Gedanken zum Weltuntergang 1

Ihr wisst ja alle, heute geht die Welt unter – zumindest wenn man den Maya Kalander falsch auslegt. Dabei sind doch die Mayas Spezialisten im Weltuntergang – ihre Kultur ging schon 1000 Jahre vor dem anvisierten Termin um. Keine Angst, jetzt kommt nicht wie in anderen Blogs oder im Fernsehen eine kurze Geschichte der Weltuntergangsprophezeihungen. Mir war nur eine sympathisch. Sylvester II prophezeite als Papst den Weltuntergang für das Jahr 1000, und als er nicht eintrat wusste er auch warum: Er hatte ihn durch seine Gebete abgewendet!

Daran habe ich mir ein Beispiel genommen: Ich habe mich intensiv um einen Kontakt zu dem Schicksal bemüht (als Buchautor mit Leserzahlen die man an den Fingern abzählen kann, habe ich einen wirklich guten Kontakt zum Schicksal) und kann euch verkünden: Die Welt geht nicht unter!!!

Spaß beiseite: runde Zahlen scheinen sehr populär bei Weltuntergangsprophezeihungen zu sein. Erinnert sich noch jemand an die Hysterie vor 2000, als prophezeit wurde, dass alle Computer wegen des Y2K Bugs ausfallen?

Aber nehmen wir das Thema noch ernst: Wann steht der Weltuntergang an. Nun dass kann man unterschiedlich interpretieren: „Welt“ als „Erde“ und „Welt“ als „unsere Welt = unsere Zivilisation“. Der erste Teil ist relativ gut beantwortbar: Unsere Sonne wird wie jeder andere Stern immer leuchtkräftiger werden. Das ist ein Prozess der seit der Entstehung der Sonne abläuft. Als sie das Wasserstoffbrennen vor 4,6 Milliarden Jahren zündete, hatte sie nur 70% der heutigen Leuchtkraft. Das geht so weiter, erst langsam, dann schneller. In 500 bis 800 Millionen Jahren wird die Temperatur auf der Erde über 50°C betragen, höheres Leben ist dann nicht mehr möglich. In 5 Milliarden Jahren leuchtet sie doppelt so hell wie heute.

Danach beschleunigt sich dieser Vorgang. Die Ursache liegt im Verbrennen des Wasserstoffs im Kern. Dabei entsteht Helium als Fusionsprodukt. Da ein Heliumatom aus vier Wasserstoffatomen gebildet wird nimmt mit fortschreitender Fusion die Zahl der Teilchen ab. Im Kern eines Sterns herrscht ein Gleichgewicht aus Gasdruck und Gravitationskraft. Sinkt der Druck durch weniger Teilchen, so drückt die Gravitationskraft den Kern zusammen, das steigert die Temperatur und die Fusionsrate steigt bei höheren Temperaturen nicht linear sondern sehr stark an. Bei der Proton-Proton Kette in der sechsten Potenz zur Temperatur und bei dem CNO Zyklus, der bei der Sonne bisher nur wenig zur Energieproduktion beiträgt sogar in der 15-ten Potenz. In der späteren Phase der Sonne, wenn der Kern weitgehend nur aus Helium bestimmt wird er durch die Gravitation stark komprimiert auf 1/100 des Durchmessers (derzeit: Ein Drittel) und Wasserstoff der vorher außen lag rückt nach – es beginnt ein Schalenbrennen das langsam nach außen wandert. Als Folge wird der Druck auf den dünnen Mantel größer und die Sonne bläht sich auf – sie wird zum ersten Mal zu einem roten Riesen, und erreicht dabei den hundertfachen heutigen Durchmesser, recht also bis zur Merkurbahn. Dies wird in rund 6 Milliarden Jahren soweit sein.

Überschreitet der Kern eine Mindestmasse und Temperatur so zündet das Helium und verbrennt zu Kohlenstoff/Sauerstoff. Das führt dazu, dass der Stern nun wieder schrumpft, er bleibt aber immer noch größer als die Sonne heute. Es ist aber kein dauerhafter Zustand. Sehr bald ist das Helium im Kern fusioniert ist (typisch: etwa 1 Milliarde Jahre) und erneut beginnt ein Schalenbrennen, erneut bläht sich die Sonne auf, diesmal noch weiter. Ob die Erde mal von ihr verschluckt wird, ist offen, die meisten Modelle sehen  sie noch außerhalb der Sonne, doch die Venus erwischt es sicher. Die Umlaufbahn der Erde kann sich auch nach außen verschieben, weil die Sonne in diesem zweiten Roten-Riesenstadium durch Sonnenwinde erheblich mehr Materie verliert als heute. Innerhalb von 50 Millionen Jahren wird sie 30% ihrer Masse verlieren. Dieser Sternenwind könnte aber auch die aufgeheizte Erdoberfläche wegstahlen, eine Atmosphäre und Ozeane besitzt die Erde zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr, sie sind längst verdampft und weggeblasen. Falls die Erde nicht innerhalb der äußeren Sonnenhülle läuft (wodurch sie abbremst und verschluckt wird), dann ist sie nun nichts mehr als ein glühender Gesteinsbrocken. Sehr lange dauert bei der Sonne, das rote Riesenstadium aber nicht, denn wenn sich das Schalenbrennen der Oberfläche nähert, dann bewirkt die Energieerzeugung dass der Druck schließlich die äußere, inzwischen auch recht dünne Hülle wegbläst und sie als Rauchring durchs Weltall schwebt. Schließlich ist das Gesamte Helium zu Kohlenstoff fusioniert, und ohne weitere Energieerzeugung zieht sich der Kern durch die Gravitation zusammen, sodass schließlich ein Weißer Zwerg entsteht – in etwa so groß wie die Erde, nur besteht er aus einer halben Sonnenmasse Kohlenstoff und Sauerstoff.

