Testbericht Feldmeier FC54

Zeit mal wieder einen Testbericht zu verfassen. Diesmal zu meinem neuesten Fahrrad, dem Feldmeier FC54. Da jeder persönliche Testbericht geprägt ist, von den Vorlieben des Autors, hier die von mir, oder besser was bei mir der Einsatzzweck des Rades ist: Bei mir ist das Fahrrad Hauptverkehrsmittel für kurze Strecken. Ich brauche es um alle Einkäufe zu erledigen und ich fahre damit in die Nachbargemeinden, das zumindest regelmäßig zwei bis dreimal die Woche. Ich fahre aber nur selten damit zur Arbeit, außer ich habe einen Kundenauftrag in der Nähe aber meistens sind diese dann doch schon in größerer Entfernung.

Feldmeier FC54Das bedeutet ich brauche ein Rad, das als Lastesel taugt (für die Einkäufe). Ich bin viel auf befahrenen Straßen unterwegs und wenn es Feldwege sind, dann müssen sie mit Fußgängern geteilt werden und ich fahre zu jeder Jahreszeit, nicht nur wenn schönes Wetter ist, sondern auch wenn es schneit und regnet. Auf der anderen Seite lege ich nur moderate Strecken zurück, etwa 20-30 km in der Woche, und das Fahrrad ist kein Sportgerät für mich, ich mache also keine ausgedehnten Fahrradtouren.

Aufgrund dieses Einsatzspektrums kaufe ich bevorzugt das was man heute unter „City Rädern“ versteht. Also Räder mit Rücktrittbremse und Nabenschaltung, hohem Lenker und tiefem Einstieg. Das ist nötig weil ich öfters absteigen muss wen eine Kreuzung kommt und ich muss oft Fußgängern ausweichen. Ein schnelles All-Terrainbike wäre nichts für mich, weil ich hier selten die Gelegenheit hätte schnell zu fahren, dazu gibt es zu wenige Fahrradwege und es zudem nur bedingt geeignet ist um damit zu fahren wenn es geregnet hat oder Schnee gefallen ist, ohne sich einzusauen. Ich achte auf eine gute Beleuchtung, da ich auch nachts fahre, einen kräftigen Gepäckträger für die Einkäufe, bequeme Haltung beim Fahren. Unter diesem Gesichtspunkt habe ich auch das Feldmeier FC54 beurteilt.

Kaufgrund war dass mein 12 Jahre altes Fahrrad beim Sturm über Neujahr umgeworfen wurde und nun einen Achter im Vorderrad hat. Schon vorher war einiges defekt, so konnte man bei der Schaltung nur wählen, ob nur noch drei der sieben Gänge sauber einrasten oder die Kette so schlaf ist, dass sie in Gefahr gerät abzuspringen. Es war also Zeit ein neues anzuschaffen, zumindest für die warme Jahreszeit, denn ich fahre eine „Zwei-Räder“ Strategie: Im Winter ein altes Fahrrad, weil es da noch schneller durchrostet und altert und im Sommer das neue. Das alte ist eines von Aldi, na ja nicht richtig alt. Jetzt gerade mal vier Jahre. Ich werde mich auch darauf für den Vergleich beziehen.

GepäckträgerDer erste Eindruck ist sehr gut. Was auffällt: Das Fahrrad sieht schick aus. Bei meinem Test zum ALDI Fahrrad bekam ich ja den Kommentar, dass dieses hässlich aussehe. Ich muss sagen, das ist für mich kein Kaufkriterium gewesen. Allerhöchstens dass es nicht diese Leichenwagenfarbe „Schwarz“ hat, die nun alle Fahrräder haben. Aber mit dem mehrfarbigen Rahmen und schwarzen Lenkern macht es was her. Wenn man von oben drauf schaut ist es auch schmaler als andere Räder und braucht, wenn es abgestellt wird, weniger Platz. Der gesamte Rahmen sieht filigraner als der dagegen fast grobschlächtige des ALDI Fahrrades aus.

Der Sattel ist nicht gerade weich, aber man gewöhnt sich an ihn. Es ist mehr ein sportlicher Sattel als der breite typische Sattel eines City Fahrrades. Was mir nach dem Lauf auffiel war, dass die Sattelstange mit Schrauben in der Höhe fixiert wird. Das fiel mir deswegen auf, weil der Fahrradhändler beim Verstellen schon die schwarze Eloxierung verkratzte. Das ALDI Fahrrad hat einen Schnappverschluss, der anfangs etwas leichtgängig war, aber nun seit drei Jahren zuverlässig hält. Wenn das Fahrrad von mehreren Leuten benutzt wird, ist das echt praktisch aber auch wenn ich es alleine benutze habe ich einen Vorteil: Die Höhenverstellung geht ohne Werkzeug. Also das wäre für das FC54 eine Option über die der Hersteller mal nachdenken sollte.

