Die Wahrnehmung und Werte

Die Kommentare von Präjudix führen mich zu einem weiteren Eintrag, diesmal zum Thema Wahrnehmung und Werte. Fangen wir mal mit einem unverfänglicherem Thema an. Die Ernährung. Schon innerhalb Deutschlands ist diese recht unterschiedlich. Pfälzer Saumagen mag eine Spezialität sein, die meisten anderen mögen da eher die Nase rümpfen. Das gleiche dürfte wohl für die schwäbische Spezialität Kutteln gelten. Dazu gibt es persönliche Abneigungen.

Schaut man sich dann auf der Welt um, so sieht man durchaus exotischere Ernährungsformen. Sei es das Trinken von Blut bei den Massai oder das Essen von Heuschrecken und Maden in vielen Ländern. Schaut man sich auf einem chinesischen Wochenmarkt um, so kommt aber meist eine andere Dimension hinzu. Würden sie Katzen oder Hunde essen? In einigen Teilen Chinas sind das Delikatessen (und um Präjudix zuvorzukommen: In anderen asiatischen Ländern wie den Philippinen auch und in anderen Teilen Chinas werden Katzen und Hunde auch als Haustiere gehalten und niemand käme auf die Idee sie zu essen). Tiere die bei uns Haustiere sind zu essen ist für uns mehr als ungewohnt  Ich denke die meisten von uns würden wohl eher geröstete Mehlwürmer essen, als gebratene Katzen. Wir sehen Tiere zum einen als Nahrung. Schlussendlich werden dazu bei uns Kühe, Schweine, Hühner und anderes gehalten. Wir können auch verstehen, dass dies in anderen Kulturen anders ist, weil dort nicht die Ressourcen zur Verfügung stehen, um Viehwirtschaft in großem Ausmaß zu betreiben und dort Insekten gegessen werden. Mit etwas Überwindung können wir auch das Essen (und exotische Tiere wie Strauße oder Krokodilsteaks werden ja schon bei uns in Restaurants angeboten). Doch wir halten Tiere auch als Haustiere. Zu diesen Tieren haben einer eine Beziehung und manche Menschen mögen ihre Haustiere mehr als Menschen. Die Vorstellung dass man Katzen oder Hunde nur zum  Essen züchtet, und das Menschen die Tiere essen die wir liebkosen, löst befremdliche Gefühle aus. Ekel, Abschau, Entrüstung sind vielleicht einige davon.

Ich habe dieses Beispiel genommen um zu zeigen wie sich die Wahrnehmung ändern kann und werte unterschiedlich sind. Ein zweites Beispiel habe ich kürzlich im Fernsehen gesehen. Es ist wie die Berichterstattung über Terrorismus unsere Wahrnehmung und unsere Werte ändern. Das erste ist die Wahrnehmung von Gefahr. Ein Beispiel sind die Anschläge vom 11.9.2001: Es ist das subjektive Risikoempfinden. Menschen überschätzen das Risiko wenn Ereignisse sehr selten sind, aber mit drastischen Konsequenzen verbunden sind. Solche Ereignisse führen dann zu einer Sammlung von allen irrationalen Ängsten und Fokussierung dieser auf die angst vor diesen Ereignissen. Seit 2001 starben in Europa 247 Menschen durch Terroranschläge, aber 256 durch Stürme. Mehr als 9000 starben alleine 2003 während der Hitzewelle in Deutschland: Und es gab über 2000 Lottogewinner mit mehr als 1 Million Euro. (Anders ausgedrückt: Einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen ist 8 mal unwahrscheinlicher als ein Lottogewinn von 1 Million Euro). Es ist also unwahrscheinlich Opfer eines Anschlags zu werden, warum haben wir daher so große Angst davon? Es sind auch die Bilder, die ja immer wieder auftauchen, der Aufprall der Flugzeuge auf das Wourld Trade Center. Menschen bekommen dann ein unbewusstes Angstvermeidungsverhalten. So sind in den USA mehr Menschen auf das Auto für kürzere Strecken umgestiegen. Dadurch gab es seit 2001 weitere 1600 zusätzliche Verkehrstote. Das Ausweichen der Situation die einem Angst macht, bewirkt ein Verhalten bei dem man mehr Risiken in Kauf nimmt als normal.

