Fragen rund ums Essen
So, da ich nun nach der Weiterleitung des Diätbuchmanuskripts mal wieder an den Ernährungsfragen arbeite, heute wieder einen Blog zu dem Thema. Diesmal geht es um Fragen rund ums Essen.
Sollte man zum Essen nichts trinken?
Früher bekamen Kinder genau diese Empfehlung. Waren die Eltern damals besonders fürsorglich oder warum hört man von dieser Regel heute nichts mehr?
Fangen wir mal mit dem Wasserbedarf an. Empfohlen wird ein Konsum von 2-2,5 l pro Tag. Da in der festen Nahrung auch Wasser enthalten ist, sollte man noch 1,2 bis 1,8 l in Form von Getränken zu sich nehmen. Idealerweise über den ganzen Tag verteilt, da schon ein geringes Absinken des Wasseranteils ungünstig ist. Vor allem die geistige Leistungsfähigkeit sinkt ab. Das Senioren weniger Durst empfinden wird z.B. auch mitverantwortlich für Demenz und die Abnahme der geistigen Leistung gemacht.
Doch hat dies etwas mit dem Trinken zum Essen zu tun und sollte man dann nach dem Essen trinken? Nein, denn diese Regel ist viel älter als diese wissenschaftlichen Erkenntnisse. Sie stammt aus einer Zeit, als es noch nicht so viel zum Essen gab. Und der Hintergrund ist ein anderer. Wenn wir etwas essen, so müssen wir es einspeicheln. Sonst können wir es nicht schlucken. Trinken wir nichts zum Essen, so benötigen wir viel Speichel. Das hat zwei Wirkungen. Zum einen ist die verbrauchte Speichelmenge ein Sättigungsindikator. Je mehr Speichel man braucht, desto schneller fühlt man sich satt. Zum Zweiten stellt sich um so schneller ein Sättigungsgefühl ein, je langsamer wir essen. Der Magen braucht einige Zeit, bis er durch Dehnungsrezeptoren signalisiert, dass er gut gefüllt ist. Da wie selbst im günstigen Fall aber nicht so viel Speichel produzieren, wie wir durch Getränke aufnehmen, isst man, wenn man nichts trinkt, langsamer. Beides zusammen bewirkt, dass man eher weniger isst, bis man satt ist. Der tiefere Sinn war es nicht, Kindern beizubringen vernünftig zu essen, sondern wenn es wenig Essen gibt, dafür zu sorgen, dass trotzdem alle ein Sättigungsgefühl bekommen. Wer Probleme mit dem Gewicht hat, kann ja mal versuchen, ob es besser wird, wenn man nichts zum Essen trinkt, aber im Normalfall ist es aber sehr schwer, seine Angewohnheiten zu ändern.
Ist es ungesund schnell zu essen?
Auch das ist eine Regel aus alten Zeiten. Neben dem Erziehungseffekt, dass man alles gut durchkauen soll, hatte auch sie den Zweck, dass auch sie bewirkt, dass man eher ein Sättigungsgefühl ausbildet, weil wie schon gesagt, der Magen nicht sofort die Rückmeldung ans Gehirn sendet. Wer langsamer isst, braucht aber mehr Zeit zum Essen.
Physiologisch ist zu bemerken, dass bei pflanzlicher Rohkost das Kauen wesentlich für die Aufnahme von Nähstoffen ist. Nur zerkleinerte Rohkost kann von der Magensalzsäure und den Enzymen in nennenswerter Weise aufgeschlossen werden. Trotzdem ist die Aufnahme von Vitaminen nach Untersuchungen bei dem Konsum von pflanzlicher Rohkost eher gering. Dies gilt wahrscheinlich auch für die Nährstoffe. Bei erhitzter Nahrung oder tierischer Nahrung ohne harte Zellmembranen spielt es keine Rolle, ob sie sehr stark gekaut wurde oder nicht, die Zellen können in diesem Falle von der Magensäure angegriffen werden.
Physiologisch macht dies also keinen Unterschied ob man langsam oder schnell kaut. Der wesentliche Unterschied ist, dass wenn man langsam isst, also sich viel Zeit fürs Kauen lässt, man eher bemerkt, wann man satt ist bzw., es kaum vorkommen kann, dass man zu viel isst.
Warum sollte man beim Essen nichts reden?
In die gleiche Kerbe schlägt die Regel, beim Essen nicht zu reden. Das Dahinterliegende ist, dass sobald wir beim Essen reden (oder heute eher Fernsehschauen, Surfen oder Zeitung lesen), unsere Aufmerksamkeit dem gilt. Das Gehirn schaltet auf den „Automatikmodus“ und wir essen ohne das wir dies bewusst bemerken, außer es gibt Probleme, wie Salat, der von der Gabel fällt. Genauso, wie wir nicht nachdenken müssen, beim Gehen jeden Fuß vor den anderen zu setzen, können wir auch essen, ohne viel davon zu bemerken. Je nach grad der Ablenkung bemerkt man nicht, wie viel man isst, manchmal sogar nicht, was man isst oder wie es schmeckt. Entsprechend ignoriert man auch das Sättigungsgefühl, dass sich bei vollem Magen einstellt. Auch diese Regel diente daher dazu, dass die Leute nicht zu viel aßen.
Man kann alle Regeln nutzen, wenn man abnehmen will: also langsam essen, sich aufs Essen konzentrieren und erst danach trinken.