonstration in die Disko.

Ein schönes Happy-end oder etwa nicht?

Ich denke nicht. Denn einige Sätze von Christina gehen mir nicht aus dem Kopf und ich kenne sie von Leuten die ein wirkliches psychologisches Problem haben – Mädchen die unter Annorexia nervosa leiden. Nun ja, Christina will mehr Busen, das ist etwas anderes. Aber was dahinter steckt, ist doch das gleiche: Man empfindet sich subjektiv anders, als man objektiv ist: Hässlich, sieht im Spiegel nicht das, was man sehen will.

Und da habe ich meine Zweifel, dass man so etwas mit 1-2 Tagen bei einem Stylisten ändern kann. Das ist eine über Jahre gewachsene innere Einstellung, bei manchen Personen sogar eine richtige Psychose. Das ändert sich nicht so einfach. Man kann daran etwas tun, selbst oder mir fremder Hilfe, aber das dauert sicher Monate.

Was bleibt ist dass die junge Frau einige Tage das Gefühl genossen hat, dass sie im Mittelpunkt steht, dauernd gesagt bekommt wie toll sie ist und gesehen hat, dass sie sich kleidungsmäßig durchaus verbessern kann. (Wie schon gesagt, von der Schminke bin ich nicht so überzeugt). Vielleicht bringt sie dies zum Nachdenken und stößt eine Prozess an, der aber sicher mühevoller ist als es die Show vermittelt. In einem hat Bruce recht, auch wenn er es anders ausdrückt: Wichtig ist nicht das Aussehen, das sich ändern kann und ändern wird, sondern der Charakter, oder wie der Volksmund sagt: "Gutes Aussehen vergeht, ein schlechter Charakter besteht".

Ich halte diese Show für keine gute Idee, weil sie doch genau das Gegenteil vermittelt. Im Prinzip lautet doch die Botschaft, dass man mit einem Styling und den richtigen Klamotten effektiv etwas gegen Minderwertigkeitsgefühle und Probleme mit dem eigenen Körper machen kann. Diese Botschaft ist aber gerade die Falsche. Anstatt zu sagen: Jeder Mensch ist anders, die einen sehen gut aus und die anderen nicht, man sollte lernen damit zu leben wie man ist, vermittelt sie die Botschaft: Du musst dich nur Stylen und alle Probleme die Du mit deinem Aussehen hast sind gelöst. Und das ist natürlich nicht der Fall, denn jenseits von Schminke und Gucci Klamotten sieht sie ja noch so aus wie vorher. Vor allem reduziert dass den Menschen wirklich aufs Aussehen. Das ist aber kein Fundament für irgendeine Art von Beziehung. Da geht es um andere Dinge, um den Charakter, Zuneigung, gemeinsame Interessen. Ich würde aus meiner Erfahrung her sagen, dass gut aussehende Menschen gerade hier ein Problem haben: Jeder von uns hat Macken, Egosimen, schlechte Eigenschaften. Die meisten lernen recht bald, wo ihre Grenzen sind und andere ein verhalten nicht mehr tolerieren. Diese Schwelle ist deutlich höher wenn jemand gut aussieht. Insbesondere jungen Frauen lässt man da vieles durchgehen, was sich dann im "Zickentum" bei einigen manifestiert. Das dies seit einigen Jahren geradezu normal geworden ist, zeigt auch wie sich unsere Gesellschaft auf Äußerlichkeiten fixiert hat. Dazu tragen solche Shows oder andere wie "Germanys next Top-Modell" und die Werbungsflut im Fernsehen und Presse ihren Teil bei. Promis die Schönheitsoperationen durchführen sind da auch kein gutes Vorbild.

Ich wüsche Christina, dass ich unrecht behalte und sie in der Tat nun keine Probleme mit ihrem Erscheinungsbild mehr hat. Ich fürchte allerdings so einfach wie es die Show andeutet ist es nicht.

Der Traum vom offenen Himmel

Lange Zeit war Detailaufklärung eine Domäne der Supermächte, welche riesige und teure Spionagesatelliten dafür starteten. Zivile Modelle wie Landsat und SPOT setzten mehr auf eine hohe multispektrale Auflösung denn auf eine hohe räumliche Auflösung.

Vor allem die US Medien wollten einen eigenen Zugang zu hochauflösenden Bildern haben und erwogen Ende der 80 er Jahre einen Satelliten zu bauen und starten zu lassen. Ein solcher privater Aufklärungssatellit hätte von Lockheed für f150 Millionen Dollar gebaut werden können. Doch aus diesem Projekt wurde schlussendlich nichts.

Heute scheint dies nicht mehr notwendig zu sein. Gibt es doch einige privat betriebene Detailaufklärer die vornehmlich hochauflösende Bilder liefern und keine, oder nur wenige Spektralkanäle aufweisen. Der neueste Satellit, Wourldview 1 hat eine Auflösung von 0.41 m. Die drei Satelliten von Dgiglobe sollen 1 Million Quadratkilometer pro Tag abbilden können. Sie könnten also in weniger als einem Jahr die gesamte Landfläche der Erde (etwa 170 Millionen Quadratkilometer) erfassen.

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