Haschisch
Eigentlich sind die Zeiten lange vorbei wo ich im Internet nur mal so rumgesurft bin, aber kürzlich kam ich doch dazu. Der Anlass war banal: in einem Fernsehfilm ertappt eine Mutter ihren Sohn beim Dealen und zwingt ihn 300 g Hasch zu vernichten. Da kam die Bemerkung „Weist Du was das gekostet hat?“. Ja wie viel? Ich habe keine Ahnung, aber dazu gibt es ja das Internet. Und da kam ich auf eine Seite die Leuten die Schmerzen haben, dagegen wird sogar Cannabis experimentell verschreiben, beschreibt wie sie es zuhause „indoor“ anbauen für 1,53 Euro pro Gramm im ersten Jahr. Im zweiten wirds billiger weil Investitionen für Boxen, Lüfter und Lampen nicht mehr anfallen. Beim Weiter surfen bin ich dann bei einer niederländischen Firma gelandet wo man die Cannabissamen bestellen kann – für 10 bis 30 Euro pro Stück, bei mehr als einem wirds billiger.
Das erinnerte mich an einen Film in ZDF-Info. Da kamen vor den US-Wahlen vermehrt Sendungen über Amerika und da war einer über Kalifornien. Dort ist Cannabiskonsum zur Schmerztherapie legalisiert und man kann es bei halbstaatlichen Läden kaufen. Man braucht nur ein Rezept vom Arzt, was auch kein Problem ist wenn man keine Schmerzen hat. Die Anbauer von Haschisch können den Stoff an den Läden verkaufen und einer zeigte uns seine Plantage in einem Dachzimmer „Ich habe ja nur 10 Pflanzen, andere haben bis zu 100“. Eine Stadt in Kalifornien ist sogar noch weiter gegangen und hat Haschisch besteuert.
Wäre das nicht ein Modell für uns? Eigentlich ist das ganze System ja verrückt. Man baut Pflanzen im Zimmer an, mit Licht aus Halogenlampen in abgeschlossenen Boxen, weil sie ja aufdringlich riechen, bezahlt für einen einzigen Samen mehrere Euro. Es lohnt sich, weil man pro Produkt viel verdient. Nur deswegen kann man auch Samen zu mehreren Euros verkaufen. Diesem Treiben könnte man sofort begegnen, wenn der Anbau legalisiert würde. De Faktor kann ein Landwirt auf einem Hektar wahrscheinlich den „Stoff“ zu einem Bruchteil des Preises produzieren und niemand würde mehr anfangen Hanf selbst zu ziehen. Über die Rezepte könnte man trotzdem den Konsum steuern. Und eine Steuer wie bei Zigaretten kann man auch erheben.
Denn wachsen tut Hanf bei uns. Was gern vergessen wird: das ist eine uralte Kulturpflanze, deren Anbau erst vor einigen Jahrzehnten verboten wurde, weil man schwer vom äußeren Aussehen her Haschisch produzierende Pflanzen von „anderem“ Hanf trennen kann. Meine Mutter erzählte mir, dass sie im Krieg ihr eigenes Hanföl produziert haben. Daneben war Hanf lange Zeit auch wichtig, weil man daraus Leinen gewann, nicht für Kleidung sondern auch Taue, Segel wurde er eingesetzt. Es spricht also eigentlich nichts dagegen, dass man Haschisch als „Hanfprodukt“ nicht zu Preisen produzieren könnte wie Tabak, also 100 Euro pro Kilogramm. Wenn der Staat dann noch ordentlich Steuer draufhaut kann er es trotzdem noch weitaus billiger verkaufen als illegales Hasch, das (zumindest nach meinen Recherchen) so 7-10 Euro/Gramm kostet.
Die Frage ist natürlich immer, ob dies nicht schädlich ist – für die Leute wie für die Gesellschaft. Es also einer Explosion von Haschichkonsumenten kommen würde. Ich bin kein Experte dafür (die einzige Droge die ich konsumiere ist Alkohol in kleinen Mengen, schon weil ich mich mein Gewicht halten will, Zigaretten habe ich mit 12 oder 13 mal probiert und schon nach einer wurde mir klar, dass ich das nicht mag) aber soweit ich informiert bin sind sowohl Abhängigkeit wie negative Wirkungen von Haschisch geringer als z.B. von Alkohol oder Tabak. Ich glaube eher, das etwas verbotenes die Neugier ankurbelt es zu probieren. Der Staat hat ja schon ein gewisses Verständnis gezeigt, So soll Haschisch in kleinen Mengen ja noch Geduldetet werden. Also meine Meinung: wenn es als Droge nicht gefährlicher als Alkohol oder Tabak ist, dann sollte es legalisiert werden, in der einen oder anderen Form, man könnte ja auch den privaten Anbau für den Selbstbedarf legalisieren so z.B. dass man eine bestimmte Menge selbst anbauen kann und mehr dann konfisziert wird oder verboten ist.