Menschen sind dann bereit Gesetze zu akzeptieren, die höhere Strafen für jedes Verbrechen vorsehen, das im Zusammenhang mit Terrorismus steht oder Einschränkungen der Grundrechte oder Einschränkungen im des täglichen Leben. Man muss sich nur einmal daran orientieren, was derzeit bei uns so abläuft, wie viele Vollmachten nun plötzlich die Strafverfolgungsbehörden zur "Strafvereitelung" oder Terrorismusabwehr bekommen – und wie man sich aufregt, wenn die Telekom nur die Verbindungsdaten für Spitzeleien nutzt (gegen die Befugnisse, die heute die Polizei hat, ist das ein Klacks). Das alles zur Abwehr einer diffusen Gefahr wobei nicht einmal sicher ist ob man so überhaupt etwas vereiteln kann. Fluggäste lassen sich immer größere Einschränkungen gefallen und packen inzwischen sogar Flüssigkeiten in kleine Plastikbeute ein. Mehr noch: Diese Kontrollen verstärken die Angst noch: Die Angst vor weiteren Anschlägen wird noch verstärkt. weil man nun dauernd an das Ereignis erinnert wird.

Auch für die Wirtschaft hat dies Folgen. der internationale Warentransport ist durch die Sicherheitsanforderungen um 0.5 % teurer geworden. Was wollen die Terroristen? Angst verbreiten. Sie können mit ihren Anschlägen nicht die Wirtschaft lahm legen, oder viele Menschen töten (viele, gemessen an der Gesamtbevölkerung). Aber gerade diese Wirkung kommt erst durch die Medien und uns zustande. Wenn man gar nichts machen würde und die Anschläge als unvermeidliche Unfälle ansehen, dann hätten die Terroristen keine Macht über uns.

Das ganze zeigt wie sich Werte verschieben können. China scheint andere Werte zu haben, glaubt man Präjudix. Sicher, in islamischen Gesellschaften haben die Rechte von Frauen, die Religion und die Toleranz zu Andersdenkenden eine andere Gewichtung als bei uns. Doch ich bezweifele dass in China die Bergleute ein höheres Sicherheitsrisiko gerne in Kauf nehmen, nur damit mehr Kohle gefördert wird. China will aufschließen zu Westeuropa und Amerika im wirtschaftlichen Sinn. Ich glaube nicht, dass dies geht ohne dass sich die Gesellschaft dann auch ändert und westliche Werte übernimmt. Dazu gehört die Freiheit sich selbst entfalten zu können und die Achtung des Indviduums. Das liegt schlicht und einfach daran, dass für wirtschaftlichen Erfolg es notwendig ist, dass viele Menschen eine hohes Bildungsniveau haben. Wer mehr verdient und mehr weiß, stellt auch Forderungen an die Gesellschaft. Schaut man sich die Diktaturen oder Einpartiengesellschaften auf der Welt an: Darunter ist keine die eine wirtschaftlich so erfolgreich ist wie eien freie Gesellschaft (Es mag reiche Gesellschaften geben, wenn man Erdöl oder andere Rohstoffe teuer verkaufen kann, doch das ist etwas anderes).

Ach ja: Wenn die Kamera von Chang E‘-1 militärische relevant ist, dann rate ich China einfach mal in Tokio sich eine Digitalkamera in einem Kaufhaus zu kaufen. Die Kamera löst 120 m aus 200 km Höhe auf. Das menschliche Auge ist da doppelt so gut. Eine käufliche 8-12 MP Kamera wie die  Canon PowerShot S5 IS Digitalkamera (8 Megapixel, 12-fach opt. Zoom, 2,5″Display, Bildstabilisator) erreicht bei dem gleichen Orbit eine Auflösung von 6 m/Pixel. Ich habe mich über Shenzou nicht geäußert, weil ich das ganze als Propaganda Unternehmen sehe, also einen Schritt den die Amerikaner und Russen auch taten, nur eben vor 40 Jahren. Den Laien, die nicht wissen, dass die Kapsel eine weitgehend unveränderte nachgebaute Sojus Kapsel ist, und das dürfte der größte Teil des chinesischen Volkes kann man damit beeindrucken, ich fand es eher peinlich. Das Nachbauen zeigt ja nun nicht gerade die eigenen Fähigkeiten.

Mein Interesse an der Raumfahrt liegt an der Technik und so beurteile ich auch Missionen. Eine Raumsonde von der man weder technische Daten bekommen kann noch von der Ergebnisse veröffentlicht werden, macht da wenig Sinn. Das ist kein spezielles chinesisches Problem. Auch in Europa hocken einige Leute auf ihren Daten (Ein Gruß an Frankreich und das OMEGA Team) und über Phobos-Grunt gibt es fast nichts zu schreiben (recht wenig übrigens auch über die aktuelle Phoenix Version, wäre diese nicht weitgehend braugleich zu dem MSP 01 Projekt so wäre mein Artikel bedeutend kleiner ausgefallen) Mit Propaganda fange ich da nichts an, und ich halte auch wenig von Unternehmen die vorwiegend den Public Relations dienen wie z.B. die ISS.

