Vermischtes

Es gibt mal wieder neues von SpaceX und wie immer kann man die Nachricht unterschiedlich deuten. Der Start ist nun für 1-3 Monate nach November angekündigt und wird ein Mockup der Dragon Kapsel beinhalten. Das muss doch SpaceX Anhänger freuen. Wer allerdings genauer liest sieht da doch ein paar kleine Wolken vor der Sonne:

  • Die Nutzlast ist nur der strukturelle Teil der Dragon Kapsel. Das wirklich komplexe Innenleben, was einen Stahlzylinder von einer Raumkapsel unterscheidet ist noch nicht fertig
  • Auch so scheint die Falcon 9 hinter dem Zeitplan zu sein: Dies würde es erlauben die Nutzlasthülle einzusparen, die offensichtlich noch nicht flugreif ist.
  • Trotzdem ist die Falcon 9 weit hinter dem Zeitplan. Im Januar war noch von einem Start im Sommer die Rede.

Vorher war noch von einem „nicht genannten Kunden“ für den Demonstrationsflug die Rede – dem ist es wohl inzwischen zu heiß geworden.

So langsam wird es eng für SpaceX. Die Firma hat zwei Probleme. Das eine ist, dass sie weit hinter dem Zeitplan hinterherhinkt: Sie muss die drei Demomissionen bis Ende nächstes Jahr absolvieren um den COTS Vertrag zu erfüllen. Zwar gab es einen Großteil des Geldes schon (234 von 278 Millionen Dollar), aber ob dann noch Anschlussaufträge kommen? Vor allem halte ich den Zeitplan von drei Dragon Flügen schon für optimistisch, wenn nichts passiert, aber was ist los wenn einer der Flüge fehlschlägt? Bei einem neuen Träger und einem neuen Transportsystem ist das eine Möglichkeit, die nicht ganz unwahrscheinlich ist.

Das zweite Problem ist dass es nun mit OSC einen Konkurrenten gibt. OSC ist zwar erst zwei Jahre später gestartet, aber sie haben zwei Vorteile auf ihrer Seite: Sie können schon weitgehend erprobte Komponenten für ihre Trägerrakete einsetzen und sie kennen das Geschäft schon. Zwar ist ein Versorgungsflug mit der Cygnus Kapsel um einiges teurer als die Dragon Kapsel – aber juckt das wirklich die NASA? Im Vergleich, zu der Alternative den Space Shuttle im Dienst zu lassen, ist es billig und die zweite Alternative – der Zukauf von Frachtkapazität bei Russland, Europa und Japan dürfte aus politischen Erwägungen nicht in Frage kommen.

Es dürfte aber auch noch was anderes wichtig sein: Mit den Dragon Flügen betritt SpaceX eine neue Ebene. Bislang war die Firma der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Mögen sich Personen die sich mit Raumfahrt beschäftigen, über die Firma und ihre Politik streiten – die meisten juckt es nicht. Das ändert sich wenn nun die ISS im Spiel ist. Kommen da nicht Erinnerungen an Progress 34 auf, wie sie mit der Mir kollidierte? Wie sicher ist in dieser Hinsicht die Dragon? Von SpaceX erfährt man nichts darüber. Demgegenüber gibt es eine ziemlich genaue Beschreibung der Systeme des ATV, die garantieren sollen, dass es nicht mit der ISS kollidieren kann – mehrfach redundante Systeme (doppelte Auslegung und verschiedene Systeme mit unterschiedlicher Meßmethoden) Voting Systeme für Computer und eigene Computer die einspringen wenn es Soft-/Hardwareprobleme bei den Primärrechnern und Navigationssysteme gibt. Das ATV ist dadurch sicher nicht billig geworden, aber es ist verdammt sicher. Ich wage gar nicht mal zu denken was passiert, wenn Musk tatsächlich mal Menschen ins All transportiert und das scheitert. Doch es kann sein, dass es gar nicht so weit kommt: Wenn OSC ihren Zeitplan einhalten kann und SpaceX noch ein bisschen mehr hinterherhinkt wird die NASA sich wohl für OSC entscheiden. Was wird Musk machen? Er nimmt das eingenommene Geld und macht die nächste Firma auf – Da SpaceX erst jetzt kräftig im Personalbestand expandiert, dürften von den 234 Millionen des COTS Programms noch einiges übrig sein.

Das nächste sind die anstehenden Wahlen. Ich will mich hier mal als Prophet betätigen: Ich vermute es reicht nicht zu Schwarz-Gelb. Was wird dann passieren? Ehrlich gesagt sind mir alle anderen Alternativen recht unsympathisch. Wenn CDU/SPD Koalieren, dann wird sich wieder nicht viel bewegen. Schwarz-Gelb-Grün halte ich für eine wirklich dämliche Idee. Da sind die Programme enorm weit auseinander. Die Egozentrikerpartei FDP (Keine Steuern für Reiche, Abschaffung aller Arbeitnehmerrechte und des Sozialstaates) zusammen mit den Grünen? Nie und Nimmer. Genauso wenig ist die Linkspartei regierungsfähig. Die baut Traumschlösser die keiner finanzieren kann. So wird es – das ist meine Prognose- doch wieder auf Rot/Schwarz rauslaufen.