Ich glaube, wenn der Staat daran viel verdienen könnte wie das schon bei den Zigaretten der Fall ist, dann wäre das keine Frage, denn da gibt es ja diese Bigotterie – die Steuer auf die Zigaretten wird laufend erhöht, der öffentliche Konsum wird immer mehr eingeschränkt, Werbung ebenso, aber verboten wird es nicht.
[Edit 2019]
Inzwischen ist in die Diskussion etwas Bewegung gekommen. Nicht nur international: Kanada hat Cannabis für jedermann freigegeben. Jedermann das heißt auch jeder darf es anbauen, wenn auch beschränkt auf 4 Pflanzen pro Wohnung. Das ist ein Unterschied zu der Freigabe in US-Bundesstaaten wo zwar der Konsum für jeden Volljährigen legal ist, nicht aber der anbau. Entsprechend kommt der Cannabisabsatz auch schleppend voran: warum 10 Dollar pro Gramm zahlen, wenn man fürs selbe Geld einige Samen bekommt die mit ein wenig Blumenerde und Wasser ohne Problem 30 bis 50 g Ertrag pro Pflanze liefern?
Was so ein Verbot bringt, sieht man ja bei der Prohibition. Niemals wurde so viel gesoffen wie in der Zeit, als es verboten war.
Bei einer Legalisierung könnte es ähnlich wie beim Bier brauen laufen: Der Anbau muß vorher angemeldet werden, und dann darf man eine bestimmte Menge für den Eigenbedarf steuerfrei anbauen. Sobald man mehr anbaut muß Steuer bezahlt werden, und der Verkauf darf nur an autorisierte Händler erfolgen.
Sicherlich gibt es doch schon Erkenntnisse, wie sich die Situation in den Niederlanden entwickelt hat, seit das Zeug dort legal wurde. Ich habe jetzt aber eigentlich keine Zeit, da mal nachzuforschen.
Eine Besteuerung war für Kalifornien vorgesehen, da sollten pro Jahr 1,4 Milliarden Dollar in die Staatskasse kommen, das Referendum ist aber gescheitert.
Bevor jemand meckert: mir ist gerade erst beim nachrecherchieren aufgefallen dass ich Haschisch (Harz) und Marihuana (Blüten und Blätter) verwechselt habe. Man merkt eben ich habe habe mit dieser Droge nicht viel am Hut.
Moin,
Atomstromgras hat einen bei weiten höheren THC gehalt, als Mexikanisches, mit Deutscher Hecke gar nicht zu vergleichen. Zudem produzieren nur unbestäubte weibliche Pflanzen THC, und da Hanf ein Windbestäuber ist, kann eine einzige männliche Pflanze im 5km Umkreis die Ernte versauen. Davon dass es im Herbst hier in Deutschland meist regnet, und einem die Blüten beim Trocknen verschimmeln, kann jeder Freilandbauer ein Lied singen:
Also hier kommt die passende Musik zum Thema:
http://www.youtube.com/watch?v=BYaObBQTkpk
ciao,Michael
Nicht ganz: THC ist in allen Teilen der Pflanze enthalten, nur eben in deutlich geringerer Menge und man muss rechtzeitig ernten bevor die Blüte ganz ausgereift ist. Bei den enormen Summen die man eigentlich für etwas zahlt was nicht teuer als Küchenkräuter sein sollte würde es sich lohnen die ganze Pflanze zu ernten und aufzuarbeiten, THC ist relativ einfach extrahierbar und reinigbar, zumindest im großtechnischen Sinn.
Soweit ich weiss ist Hanf in den Niederlanden auch nicht ganz legal. Der Verkauf und Konsum ist in Coffeeshops für Niederländer erlaubt. Der Anbau ist illegal und die Abgabe an Ausländer wohl auch. Was das ganze etwas absurd werden läßt, dass die niederländischen Coffeeshopbesitzer illegal Hanf aus Deutschland beziehen, wo er auch illegal angebaut wurde.
@Arne Soweit ich weiß liegen die Niederländer im Konsum von Cannabis lediglich im europäischen Mittel. Man weiß aber auch von Ländern und Spanien(Cannabisclubs) und Portugal, dass nach quasilegalisierung der Konsum nicht zugenommen hat.
Ach ja was im Artikel vll noch fehlt. Bei der letzten US-Wahl haben Colorado und Washington dafür gestimmt, Cannabis auch für Spaßkonsum freizugeben. Ein Netz von staatlich kontrollierten Läden soll nun im nächsten Jahr entstehen. Das könnte potentiell die ganze USA mitziehen und dann folgt wohl auch Europa.