Wie Martin schon mitgeteilt hat: Die Fehlstarts werden auch bei militärischen Missionen untersucht und die Ergebnisse veröffentlicht. Warum auch nicht: Es geht darum einen Fehler zu finden und zukünftig zu vermeiden. Niemand hat etwas davon, wenn hier etwas vertuscht oder geheim gehalten wird. Das der Fehlstart erfolgte, das ist ja eh bekannt. Es gibt natürlich Grenzen. Die beginnen dann wo der Fehler bei der geheimen Nutzlast beginnt. so gingen schon ein paar Satelliten nach dem Start verloren und die Ursache wurde dann nicht öffentlich mitgeteilt. Abschließend zum Thema Sicherheit möge man dieses Dokument sich ansehen.

China und die Menschen

Offensichtlich hat Präjudix in seinem Kommentar etwas falsch verstanden. Es geht nicht um die Sicherheit von chinesischen Trägerraketen. Es geht bei einem kommerziellen Unternehmen sicher auch um Geld in Form von Startkosten, es geht aber auch um Vertrauen und Offenheit. Es ist in der Raumfahrt im Westen Usus, dass ein Fehlstart aufgeklärt wird und das Ergebnis veröffentlicht wird. Mag sein, das die Hersteller des Satelliten (die heute auch als Komplettanbieter auftreten und so Kunde der "China Great Wall Launch Services" (CGWLS) sind von dem Ergebnis informiert wurden. Die Öffentlichkeit wurde es nicht. Das isst nicht vertrauenserweckend. Weder für die Allgemeinheit, noch für andere Kunden.

Bei mindestens einem Satelliten gab es damals keine Aufklärung der Ursache, in der ersten Stellungnahme behauptete China den Satelliten ordnungsgemäß in den Orbit gebracht zu haben. Wenn er nicht funktioniere so läge es nicht an Ihnen. Spätere Auswertungen zeigten, dass die Oberstufe explodiert war und nie einen Orbit erreichte.

Beim Fehlstart von Intelsat 708 am 14.2.1996 starben nach offiziellen Angaben 6 Personen, 52 wurden schwer verletzt. Ingenieure die für die Startvorbereitungen anwesend haben, schätzten angesichts der Zerstörung des Dorfes in dem die Rakete einschlug die tatsächliche Zahl an Toten auf mehr als 100 bis etwa 500. Das Video das dabei gedreht wurde, scheint dies eher zu belegen, denn das Dorf sieht aus wie Dresden nach einem Bombenangriff.

Die Übertragung des chinesischen Fernsehens wurde abgebrochen als die Rakete sich zu neigen begann. Die Videoaufnahmen nach einigen Sekunden stammen von den Ingenieuren und die aufnahmen des Dorfes gingen nur aus dem Autos aus. Austeigen war verboten. Heute erfolgen alle Übertragungen von Starts wie die von Chang E‘-1 mit einigen Minuten Zeitverzögerung. ein System, das man auch bei der Ankunft des olympischen Fackellaufs in Peking anwendete.

Dies widerspricht unseren Vorstellungen von Offenheit und Umgang miteinander. Kunden wollen wissen was passiert. Vor allem aber hinterlässt es einen sehr negativen Eindruck über den Geschäftspartner. Die Öffentlichkeit kann man gerne beeindrucken indem man nachgebaute Sojus Raumschiffe startet und erst nachdem sie den Orbit erreicht haben den Start bekannt gibt, wer sich auskennt, den kann man nicht damit beeindrucken. Für mich als Berichterstatter fällt mehr auf, dass es kaum Daten über die Satelliten gibt. Ich habe das bemerkt als ich nach Daten über Chang E‘-1 suchte. Welchen Sinn macht eine Forschungsmission wenn man nichts über sie veröffentlicht? Sammeln die KP Vorsitzenden denn Mondbilder?

Doch das ist ein Randproblem was wichtig ist für Raumfahrt interessierte ist. Das grundlegende Problem ist, das ein Menschenleben in China nichts gilt. Das Startgelände Xichang liegt in einem landwirtschaftlich genutzten Gelände, mit Dörfern rund um die Startrampen. Deswegen gab es ja auch so viele Tote beim Fehlstart von INTELSAT 708. Selbst in der Sowjetunion liegen die Weltraumbahnhöfe in weitestgehend unbewohnten Gebieten, trotzdem sind z.B. In Baikonur nur bestimmte Azimute möglich.