An die Stütze am Hinterrad musste ich mich erst gewöhnen, finde sie nun aber praktischer als die in der Mitte, weil man meistens Gepäck hinten auflädt und so die Gefahr, dass das Fahrrad umkippt kleiner ist. Die Bereifung hat ein ausgeprägtes Profil und ist relativ breit. Die Leuchtanlage wurde mir als lichtstärker als bei anderen Modellen empfohlen, doch davon habe ich nichts bemerkt, zumindest ist sie nicht lichtstärker als die des ALDI Vergleichsmusters. Ich setze eine LED-Taschenlampe zur Halogenbeleuchtung parallel ein und hätte auch bei einem Verkaufspreis von 750-800 Euro eine LED-Beleuchtung erwartet, weil sie mit der nach STVO vorgeschriebenen Maximalleistung von 3,2 Watt mehr Licht erzeugen. Die Taschenlampe verbraucht ungefähr 0,5 Watt und ist erheblich heller.

Der Gepäckträger , das fiel mir erst auf als ich einen Einkaufskorb montieren wollte ist zu schmal für die Standard-Einkaufskörbe. Diese haben einen Haken den man nach unten schiebt, dass er nicht verrutschen kann, und dieser passt nicht rein. Seitdem geht es nur mit einem zusätzlichen Fahrradspanner und trotzdem würde ich nicht den Korb zu voll machen.

Die Schaltung schaltete anfangs butterweich, aber schon nach einem Monat hörte das auf und es begannen die ersten Zickereihen, wenn man den Gang wechselte ging es erst in den oberen und dann wieder kurz zurück um dann wieder nach oben zu springen. Das stellt sich bei jeder Schaltung irgendwann ein, doch beim ALDI Fahrrad hatte ich fast zwei Jahre Ruhe. Von den acht Gängen brauche ich hier auf den Fildern eigentlich nur 4-6, fast immer bin ich im 5 unterwegs der für leichte Steigungen ausreicht, wenn es leicht bergabgeht dann den 6 und bei größeren Steigungen dann den vierten. Beim ALDI brauche ich meistens 4 der sieben Gänge. Meine Strecke ist nicht eben, aber wohl eher mit hügelig als steil umschrieben. So 30-50 m Höhenunterschied gibt es auf Stecken zwischen 3 und 5 km Entfernung zu den Nachbargemeinden. Typisch sind aber eher kurz etwas steilere Strecken als ein langsamer Anstieg. Ob man damit einen Berg rauffahren kann, kann ich also nicht sagen, würde es aber noch bei drei leichter gehenden Gängen annehmen. Die Rücktrittsbremse hat mich überrascht. Sie ist wirklich gut. Also normalerweise bremst man damit nicht scharf, aber zweimal zog es mir fast die hintere Hälfte weg, als ich damit bremste, obwohl es keine Vollbremsung war.

Standardmäßig kommt das Fahrrad mit einem normalen Lenker, er war mir zu niedrig und zu weit vorne, daher habe ich einen City-Lenker montieren lassen. Damit fährt man recht gemütlich und flott – die Fahrt zum Schwimmen in den Nachbarort (3,5 km) schaffe ich nun in 8 Minuten, mit dem ALDI Fahrrad waren es 11 Minuten. Es ist auch einige Kilogramm leichter als dieses und man kommt flotter vorwärts.

Negativ fiel mir auf, dass das vorder Schutzblech nur aus Kunststoff ist. Das der Kettenschutz nur aus Kunststoff ist bin ich ja schon gewöhnt, aber ich halte nicht viel davon. Ab und an fällt ein Fahrrad um, vielleicht weil man es nicht vorsichtig abstellt oder falsch belädt. Metall verbiegt sich und kann dann wieder gerade gebogen werden. Kunststoff splittert und muss ersetzt werden. Das sollte bei einem hochwertigen Rad nicht so sein. Unverständlich ist für mich auch dass mein Fahrrad, das immerhin 799 Euro kostete ohne Klingel, ohne Fahrradschloss und ohne Werkezug, Garantie und Anleitung für die Schaltung (falls man mal einen Platten am Hinterrad wechseln muss) kam. Das ist angesichts dieses Preises schon fast unverschämt. Immerhin eine billige Klingel, die nicht besser als die von ALDI ist legte der Händler noch drauf.

Fazit

Meiner Ansicht nach ist für meine Zwecke das Fahrrad nicht ganz ideal. Es ist in vielen Punkten besser als mein Altes, das es ersetzte und natürlich auch als das ALDI Fahrrad. Es ist vom Lenker, dem schmalen Sattel, der Schaltung und der Geschwindigkeit, die man erreicht, so ein Mittelding zwischen sportlichem Freizeitfahrrad und Cityfahrrad. Ich denke der typische Käufer des Fahrrades ist jemand der vielleicht damit regelmäßig zur Arbeit fährt. Es ist für ein Cityfahrrad mit dem flachen Lenker und Rennradsattel und der schmalen Silhouette schon zu sportlich, also weniger der Lastenesel fürs Einkaufen und kurze Strecken. Dann lohnen sich auch die gut abgestimmten Gänge wenn man höhere Steigungen hat und wenn jemand anstatt 30 Minuten nur noch 20-22 Minuten zur Arbeit braucht, lohnt sich das Rad dann auch eher. Ich denke aber die Leute die wirklich viel fahren, werden eher zu einem All-Terraid-Bike mit Kettenschaltung greifen. Gegenüber diesem kann es bei schlechtem Wetter punkten, aber die All-Terrain-Bikes sehe auch nur bei schönem Wetter auf den Straßen …