Die Folgen? Ich denke es wird die kleinen Parteien noch stärker machen. Dass nun FDP, Grüne und die Linke mit Ergebnissen über 10 % rechnen können und die größere der beiden Volksparteien nur noch 35 % erreicht ist ja schon ein Ergebnis der großen Koalition. Gerade diese Entwicklung macht aber eine große Koalition immer wahrscheinlicher, da es für die klassische Konstellation „Eine Große und eine Kleine Partei“ nicht mehr reicht. In der Folge geht nur noch große Koalition, eben weil die beiden Volksparteien doch viel an Profil verloren haben und gerade deswegen gut koalieren können. Ich muss sagen dass ich mehr programmatische Unterschiede zwischen SPD-Grünen und FDP-CDU sehe als zwischen CDU-SPD. Das trotzdem so wenig rauskommt liegt daran, dass es nun zwei nahezu gleich starke Partner sind und beide ihr Programm durchbringen wollen. Was für Folgen es aber hat, wenn sich beide einig sind, sieht man an den Gesetzen zur Vorratsdatenspeicherung und Sperrliste für Kinderpornographie, die schlicht und einfach durchgewinkt wurden.

Einiges wundert mich dabei: Woher hat die FDP dieses hohe Wählerpotential, dass ihr Umfragen bescheinigen? Sie ist ja nun nur noch in einem Punkt liberal – in dem Punkt dass Besserverdienende entlastet werden. Aus einer Partei mit einem recht breiten Programm wird langsam wieder eine „Ein Programmpunktpartei“. Doch müsste nicht die Zahl der Gutverdienenden zurückgegangen sein? Gab es nicht die Meldung, der Mittelstand stirbt aus und es gibt mehr und mehr Arme. Klar ein Großteil dieser sorgt für den Zulauf der Linkspartei. So ist deren Anwachsen nicht verwunderlich. Was mich auch wundert ist, dass die Grünen zulegen -. derzeit haben die Leute doch andere Probleme als die Umwelt. Die ist im Zuge der Krise ziemlich in den Hintergrund gerückt und jeder weiss, dass die Forderungen der Grünen nach ökologischen Alternativen erst mal viel Geld kosten, dass dann jeder Bürger dann auch bei Stromrechnung und anderen Dingen feststellen wird.

4 thoughts on “Vermischtes

  1. SpaceX ist ein Kapitel für sich. Immerhin, sie haben wohl genug Geld erhalten um ihrer Rakete zu entwickeln und man wird abwarten müssen ob und wann sie fliegt. Das ist schon deutlich mehr als die Otrag je konnte oder deren „Nachfolger“ Interorbital …

    Was für SpaceX typisch zu sein scheint, ist alles auf eine Karte zu setzen. Wenn ich mich richtig erinnere, waren ja auch erst 3 Demonstrationsflüge für die Falcon 1 angesetzt und dann der erste kommerzielle Flug schon nach nur zwei, noch dazu gescheiterten, Flügen durchgeführt. Und das ganze wurde zum PR Desaster, weil das Merlin C zu viel Restschub hatte.

    Das einzig gute, das man dazu sagen kann, ist dass SpaceX danach innerhalb von 2 Monaten den ersten erfolgreichen Flug gezeigt hat, mit einer wohl schon bereitstehenden Rakete. Die große Frage ist natürlich, warum man dann nicht noch einen Probeflug gemacht hat, wenn die Rakete doch sowieso herum stand?

    Die Antwort ist letztlich die Frage, was, wenn der dritte Probeflug scheitert? (Was wohl auch passiert wäre.) Dann hätte es noch einen vierten Probeflug geben müssen und die Rakete bliebe ungenutzt.

    So, wie man es tatsächlich gemacht hat, heißt ein Erfolg hingegen, dass man 5-6 Millionen Dollar für einen weiteren Testflug gespart hat. Bei einem Misserfolg hingegen springt die Versicherung für einen Teil der Kosten dieses „kommerziellen Testflugs“ ein und man hat immernoch eine Rakete auf Vorrat mit der man in kürzester Zeit Fehler ausgleichen und eine erfolgreiche Demonstration fliegen kann.

    Finanziell gesehen ist das für SpaceX also das richtige Vorgehen – für den Kunden und dessen Versicherung natürlich nicht, aber SpaceX ist auch kein Wohlfahrtsverein. Die Falcon 1 und Falcon 1e war auch nie als primärer Träger von SpaceX ausgelegt, so dass man sich höhere Versicherungsprämien für die Falcon 1 leisten kann – und jederzeit sagen kann, dass die Falcon 9 eine gaaanz andere Rakete mit ganz eigenem Risikoprofil ist.