Raumfahrer nehmen bewusst Risiken auf sich, sie mit Opfern unter Zivilisten zu vergleichen ist sollte man eigentlich wissen. wer trotzdem anfängt die toten Zivilisten gegen tote Astronauten aufzurechnen handelt im besten Fall unwissend. Das ganze hat auch nichts mit der Zivilisation an und für sich zu tun, sondern viel mehr mit der Regierung, der ihre eigenen Bürger nicht viel bedeuten. In China gibt es in vielen Bereichen nicht einmal grundlegende Sicherheitsmaßnahmen für Leib und Leben.  80 % der tödlichen Unfälle im kohlebergbau geschehen in China, mindestens 20.000 Tote pro Jahr. Für den Dreischluchten-Staudamm, der wahrscheinlich eine ökologische Katastrophe für die ganze Region ist wurden Hundertausende Zwangsumgesiedelt. Das sind alles aktuelle Ereignisse. Nur weil China derzeit ein hofierter Handelspartner ist,. bin ich nicht bereit beide Augen zuzudrücken und dieses menschenverachtende, diktatorische Regime von der Kritik auszunehmen. Präjudix  kann sich schon einmal auf meine Kommentare zu Olympia 2008 freuen. Anders als in China, wo Zensur herscht und sogar die Suchergebnisse von Google gefiltert werden, herrscht bei uns ja noch Meinungsfreiheit. (Auch wenn Schäuble einen Überwachungsstaat einführen will. Er kann sich ja mal in China erkundigen wie man das am besten macht).

Kann mir eigentlich Präjudix erklären, warum die Booster der Langen Marsch 2E und 2F dieselben technischen Daten wie die der Ariane 4 haben? Auch dies mag ein Grund für ausbleibende Aufträge sein. Deutsche Unternehmen die in China produziert haben sind nicht umsonst bald wieder zurück gekommen, denn nach kurzer Zeit fanden sich ihre Produkte als Billigplagiate auf dem Markt wieder. Das in China Raubkopien von Software die Regel sind und nicht durch die Legislative verfolgt werden, ist inzwischen auch vielen bekannt.

Ich habe genug von SpaceX

Ja anders kann man es nicht beschreiben. Am 30.5.2008 gab die Firma den ersten erfolgreichen Test einer 5 Triebwerke Konfiguration ihrer Falcon 9 an. Das habe ich zum Anlass genommen, ihre Webseite neu zu besuchen und zu sehen ob es neuere Daten gibt. Und die gab es.

Es gab nicht die Daten die ich haben wollte – Abmessungen, Voll und Leermassen der Falcon 9. Dafür wurden erneut die Nutzlastangaben angehoben. Als die  Rakete vorgestellt wurde, waren es noch 3400 kg in GTO und 9300 kg in LEO. Nun sind es schon 11.3 t in LEO und 4.75 t in GTO. Bei der Falcon 9 Heavy stieg die Nutzlast sogar von 9.65 auf 15.9 t in GTO – um das 1.6 fache.

Da müssten selbst Laien stutzig werden. Experten sind wohl mehr verärgert, weil es keinerlei Daten gibt, um diese Zahlen zu verifizieren. Man kann dann anhand der spezifischen Impulse, Voll- und Leeermasse  die Nutzlast berechnen – Nicht ganz exakt, es gibt Dinge die man summieren muss, wie die genaue Form der Aufstiegsbahn, die Gravitationsverluste, den Luftweiderstand. Doch diese machen nur einen kleinen Anteil an der Gesamtgeschwindigkeit aus, welche die Rakete erreichen muss – Die Differenz liegt bei maximal 800 m/s zwischen einer günstigen und einer schlechten Auslegung, bei einer Gesamtgeschwindigkeit von etwa 9000-9800 m/s für einen erdnahen Orbit, davon 7800 m/s für das Erreichen der Bahn, der Rest für das Erreichen der Bahnhöhe, Luftwiederstand und Hebearbeit.

Die Nutzlast einer Rakete kann man so auf etwa 10 % genau errechnen wenn man sie nicht kennt. Und danach ist das einfach nicht möglich. Über Differenzberechnungen zwischen der Falcon  9 und der Heavy Version kann man die Stufenvollmassen errechnen und die Leermassen abschätzen Nimmt man die entsprechenden Daten für Verluste der Falcon 1 so kommt man auf 7450 kg für LEO und 1494 kg für GTO für die Flacon 9 und auf 17.3 t in LEO und 7 52 t in den GTO für die Falcon 9 Heavy. Für über 15.t GTO müsste die Flacon 9 Heavy sogar Energie aus dem Nichts gewinnen können – sie erreicht nicht die Geschwindigkeit für die Bahn, selbst wenn man den Aufstieg nicht berücksichtigt.