Für mich ist es so, dass ich sicher mit einem einfacheren Modell derselben oder einer anderen Firma, also einem typischen Cityfahrrad, das zudem auch etwa 200 Euro billiger ist, besser gefahren wäre. Noch schwerer ist der Vergleich mit dem ALDI Fahrrad. Es ist schwerer, es ist nicht so schick, es gibt in vielen Kleinigkeiten Einbußen (Gepäckträger mit mangelnder Spannkraft, sich leicht verstellbarer Scheinwerfer, sehr schwacher Ständer – wackelig). Aber dafür kostet es nur ein Drittel dieses Rades. Ob dies das Feldmeier FC54 an Langlebigkeit und Robustheit wettmacht, kann ich erst in einigen Jahren sagen.

3 thoughts on “Testbericht Feldmeier FC54

  1. Hallo Bernd,
    bei dir in der Gegend scheint es nicht viele Fahrradhändler bzw. Radler mit Ahnung zu geben, oder? Für den Preis ist das Rad ganz schön teuer. Für deine Ansprüche sollte ein Rad ca. 400 – 500€ kosten. Dafür bekommt man hier in den Läden (Thüringen) mindestens LED-Beleuchtung, hydraulische Bremsen, Federgabel, (alles in Allem pflegeleichte Teile!) Klingel, Schloss und Service dazu. Das die Schaltung nach gewisser Zeit etwas Zicken macht ist klar. Anfangs dehnen sich die Bowdenzüge noch, dass lässt dann nach. Da sollte man ab und an die Schaltung einstellen. Bei der die du hast geht das ganz einfach: Hinten zwischen Ritzel und Nabenkörper ist ein kleines „Fenster“. Dort sollten zwei gelbe Striche zu sehen sein. Nun drehst du solange an den Rädchen am Schalthebel in die eine oder andere Richtung, bis die beiden Striche genau übereinander stehen. Diese Nabenschaltung läuft auch bei stärkerer Beanspruchung jahrelang tadellos (solange man beim runterschalten Last wegnimmt).
    Wie groß bist du? Mir scheint das Rad recht klein zu sein, ich würde vermuten 1,60m wäre die optimale Größe. Naja, aber das ist am Ende Geschmacksache, solange du damit klar kommst.
    Wie du schon selber festgestellt hast, wird jemand, der damit täglich 20min (ca. 6 km) zur Arbeit fährt sicher andere Räder bevorzugen 😉

  2. Hallo Bernd,
    es gibt auch eine Alternative zum Kauf bein Haendler: Viele Stadte ab 10000 Einwohner versteigern die Fundfahrraeder einmal im Jahr. Der Versteigerungstermin steht im Amtsblatt oder in der Lokalzeitung. Am Tag der Versteigerung kann man sich die Raeder vorher mal ansehen. Fuer ein gutes gebrauchtes Markenrad kommt man da nicht ueber hundert Euro. Ich bin in unserer Nachbarstadt immer an den Versteigerungen dabei. Habe mir nur einmal vor dreissig Jahren ein neues Rad gekauft und fahre seitdem nur noch Fundfahrraeder. Zum Einkaufen habe ich mir einen Fahrradanhaenger besorgt.
    Hat mich mit der Anhaengerkupplung 45 Euro gekostet. Ist leider ein billiges, wackeliges Teil, made in China. Das genuegt fuer meine Ansprueche.

  3. Hallöchen,

    Ich bin leider mit linken Händen geboren und mein Können beim Fahrrad erstreckt sich auf das Ersetzen eines Reifens beim Vorderrad, bei 3-Gang Schaltungen auch noch beim Hinterrad. Für das Nachstellen der Schaltung wäre dann schon ein Service zuständig. Nur erwarte ich wie schon angedeutet dass man bei dem Preis auch noch einen oder zwei Servicetermine kostenlos dazubekommt. 🙁

    Das Fahrrad hat einen Listenpreis von 750 Euro und ist vom Rahmen schon klein. Ich bevorzuge ebene eher Frauenfahrräder wegen des einfacheren Einstiegs. Aber das stört mich nicht. In meinem Ferienhaus habe ich sogar nur ein 24″, das ist noch kleiner.

    Ich denke das nächste wird wieder ein Aldi Rad sein. Die Idee mit dem Fundrad ist ja ganz gut, nützt wahrscheinlich aber nur was wenn man sie auch reparieren kann.

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