Dann wird’s kalt auf der Erde, denn obwohl dieser Kern enorm heiß ist (anfangs über 200.000 K, doch das sinkt schnell auf 30.000 K ab), so ist er doch viel kleiner als die Sonne und seine absolute Leuchtkraft liegt bei einem 1000-stel der Sonne. Es umkreist dann ein eiskalter Planet einen weiß leuchtenden Punkt. Die Sonne wird von uns aus gesehen dann nur noch ein blendend leuchtender Stern sein. Es wird durchaus hell sein, etwa so hell wie sonst in der Abenddämmerung oder unter dunklen Gewitterwolken, doch die ganze Helligkeit wird von einem gleißenden Punkt ausgehen. Ohne Atmosphäre muss das ziemlich eindrucksvoll aussehen, denn der restliche Himmel wird dann schwarz sein.

Soviel über den Untergang der Welt als Erde, morgen dann mehr über meine persönlich Ansicht über den Zeitpunkt der Untergang unserer Zivilisation.

2 thoughts on “Gedanken zum Weltuntergang 1

  1. Netter Artikel, aber einen Kritikpunkt hab ich doch noch: Da mich die „Sternenphysik“ als Teilgebiet der Astronomie bzw. Astrophysik nicht so sehr interessiert, sind mir die Bezeichnungen für die Prozesse im Innern eines Sterns auch nicht sonderlich geläufig. Aber gut, das hat sich jetzt ein klein wenig geändert, seit ich das Buch „Auf der Suche nach den ältesten Sternen“ von Anna Frebel lese. Die Dame ist Astrophysikerin und hat vor ein paar Jahren tatsächlich den bislang ältesten Stern im Universum gefunden. In dem Buch bechreibt sie u.a. die Suche danach und wie Astronomen heutzutage arbeiten. Ach ja, und damit man die Komplexität der Materie auch einschätzen kann, beschreibt sie in den ersten Kapiteln nach einer kurzen Entwicklungsgeschichte der modernen Physik auch die Sternentstehung und das Leben eines Sterns incl. der Prozesse, die dabei im Inneren des Sterns ablaufen. Dazu gehört dann auch eine kurze Beschreibung von Protonen-Protonen-Kette und CNO-Zyklus. Das Buch ist sehr interessant, aber auch anspruchsvoll. (Ich schätze, das könnte Populärwissenschaft in der Form sein, die Bernd bevorzugt.) Aber eine Rezension werde ich wohl nicht dafür schreiben, das können andere besser als ich.

    Zurück zum Artikel: Dass die Erde sich in ein paar milliarden Jahren zum roten Riesen aufbläht, ist mir auch bekannt. Aber mir schwebt da immer noch was von 4 Milliarden Jahren im Kopf herum. Deshalb würde mich jetzt mal interessieren, seit wann man von 11 Milliarden Jahren ausgeht?
    Etwas neuer ist ja die Erkenntnis, das die Erde bei der Ausdehnung der Sonne nach aussen geschoben werden kann, also ihre Umlaufbahn vergrössert; (was passiert dann eigentlich mit dem Mond?) Es ist aber auch möglich, das sie von der Sonne verschluckt wird.

    Was den letzten Punkt angeht, also den blendenden Punkt: Eine Idee von diesem Eindruck müsste man doch eigentlich bekommen können, wenn man vom Mond aus in die Sonne blickt. Da gibt es ja auch keine Atmosphäre, und es ist für unsere Augen wahrscheinlich viel zu hell. Und wenn die Sonne sich schliesslich zum weissen Zwerg gewandelt haben wird, können wir uns wahrscheinlich als Geister vom Jenseits aus ansehen, wie ihr Licht auf der Erde wirkt, sofern sie noch da ist.

  2. Sorry, die 11 Milliarden beziehen sich auf den Zeitpunkt ab Geburt der Sonne, also in rund 6 Milliarden Jahren, ich habs inzwischen auch korrigiert. Den Weg der Sonne im HR Diagramm sieht man auch in den beiden neuen Artikeln auf der Website
    http://www.bernd-leitenberger.de/leben-der-sterne1.shtml
    http://www.bernd-leitenberger.de/leben-der-sterne2.shtml

    Auch vom Mond aus ist die Sonne noch immer ein gleißender Ball, das besondere ist dass wir einen weisen Zwerg nicht mehr als flächenhaftes Objekt wahrnehmen, sondern nur noch als Punkt. Die Helligkeit dürfte je nach Alter des Zwerges dann so sein wie im äußeren Sonnensystem heute (anfangs so wie heute beim Saturn, später dann so wie beim Pluto)

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