Selbst innerhalb der SpaceX Angaben sind die Daten nicht kohärent. Würde die Falcon 9 tatsächlich 11290 kg in LEO transportieren, so blieben davon nur 3060 kg in GTO übrig und von den 29.6 t in LEO bleiben noch 9.7 t in GTO bei der Heavy übrig.

Das Interessante ist, das die Nutzlastangaben der einzigen Rakete, die als Hardware existiert laufend nach unten korrigiert werden. 2005 waren es noch 670 kg für die Falcon 1 in LEO, nach dem zweiten Fehlstart waren es 570 kg und nun ist man bei 420 kg angekommen. Die Voll/Leermassen wurden leicht nach unten korrigiert (21 t Vollmasse anstatt 22 t bei der ersten Stufe bei gleicher Leermasse) und die spezifischen Impulse auch um 100 m/s gesenkt. Vor allem aber hat man wohl die "Verluste", also das was man aufwenden muss um den Orbit überhaupt zu erreichen, berücksichtigt. Diese liegen bei der Falcon 1 nun bei 1769 m/s – in einem normalen Bereich für einen solchen Träger.

Warum schreibe ich dies? Nun ich gehe mal davon aus, dass die meisten Leser meines Blogs sich für Raumfahrt interessieren, aber nicht die genauen technischen Zusammenhänge nachberechnen können. Es gibt jedoch einfache Methoden sich von der Glaubwürdigkeit von Angaben zu überzeugen und man macht dies – wie überall in der Technik – durch Vergleiche. Vereinfacht gesagt: Zwei technisch ähnliche Geräte sollten in etwa die gleichen Leistungsdaten haben. Bei einer Rakete ist dies die Nutzlast, bei einem Rechner die Geschwindigkeit bei einem Auto vielleicht die Höchstgeschwindigkeit oder Beschleunigung.

Die Falcon 9 ist eine zweistufige Rakete mit den Treibstoffen LOX/Kerosin. Die Falcon 9 Heavy ist noch nicht genau beschrieben, die Triebwerke zünden mit Sicherheit alle gelichzeitig, doch ob dann die zentralen Treibwerke länger brennen weis man nicht, das wäre dann eine zweieinhalb Stufen Rakete. Also sucht man nach einem Modell mit ähnlicher Größe und den gleichen Treibstoffen. Man findet schnell die Zenit als Vergleich:

  Flacon 9 Zenit 2 Stufen Falcon 9 Heavy Zenit 3 Stufen
Startgewicht: 325 t 452 t 885 t 465.1 t
LEO Nutzlast 11.4 t 13.74 t 29.6 t 15.7 t
GTO Nutzlast 4.75 t 4.12 t 15.1 t 560 t

Bei der Zenit handelt es sich um die modernste sowjetische Rakete, mit Hochdrucktriebwerken, leichten Tankstrukturen und einem großen Triebwerk anstatt 9-27,r wie bei der Flacon 9. Tendenziell sollte die Zenit also bei gleicher Startmasse mehr Nutzlast transportieren. In ihr stecken auch 30 Jahre Erfahrung mit der Entwicklung von Trägerraketen und nicht ein Team von Laien rund um einen Internet Millionär. Trotzdem soll die Falcon 9 überall bessere Werte aufweisen. Das ist einfach technisch nicht möglich. Das ist wie wenn jemand behauptet dass er mit seinem Golf einen Porsche überholen will.

Warum schreibe ich dies?  SpaceX will ihre Raketen verkaufen, sie wenden sich also an Kunden, die Satelliten starten wollen. Es mag sein, das Laien sich durch die leicht lesbaren, aber fachlich falschen Blogs von Elon Musk täuschen lassen, aber wohl kaum Leute die Fachkenntnis haben (er vergleicht z.B. die Flacon 9 mit der Sojus und sagt, mehr Triebwerke würden die Zuverlässigkeit erhöhen. Was er vergisst: Die Sojus hat zwar 20 Düsen, aber nur 5 Triebwerke (Oder er kennt sich in Raketentechnik so wenig aus, dass er nur Düsen zählt und nicht weis, das ein Triebwerk mehrere Brennkammern und Düsen haben kann). Weiterhin hat man viele Jahre gebraucht, um alle Fehler in der Sojus zu finden, deswegen ist sie heute so zuverlässig. Im allgemeinen gilt beim Raketenbau: Je weniger Triebwerke desto weniger Fehlerquellen hat ein Träger.)

