Nochn überflüssiger Träger

Gerüchten zufolge muss die US-Regierung sparen, aber sie scheint über 100 Millionen für die Entwicklung eines überflüssigen Trägers übrig zu haben. Boeing bekam von der DARPA den Auftrag eine Rakete für den Start von Mikrosatelliten zu entwickeln. Genau sind es 104 Millionen und der Start soll schon im Finanzjahr 2015 sein.  Etwas später wurde dann bekannt das die Rakete mit einer Strike Eagle (F-15E) gestartet werden soll und 7,3 m lang ist. Genaueres weiss man noch nicht nur die Nutzlast von 45 kg (100 US-Pfund) und Boeing verspricht die Startkosten für Mikrosatelliten auf ein Drittel zu drücken, 1 Million pro Flug.

Nun untersuchen wir das mal. Nach der Abbildung die die Rakete etwa 0,8 bis 1 m hoch, ihre Länge kennen wir, die beträgt 7,3 m. Die Pegasus als Vergleich ist 15,20 m lang mit einem maximalen Durchmesser von 1,27 m. Das Gewicht ist nur schätzbar, ich würde es auf 5-6 t schätzen. Die maximale Waffenlast einer Strike Eagle beträgt 11 t, allerdings verteilt unter Rumpf und Tragflächen. Natürlich kann man bei einer derartigen Startmasse einen 45 kg Satelliten transportieren, allerdings dürfte die Steuerung (Sender, Batterien, Inertialplattform, Computer etc) wahrscheinlich fast genauso viel wiegen.

Angesichts der schnellen Entwicklung tippe ich drauf, dass man militärische Raketen einsetzt. Die USA haben ja da einiges an Raketenabwehr Waffen entwickelt. Kostengünstig wäre es auch wenn die Ziffer von 1 Million haltbar ist. Eine Pegasus kostet 30 Millionen, vor allem aber deswegen weil sie so selten fliegt. Auch das spricht für die Zweckentfremdung schon existierender Raketen.

Das leitet mich zum Aber über: Aaaaaaaber braucht man überhaupt so was? Also Mikosatelliten sind typische Sekundärnutzlasten. die kann man mitnehmen bei SSO-Missionen, die sind nicht gerade häufig, aber eine pro Jahr gibt es auch in den USA oder ISS-Missionen, da wird es einige mehr geben: 4-6 CRS-Transporte in den nächsten Jahren jedes Jahr. Gut, vielleicht passt dann die Bahn nicht bzw. bei ISS-Missionen wird man sie erst anheben müssen, aber ist es da nicht einfacher einen kleinen Antrieb in den Satelliten zu integrieren? Ein 22 N Hydrazintriebwerk, ein kleiner Hydrazintank und man kann die Bahn verändern. Oder man nimmt zwei kleine Feststofftriebwerke mit feststehendem Impuls. Selbst wenn es dann die Nutzlast 60 kg schwer macht, das spielt bei einer Sekundärnutzlast nun nicht die große Rolle. Atlas V und Delta 4 haben sogar einen Standardadapter für solche Sekundärnutzlasten. Damit könnte man sie schon heute starten.

Aber wo sind denn die Starts? Ich kann mich nicht an so viele Mikrosatelliten in den letzten Jahren erinnern. Es gibt meist die kleinen Cubsats von 1-3 kg Gewicht und dann folgen schon größere die einen eigenen Start haben mit einigen Hundert Kilo Gewicht. Ab und an ein Start dazwischen, aber braucht man für diese wenigen Nutzlasten einen eigenen dezidierten Träger? 104 Millionen für eine Trägerrakete auszugeben, die man nicht braucht ist schon eine Menge, da könnte man SpaceX fragen ob sie nicht 12 Faclon 1 nochmal herstellen und starten und damit käme man auch lange aus – ohne Neuentwicklung.

Irgendwie verstehe ich den tiefen Sinn nicht, doch das ist bei vom Militär geplanten Dingen ja öfters so. Das ist irgendwie Mode. Die NASA baut das Senate Launch System (SLS) – auch für das gibt es keine Nutzlasten. Irgendwie ist das heute modern. Wir entwickeln eine Trägerrakete und sehen dann ob wir sie brauchen. Und wenn wir feststellen dass sie zu klein ist bauen wir einfach eine größere … NASA und Pentagon machen nach was Privatinvestoren vormachen.

One thought on “Nochn überflüssiger Träger

  1. Wen man es preisgünstig machen wollte, könnte man für das Militär auch auf ausgemusterte Raketen zurückgreifen. Die USA haben sicher doch noch einige nicht verschrottete Trident I. Darüber hinaus sollen sie grade einige alte Tridents II ausmustern. Eigentlich sollten die für Mikrosatellit mehr als ausreichend sein.
    Prinzipiell bieten sich als Startplattform Uboote an, zumindest für die Trident II. Irgendwelche Verträge dürften keine Probleme machen, da die Russen von Delta IV-Klasse Ubooten die Schtil-1N zum Start von Satelliten verwenden. Man könnte aber auch Startplattformen an Land günstig (um/rück)bauen, da es ja nur eine Feststoffrakete ist.

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