Die Nierderlande zeigen ja, dass dann nicht alle kiffen wie verrückt. Wenn man sich anschaut, warum überhaupt Cannabis verboten wurde, dann kann man nur mit den Ohren schlottern. Ich zitiere mal aus Wikipedia:
„Bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts war Cannabis, gewöhnlich in Form von alkoholischen Extrakten, ein leicht verfügbares Medikament; im 19. Jahrhundert eines der am häufigsten verschriebenen.[12] Auf der zweiten Opiumkonferenz am 19. Februar 1925 in Genf unterzeichnete Deutschland ein überarbeitetes Abkommen aus der ersten Opiumkonferenz über den Handel mit Drogen. Es wurde am 25. September 1928 in Kraft gesetzt. Daraufhin wurden auch Drogen wie Heroin, Kokain und, auf das Drängen von Ägypten hin, auch Cannabis mit in die Liste aufgenommen und mit Opiaten gleichgestellt. Indien, das auch als einziges Land eine wissenschaftliche Forschung vorzeigen konnte, widersprach aus religiösen und kulturellen Gründen. Auch Deutschland sah keinen Grund, Cannabis mit aufzunehmen. Daraufhin drohte Ägypten mit Importbeschränkungen für Kokain (Merck KGaA) und Heroin (Bayer AG).[13] Bayer intervenierte bei der damaligen Regierung und diese schloss sich dann dem Verbot an. 1929 wurde ein neues Opiumgesetz verabschiedet. Cannabis wurde durch die direkte Überführung des Opiumgesetzes des Deutschen Reiches in der Fassung vom 10. Dezember 1929 (RGBl. I S. 215) in das Betäubungsmittelgesetz am 24. Dezember 1971 (BGBl. I S. 2092) illegalisiert.“
Ein Gesetz beschlossen auf Druck der Pharmalobby, und eins zu eins durchgewunken in der BRD …. Da wundert es einen nicht warum man noch Jahrzehnte nach Untergang der kaiserlichen Flotte noch die Sektsteuer für den Flottenbau erhebt ….
Das Legalisieren von „Drogen“ ist ganz allgemein besser als kriminalisieren. In Deutschland gibt es inzwischen sogar Heroinabgabeprogramme für Schwerstabhängige:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/36767
Ja, richtig gelesen: Die härtesten Junkies kriegen Heroin auf Krankenschein, weil es einfach die beste Methode ist, die Jungs und Mädels zu stabilisieren und das sonst stattfindende immer weitere Abgleiten zu stoppen. Irgendwann können die trotz Abhängigkeit dank des reinen und qualitativ gleichbleibenden Stoffs dann sogar wieder anfangen, eine Ausbildung zu machen oder zu arbeiten. Und sozial wieder den Anschluss zu finden, ermöglicht dann auch langsame Schritte Richtung Dosisreduktion.
Warum dennoch die politische Mehrheit am Verbotsirrsinn festhält, während gleichzeitig destillierter Alkohol komplett frei verkäuflich ist und noch nicht einmal hart besteuert wird, hat wohl mehr mit „Sündenbocksuche“ zu tun, als mit gelebter Drogenprävention, die doch immer vorgeschoben wird.
Klar ist, dass man generell versuchen sollte, den Konsum aller gefährlichen Substanzen zu begrenzen. Aber das geht fast überall mit Aufklärung und Limitierung (Steuern, Verkaufsbeschränkungen auf bestimmte Läden etc. pp.) leichter als mit Verboten.
Jag
Allerdings ist der den Verbraucher bestimmte Alkohol vergällt, also mit einem ungeißebaren Mittel versetzt, das man durch einfache Destillation nicht abtrennen kann (wohl aber durch eine entsprechend gute Trennsäule, was sich aber wegen der Investitionen auch nur bei größeren Mengen lohnt). Für technische Zwecke gibt es aber den Alkohol ohne Vergällungsmittel…
Den Konsum gefährlicher Substanzen beschränken geht am einfachsten und billigsten durch ein Werbeverbot. Aber genau da sperren sich die Politiker seit Jahrzehnten. Zum Teil mit so perversen Argumenten, wie „ein Werbeverbot für Tabak ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte“. Klar, die Leute nicht umzubringen ist ein Verbrechen.
Da werden große Anti-Raucher-Aktionen gestartet, und gleichzeitig Tabakwerbung zugelassen. Das ist ungefähr so sinnvoll wie Al Kaida bekämpfen und ihnen gleichzeitig Waffen liefern. Aber nichts ist zu idiotisch, solange man nur genug Geld damit machen kann.