Glauben sie dass kommerzielle Kunden, die ihre Satelliten schon mit anderen Trägern gestartet haben, sich von solchen plumpen, falschen Angaben täuschen lassen, von Vergleichen die zwar Erinnerungen wecken (Der Hinweis auf die Form des Injektors, die erstmals bei Apollo erprobt wurde – anders ausgedrückt, er setzt 40 Jahre alte Technologie ein), aber eben nichts konkretes aussagen? Für Kunden zählen fehlerfreie Flüge, das Einhalten von Zeitplänen und natürlich auch das Geld. Doch damit alleine kann man keine Kunden ködern. China bekam Ende des letzten Jahrtausends viele Starts, als es eine große Nachfrage gab. Einige Fehlstarts mit Opfern unter der Zivilbevölkerung und die fehlende Aufklärung der Ursachen führten dazu, dass keine Versicherung bereit war, einen Start zu versichern. Das war dann den Kunden zu riskant. Seitdem hat die "Große Mauer Launch Company" keine Starts mehr ergattern können. Dabei ist China sogar noch billiger als SpaceX und kann recht schnell einen Start durchführen, während SpaceX mindestens 2 Jahre hinter dem eigenen Zeitplan hinterherhinkt und noch keinen erfolgreichen Start vorweisen kann.

Elon Musk: Bring Daten, rede Klartext und versuch mich nicht reinzulegen!

Die EM

Wie ich den Verkehrsnachrichten entnehme sind heute alle Grenzübergänge zur Schweiz voll, es gibt Staus und lange Wartezeiten überall. Was ist denn da wohl los? Nun ja EM halt. Vor zwei Jahren begann ich mit dem Blog und zur gleichen Zeit war bei uns auch WM Fieber. Nun tauchen wieder überall deutsche Flaggen auf. Ich hätte mir gewünscht dass es nicht nur zur EM oder WM so ist, dass man ein unverkrampfteres Verhältnis zum Zeigen von nationalen Symbolen – Fahnen, Nationalhymne usw. gefunden hat. Bei anderen Nationen ist es normal diese zu zeigen und manche machen eine richtige Show draus, wie die Amerikaner. Bei uns ist weitgehend die schwarz-rot-goldene Farbe wieder verschwunden. Weitgehend. Aber es hat sich etwas geändert. Bei meinem Nachbar hängt sie z.B. seit 2 Jahren fast täglich vor dem Haus.

Ich erwarte nicht viel von der EM, ich halte die EM für schwieriger als die WM. Bei der WM kommt die Hälfte der Nationen aus dem „Rest der Welt“. Aber wie viele davon sind gut? Außer Brasilien und Argentinien? Es ist so leichter die Vorrunde zu überstehen und außerhalb von Europa ist Deutschlands Kraft Fußball recht erfolgreich: Man mag zwar kein Tor schießen, aber die anderen können auch keines erziehen. Spätestens in der Verlängerung fehlt es dann an Kraft. So hat man sich 2002 bis ins Finale gemogelt. Denn was gab es denn vorher an Gegnern? Bei der EM ist die deutsche Bilanz deutlich schlechter, zuletzt haben wir 2000 und 2004 kein einziges Vorrundenspiel gewonnen.

Nach dem guten Auftritt vor zwei Jahren und dies meine ich vor allem in sportlicher Hinsicht – sind die Erwartungen recht groß. Ich denke in der Hinsicht ist es nicht so schlecht Pessimist zu sein. Man kann eigentlich nur positiv überrascht sein. Allerdings habe ich auch vor kein Spiel anzusehen: Da ich nun regelmäßig Schwimmen gehe freue ich mich auf ein leeres Hallenbad während der Spiele.

Trotzdem wünsche ich der deutschen Nationalmannschaft viel Glück. gibt es eigentlich schon ein Yogi-Löw Lied? So wie „Es gibt nur einen Rudi Völler“. Ich meine die Melodie von „Life ist Life“ von Opus ist für ein Fan Lied gut geeignet. doch ob es einen Song gibt hängt wohl von dem Ergebnis der EM ab. Ein Trost für Yogi: Er kann es nur besser machen. Schon ein gewonnenes Spiel würde reichen….

Ach ja noch ein Gruß an unsere Schweizer Freunde: Habt ihr bei seid der WM denn auch fleißig das Elfmeterschießen geübt? Das müsste euch doch eigentlich liegen. Dabei kommt es ja auf Präzision und Technik und weniger auf Schnelligkeit an….