    Vielleicht folgt man mit der Falcon 9 nun diesem vermeindlichen Erfolgsrezept. Die Falcon9 sollte nun eigentlich schon vor fast einem Jahr starten. In der Zeit war man wahrscheinlich nicht untätig und hat weiter Strukturteile und Triebwerke gebaut, die jeweils parallel auf dem aktuellen Stand gehalten werden. Wenn man so 3 oder 4 Raketen zu 80% fertig hätte, dann bedeutet das natürlich mehr Arbeit, weitere Verzögerungen und das Risiko, dass man alle Raketen evtl. aufwändig ändern muss, wenn eine beim Test an der falschen Stelle einen schweren Fehler zeigt. (Turbopumpen der Merlin C o.ä.)

    Auf der anderen Seite kann es natürlich auch gut ausgehen. Dann steht man gut da, denn man hat in kurzer Zeit 3 oder 4 Flüge gezeigt. Und selbst wenn einer oder zwei davon scheitern, es kann gut sein, dass man das wohlwollend sieht. Weil SpaceX ein so großes Risiko eingegangen ist und in Zukunft wohl sorgfältiger arbeiten wird. (Ob das rational ist, steht auf einem anderen Blatt.)

    Letztlich hat SpaceX jetzt auch keine Wahl mehr einen anderen Plan zu verfolgen, wenn sie die festgesetzten Kriterien noch demonstrativ einhalten wollen.

    Selbst wenn wirklich alles schief geht und SpaceX ohne NASA Aufträge und zu kleinem kommerziellen Interesse Pleite geht, dann hat Elon Musk immernoch Tesla Motors und ein anderes Unternehmen an dem er beteiligt ist. Er kann sich das Risiko also leisten und er entscheidet in letzter Instanz, was SpaceX tut oder sein lässt …

    Man kann das nun gut oder schlecht finden, aber fest steht, dass man bei SpaceX eine andere Geschäftsphilosophie bei der Einführung neuer Raketen findet, als bei der NASA, der ESA oder Energia.

    Wenn sie deutlich schlechter ist, dann scheitert sie, wenn sie besser ist, dann hat sie vielleicht Erfolg. Besser für (fast) alle ist es in jedem Fall, zumindest besser, als wenn es niemand versucht hätte.

    P.S.: Luftschlösser die niemand finanzieren kann, beschreibst du da nicht die CSU?

  2. Ich denke die CDU/CSU macht einen kleveren Schachzug indem die CDU sich mehr an der Realität orientiert und die CSU Versprechen wie Steuersenkungen macht, die Wähler locken sollen. Verglichen mit der Linken sind die Pläne von Guttenberg & Seehofer aber „Peanuts“ um mal die Banksersprache zu bemühen….

  3. Ein Start alle 2-3 Monate ist sehr, sehr ambitioniert. Die gut eingespielte Arianespace kriegt das hin, bei Space-X habe ich aber definitiv Bedenken, dass die das fehlerfrei über die Bühne bringen. Dinge wie „das Fairing ist noch nicht fertig“ heben dann die Erwartungen auch nicht weiter an.

    Allerdings gilt: „Konkurrenz belebt das Geschäft“; und vor diesem Hintergrund sollte man Space-X viel Glück wünschen.

    Zur Politik: Die ca. 70% der wahlberechtigten Bevölkerung, die entweder selber arbeiten oder deren Partner arbeitet, würden von Sozialabbau und daraus folgenden Abgaben- bzw. Steuersenkungen generell profitieren. Von schwarz-gelb verkünden das die beiden kleineren (CSU und FDP) ziemlich offensich als Programm; der größere legt sich nicht so genau fest. Das Problem: Was will man nach der „Agenda 2010“ eigentlich noch groß an Sozialabbau machen? Spontan fällt mir hier nur die Abschaffung des erniedrigten Mehrwertsteuersatzes für Grundversorgungsgüter (Nahrungsmittel, Literatur, Nahverkehr etc. pp.) ein. Das eignet sich dann auch prima zur Gegenfinanzierung von Steuergeschenken bei der Einkommensteuer.

    Ob angesichts der durch die Mehrwertsteuererhöhung bedingten 10-prozentigen Preiserhöhung für Nahrungsmittel, U-Bahn-Monatsticket usw. der Mittelstand, der schwarz-gelb wählt, am Schluss wirklich profitiert, ist aber durchaus fraglich.

    Wird es nach der Wahl rot-rot-grün, dann bekommen wir das genaue Kontrastprogramm dazu, also mehr Einkommensteuer, mehr Grundsicherung, mehr Pflichtbeiträge zur gesetzlichen Krankenkasse usw. usf. Wer nicht arbeiten kann oder will, wird dadurch besser gestellt; wer arbeitet, mit hoher Wahrscheinlichkeit schlechter.

    Vor diesen Alternativen stehend erscheint mir „in einer Neuauflage der großen Koalition weiter machen wie bisher“ gar nicht die schlechteste Lösung.

    Kai

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