Milchpreise, Agrarsubventionen und Farben

Nun ist ja der Streik der Bauern wegen höherer Milchpreise schon fast wieder vorbei. Ich finde es richtig, dass die Bauern mehr Geld für die milch bekommen, auch wenn das bedeutet, dass ich als Verbraucher mehr bezahlen muss. Ich halte gar nichts von dieser "Geiz ist Geil" Mentalität und halte es mehr mit der Devise: Qualität hat ihren Preis. Das bedeutet dass ich weiß, was mir wichtig ist und dafür auch mehr bezahle. Bei anderen Dingen sehe ich diese Unterschiede nicht und dann achte ich dann mehr auf den Preis. Was mich von anderen Unterscheidet ist, dass ich gar kein Markenbewusstsein habe. Ich sehe nicht ein mehr für Kleidung zu bezahlen weil "Chiemgau", "Lewis" oder "Diesel" drauf steht.

Bei Nahrungsmitteln sehe ich, dass bei uns die Grundnahrungsmittel billig sind, und damit die Bauern recht wenig dafür erhalten. sobald es dann verarbeitet wird, wird es teurer. Oder wenn etwas als "Premium" verkauft wird. Besonders auffällig ist das beim Bäcker. Dar einfache Weizenmischbrot, das bei uns "Halb-Weiß" genannt wird kostet etwa 1.15-1.30 Euro pro Pfund. Sofern man dem Brot ein bisschen anders Mehl (Kartoffelbrot, Maisbrot) oder ein paar Körner beimischt oder etwas anders behandelt (Krustenbrot9, wird es richtig teuer. Ein Krustenbrot das meine Mutter z.B. mag kostet mit 2.80 Euro mehr als das Doppelte. Wenn ich durch die Regal schlendere und sehe was ich für Serano Schinken, Giotto und andere verarbeitete Produkte zahlen soll, dann weiß ich, dass der Verarbeiter wesentlich mehr als die Bauern verdienen. Eine höhere Qualität muss dabei nicht herauskommen: Das sind man an den fetten, zuckerreichen Kinderprodukte. Gegen die ist sogar normale Markenschokoloade noch besser.

Ein anderes Gebiet sind die EU Agrarsubventionen und die Exporte der EU. Es hat sich hier viel getan. Die EU zahlt heute weniger für Überschüsse, ihre Vernichtung oder Einlagerung. Trotzdem machen die EU Exporte Probleme: In Afrika macht das billige EU Fleisch die heimischen Fleischerzeuger kaputt. Für den Export gibt es immer noch Subventionen von 1 Euro pro Kilo. Ich denke die sollten ersatzlos gestrichen werden. Alle Probleme wird dies nicht nützen, so wird nach Afrika Fleisch exportiert, das wir nicht essen wollen. Z.B. kauft der Verbraucher in der EU kaum noch ganze Hähnchen, sondern will eben Brustfilet oder Schenkel haben. Was macht man mit dem Rest des Hähnchens? Es wandert nach Afrika als billiges Fleisch.

Daran wird auch eine Änderung der Subventionspolitik nichts ändern. Ich bin im allgemeinen ein Gegner aller Subventionen. Sie ändern ja nichts an der Grundproblematik: Das ein Wirtschaftszweig nicht mehr konkurrenzfähig ist. Bei der Landwirtschaft denke ich anders. Hier geht es nicht nur um einen Wirtschaftszweig sondern auch um Landschaftsschutz und Tier und Naturschutz. Das sollte die EU unterstützen. Wie könnte es aussehen?

Nun wir alle wollen keine Massentierhaltung und riesige Agrarflächen. Also sollten die EU Subventionen nach Betriebsgröße gestaffelt werden und ab 10 ganzjährigen Mitarbeitern sollte es gar keine mehr geben.

Die meisten wollen auch mehr Tierschutz und extensive Landwirtschaft. Wer also die Tiere unter besseren Bedingungen hält und weniger intensive Landwirtschaft betreibt sollte auch Subventionen bekommen – diesmal unabhängig von der Betriebsgröße.  Die Schonung der Natur hat nichts mit Bio zu tun, man kann auch konventionell wirtschaften und trotzdem sparsamer mit Dünger und Pestiziden umgehen oder Tieren mehr Auslauf bieten.

Was haltet ihr von der der Diskussion über Agrarpreise und die EU Subventionspolitik?

So nun noch zu der Frage von robotriot. Auf den Aufbau von CCD will ich nicht eingehen, weil das definitiv ein eigenes Thema ist. Es gibt mehrere Bauformen und es gibt auch einige gute Websites die die Funktionsweise erklären. Die Frage nach der Farbe hat fast schon etwas philosophisches. Damit ein CCD ein Objekt genau so abbildet wie der Mensch es sehen würde. Dazu müsste die Kombination der Empfindlichkeit des CCD (die abhängig von der Wellenlänge ist – die meisten CCD sind mehr im kurzwelligen Spektralbereich empfindlich als das menschliche Auge) und die Absorptionskurve der Filter für Rot, Grün und Blau müssten genau dem menschlichen Rezeptoren entsprechen.

Das ist aber nicht so ungewöhnlich. Wenn sie ein Foto mit ihrer Digitalkamera machen und das sich gleich am Monitor ansehen dann wird es differieren. Das ist ein grundsätzliches Problem: Jedes Ein/Ausgabegerät hat einen anderen Farbraum und wer professionell mit Grafiken und Farbe arbeitet der benutzt z.B. kalibrierbare Monitore die man über Farbprofile justiert. Diese Farbprofile wandeln dann die Ausgabe beim Drucken oder der Wiedergabe um.

Aber wir leben ja im täglichen Leben mit diesen Farbverfälschungen. Beim Fernsehen fällt mir z.B. auf, das Hauttöne meistens zu rot sind. Blasse Leute haben eine gesunde Gesichtsfarbe.

Zurück zu den Planetensonden. Die Farbfilter werden natürlich nach wissenschaftlichen Fragestellungen gewählt. Bei Missionen mit 10 oder 20 Filtern kann man auch 3 für Farbaufnahmen nutzen und diese möglichst nahe dem Spektralempfinden des Auges wählen. Bei älteren Missionen war dies oft nicht gegeben. Voyager hatte zum Beispiel keinen Rotfilter, sondern nur einen Orangefilter. Die Aufnahmen die damals veröffentlicht wurden sind dann meistens auch anders gefärbt als spätere nachbearbeitete Aufnahmen, sie sind meist zu rotstichig, weil man den Orange Filter anstatt rot einsetzte und damit ein Teil des Grünbereiches auch als Rot dargestellt wurde,

Doch selbst das ist kein Problem:

wenn man die Spektralen Eigenschaften der Filter kennt, dann kann man berechnen wie die Bilder aussehen würde, wenn ein Mensch das Objekt sehen würde. Dies geht, wenn man alle spektralen informationen hat, dann muss man sie nur anders gewichten. Hier ein Beispiel: So sah io in den 1979 veröffentlichten Aufnahmen aus:

sIo 1979

Und in den 80 er Jahren gab es dann nachbearbeitete Aufnahmen, bei denen man die Werte korrigiert hatte und dann sah Io so aus:

Io

Ein berühmtes Beispiel sind die Viking Fotos: Die Viking Lander lieferten zwar Aufnahmen, die farbecht waren, doch die Auswerter waren so auf einen irdischen, blauen Himmel fixiert, dass sie die blauen Spektralkanäle überbetonten. Erst nach einigen Tagen erkannte man den Fehler und korrigierte ihn.

Farbechte Bilder sind nicht möglich wenn Informationen fehlen. Die Pioneer 10+11 Sonden hatten z.b. nur Detektoren für zwei der 3 Grundfarben. Die dritte wurde synthetisch hinzugefügt und so unterscheiden sich die Pioneer Aufnahmen auch deutlich von denen Voyagers, Cassinis oder New Horizons. Allerdings muss man bei Jupiter sagen, dass die Farbe der Wolke auf chemischen Reaktionen beruht und sich diese ändern kann.

Pioneer 10

Pioneer 10 Aufnahme: Starker Gelbstich (wahrscheinlich wurde der Grundkanal als Blaukanal kopiert)

Voyager 1

Voyager 1 Aufnahme : Wie bei allen frühen Voyageraufnahmen mit sehr kräftigen Farben und einem deutlichen Rotstich.

Cassini

Jupiter in Cassinis Augen, die Farben sind natürlich, erkennbar t.B. daran, das die Zwischenbänder weiss sind – ohne Zusätze sind die wolken farblos. Zum Vergleich hier noch eine Aufnahme des Hubble Space Teleskops

HST

Zu dem thema gäbe es noch mehr zu sagen wie Farbverstärkte Aufnahmen, Falschfarbenaufnahmen oder die kombination von monochromatischen Aufnahmen mit niedrigaufgelösten Farbdaten.Doch dazu später vielleicht mehr.